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Ratgeber

Kein Big Tech, kein Trump: So surft, sucht und mailt ihr ohne Google, Microsoft und Co.

Keiner kennt unsere digitale Persona besser als Google, Apple oder Meta. Dabei muss man sich längst nicht mehr auf große US-Datenkraken verlassen, um sich im Netz zu bewegen. Denn es gibt genug Alternativen – auch aus Europa.

8 Min.
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Der Ausstieg aus den Big-Tech-Ökosystemen ist heute in großen Teilen leichter denn je. (Foto: Shutterstock / Anton Vierietin)

Lange Zeit galt die US-Tech-Branche als liberales Leuchtfeuer, Silicon Valley und Kalifornien als Musterbeispiele für progressive Politik. Mit dem Amtsantritt von Präsident Donald Trump hat sich der Wind gedreht. In der Hoffnung auf Deregulierung spendeten unter anderem Apple-Geschäftsführer Tim Cook, OpenAI-Chef Sam Altman sowie Meta, Google-Mutter Alphabet oder Amazon Millionenbeiträge zur Amtseinführung des US-Präsidenten.

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Nicht nur dafür stehen die Spender:innen jetzt in der Kritik. Um vor potenziellen Verstößen gegen Trumps zahlreiche Dekrete sicher zu sein, kündigten zum Beispiel unter anderem Alphabet, Amazon und Meta an, ihre Diversitätsprogramme einzustellen. Für diejenigen, denen die Datensammelwut der großen US-Tech-Firmen ohnehin schon zu ausufernd ist, könnte das ein weiterer Anlass sein, sich nach Alternativen umzusehen.

Denn auch wenn die Gratisnutzung von Google Workspace, Microsoft Edge oder Whatsapp komfortabel ist, gibt es genug andere Angebote für Mail, Messenger oder Maps. Wir stellen euch je zwei Alternativen vor, die entweder aus dem Open-Source-Bereich kommen, ohne Rückenwind durch Big Tech auskommen oder in der EU ansässig sind.

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Browser-Alternativen: Firefox und Ecosia

Eine der offensichtlichsten Alternativen zu Edge und Chrome ist Firefox. Die dazugehörige Mozilla Foundation ist Vorreiter in Sachen Privatsphäre und Datenschutz. Ihr Browser war etwa der erste, der eine Do-Not-Track-Funktion eingebaut hatte.

Mit der Einführung der anonymisierten Werbewirksamkeitsmessung öffnet sich der Browser ein Stück weit der Werbeindustrie, besser als Chrome ist Firefox diesbezüglich aber allemal.

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Wer nach einer deutschen Alternative sucht, wird mit dem Ecosia Browser fündig. Dieser wird vom gleichnamigen Berliner Unternehmen betrieben, das sich stark auf Umweltschutz fokussiert. Werbeprovisionen werden für Baumpflanzprojekte genutzt und durch die Investition in eigene Solaranlagen soll der Browser auch pro Nutzungstag Strom generieren. Wie das im Detail funktioniert, ist unklar.

Ein weiterer Bonuspunkt: Ecosia ist auf der Blink-Engine aufgesetzt. Die wird auch von Chrome und Edge verwendet. Entsprechend ist die Nutzung für Umsteiger:innen intuitiv und der Browser flott.

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Mail-Alternativen: Posteo und Mailbox.org

Google Mail ist kostenlos und einfach zu nutzen, dafür aber auch eine echte Datenkrake. Eine deutsche Alternative ist Posteo. Um ein Konto anzulegen, müssen keine persönlichen Daten angegeben werden. Mails lassen sich auf Wunsch mit PGP und S/MIME verschlüsseln, und auch ohne Verschlüsselung entfernt Posteo Infos über das genutzte Mailprogramm aus dem Mail-Header und löscht die IP-Adresse.

Die Sicherheit und Werbefreiheit sind allerdings nicht umsonst. Für einen Euro pro Monat gibt es zwei Gigabyte Mailspeicher, einen synchronisierbaren Kalender und eine Kontaktliste.

