Die Blockchain-Technologie ist auch für den Mittelstand relevant

(Foto: DearKrisada/Shutterstock)
Zwei Sekunden statt sechs Tage: So schnell kann der Lebensmittelgigant Walmart mittlerweile die Herkunft einer Mango zurückverfolgen – vom Kühlregal in der Filiale bis zur Farm in Mexiko. Möglich macht das eine seit 2016 mit IBM entwickelte Blockchain-Lösung. Kontaminierte Lebensmittel können mit der Blockchain schneller gefunden oder Betrug leichter aufgedeckt werden. Walmart und andere Konzerne sind zwar noch weit vom flächendeckenden Blockchain-Einsatz entfernt, allerdings könnte die Technologie das Lieferkettenmanagement in der Branche revolutionieren. Eine große Hürde gibt es allerdings, bevor Supermarktkunden per Blockchain die genaue Herkunft jedes Produkts auf ihrem Smartphone nachvollziehen können: Alle Beteiligten entlang der Lieferkette müssen ihre Dokumentation digitalisieren.
Im hart umkämpften Lebensmittelmarkt stehen mittelständische Zulieferer unter Druck: Auf der einen Seite Handelsriesen, die strenge Nachweispflichten durchsetzen. Auf der anderen Seite Konsumenten, die immer mehr Transparenz einfordern. Das könnte Mittelständler in naher Zukunft zwingen, viel Geld in digitale Dokumentation – eine der Voraussetzungen für die Blockchain im Lieferkettenmanagement – zu investieren. Denn sie sind oft von wenigen marktbeherrschenden Supermarktketten abhängig. Setzen diese auf Blockchain-Lösungen, stehen viele Zulieferer vor einer schwierigen Entscheidung: die neuen und kostspieligen Anforderungen erfüllen oder die Kündigung langfristiger Lieferverträge riskieren. Auch in der Industrie bestehen eng miteinander verwobene Lieferketten und damit verbundene Abhängigkeiten.
Potenziale erkennen, neue Geschäftsmodelle entwickeln
Im industriellen Umfeld kommt die Blockchain-Technologie neben dem Lieferkettenmanagement für viele Anwendungsszenarien in Frage: vom sicheren, betriebsübergreifenden Austausch von Konstruktionsdaten bis hin zur automatisierten Transaktionsabwicklung mittels Smart Contracts. Befinden sich mittelständische Industriebetriebe in einem Wertschöpfungsnetzwerk, in dem die Blockchain-Technologie zum Rückgrat wird, können sie unter Druck geraten und zu Investitionen gezwungen werden. Ansonsten riskieren sie den Anschluss und damit, ihren Kundenstamm zu verlieren. Die Unternehmen sollten frühzeitig prüfen, ob die Blockchain auch für ihre Branche und Wertschöpfungsketten ein Thema ist. Da sich mit der Technologie Transaktionen transparent nachverfolgen lassen, kommt sie etwa zur Absicherung von additiven Fertigungsverfahren wie 3D-Druck in Frage. Plagiate stellen in diesem Bereich ein signifikantes Geschäftsrisiko dar. Nach Übertragung der Konstruktionsdaten an externe Dienstleister und Abschluss des Auftrags ist nicht auszuschließen, dass dieser den Datensatz weiter nutzt oder sogar verkauft.
Die Blockchain kann eine Möglichkeit sein, dieses Risiko zu senken. Sie kann zukünftig auch für kooperative Geschäftsmodelle relevant sein. Ein Beispiel für ein solches Modell ist ein Zusammenschluss von Thüringer Maschinenbauern. Die Unternehmen entwickeln gemeinsam eine innovative Plattform, über die sie sich gegenseitig Anlagenkapazitäten vermieten und somit keine Großaufträge mehr ablehnen müssen. Reichen die Kapazitäten eines beteiligten Betriebs nicht aus, teilt er den Partnern über die Plattform die Zahl der ihm fehlenden Maschinenstunden mit. Die anderen Betriebe können daraufhin freie Anlagenkapazitäten zur Verfügung stellen. Auftragsspitzen können so leichter bewältigt und nicht voll ausgelastete Maschinen optimal genutzt werden. Solche kooperativen Geschäftsmodelle scheitern allerdings in vielen Fällen am fehlenden Vertrauen zwischen potenziellen Partnern. Mit der Blockchain-Technologie kann diesem Vertrauensproblem entgegengewirkt und der Weg für neue Kooperationen geebnet werden.
Fehlinvestitionen verhindern
Mittelständische Unternehmen müssen bei der Einführung von Blockchain-Technologie viel beachten. Da sie sich noch in der Entwicklungsphase befindet, gibt es keine nationalen oder internationalen Standards für die Implementierung. Auch wenn es innerhalb der Internationalen Organisation für Normung (ISO) bereits Bestrebungen dahingehend gibt, ist gegenwärtig die Kompatibilität verschiedener Blockchains zueinander nicht garantiert. Damit drohen kostspielige Fehlinvestitionen.
