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Reportage

BMW: So treibt der Autobauer die Digitalisierung voran

Wer bei BMW anlässlich des Digital Day 2018 in die Labore schaut, merkt gleich: Autofahren wird sich in naher Zukunft nachhaltig verändern. Nicht alles dürfte dem Kunden gefallen, aber vieles dürfte das Autofahren sicherer machen.

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Digitalisierung ist beim Münchner Autobauer BMW eines der Schlüsselthemen. Insbesondere die Vernetzung wird in den kommenden Jahren eine wichtige Rolle spielen. (Bild: meunierd / Shutterstock)

Autofahren wird sich in den nächsten Jahren verändern, so viel steht fest. Hört man den Entwicklern beim bayerischen Autobauer BMW zu, die uns zum Digital Day in dieser Woche einen Blick in die Entwicklungslabore gewährten, dann ist da die Rede von künstlicher Intelligenz, die den Fahrer unterstützen soll, von Mobilitätslösungen, die aber selbstverständlich nicht in Konkurrenz zum eigenen Fahrzeug stehen werden und vom Customizen des eigenen Wagens, weit über das bisher Dagewesene hinaus. Wann das alles nicht mehr Zukunftsmusik ist und zur Realität wird, das traut sich keiner zu sagen – nicht mal ansatzweise. Klar ist aber: Es sind wohl eher fünf als zehn Jahre, wenn es nach den Entwicklern geht und einige der Konnektivitätsdienste sollen bereits 2019 auf die Straße gebracht werden.

BMW setzt auf das 5G-Netz – je eher, desto lieber

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Da ist zunächst das neue 5G-Netz, das so vieles verändern soll und bei dem natürlich Unternehmen wie BMW nicht nur daran interessiert sind, dass man gemeinsame Standards findet, die eine internationale Verbreitung mit wenig marktspezifischen Anpassungen ermöglichen. Neben der geringeren Verzögerung und den deutlich gesteigerten Datenraten im Vergleich zum 4G-Netz ist es vor allem die hohe Zuverlässigkeit des Signals (erstmals mit Garantien, die ein Abbrechen der Netzversorgung um jeden Preis verhindern sollen), die für Anwendungen im Automotive-Bereich wichtig ist. Network-Slicing heißt das Zauberwort, das jeder Anwendung genau den Datenbedarf zugestehen soll, den sie braucht. 5G, das wird im Laufe des Tages deutlich, ist eine Technologie, ohne die vieles, was BMW (und eigentlich die gesamte Branche) plant, nicht gehen wird. War die UMTS-Auktion Ende der 90er-Jahre noch ein eher mediengetriebenes Spektakel, wird die Vergabe der 5G-Lizenzen im Laufe dieses Jahres mit darüber entscheiden, welche Skills im Automotive-Bereich realisierbar sein werden.

Dank additiver Fertigung lässt sich jedes Auto individualisieren. Das ist nur zum Teil Spielerei. (Bild: BMW)

Und dann ist da noch die individuelle Anpassung der Autos, neudeutsch Customization genannt. Additive Manufacturing, also die 3D-Fertigung bestimmter Teile, trägt dazu bei, dass die „Losgröße 1“, sprich die voll individualisierte Gestaltung bestimmter Elemente, Wirklichkeit wird. Aus einem digitalen Datensatz entstehen mit Hilfe von 3D-Druckverfahren die unterschiedlichsten Bauteile in einer Vielzahl von Materialien. Additive Manufacturing ist ein Bereich, der nicht nur bei BMW erforscht wird, aber dort besonders nachhaltig: Im kommenden Jahr will das Unternehmen in Unterschleißheim einen entsprechenden Forschungscampus eröffnen.

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Doch individualisiert wird nicht nur bei der Hardware, sondern vor allem auch bei der Bedienerführung oder beim Lichtkonzept im Innenraum. Die klassische, aus vier ineinander verschränkten Kreisen bestehende Anzeigetafel, sie wird immer individueller gehalten, um viele oft kleinteilige Anzeigeelemente ergänzt – und sie wird kontextsensitiver als bisher.

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Digitalisierung ist bei BMW ein wichtiges Thema. Klar wird dabei, dass der bayerische Autobauer nur mit Hilfe von Kooperationen in Zukunft erfolgreich sein wird. (Bild: BMW)

Der BMW unterstützt seinen Fahrer in brenzligen Situationen

Was von den Designstudien tatsächlich umgesetzt wird, das ist noch unklar, einige spannende Ideen im Bereich der Sicherheitstechnik sind aber auf jeden Fall dabei. Dass das alles den Fahrer nicht zu sehr ablenken darf, versteht sich von selbst. Andererseits wird das Auto der Zukunft den menschlichen Fahrer in Sachen Sicherheit oftmals unterstützen. Denn mit entsprechender Technik erkennt das Fahrzeug deutlich schneller – und vor allem nach entsprechender Einlernphase sicherer, wo sich welche Hindernisse, beweglich oder unbeweglich, befinden, welche Ereignisse dem Fahrer zum Verhängnis werden können oder wie sich ein bestimmtes Objekt bewegen wird.

