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Bitcoin muss umstrukturiert werden, sonst stirbt die Kryptowährung

Um das Bitcoin-Netwerk am Leben zu erhalten, werden Unmengen von Strom verbraucht. Das könnte den Bitcoin schon im nächsten Jahr in Gefahr bringen, meint t3n-Redakteur Jochen G. Fuchs.

Von Jochen G. Fuchs
3 Min. Lesezeit
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Der Bitcoin leidet an einem sehr hohen Ressourcenverbrauch. (Foto: Lightboxx/Shutterstock.com)

Der Bitcoin und Kryptowährungen sind nicht mehr als technologische Entwicklung wegzudenken, sie kleinzureden ist definitiv keine glaubhafte Option mehr. Dafür ist das Potenzial der Technologie zu groß. Aufgrund der dezentralen Struktur sind diese Technologien auch schwer bis gar nicht zu regulieren. Trotzdem bringt sich der Bitcoin mit seinem Erfolg zukünftig stark in Bedrängnis. Die potenziellen Auswirkungen können den Bitcoin nicht nur gefährden, sondern komplett sterben lassen. Dabei würde ein Blick auf andere Kryptowährungen ausreichen, um eine Lösung zu finden.

Bitcoin ist ein rasant wachsender Stromfresser

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Getreu dem Motto „was man ohne Schwierigkeiten bekommt, ist nichts wert“ hat der Bitcoin-Erfinder einen künstlichen Schwierigkeitsgrad in den „Produktionsprozess“ des Bitcoins eingebaut: Den sogenannten Proof of Work. Das ist, vereinfacht ausgedrückt, ein mathematisches Rätsel, das bei der „Erschaffung“ eines Bitcoins gelöst werden muss. Dieses „minen“ sorgt aber nicht nur für die Produktion von neuen Bitcoins, sondern hält das ganze Bitcoin-Netzwerk am Leben. Denn die Miner verarbeiten bei der Produktion von Bitcoins gleichzeitig die Transaktionen des Bitcoin-Netzwerkes.

Um diesen Proof of Work zu lösen, müssen Miner enorme Rechenleistung aufwenden, damit jedoch nicht genug: Bei steigender Beliebtheit steigt auch der Aufwand für das Minen, denn das Bitcoin-Netzwerk erhöht dann aus Sicherheitsgründen den Schwierigkeitsgrad des Proof of Work. Im Ergebnis wird mehr Rechenleistung benötigt, und um diese zu erreichen, wird mehr Strom benötigt. Der steigende Stromverbrauch und die Kosten treiben den Bitcoinkurs mit in die Höhe. Trotz immer leistungsfähigerer Asics, der Bitcoin-Mining-Hardware, ist ein Ende des steigenden Stromverbrauchs nicht in Sicht.

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Beim Bitcoin-Mining wird jede Menge Strom verbraucht: Experten schätzen, dass der Stromverbrauch in absehbarer Zeit den gesamten Stromverbrauch der Erde überschreiten könnte. Im Bild: Mining-Hardware. (Foto: Jan Helge Petri)

Mittlerweile gehen Schätzungen davon aus, dass das Bitcoin-Netzwerk im Juli nächsten Jahres mehr Strom als die USA verbrauchen wird und im darauffolgenden Jahr den Stromverbrauch des gesamten Planeten überflügelt. So führt das jedenfalls der Metereologe Eric Holthaus im grünen Online-Magazin Grist aus. Wie immer bei Prognosen lässt sich darüber streiten, wann dieses Level des Stromverbrauchs erreicht wird – dass der Stromverbrauch so hoch steigen wird, dürfte aber mehr als wahrscheinlich sein. Die Folgen wären dramatisch.

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Bitcoin: Die Folgen des enormen Stromverbrauchs

1. Das zerstört unser fragiles Klima.

2. Das zerstört den Bitcoin.

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Die überwiegende Mehrheit der benötigten Rechenpower wird in China erzeugt, denn dort sitzt die Mehrheit der großen Mining-Pools – so das Manager Magazin in einem aktuellen Artikel. Diese Pools, ein Zusammenschluss von sehr vielen Minern über eine Cloud-Software, arbeiten ausgerechnet in China – einem Land, das noch stark von Kohlekraftwerken abhängig ist und somit dem Bitcoin-Netzwerk neben sauberer Energie aus Wasserkraftwerken überwiegend schmutzige Energie liefert, die aus Kohleverbrennung gewonnen wird. Damit ist die CO2-Belastung, die durch den Betrieb des Bitcoin-Netzwerkes entsteht, enorm. Und die Belastung wird steigen, weil der Stromverbrauch in schwindelerregende Höhen klettern wird. Es wird schlicht nicht genug Ökostrom geben für das weitere Wachstum des Bitcoins.