Ein ähnliches Angebot hat auch Mailbox.org, das zu Heinlein Hosting gehört. Die Firma hat erst kürzlich einen Opencloud genannten Fork der Open-Source-Cloud-Anwendung Owncloud gestartet, ist mit seinem Mail-Angebot allerdings schon länger im Geschäft. Der Funktionsumfang für das Ein-Euro-Postfach ist ähnlich wie bei Posteo. Zwar braucht man für die Registrierung einen Namen, das kann aber auch ein Pseudonym sein.

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Mit Mailbox Guard gibt es PGP-Verschlüsselung, Wegwerf-Adressen wirken einer Profilbildung entgegen. Zusätzlich bietet das Programm eine eigene Videokonferenz-Software. Wer drei Euro pro Monat zahlt, erhält nicht nur fünf Gigabyte Cloud-Speicher, sondern auch eine Office-Suite. Die steht Google Workspace in nichts nach und basiert auf der OX App Suite der deutschen Firma Open-xchange.

Alternative Suchmaschinen: Qwant und Kagi

Auch wenn sich die meisten unabhängigen Suchmaschinen auf die Indizes von Google und Bing verlassen müssen, gibt es Alternativen, die zum Teil eigenständig agieren. Eine davon ist Qwant. Der französische Suchmaschinenanbieter setzt sich auch für europäische digitale Souveränität ein und hat 2023 zusammen mit Ecosia die European Search Perspective aufgesetzt. Daraus soll ein unabhängiger Index entstehen, der ohne Big Tech auskommt.

Derzeit finanziert sich Qwant allerdings hauptsächlich über Werbeeinblendungen von Bing, finanziell läuft es auch nicht wirklich rund. 2023 kauft der Betreiber des Cloud-Anbieters OVHcloud, Octave Klaba, die strauchelnde Suchmaschine. Immerhin bleiben so alle Daten innerhalb der EU.

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Kagi schlägt einen anderen Weg ein. Die Firma sitzt zwar in den USA, hat aber ein Geschäftsmodell, das Tracking und Werbung unterbindet. Für fünf US-Dollar pro Monat sind 300 Suchen inklusive. Wichtig dabei: Kagi ist eine Meta-Suchmaschine. Die Anfragen werden also – ohne Fingerprinting und Tracking – über verschiedene Anbieter und den eigenen Index Teclis bearbeitet.

Je mehr Werbung und Tracker eine Seite aufweist, desto weiter hinten taucht sie in den Suchergebnissen auf. Mit den sogenannten Lenses können Nutzer:innen ihre Anfragen auf bestimmte Bereiche eingrenzen und zum Beispiel nur in akademischen Veröffentlichungen suchen. Derzeit zahlen laut offiziellen Angaben rund 40.000 Menschen für Kagi.

Messenger-Alternativen: Threema und Signal

Selbst wer noch nie von Kagi, Posteo oder Ecosia gehört hat, wird vermutlich schon mal mit Signal in Berührung gekommen sein. Der Gratis-Messenger läuft unter dem Dach der Signal Foundation, einer Non-Profit-Organisation mit Sitz in den USA. Anders als beispielsweise bei Telegram werden alle Inhalte Ende-zu-Ende verschlüsselt.

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Weitere Features wie verschwindende Nachrichten tragen ebenfalls zu einem hohen Privatsphäre-Standard bei. Ansonsten dürfte der Umstieg von Whatsapp für die meisten relativ simpel sein. Die Funktionen sind fast identisch. Ein Knackpunkt für Anonymitäts-Enthusiast:innen: Die App kommt nicht ohne Telefonnummer aus.

Wie auch andere kleinere Apps hat Signal ein Finanzierungsproblem. Daten von ProPublica zeigen, dass die Signal Foundation in den vergangenen Jahren regelmäßig Verluste gemacht hat, 2021 und 2022 sogar in Millionenhöhe. Dass es die App überhaupt noch gibt, liegt unter anderem an einem Kredit von Whatsapp-Mitgründer Brian Acton, der seit 2022 Geschäftsführer von Signal ist.