Auf der nächsten Seite erfährst du, warum Daten buchstäblich das neue Öl sein werden und warum ein Unternehmen in Zukunft nicht mehr ohne Kooperationen auskommen wird. 

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Individualisierung wird auch auf dem Armaturenbrett stattfinden. (Bild: BMW)

Ein solches System muss natürlich trainiert werden mit Hilfe künstlicher Intelligenz und lernender Systeme. Das Auto der Zukunft wird über deutlich mehr Sensoren als heutige Fahrzeuge verfügen – Kamera, Radar, Laser oder Ultraschall – und binnen Sekundenbruchteilen erkennen, welcher Autofahrer ausscheren, bremsen oder die Spur wechseln will. Dabei geht es nicht nur um autonomes Fahren, sondern auch um die Unterstützung des möglicherweise ermüdeten Fahrers, der selbst in vollständig wachem Zustand deutlich fehleranfälliger ist als die heutige Technik. Daten sollen dazu beitragen, dass die richtigen Entscheidungen getroffen werden – ob durch das Fahrzeug oder durch dessen Fahrer, ist zweitrangig.

Autonomes Fahren vor allem, aber auch das fahrergestützte Fahrerlebnis führen zu einer riesigen Menge an Daten. Die sollten natürlich, darauf legt das Unternehmen wert, in adäquater Weise geschützt werden. Mit einem entsprechenden Server werden dabei auf Wunsch gerade bei den Standortdaten nur solche Daten ausgetauscht, die der Kunde auch weitergeleitet haben will, etwa wenn das Auto ausfällt oder er seine Parkposition bekannt gibt. Andere Daten, etwa bestimmte Verkehrsereignisse oder freie Parkplätze betreffend, werden dagegen nur pseudonymisiert oder gar anonymisiert weiter geleitet. Daten sollen bei Entscheidungen helfen, etwa wenn ein Auto einen bestimmten freien Parkplatz finden soll oder wenn anhand von Wahrscheinlichkeitsrechnung ermittelt wird, welche Route die geschickteste sein wird. Doch das alles erfordert ein Mindestmaß an Vertrauen in den Autobauer, dass dieser die Daten nur im Sinne des Fahrers nutzt.

BMW trifft auf Daimler, aber auch auf Tencent und Google

Klar wird aber auch: Viele Zukunftstechnologien und die dazugehörige Grundlagenforschung, etwa bei künstlicher Intelligenz, funktionieren nur dann, wenn verschiedene Unternehmen miteinander kooperieren. Von den Frenemies ist da dann die Rede, den Friends, die zugleich Enemies, oder eleganter Mitbewerber sind. Dass man sich mit Mercedes oder Volkswagen an einen Tisch setzt, ist heute nichts Ungewöhnliches mehr, doch gerade die Googles, Tencents und Alibabas dieser Welt seien es, mit denen man ins Gespräch kommen wolle und müsse. Das hängt zum einen mit dem hohen Entwicklungsaufwand zusammen, aber gleichzeitig auch mit der schieren Menge an Daten, die jeder der Partner einbringen kann. Denn hier gilt ausnahmsweise mal: Viel hilft viel – oder kann zumindest viel helfen, wenn die Unternehmen es schaffen, mit Fingerspitzengefühl und Sinn fürs Wichtige Daten zu analysieren und zu kategorisieren. Der Beruf des Datenanalysten wird somit auch bei BMW in Zukunft wichtiger werden.

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Bei Produktentwicklung und Technologiestudien verlässt sich BMW auf Augmented-Reality-Erlebnisse – und umfangreiche Kundenbefragungen. (Bild: BMW)

Das bedeutet im Umkehrschluss auch, dass es beim Auto in Zukunft nicht mehr nur auf Hubraum, Motor und Karosserie ankommt, sondern auch auf die performante Datenverarbeitung. Daten, das traut sich niemand zu sagen, aber es wird auch nicht bestritten, werden in Zukunft ein Element sein, für das wir so selbstverständlich wie heute für Benzin und Öl unseren Jahresbeitrag zu entrichten bereit sein werden. Denkbar ist auch, dass softwareseitig bestimmte Features einfach abgeklemmt oder zugebucht werden, falls der Kunde hierfür zu zahlen bereit ist.

Mobilitätsvertrag: Für den Mehrwert der Daten bezahlen

Produktentwicklung, Technologiestudien, Designstudien – all das geht bei BMW Hand in Hand. Es wird dazu führen, so vermittelt es das Unternehmen, dass die gewohnte „Freude am Fahren“ bestehen bleibt. Es wird aber auch zu einem Umdenken führen bei all jenen, die das Auto als Statussymbol verstehen. Denn viele der Verkehrskonzepte setzen nicht voraus, dass man ein bestimmtes Fahrzeug nutzt, sondern nur, dass man eine bestimmte Form des Mobilitätsvertrags unterschrieben hat.

 

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