Bitcoin: Das gefährlichste Open Source Projekt aller Zeiten?

Bitcoins: Was ist das überhaupt?
Ein Bitcoin ist eine Datei auf deinem Computer. Diese wird entweder generiert über die P2P-Software, die frei auf der Projektwebsite heruntergeladen werden kann und für alle gängigen Plattformen verfügbar ist. Oder sie wird angelegt, wenn dich jemand mit Bitcoins bezahlt.
Die virtuelle Währung Bitcoin ist technisch auf insgesamt 21 Millionen solcher Coins limitiert, wovon aktuell etwa 6 Millionen verfügbar sind. Die Zahl soll sich bis 2014 verdoppeln. Die Software zur Herstellung der Bitcoins ist so ausgelegt, dass sich die Produktion über die Laufzeit verlangsamt.

Hält Bitcoin für das gefährlichste Open Source Projekt aller Zeiten, Jason Calacanis. (Foto: Joi / flickr.com, Lizenz: CC-BY)
Man könnte sich nun fragen, warum nicht gleich mit 21 Millionen gestartet und auf die weitere Produktion verzichtet wird. Dies hängt einerseits mit dem Aufwand zusammen, der erforderlich ist, um Bitcoins zu berechnen. Ein handelsüblicher Laptop würde fünf Jahre rechnen, um einen Bitcoin zu erstellen. Andererseits ist die Bitcoin-Software so ausgelegt, dass maximal alle zehn Minuten ein Coin generiert werden kann. Dieser Wert wird hart geregelt, reduziert sich also auch nicht, wenn immer mehr P2P-Clients sich an der Berechnung beteiligen, wie es seit etwa einem halben Jahr der Fall ist.
Bitcoins werden als CryptoCurrency bezeichnet, weil sie auf starken Verschlüsselungstechnologien basieren. Die Technologie der Herstellung und Verteilung der Bitcoins machen sie technisch unangreifbar. Ähnlich wie bei P2P-Filesharingdiensten ist es unmöglich, die Verteilung der Coins zu stoppen. Während bei Filesharingdiensten wenigstens gewisse Blockaden auf Protokollebene möglich sind, ist das bei Bitcoins nicht der Fall.
Die einzige Möglichkeit, Bitcoins anzugreifen, besteht darin, sie zu illegalisieren und danach zu versuchen, die Teilnehmer einzelner Transaktionen zu identifizieren und strafrechtlich zu belangen. Das ist übrigens ein Szenario, dass die Befürworter der Technologie für die nächsten 12 bis 18 Monate durchaus erwarten. Denn niemand kann ernsthaft damit rechnen, dass sich die der Regulierung zugeneigten Institutionen, wie Regierungen und deren Finanzapparate mit einer anarchisch strukturierten Währung werden anfreunden können. Tarnkappe für die Illegalisierung wird die Verwendung der Bitcoins für den Erwerb illegaler Drogen, sowie die Verwendung in verbotenen Glücksspielen sein. Tatsächlich finden Bitcoins in diesen Zahlungsvorgängen bevorzugt Verwendung, was aber auf ihren Charakter zurückzuführen ist.
Bitcoins: Wie das System funktioniert
Bitcoins funktionieren wie Bargeld. Sie liegen, wie Münzen in der Jacke, als Dateien auf dem Computer des Verwenders und können im Prinzip genauso verwendet werden. Der gängigste Weg der Zahlung mit Bitcoins ist der über die entsprechende P2P-Software. Es haben sich aber auch bereits entsprechende Onlineservices gebildet, die die Transaktionen übernehmen.
Um eine Zahlung mit Bitcoins zu veranlassen, muss der Zahler die Bitcoin-Adresse des Empfängers kennen. Der Zahler fügt seiner Zahlung ein entsprechendes Hash hinzu, so kann der Empfänger eine Zahlung seinem Zahler zuordnen, weiß mithin also, dass es tatsächlich Kunde X war, der gezahlt hat. Für Außenstehende, also nicht an der Transaktion beteiligte, ist der Zahlungsfluss nicht nachvollziehbar. Demnach, anders als bei normalen Bankwegen, kann auch Strafverfolgungs- oder Finanzbehörden der Weg des Geldes niemals offenbar werden.
So ist es kein Wunder, dass Bitcoins von staatlichen Behörden ungern gesehen sind. Aber auch private Unternehmen, wie etwa PayPal haben kein Interesse an dieser neuen Form des Geldes, weil sie daran nichts verdienen können. Bitcoins brauchen keine Vermittlungsinstanzen, um den Transfer abzuschließen. So würde Paypal komplett überflüssig.
Seit etwa einem halben Jahr steigt der Wert der Bitcoins stetig an, mit starken täglichen Schwankungen, die auch schon mal bis zu 50% des Wertes betragen können. Während ich diesen Beitrag schreibe, schwankt der Wert eines Bitcoins um 8$. Das ist erstaunlich, denn noch im Dezember 2010 lag er recht stabil bei 20 Cent.
Bitcoins: Die Nachteile für jeden einzelnen Verwender
Ein wesentlicher Nachteil des Systems, der allerdings jeder Währung immanent ist, sind die starken Schwankungen im Wert der Bitcoins. In anderen Währungen, jedenfalls in den Industrienationen, finden zumindest keine Schwankungen um mehrere 1000% innerhalb von sechs Monaten statt. Andererseits darf man wohl davon ausgehen, dass in der Zukunft die Schwankungsbreite abnehmen wird.
Die anderen Nachteile sind wesentlich handfester:
- Zahlungen mit Bitcoins können nicht rückgängig gemacht werden. Hat man versehentlich an den Falschen gezahlt, ist man dem Wohlwollen dieser Person ausgesetzt. Im Zweifel ist das Geld weg.
- Werden die Bitcoins auf der lokalen Festplatte gelagert und tritt ein Systemfehler auf, sind die Bitcoins weg.
- Klaut jemand Euren Rechner, sind die Bitcoins weg.
- Kauft Ihr Sachen, die man nicht kaufen sollte, und erhaltet statt der Ware Morddrohungen, sind die Bitcoins auch weg.
Jason Calacanis, Gründer von Weblogs Inc., jetziger Mitinvestor bei Mahalo und Teil eines Finanzierungsteams, hält Bitcoins für das gefährlichste Open Source Projekt, das jemals ins Leben gerufen wurde. Für ihn hat es das Potenzial, die Welt zu verändern. Das alles gilt nur, insoweit man nicht an die regulatorische Kraft der Legislative glauben möchte.
Die indes hat es sehr leicht: Bitcoins werden verboten. Unternehmen, die bislang Bitcoins als Zahlungsmittel annehmen, werden dann sehr schnell damit aufhören. Und wenn sich Bitcoins nur noch auf dem ohnehin illegalen Markt von Angebot und Nachfrage nach verbotenen Gütern finden lassen, ist es Essig mit dem Weltveränderungspotenzial…
Was haltet Ihr von Bitcoins? Das beste seit Bier in Dosen oder nur ein neuer Hype, den die Gesetze fressen werden?