In einem Blogbeitrag weist das Unternehmen darauf hin, dass es 2025 voraussichtlich Ausgaben in Höhe von 50 Millionen US-Dollar haben wird. Der Beitrag ist allerdings von 2023, es ist also nicht klar, wie aktuell die Zahlen noch sind.

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Wer auf mehr Anonymität und Betrugsschutz setzt, sollte sich Threema anschauen. Der Messenger ist, anders als die Konkurrenz, kostenpflichtig. Dafür braucht man für eine Registrierung aber auch keine Telefonnummer oder E-Mail-Adresse, die Identifizierung läuft über einzigartige Schlüssel. Die Schweizer Firma verschlüsselt ebenfalls alle Nachrichten und löscht diese nach der Übertragung von ihren Servern. Videoanrufe, Gruppenchats und andere Features großer Firmen hat Threema auch im Gepäck.

Das einzige Problem, das auch ein Stück weit für Signal gilt: Kaum jemand nutzt die App. Im März 2024 hatte Threema laut Firmenseite zwölf Millionen User:innen. Whatsapp hatte schon 2020 zwei Milliarden.

Maps-Alternativen: Magic Earth und Organic Maps

So viel kurz vorweg: Keine der beiden Maps-Alternativen nutzt eine eigene Kartendatenbank, beide greifen auf Openstreetmap zu. Dafür erhebt beispielsweise die in den Niederlanden sitzende Firma General Magic für ihren Dienst Magic Earth so wenig Nutzer:innendaten wie möglich.

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Für Online-Navigation oder den Abruf von Daten zum ÖPNV muss die App ins Netz. Aber die im Vergleich zur Konkurrenz wirklich ausführlichen Datennutzungsangaben zeigen, dass Magic Earth auf Sparsamkeit ausgelegt ist. Das zeigt sich auch daran, dass Magic Earth keine Werbung einblendet.

Wer anonymer bleiben will, kann Organic Maps nutzen. Auch hier werden laut Angaben auf der Projektseite keine Tracker eingebunden und keine Daten gesammelt. Die Datenschutzbestimmungen sind allerdings mehr als dürftig und absolut nicht DSGVO-konform. Anders als Magic Earth ist Organic Maps aber keine geschlossene Software, der Quellcode liegt bei GitHub.

Zehn Powerpoint-Alternativen Quelle: Gorodenkoff/Shutterstock

Der klare Fokus von Organic Maps sind Offline-Karten. Die sind zum Beispiel dank zusätzlicher Features wie Höhenmeteranzeige und der Einbindung von Wander- oder Radwegen für Ausflügler:innen interessant. Schönheitspreise wird die App dafür nicht gewinnen. Wie viele Open-Source-Programme ist die Benutzeroberfläche spartanisch und optisch eher altbacken.

Alternativen für Kollaboration und Cloud-Speicher: Cryptpad und The Good Cloud

Wer wirklich viel Speicher in der Cloud benötigt, landet als erstes bei Dropbox und Google Drive. Für zehn Euro bekommt man hier einen respektive zwei Terabyte Speicher.

Eines der wenigen Angebote, das hier mithalten kann, einfach zu bedienen ist und nicht in den USA sitzt, ist The Good Cloud aus den Niederlanden. Hier kosten ein Terabyte zwanzig Euro pro Monat, dafür gibt es aber auch dieselben Funktionen wie bei Dropbox. Da die Dateien auf einem eigenen Server gehostet sind, sind sie vor Zugriff durch US-Behörden anders als in den USA besser geschützt. Wer eine Workspace-Alternative sucht, kann sich für 18 Euro pro Jahr auch eine Instanz von Collabora oder Onlyoffice dazubuchen.

Deutlich weniger Cloud-Speicher, aber dafür eine auf maximale Verschlüsselung und Datenschutz ausgelegte Alternative zu Google Docs, Sheets und Konsorten bietet Cryptpad. Die Kollaborationssoftware lässt sich kostenfrei selbst hosten, außerdem gibt es zahlreiche Cloud-Instanzen, die unter anderem vom Chaos Computer Club betrieben werden.

