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Brasilien: Diese App schützt die Bewohner Rios vor Schießereien

Schusswechsel sind in Brasiliens Großstädten leider üblich. Immer wieder geraten auch Unbeteiligte in die Schusslinien. Mit Hilfe einer App sollen sich Menschen sicherer durch die Straßen bewegen können und auch der politische Druck auf die zuständigen Behörden soll erhöht werden.

2 Min.
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(Foto: Photocarioca / Shutterstock)

Die engen Gassen in den Favelas von Brasiliens Millionenmetropole Rio de Janeiro gehören unbestritten zu den gefährlichsten Straßen Brasiliens, wenn nicht sogar der Welt. Allein in diesem Jahr wurden mindestens 106 Menschen in Rio getötet – durch Querschläger. In der Metropolregion Rio de Janeiro werden jedes Jahr rund 1.500 Menschen erschossen. Täglich finden Schießereien zwischen Polizei und Drogenhändlern, rivalisierenden Gangs oder von der Polizei unterstützten Milizen statt. Oft geraten unschuldige Opfer ins Kreuzfeuer. Im Jahr 2019 wurden in Rio durchschnittlich 20 Schüsse am Tag abgefeuert. Seit Beginn der Coronapandemie haben sich die Dinge zwar leicht abgekühlt, dennoch gab es bis Ende Juni immer noch durchschnittlich 14 Schießereien pro Tag, wie Statistiken zeigen.

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Viele Einwohner haben damit begonnen, Apps zu verwenden, um sich selbst zu schützen. Dabei handelt es sich oft um Crowdsourcing-Apps, die den Benutzern dabei helfen, gefährliche Zonen im Auge zu behalten, und ihnen die Möglichkeit bieten, andere User zu warnen, welche Bereiche sie meiden sollten. Eine der beliebtesten Apps ist Fogo Cruzado, was auf deutsch so viel wie „Kreuzfeuer“ bedeutet. Die App wurde von der Journalistin Cecilia Olliveira entwickelt. Ursprünglich wollte sie, wie Technology Review berichtet, einen Artikel über die Querschläger-Opfer der Stadt schreiben, bekam jedoch nicht die Informationen, die sie benötigte. Im Jahr 2016 begann sie dann damit, Informationen über Schießereien in einer Google-Docs-Tabelle zu sammeln und zu protokollieren, wo und wann diese stattfanden und wie viele Opfer es gab.

App entstand aus Google Doc

Noch im selben Jahr wurde diese Tabelle unter Mithilfe von Amnesty International in eine App mit integrierter Datenbank verwandelt, um die Überwachung und Berichterstattung über bewaffnete Gewalt zu unterstützen. Wenn ein Nutzer Schüsse hört, kann er diesen Vorfall in der App melden. Die Informationen werden dann von Mitarbeitern von Fogo Cruzado mit Unterstützung von Aktivisten und Freiwilligen überprüft und auf der Plattform hochgeladen. Daraufhin erhalten Benutzer eine Benachrichtigung darüber, in welchem Bereich gerade ein Schusswechsel stattfindet.

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Außerdem kann eingestellt werden, dass es eine Benachrichtigung gibt, wenn man sich einer als gefährlich eingestuften Zone nährt. Beispielsweise einem Straßenzug, in dem es regelmäßig zu Schießereien kommt, oder einem Viertel, das gerade von Banden umkämpft ist. Auf einer Karte, die laufend aktualisiert wird, ist genau zu erkennen, welche Gebiete von bewaffneten Drogenhändlern, kriminellen Gangs oder Polizeimilizen dominiert werden. Die App wurde mittlerweile über 250.000 Mal heruntergeladen und erhöht auch den Druck auf die Regierung, die immer weniger Zahlen zu Schießereien und Todesopfern an die Öffentlichkeit vordringen ließ. Mit Apps wie Fogo Cruzado wird die Dimension des Gewaltproblems erst wieder sichtbar.

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