China erweist sich darüber hinaus in mehrerlei Hinsicht als problematischer Standort. Das restriktive Regime könnte das Netzwerk technisch in Schwierigkeiten bringen, wenn es den Zugang zum Stromnetz einschränkt. Die großen Pools dürften kaum darauf vorbereitet sein, von einem Tag zum anderen den Standort zu wechseln. Aufgrund der dezentralen Architektur von Bitcoin wird das Netzwerk auch im Falle des Wegfalls der größten Mining-Pools weiter bestehen. Aber es stellt sich die Frage, was passiert, wenn das Bitcoin-Netzwerk nicht mehr mit genügend Strom versorgt werden kann. Die Frage ist jetzt noch hypothetisch – wenn der Stromverbrauch den unseres gesamten Planeten übersteigt, dürfte das Problem sehr real werden.

Der Bitcoin ist eine virtuelle Währung, die sehr reale Ressourcen frisst: Strom und Atmosphäre. Um den Bitcoin und unser Klima zu erhalten, muss der Bitcoin deshalb schnellstmöglich umstrukturiert werden. Hier ist die Community gefragt: Das Prinzip, nach dem Bitcoins „produziert“ und gleichzeitig Transaktionen verarbeitet werden, muss von dem ressourcenhungrigen Proof-of-Work-Verfahren auf ein anderes Verfahren umgestellt werden. Eine Möglichkeit wäre das Proof-of-Stake-Verfahren: Hier muss der Miner sein Guthaben im Netzwerk „fest anlegen“, um minen zu können. Je mehr Guthaben er einsetzt, desto höher ist sein Status im Netzwerk. Dieser Sicherheitsmechanismus Proof-of-Stake ist deshalb am ehesten mit dem Prinzip eines Aktieninhabers zu vergleichen: Wer viele Aktien eines Unternehmens besitzt, wird dem Unternehmen kaum schaden wollen.

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JB7

„aber das Netzwerk würde schlagartig extrem ausgelastet sein. …“ Da hat sich wohl ein Fehler eingeschlichen: Bei dem Bitcoin soll es im Schnitt alle 10 Minuten einen neuen Block geben. Bei steigender Netzwerk-Performance wird der Proof-of-Work-Algorithmus dann entsprechend erschwert, sodass auch weiterhin der Durchschnitt von 10 Minuten gehalten werden kann. Sinkt die Netzwerk-Leistung wird der PoW wieder entsprechend angepasst. Die verlängerten Transaktionszeiten ergeben sich aus einem anderen Flaschenhals: Durch die Begrenzung, dass nur alle 10 Minuten ein neuer Block gefunden werden kann, und der begrenzten Blockgröße, die nur eine bestimmte Anzahl an Transaktionen zulässt, können nur eine begrenzte Anzahl Transaktionen pro Zeiteinheit abgewickelt werden. Sobald dann mehr Transaktionen getätigt werden als verarbeitet werden können, kommt es zu Staus und Wartezeiten bei Transaktionen. Ein weiterer Grund, den langfristigen Erfolg des Bitcoins zu bezweifeln, da er unter diesen Umständen die heutzutage auftretenden Transaktionsvolumen nie bewältigen können wird und als Zahlungsmittel so erstmal ungeeignet ist. Trotzdem hat der Bitcoin mit einem dezentralen Buchungssystem eine Interessante Idee angestossen. Ich bin mal gespannt, wie sich das Thema Blockchain in den nächsten Jahren entwickelt.

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Jochen G. Fuchs

Hallo JB7,

Ich bin jetzt nach weiterer Recherche zur selben Überzeugung gelangt. Wenn nur alle 10 Minuten ein Block geschrieben werden kann, ist die Anzahl der täglichen Blöcke und damit auch die Anzahl der Transaktionen begrenzt. Die Wartezeit verringert sich nicht durch die erhöhte Hashpower. Damit ist die Wartezeit auf Bestätigungen einfach ein generelles konzeptionelles Problem und hat nichts mit dem Stromverbrauch zu tun. Ich habe den Satz mit der Auslastung aus dem Artikel geworfen. China bringt durch eine potentielle Regulierung nur die ansässigen Pools in Schwierigkeiten. Das wirft dann zwar die Frage auf, ob die Gefahr einer 51-Prozent-Attacke durch den plötzlichen Wegfall von Pools steigt – aber das ist ja ein anderes Thema.

