Rechenzentren im All: Warum Bezos glaubt, dass KI dort besser läuft
Blue-Origin-Raketen könnten Bauteile in den Orbit bringen. (Bild: Blue Origin)
Einer Prognose der Internationalen Energieagentur (IEA) zufolge soll sich der Strombedarf von Rechenzentren – angetrieben durch den KI-Boom – bis 2030 auf 945 Terawattstunden verdoppeln. Das entspricht ungefähr dem Stromverbrauch Japans.
Bezos‘ Vision: Rechenzentren im Orbit
Knapp ein Drittel dieses Stroms wird laut IEA mit Kohle produziert. Mehrere Tech-Konzerne wie Meta setzen zudem auf Atomstrom – bevor sich auf lange Sicht wohl erneuerbare Energien durchsetzen dürften. Amazon-Gründer Jeff Bezos hat jetzt seine Vision für die Zukunft von KI-Rechenzentren vorgestellt.
In einem Gespräch mit Ferrari- und Stellantis-Chef John Elkann im Rahmen der Italian Tech Week 2025 erklärte Bezos, dass in spätestens zehn bis 20 Jahren die ersten Gigawatt-Rechenzentren im Orbit errichtet würden. Der Vorteil: Dort könnten sie Solarenergie ohne Beeinträchtigungen durch Dunkelheit oder Wolken gewinnen.
Ähnlichkeit mit Orbit-Solarkraftwerken
Eine ähnliche Idee verfolgen verschiedene Forschungsteams und Startups, die Solarmodule in den Orbit verfrachten wollen. Island etwa will 2030 das erste orbitale Solarkraftwerk in Betrieb nehmen. Die dort gewonnene Energie soll schließlich in Form von Mikrowellen zur Erde gebracht werden.
In Bezos‘ Plan würde die Solarenergie gleich vor Ort genutzt werden. Die Komponenten für die Errichtung sowie die Wartung müssten derweil mit Schwerlastraketen in den Orbit gebracht werden – und genau solche baut das Bezos-Unternehmen Blue Origin.
Strahlung: Konzept mit Schwächen
Allerdings hat auch dieses Konzept Schwächen. Die bestehen zum einen darin, dass die teils sensible Hardware wirksam vor der Sonnen- und Weltraumstrahlung geschützt werden müsste. Entsprechende Tests von Firmen wie HPE oder Axiom Space auf der ISS haben gezeigt, dass das durchaus eine Herausforderung ist, wie The Register schreibt.
Darüber hinaus müssten die Rechenzentren wohl hochautomatisiert arbeiten und von Robotern gewartet oder upgedatet werden. Fraglich, inwieweit das in großem Umfang auf Dauer funktionieren kann.
Hohe Latenzen bei Datenübertragung
Eine weitere Schwierigkeit stellt die große Entfernung von der Erde dar. Denn – wie von Satelliteninternet bekannt – müsste man bei der Datenübertragung hohe Latenzen in Kauf nehmen. Befände sich das Rechenzentrum im Erdorbit, würden die Latenzen zwischen 20 und 40 Millisekunden betragen.
Für Bezos kein Problem: Bestimmte Workloads ließen sich vielleicht nicht im Orbit verrichten. Für andere, weniger verzögerungsabhängige und energieintensivere Anwendungen seien KI-Rechenzentren im Orbit aber ideal. Die Kosten terrestrischer Rechenzentren könnten, so Bezos, in den nächsten Jahrzehnten von jenen im Orbit jedenfalls unterboten werden.