Vergiss den BMI! Mit diesen drei Methoden kannst du dein Körperfett besser messen
Übergewicht ist bekanntlich nicht gut für die Gesundheit. Es wird mit Stoffwechselkrankheiten wie Diabetes und Herz-Kreislauf-Problemen in Verbindung gebracht. Aber das Gewicht allein sagt noch nicht genug über das individuelle Krankheitsrisiko aus. Denn selbst superfitte Marathonläuferinnen mit mageren Muskeln können laut dem sogenannten Body-Mass-Index (BMI), der das Gewicht im Verhältnis zur Körpergröße angibt, übergewichtig sein. Das ist, offen gesagt, lächerlich.
Umgekehrt bekommt man, selbst wenn man nicht besonders muskulös ist und ein vermeintlich gesundes Gewicht hat, von Krankenschwestern auf Basis des BMI geraten, mehr Butter und Donuts zu essen. Das ist nicht gerade ein Ratschlag, den man von einer medizinischen Fachkraft erwartet.
Der BMI ist schlicht fehlerhaft. Was aber sollte man stattdessen verwenden? Tatsächlich gibt es Alternativen, die mit Hightech verbunden sind, aber auch einfache Messungen, die sich zu Hause durchführen lassen und dir verraten, wie hoch der Fettanteil in deinem Körper ist.
Die drei Farben von Fett
Fett ist der am meisten verteufelte Körperbestandteil. Es wird im Fettgewebe gespeichert, das einige sehr wichtige Funktionen hat. Es speichert Energie, hält uns warm und dient als Schutzpolster für unsere Organe. Außerdem produziert es eine ganze Reihe wichtiger Stoffe, von Hormonen, die unseren Appetit steuern, bis hin zu Substanzen, die für die Funktionsweise unseres Immunsystems wichtig sind.
Fett ist zudem nicht gleich Fett. Unser Körper enthält weißes Fett, braunes Fett und beiges Fett. Während weißes Fett Energie speichert, hilft braunes Fett bei der Kalorienverbrennung. Beiges Fettgewebe enthält eine Mischung aus beidem. Das weiße Fett kann außerdem in zwei weitere Kategorien unterteilt werden: Das Fett unter der Haut unterscheidet sich von dem, das die inneren Organe bedeckt.
Das sogenannte Viszeralfett, das die Organe umgibt, gilt als gesundheitsschädlicher, wenn es zu viel davon gibt. Mehr viszerales Fett wird mit einem erhöhten Risiko für Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung gebracht. (Allerdings ist auch dieser Zusammenhang nicht eindeutig; Studien haben gezeigt, dass die Entfernung dieses „überschüssigen“ Fetts die Stoffwechselgesundheit nicht verbessert.)
Verschiedene Methoden, um den Fettanteil zu messen
In jedem Fall wäre es hilfreich, eine genaue Vorstellung davon zu haben, wie viel Fett im eigenen Körper vorhanden ist und wo es sich befindet. Das kann einem zumindest eine Vorstellung des Risikos für Stoffwechselstörungen geben. Um es zu messen, gibt es verschiedene Methoden.
1. BMI: Weit verbreitet, aber wenig Aussagekraft
Der BMI ist die am weitesten verbreitete Methode und das offizielle Maß, das die Weltgesundheitsorganisation verwendet, um Übergewicht und Fettleibigkeit zu definieren. Das Positive daran ist, dass es sehr einfach ist, den BMI zu berechnen. Leider sagt er nicht viel über den Fettanteil in deinem Körper aus und auch nicht darüber, wie sich dieser auf deine Gesundheit auswirkt. Schließlich umfasst das Körpergewicht auch die Knochen, Muskeln, das Blut und alles andere, nicht nur das Fett. Das kann wie gesagt dazu führen, dass wohlmeinende Mediziner:innen eine Gewichtsabnahme oder -zunahme empfehlen, obwohl das eigentlich nicht angebracht ist.
2. Körperscan: Präzise, aber teure Geräte, nicht für zu Hause
Spezielle Scanner zum Messen von Fett sind nützlicher. In der Regel können Ärzt:innen mit einem DEXA-Scan, der auf Röntgenstrahlen beruht, eine Vorstellung davon bekommen, wo und wie viel Körperfett jemand hat. Computertomografen (CT-Scanner), die ebenfalls mit Röntgenstrahlen arbeiten, und Magnetresonanztomografen (MRT), können ähnliche Informationen liefern. Das Problem ist, dass diese Geräte nicht sehr praktisch sind. Sie sind teuer und erfordern einen Krankenhausaufenthalt. Hinzu kommt, dass die Standardgeräte nicht für Menschen mit starkem Übergewicht geeignet sind und Menschen mit bestimmten medizinischen Implantaten keine MRT-Scanner benutzen können. Deshalb sind einfachere und leichtere Messungen vonnöten.
3. Taillenumfang: Leicht zu messen, aber fehleranfällig
Die Messung des Taillenumfangs einer Person scheint mehr nützliche Informationen zu liefern als der BMI. Sowohl das Verhältnis von Taille zu Hüfte als auch das Verhältnis von Taille zu Körpergröße können einen besseren Eindruck vom Risiko einer Person vermitteln, an Krankheiten zu erkranken, die mit Übergewicht zusammenhängen. Aber auch das ist nicht ganz einfach, denn Messbänder können sich dehnen oder verrutschen, und es kann schwierig sein, die gleiche Stelle der Taille einer Person mehrmals zu messen. Außerdem scheint das Maß bei Männern ein besserer Indikator für die Gesundheit zu sein als bei Frauen.
4. Bauchdurchmesser: Leicht durchführbar, wenig verbreitet
Emma Börgeson, die an der Universität Aarhus in Dänemark kardiometabolische Erkrankungen untersucht, und ihre Kolleg:innen empfehlen stattdessen die sogenannte SAD-Messung. SAD steht für „sagittal abdominal diameter“ (sagittaler Bauchdurchmesser) und ist ein Maß für die Größe des Bauches einer Person von hinten nach vorn.
Um den SAD zu messen, muss man sich auf den Rücken legen, die Knie in einem 90-Grad-Winkel beugen, um sicherzustellen, dass der Rücken nicht gekrümmt und flach auf dem Boden liegt. Dann misst man, wie weit der Bauch beim Ausatmen über den Boden hinausragt.
In dieser Position rutscht das Fett unter der Haut zu den Seiten des Körpers, während das viszerale Fett an Ort und Stelle gehalten wird. Aus diesem Grund kann die SAD dir eine gute Vorstellung davon vermitteln, wie viel von der „gefährlichen“ Art von Fett du hast. Dieses Fett kann mit Diät und Sport reduziert werden.
Diese Maßnahme wurde bereits in den achtziger Jahren vorgeschlagen, hat sich aber nie durchgesetzt. Das muss sich ändern, argumentieren Börgeson und ihre Kollegen in einem Artikel, der vor einigen Monaten im Fachblatt Nature Reviews Endocrinology veröffentlicht wurde. „Die SAD ist einfach, erschwinglich und leichter zu implementieren als Messungen des Hüftumfangs“, schreibt das Team. „Wir plädieren für eine breitere Anwendung.“