Brainteaser: 20 richtig schwere Bewerbungsfragen großer Unternehmen
Brainteaser im Vorstellungsgespräch. (Grafik: t3n)
Wo sehen Sie sich in fünf Jahren? Was sind ihre Stärken und Schwächen? Warum haben Sie sich bei uns beworben? Mit solchen Fragen überraschen Personaler ihre Bewerber im Vorstellungsgespräch schon lange nicht mehr. Die Antworten lassen sich mühelos in jedem Bewerbungsratgeber nachschlagen. Kein Wunder, dass der Erkenntnisgewinn über die Fähigkeiten des Bewerbers bei Antworten wie „Ich will in den nächsten Jahren mehr Managementaufgaben und Personalverantwortung übernehmen und dabei verstärkt strategische Ziele verfolgen“ gen null tendiert.
Brainteaser, der ultimative Bewerberschreck
Großer Beliebtheit erfreuen sich daher Brainteaser, die seit geraumer Zeit in Vorstellungsgesprächen eingesetzt werden. Dahinter verbergen sich fiese Knobelaufgaben, die ungeübte Bewerber schnell aus der Fassung bringen, in jedem Fall aber viel über sie preisgeben. Vor allem der fehlende Kontext und der besondere Überraschungsmoment stellt Bewerber auf eine harte Probe: „Erklären Sie, wie man Eier perfekt kocht“ beispielsweise wurde vom Jobportal Glassdoor mal zum schwierigsten Brainteaser im Vorstellungsgespräch gekürt.
Wozu aber eine solch alberne Frage? Die Antwort ist leicht: Im Gespräch müssen Personaler den Kandidaten innerhalb weniger Minuten kennenlernen und richtig einschätzen. Die komplexen Logikrätsel erfordern analytisches Geschick, Kreativität und eine hohe Problemlösungskompetenz. Dinge, die Unternehmen dabei helfen, den Bewerber mit dem besten Personal Fit zu finden.
Berüchtigt für den Einsatz von Brainteasern ist vor allem die Techbranche. Konzerne wie Apple, Dropbox oder Google nutzen die Methode, aber auch im Mittelstand kommen Brainteaser gelegentlich zum Einsatz. Zu den Klassikern gehören etwa auch Fragen wie „Was würden Sie tun, wenn Sie der einzige Überlebende nach einem Flugzeugabsturz wären?“ oder „Nennen Sie mir sieben Dinge, die man mit diesem Stift machen kann“. Das Ziel ist immer das gleiche: den Bewerber unter Druck setzen. Doch wie gehen Bewerber damit am besten um?
Und was antworte ich jetzt darauf?
Brainteaser im Bewerbergespräch: „Nicht das richtige Ergebnis zählt, sondern der Lösungsweg.“
Was aber sollen Bewerber darauf bloß antworten? Immerhin dürfte wohl kaum jemand aus dem Stehgreif heraus die richtige Antwort parat haben. Die gute Nachricht: Das muss man gar nicht. „Nicht das richtige Ergebnis zählt, sondern der Lösungsweg“, sagt Claas Triebel. Der Autor und Professor für Wirtschaftspsychologie rät Bewerbern, sich dafür genug Zeit zu nehmen. „Sagt dem Personaler, dass ihr kurz nachdenken möchtet. Hakt es dann an einer bestimmten Stelle, teilt ihm mit, an welcher Stelle ihr mit welchem Gedanken gerade hängt.“ Auf jeden Fall sollten Bewerber zu einem Ergebnis kommen. „Ausdauer zeigen und nicht aufgeben“, sagt Triebel, „signalisiert, dass ihr bereit seid, euch mit der Aufgabe auseinanderzusetzen.“ Mit dieser auf maximale Transparenz ausgelegten Strategie untermauern Bewerber geschickt ihre Ambitionen auf den Job. Personaler werden das schätzen. Bei der Vorbereitung auf mögliche Brainteaser helfen Ratgeber, die es inzwischen zuhauf im Handel gibt.
„Brainteaser sind halt total dumm“
„Wer Brainteaser nutzt, hat wenig Ahnung von Personalauswahl.“
Trotzdem steht Triebel dem Einsatz von Brainteasern auch kritisch gegenüber. „Die sind halt total dumm“, sagt er augenzwinkernd. Entsprechend hart geht er mit Personalern ins Gericht. „Wer Brainteaser nutzt, sagt damit über sich aus, dass er nicht besonders viel von Personalauswahl versteht.“ Seine Begründung: Mit dem Job habe die Frage, wie viele Tennisbälle in eine Boing 747 passen, „absolut nichts“ zu tun. „Auch was man mal auf seinem Grabstein stehen haben will, geht niemanden etwas an, und es sagt nichts darüber aus, wie gut ein Bewerber seinen Job später einmal machen wird“, sagt Triebel.
Darum hält er bei Bewerbern auch eine Strategie für denkbar, die zumindest gewagt ist: Antwort verweigern. „Man überlegt sich, ob man in einem Unternehmen arbeiten will, das einem bei einer ernsten Angelegenheit unprofessionelle Scherzfragen stellt“, so Triebel. Eine sehr aufrechte Antwort sei es, dem Personalverantwortlichen zu erklären, warum so ein Brainteaser unsinnig ist. Dass die Chancen auf eine Zusage damit nicht unbedingt steigen, dürfte klar sein. Wer also von der vakanten Stelle überzeugt ist, spielt als Bewerber besser mit. Arbeitgeber aber, sagt Triebel, seien gut beraten, sich anstelle von Brainteasern lieber nach dem Mehraugen-Prinzip eigene Notizen zum Bewerber zu machen, diese zu vergleichen und im besten Fall zum Probetag einzuladen. „So findet man am besten heraus, ob man zueinander passt.“
Vielleicht auch interessant: So gewinnt man Aufmerksamkeit: 12 kreative Bewerbungen, die aus der Masse herausstechen
Dieser Artikel wurde ursprünglich am 21. Mai 2015 veröffentlicht und wurde am 14. Dezember 2017 noch einmal upgedatet.