Bitcoin gut für Ransomware: Die unterqualifizierte Kritik der Zentralbankchefs

Notenbankchefs bringen Bitcoin-Kritik auf Stammtischniveau. (Foto: Boliukh Oleksandr / Shutterstock.com)
Der Kryptobranche ging es schon besser. Vor allem der Terra-Crash hat einmal sehr real gezeigt, wie ein Kryptotoken innerhalb von wenigen Wochen von deutlich über 100 US-Dollar auf weit unter einen Cent einbrechen kann. Gleichzeitig hat der Crash mit dem Mythos des Stablecoin aufgeräumt. Der Terra-USD war angeblich stabil an den Dollar gekoppelt und liegt jetzt bei 6 Cent – das aber stabil ;-)
Worthülsen, die durch ständige Wiederholung nicht wahrer werden
Frotzeln ist also erlaubt. Das sollte allerdings auf einem gewissen Niveau passieren. Was Bernanke, der immerhin sowohl unter US-Präsident Bush wie auch unter Obama Chef der wichtigsten Bank der USA war, sich vergangene Woche in einem CNBC-Interview leistete, wurde diesem Anspruch nicht gerecht. Folgende Allgemeinplätze ließ er hören:
„Bitcoin und andere Kryptowährungen, deren Wert sich von Minute zu Minute ändert, waren als Spekulationsobjekt erfolgreich – und die Leute sehen gerade die Kehrseite davon. Aber eigentlich sollten sie ein Ersatz für Fiat-Geld sein, und ich denke, dass sie in dieser Hinsicht nicht erfolgreich waren. Denn, wenn Bitcoin ein Ersatz für Fiat-Geld wäre, könnte man mit Bitcoin seine Lebensmittel kaufen gehen. Niemand kauft Lebensmittel mit Bitcoin, weil es zu teuer und zu umständlich wäre, das zu tun.“
„Darüber hinaus schwankt der Preis von Lebensmitteln, der Preis von Sellerie, radikal von Tag zu Tag in Bezug auf Bitcoin, und so gibt es auch keine Stabilität im Wert von Bitcoin. Bitcoin wird in erster Linie für Aktivitäten der Schattenwirtschaft und oft für illegale oder unerlaubte Dinge verwendet.“
„Ich glaube nicht, dass Bitcoin sich als alternative Geldform durchsetzen wird. Es wird ihn so lange geben, wie die Menschen daran glauben und damit spekulieren wollen.“
„Wie ich schon sagte, ist es ein spekulativer Vermögenswert. Gold hat einen unterschwelligen Gebrauchswert – man kann es zum Beispiel zum Füllen von Hohlräumen verwenden. Der zugrundeliegende Gebrauchswert eines Bitcoins besteht darin, Ransomware oder ähnliches zu machen. Eines der anderen Risiken von Bitcoin ist, dass er irgendwann einer viel stärkeren Regulierung unterworfen werden könnte. Und auch die Anonymität ist meiner Meinung nach irgendwann in Gefahr. Investoren in Bitcoin sollten sich dessen also bewusst sein.“
Nichts davon ist neu, nichts davon lässt auf eine einigermaßen intellektuelle Betrachtung schließen. Bernanke hat sich seit 2013, als er in einem Brief an den Ausschuss für Heimatschutz geschrieben hatte, dass virtuelle Währungen Risiken für die Strafverfolgung darstellen könnten, nicht mehr weiterentwickelt.
EZB-Chefin bläst ins gleiche Horn
Übrigens hat sich die amtierende Chefin der Europäischen Zentralbank, Christine Lagarde, ebenfalls in der vergangenen Woche gegenüber einem niederländischen Lokalsender ganz ähnlich geäußert. Ihrer Meinung nach seien „Krypto-Währungen wertlos und sollten reguliert werden, damit die Bürger davor beschützt werden, mit ihrer Altersvorsorge zu spekulieren.“
Es beunruhige sie, dass die Menschen „kein Verständnis für die Risiken haben und alles verlieren und schrecklich enttäuscht werden.“ Aber mit dem digitalen Euro werde alles besser:
„Meiner bescheidenen Meinung nach ist das alles nichts wert, es basiert auf nichts, es gibt keine zugrundeliegenden Vermögenswerte, die wie ein Sicherheits-Anker dienen. Wenn eines Tages die digitalen Zentralbank-Währungen kommen, dann wird hinter jedem digitalen Euro die Zentralbank stehen, und das ist grundlegend anders.“
Erstaunlich, diese Worte. Vor allem in einer Zeit, in der nicht zuletzt der Euro von Tag zu Tag an Wert verliert. Die Eurozone erlebt die höchsten Inflationsraten, die je gemessen wurden, aber Lagarde sorgt sich um die kalte Enteignung altersvorsorgender Menschen durch Krypto-Assets. Das hat schon etwas Komödiantisches.