Auf cryptpad.fr kann man sich ohne Angabe von persönlichen Daten einen Account bei der Hauptinstanz erstellen. Gehostet werden die Daten in Frankreich. Die Übertragung ist ebenfalls verschlüsselt, wenn auch laut Cryptpad-Dokumentation nicht komplett anonym. Dafür funktioniert die Nutzung nach dem Zero-Knowledge-Prinzip. Wer seine Zugangsdaten vergisst, verliert den Zugriff auf seinen Account, da selbst Cryptpad diese nicht kennt.

Vom Funktionsumfang reicht Cryptpad mittlerweile an die Großen heran. Durch die Einbindung von Onlyoffice – ohne Übertragung der Daten an den Dienstleister – gibt es Word-, Excel- und Powerpoint-Klone. Cryptpad selbst bietet einen einfachen Editor und ein simples Kanban-Board an. Wer fünf Euro pro Monat investiert, bekommt fünf Gigabyte Speicher und einen eigenen Drive.

Besonders interessant: Jede Datei lässt sich nach Ablauf eines bestimmten Zeitraums unwiederbringlich zerstören. Zusammenarbeiten lässt sich in den Dokumenten wie auch in Google Docs, Kommentare, Live-Bearbeitung und Link-Sharing sind problemlos möglich. Bislang zahlen laut Angaben von Cryptpad 1.000 Menschen für ein Abo auf der Hauptinstanz, 2024 hat die Firma ein Plus von 70.000 Euro gemacht.

Alternativen in der generativen KI: Mistral und Open-Source-Modelle von Hugging Face

Bei KI-Chatbots ist die Lage etwas komplizierter. Für nahezu alle relevanten digitalen Lösungen der großen Tech-Firmen gibt es datensparsame Alternativen, die auf Privatsphäre setzen oder zumindest in der EU tätig sind, aber was KI angeht, besteht hier noch Aufholbedarf. Einer der wenigen relevanten Player in Europa kommt aus Frankreich. Mistral AI, dessen diverse Sprachmodelle mit Produkten von OpenAI, Anthropic oder Meta mithalten können, ist in der EU gehostet und DSGVO-konform.

Wer beispielsweise die App Le Chat nutzt, muss sich trotzdem im Klaren sein, dass die Inputs und Outputs zum Training von Mistral-Modellen genutzt werden. Zumindest dann, wenn man einen Gratis-Account angelegt hat. Abonnent:innen haben die Möglichkeit, dieser Art der Verarbeitung zu widersprechen.

Generative KI lässt sich aber auch unabhängig von der Cloud und großen Anbietern nutzen, wenn man auf eine Anbindung an eine Suchmaschine oder APIs verzichtet. Auf Hugging Face gibt es dutzende Open-Source-Modelle, die sich herunterladen und beispielsweise über Docker installieren lassen.

Wem das zu kompliziert ist, der kann auch nach GGUF-Versionen der Modelle suchen. Die lassen sich in Programme wie Jan oder LM Studio einbinden und damit ohne großen Aufwand auf dem eigenen System betreiben. Das spart Ressourcen und ist datenschutzfreundlich.

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Kommentare (1)

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Jörg Langer

„Um vor potenziellen Verstößen gegen Trumps zahlreiche Dekrete sicher zu sein, kündigten zum Beispiel unter anderem Alphabet, Amazon und Meta an, ihre Diversitätsprogramme einzustellen.“

Das ist doch so nicht richtig.
Meta z.b. hat sich öffentlich auch dazu geäußert, dass man von der Zensierung der Biden Regierung endlich die Schnauze voll hat, und die Kontrollen beendet.
So hat man auch keinen Bock mehr auf dieses Linke diverse rumgedöns.
Genauso will niemand das Gendergeschwafel.

Das hat nichts mit „Unterwerfung“ zu tun.

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