Zusätzliche Risiken bringen die technischen Grenzen aktuell genutzter Blockchain-Varianten mit sich. Das Potenzial für effizientere Ressourcennutzung und niedrigere Betriebskosten hängt davon maßgeblich ab. Die bekannten Blockchain-basierten Kryptowährungen Bitcoin und Ether setzen beispielsweise zur Prüfung von Transaktionen gegenwärtig auf das sogenannte Proof-of-Work-Verfahren. Das ist extrem sicher, verbraucht aber viel Energie und erlaubt nur eine begrenzte Anzahl von Transaktionen in kurzer Zeit – für den umfangreichen und schnellen Datenaustausch zwischen Industrieanlagen tendenziell ungeeignet. Abhilfe könnten Verfahren wie Proof-of-Authority und Proof-of-Stake schaffen. Sie sind effizienter, stellen allerdings auch tendenziell höhere Anforderungen an das Vertrauen zwischen den Beteiligten.
Kein Allheilmittel für die IT-Sicherheit
Die Blockchain-Technologie kann bestehende IT-Sicherheitsprobleme in mittelständischen Unternehmen nicht lösen. Zwar bietet ihre Architektur eine so hohe systeminhärente Sicherheit, dass die etablierten Blockchains bis dato noch nie gehackt wurden. Allerdings gilt diese Aussage nur für die Blockchain als Backbone. An den Endpunkten, also bei den mit der Blockchain verknüpften Systemen und Endgeräten, können weiterhin die klassischen Sicherheitsrisiken bestehen. Liegen die übermittelten Daten außerhalb der Blockchain beispielsweise in entschlüsselter Form vor, ist die Gefahr des Datendiebstahls ungemindert. Die Technologie ersetzt somit nicht Basisschutzmaßnahmen wie Viren- und Malwareschutz, professionelles Rechtemanagement oder sichere Authentifizierungsmöglichkeiten in den Betrieben.
Nutzerfreundlichkeit für Mittelständler entscheidend
Viele Mittelständler werden die erforderlichen IT-Kompetenzen für eine Blockchain-Lösung extern beschaffen müssen, weil ihnen im Unternehmen das nötige Know-how fehlt. Die Wahl des richtigen IT-Dienstleisters ist daher für den Erfolg entscheidend. Für Mittelständler bieten sich auch cloud-basierte Blockchain-Lösungen an, auch „Blockchain as a Service“ (BaaS) genannt. Sie werden vermehrt am Markt – vor allem von den Tech-Riesen – angeboten. Die Vorteile der BaaS-Lösungen liegen auf der Hand: Zum einen kann die Technologie schneller im Unternehmen implementiert werden. Zum anderen besteht durch das Pay-as-you-go-Prinzip bei BaaS-Lösungen ein geringeres Investitionsrisiko für den Mittelstand. Nicht zu unterschätzen ist, dass der Mangel an IT-Fachkräften in kleinen und mittleren Unternehmen durch BaaS weniger ins Gewicht fällt. Die Kehrseite besteht in einer geringeren Flexibilität bei der Ausgestaltung der Blockchain-Lösung und in einer höheren Abhängigkeit vom Cloud-Anbieter. Fest steht: Unternehmen sollten sich anbieterneutral über die verschiedenen Lösungen informieren und – wo es nötig ist – ihr digitales Know-how ausbauen.
Warum nicht einfach eine MySQL-Datenbank? Warum Blockchain? Was kann Blockchain besser, was eine stinknormale Datenbank nicht kann?
Ich bitte um Aufklärung. Danke.
Weil dem MySQL nicht hipp genug klingt und du dem nix gut 1000er Tagessatz anschwatzen kannst. Weil, ohne Blockdschjain nix geht. Wir werden alle sterbn. Artikel nicht gelesen, da Headline bereits „bla fasel tralalla“ sagt.
Hallo t3n-Redaktion
Hallo Mitleser
Sicher ist das Thema Blockchain für viele Branchen interessant und relevant. Von der Beschreibung zur Notwendigkeit des Einsatzes und einer klaren Anwendungsbeschreibung ist dieser Artikel aber weit entfernt. Erstaunlich, mit wenig Substanz man einen so langen Artikel füllen kann.
An anderer Stelle im Netz und bei anderen Magazinen wird man da eher fündig. T3n hätte hier besser recherchieren können.
Um auch die Frage des vorhergehenden Kommentars zu beantworten, so bieten relationale Datenbanken nicht die Transparenz und Sicherheit, wie es eine Blockchain tut. Insbesondere wenn es darum geht, Datenzugriffe zu loggen, ist ein Administrator noch immer in der Lage, ohne Spuren zu hinterlassen, Daten abzugreifen (Snowden-Effekt).
Hätte T3n recherchiert, wäre die Redaktion auf aktuelle Lösungen gestoßen. Insbesondere, weil der Mitbewerber bereits darüber geschrieben hat. Siehe hier:
https://www.heise.de/select/ix/2018/8/1533351073521193
Nähere Informationen über diese Lösung gibt es beim Hersteller zu lesen (der Bundesdruckerei):
https://www.bundesdruckerei.de/de/WP-Detailseite-Whitepaper-Vom-allmaechtigen-Administrator-zum-selbstbestimmten-Nutzer
Ähnliche, tiefgehende Artikel vermisse ich bei T3n. Es wäre wünschenswert, wenn sich das künftig ändern würde.