Viele Grüße
Jochen

Antworten
JB7

Die Gefahr einer 51-Prozent-Attacke könnte dadurch natürlich steigen. Allerdings sind in diesem Zusammenhang natürlich auch die großen Mining-Pools in China kritisch zu hinterfragen, da sie die über das Cloud-Netzwerk zwar viele Teilnehmer mitrechnen und dementsprechend mit verdienen lassen, bei zentralen Fragen wie Software-Forks aber auch dank der gebündelten Rechenleistung eine große Menge Macht zugesprochen bekommen. Ein großes Risiko einer 51-Prozent-Attacke sehe ich allerdings sowohl mit den chinesischen Mining-Pools als auch ohne diese nicht. Dafür sind bei dem Bitcoin schon zu viele Miner beteiligt. Für die Anpassungen schon einmal Danke. Ihren Artikel finde ich dadurch jetzt echt gelungen, da er einige der Hauptprobleme des Bitcoins gut beschreibt. Auch den Ausblick auf den Sicherheitsmechanismus Proof-of-Stake finde ich sehr gut. In diesem Zusammenhang finde ich auch den Konsensmechanismus von IOTA sehr interessant. Wenn Sie Interesse an alternativen Konsensmechanismen haben lohnt sich da auf jeden Fall eine Recherche. (Da klappt das mit dem Energieverbrauch auch deutlich besser ;) ) Aber die Suche nach einem perfekten Konsensmechanismus wird uns wohl noch einige Jahre begleiten. Der Bitcoin hat nur den Anfang gemacht und hat zumindest einige davon träumen lassen, dass eine Währung ohne eine zentrale Instanz, die die Währung, unbeabsichtigt oder nicht, beliebig manipulieren kann, auskommen könnte. Ob es auf Dauer wirklich so eine Währung geben wird und welche Währung das dann sein wird, kann ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht erkennen, da auch beachtet werden sollte, was ein solches Währungssystem, welches meistens auf eine feste begrenzte Geldmenge setzt, für eine Wirtschaft bedeuten würde (und da gibt es wie überall pros und contras). Außerdem muss meiner Meinung nach, sollte es einen Übergang zu einer neuen (Krypto-)Währung geben, der Übergang besser geregelt werden. Die jetzige Methode entspräche schließlich einer riesigen Umverteilung bei der die Leute, die sich am frühesten auf die richtige Kryptowährung festgelegt haben auch am meisten bekommen. (Die Berichte in den Zeitungen von den durch Bitcoin reich gewordenen Personen kennen wir wahrscheinlich alle) Hier müsste, glaube ich, eine deutlich gerechtere Lösung gefunden werden, damit eine potentielle Kryptowährung auch allgemein Anerkennung findet. Auf die Wetten mit den unglaublich hohen Kursen lasse ich mich auf jeden Fall nicht ein! Zu guter letzt sollte man natürlich noch beachten, dass die hinter dem Bitcoin stehende Blockchain-Technologie auch bei andere Anwendungen eingesetzt werden kann. Hier sehe ich auf jeden Fall einige Potentiale.

Mit freundlichen Grüßen
Josef

RLS10

Hallo,

Nur kurz zum Thema Stromverbrauch ein Auszug aus einer anderen Zeitschrift:

„Bitcoin: Weniger Strom als Bargeld und Gold

Kryptowährungen wird regelmäßig vorgeworfen, durch den Mining-Prozess echte Stromfresser zu sein. Jetzt gibt es dazu einen neuen, spannenden Vergleich: Bitcoin-Miner verbrauchen pro Jahr geschätzte 8,27 Terrawattstunden für den Betrieb ihrer Rechner. Die Produktion von Münzen und Geldscheinen verbraucht pro Jahr allerdings Schätzungen zufolge rund 11 Terrawattstunden, und das Schürfen von Gold benötigt sogar satte 132 Terawattstunden pro Jahr.“

Liebe Grüße

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