Boykott gegen Facebook wächst – Zuckerberg kündigt Reformen an

Der Druck auf Mark Zuckerberg hat zugenommen. (Foto: Frederic Legrand - COMEO/ Shutterstock.com)
Nachdem sich immer mehr Unternehmen dem Boykott gegen Facebook angeschlossen haben, hat Mark Zuckerberg neue Richtlinien angekündigt. Am Freitag hatten auch Unilever und Honda angekündigt, keine Werbung mehr bei Facebook und Instagram schalten zu wollen, wie die Deutsche Presse-Agentur berichtet.
Ursache für die Kritik ist Facebooks Umgang mit Hass und Rassismus auf der Plattform. US-Bürgerrechtsorganisationen hatten vor einer Woche zu dem Anzeigenboykott aufgerufen. Die beteiligten Unternehmen fordern mehr Einsatz gegen rassistische Beiträge und Hatespeech.
Angesichts der Proteste in den USA und der anstehenden Präsidentschaftswahl fordern die Unternehmen von Facebook, mehr Verantwortung zu übernehmen. Verizon, The North Face und der Schokoladenproduzent Hershey hatten sich unter anderem angeschlossen.
Am Freitag folgten Honda und Unilever. Der Boykott soll für den Juli gelten – Unilever ging noch einen Schritt weiter, indem der Boykott das ganze Jahr lang und ebenfalls für Twitter gelten soll.
Am Freitag veröffentlichte Mark Zuckerberg ein Statement. Facebook werde „zusätzliche Vorkehrungen treffen, um allen zu helfen, sicher zu bleiben, informiert zu bleiben und letztendlich ihre Stimme dort einzusetzen, wo es am wichtigsten ist – bei Abstimmungen“, schreibt er.
Hier ein Überblick über die Neuerungen:
Ganz oben in den Facebook- und Instagram-Apps soll in den kommenden Wochen ein spezieller Informationsbereich zum Thema Wahlen auftauchen. Dort soll erklärt werden, wie man sich zur Wahl anmeldet und wie man online wählen kann.
Alle Beiträge, die mit den Wahlen zu tun haben, sollen mit einem Link versehen werden, der zu diesem Infobereich führt. Den Inhalt der Postings selbst bewertet Facebook damit allerdings nicht.
Innerhalb der letzten drei Tage vor der Wahl will Facebook seine Strategie verschärfen. Dann sollen gezielt Beiträge gelöscht werden, die Menschen davon abhalten könnten, wählen zu gehen. Diese Regel gilt, genau wie alle anderen, auch für Politiker und Politikerinnen.
In Bezug auf Hasskommentare bleibt Facebook bei seiner bisherigen Strategie. Die menschlichen Prüfer, gestützt von KI, würden bereits fast alle Hassbeiträge entdecken und entfernen, bevor sie gemeldet würden, so Zuckerberg.
Einige Beiträge, die gegen Facebooks Richtlinien verstoßen, bleiben trotzdem auf der Plattform – nämlich dann, wenn das öffentliche Interesse überwiegt. Beispielsweise sei es für die Bevölkerung wichtig zu erfahren, wenn ein Politiker oder eine Politikerin eine hasserfüllte oder diskriminierende Äußerung veröffentlicht, erklärt Zuckerberg.
Solche Inhalte werden künftig aber markiert, sodass transparent ist, warum dieser Beitrag nicht gelöscht wurde.
Für Anzeigen sollen die Richtlinien verschärft werden. Anzeigen, die bestimmte Bevölkerungsgruppen als Gefahr oder als minderwertig darstellen, sind künftig verboten. Das öffentliche Interesse an einem breiten Spektrum der freien Meinungsäußerung sei bei Beiträgen höher als bei Anzeigen, begründet Facebook das unterschiedliche Vorgehen.
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Facebook reagiert auf den Druck von diversen Konzernen, vielleicht ist das ja mal ein Fortschritt im Bereich der Unternehmens-Ethik. Große Marktführer gerade im digitalen Bereich müssen sich mehr für Freiheit und Frieden im Netz engagieren.
„Anzeigen, die bestimmte Bevölkerungsgruppen als Gefahr oder als minderwertig darstellen, sind künftig verboten.“ Dies sollte eigentlich vorab eine Selbstverständlichkeit sein.
Im Großen und Ganzen ist dies jedoch durchweg eine positive Entwicklung im Bereich Advertising, die langfristig zu mehr Sicherheit und Qualität auf der Plattform sorgt. Big-Player wie Facebook tragen eine ungemein große soziale- und politische Verantwortung, welcher sich Herr Zuckerberg scheinbar durch die Boykottierung zunehmend bewusst wird (wenn auch erzwungen).