Die Seiten erhalten ihre Namen von der jeweiligen Implementierung, die ihre Vision vertritt. ABC ist bisher die populärste Node-Implementierung in Bitcoin Cash. Unter der Führung von Amaury Sechet forkte sich letztes Jahr Bitcoin Cash von Bitcoin weg. Damals wollte man die Entscheidung in der Skalierungsfrage den Minern überlassen und nicht den Entwicklern oder Nutzern. Diese Meinungsverschiedenheit fand ihren Ausdruck in der User Activated Soft Fork (UASF) und der Hard Fork Bitcoin Cash.

Nach der ersten Hard Fork am 1. August 2017 begann die Bitcoin-Cash-Community, sich mit dem Gedanken der Hard Forks anzufreunden. Man traf den Beschluss, alle sechs Monate eine Hard Fork durchzuführen. Mitte Mai 2018 war es dann auch wieder soweit: Bitcoin Cash forkte zum zweiten Mal. Die Blockhöhe fand ihr neues Limit bei 32 Megabyte und einige OP_Codes wurden wieder aktiviert. Mit den OP_Codes gewinnt BCH an Funktionen und ermöglicht beispielsweise soziale Netzwerke auf der BCH Blockchain. Damals waren sich noch alle einig. Doch heute, Mitte November 2018, hat sich die Situation dramatisch gewandelt.

Tatsächlich kann man von einem Drama sprechen, wenn man die Entwicklungen in der Bitcoin-Cash-Community mitverfolgt. Alles begann mit dem von Amaury Sechet vorgeschlagenen Preconsensus, der die BCH Community entzweite. Man würde sich von der Vision Satoshis entfernen und nicht mehr die Prinzipen des Whitepapers einhalten, hieß es von der Opposition. Doch damit nicht genug, die generelle, experimentierfreudige Haltung Sechets gegenüber Bitcoin Cash trifft auf Widerstand. Dieser Widerstand vereinigt sich unter dem Namen „Satoshi Vision“ oder kurz SV. Auch die kanonische Sortierung von Transaktionen (CTOR) findet keine Freunde bei SV. So stehen sich nun zwei Lager innerhalb der BCH-Community gegenüber: ABC vs. SV.

Alte Kameraden scheinen nun Todfeinde zu sein. Roger Ver und Craig Wright sind keine Freunde mehr. Auf dem Bitcoin.com-Youtube-Channel verliest Roger Ver die offizielle Kriegserklärung von nChain-Lead-Scientist Craig Wright. Wright lässt keinen Zweifel zu: Er will nicht, dass die vorgeschlagenen Änderungen von ABC ihren Weg in das BCH-Protokoll finden.

Es kann nur einen Gewinner geben in diesem Kampf der Visionen. Wright ist dafür auch bereit, monetäre Verluste hinzunehmen. In seinen Äußerungen geht Wright so weit, Drohungen gegen ABC zu äußern – mit einer größeren Hashrate will er nach der Hard Fork ABC angreifen und leere Blöcke minen, damit Transaktionen nicht bestätigt werden. Das nennt man auch Sharkmining. Diese Drohung ist ernstzunehmen, da SV aktuell zwischen 76 Prozent und 83 Prozent der gesamten Bitcoin-Cash-Hashrate für sich beanspruchen kann.

Was sind denn nun die Unterschiede zwischen ABC und SV? Eine detaillierte Auflistung und jeweils eine Erklärung findet sich bei Coin.Dance. In kurze Listen zusammengefasst:

• Canonical Transaction Ordering (CTOR) anstatt Topological Transaction Ordering (TTOR)
• Mindestgröße von Transaktionen liegt bei 100 Byte
• Push-Only für scriptSig
• Aktivieren von OP_CHECKDATASIG und _CHECKDATASIGVERIFY (DSV)
• Clean Stack benötigt

• Erhöhen der Blockgröße zu 128 Megabyte
• Reaktivierung der OP Codes MUL, SHIFT, INVERT
• Restriktionen für Skripte gelockert

Auf den ersten Blick lässt sich erkennen, dass SV weniger Änderungen am Protokoll vornehmen will. Ein Fakt, der vielen Anhängern der Vision Satoshis zusagt. Außerdem sind gerade CTOR und DSV vielen ein Dorn im Auge, handelt es sich doch um tiefe Eingriffe in das BCH-Protokoll.

So unsympathisch einem die Art von Craig Wright vorkommen mag, in der BCH-Community findet er viele Anhänger. Sein selbstbewusst proklamierter Ansatz steht in einer Linie mit der ursprünglichen Version von Bitcoin.

Gegen ABC spricht noch die plötzlich umgekehrte Richtung, dass die Miner nun doch nicht das Sagen bei Protokolländerungen haben. Hatte man sich 2017 doch gerade mit dieser Begründung von BTC losgesagt, so scheint diese Rechtfertigung nicht mehr zu dienen. SV hat deutlich mehr Hashrate als ABC.

Auch ein Blick auf /r/btc erinnert an die Debatte von 2017. Damals beklagte Roger Ver die Zensur der Moderatoren auf /r/bitcoin gegenüber großen Blöcken und Bitcoin Cash. Doch heute findet sich eben diese Zensur gegenüber Craig Wright auf /r/btc wieder. Ein Umstand, der nicht gerade ein positives Licht auf ABC und die Moderation von /r/btc wirft.

Das Drama um Bitcoin Cash liefert eine willkommene Ablenkung in Zeiten, in denen sich der Bitcoin-Kurs nur seitwärts bewegt und das Lightning-Network nach wie vor zwölf bis 18 Monate auf sich warten lässt. Einen Hash-Krieg, wie ihn Craig Wright ausgerufen hat, hat es in der Bitcoin-Welt noch nie gegeben. So werden nun auch die BTC-Anhänger wieder auf Bitcoin Cash aufmerksam und verfolgen, vielleicht schadenfroh den Hahnenkampf auf der Blockchain. Bevor man selbst den einen oder anderen Coin aus der Hard Fork verkauft, empfiehlt es sich, zu warten, bis sich der Staub gelegt hat.

Wer die Hard Fork für sich entscheiden kann, wird sich in den nächsten Wochen zeigen. In Führung liegt gerade Satoshi Vision. Gibt ABC den Kampf auf, bevor er begonnen hat? Oder wird man den ersten Hash-Krieg der Geschichte sehen? Ab dem 15. November um 17:40 Uhr ist der Ring eröffnet. Möge der Bessere gewinnen.

Dieser Artikel erschien zuerst bei BTC Echo.