Brennende Lithium-Ionen-Akkus: Was du auf gar keinen Fall tun solltest
Aktuell macht ein Video die Runde, das die Feuerwehr von Oklahoma als Warnung herausgegeben hat. Die Geschichte ist schnell erzählt und macht vor allem in den Boulevardmedien die Runde: Ein Hund hatte in Tulsa auf einer Powerbank mit Lithium-Ionen-Akkus herumgebissen, die Besitzer:innen waren offenbar außer Haus. Plötzlich lässt der Hund davon ab, man sieht, wie die Li-Ionen-Zellen sich entzünden und Feuer fangen – und es zu einer Stichflamme kommt.
Daraus entwickelte sich ein veritabler Hausbrand, den die Feuerwehr immerhin zügig löschen konnte, der Hund und zwei weitere Tiere gelangten unverletzt ins Freie. Der Fall zeigt aber vor allem, dass Lithium-Ionen Akkus, wie sie in Smartphones, E-Zigaretten, Elektronikspielzeug und Co. verbaut sind, ihre Gefahren bergen und auch im privaten Haushalt nicht unterschätzt werden sollten.
Lithium-Ionen-Akkus verursachen auch in Deutschland Brände
Die Lithium-Ionen-Akkus, die millionenfach in deutschen Haushalten im Einsatz sind, werden wegen ihrer hohen Energiedichte geschätzt – sie können über längere Zeit große Energiemengen speichern. Doch diese Energiedichte bringt auch einen Nachteil in Form einer Brand- und Explosionsgefahr mit sich. Denn Lithium reagiert mit Sauerstoff, das bedeutet: Weist die Batterie einen Defekt oder eine Beschädigung auf und kommt der Inhalt der Zelle mit Sauerstoff in Kontakt, kann in kurzer Zeit viel Energie freigesetzt werden. Es kommt im schlimmsten Fall wie hier zur Explosion oder zum Brand.
Bei den durch Elektrizität verursachten Bränden machen Akkubrände mittlerweile einen erheblichen Anteil aus. Lithium-Ionen-Batterien sind für 20 Prozent der Brände verantwortlich, so das Institut für Schadenverhütung und Schadenforschung der öffentlichen Versicherer (IFS). Auch Feuerwehren in Deutschland erleben, so erklärt Daniel Brucker, erfahrener Feuerwehrmann und Fachberater im Bereich Brandschutz im saarländischen St. Wendel, immer wieder auch im privaten Umfeld solche Brände. Brucker, der mit seinem Unternehmen Brucker Brandschutz sowohl Privathaushalte als auch Unternehmen berät und Brandschutzanlagen installiert und wartet, erklärt, dass im Jahr 2023 in Deutschland über 500 Vorfälle gemeldet wurden, bei denen Lithium-Ionen-Akkus involviert waren.
Vorsicht auch beim Aufladen der Akkus
Eine umsichtige Handhabung von Lithium-Ionen-Akkus sei, so betont der Feuerwehrmann, unerlässlich, um die Risiken zu minimieren und ein sicheres Zuhause zu gewährleisten. Er erklärt, dass es vor allem wichtig ist, beim Laden umsichtig zu sein und Überhitzungen und Kurzschluss zu vermeiden. „Lithium-Ionen-Batterien sollten ausschließlich mit den vom Hersteller empfohlenen Ladegeräten aufgeladen und während des Ladevorgangs niemals unbeaufsichtigt gelassen werden. Ein unbeaufsichtigter Ladevorgang kann in Sekunden eskalieren und große Schäden verursachen.“ Werde ein Akku beim Aufladen auffällig heiß, sollte er ausgetauscht werden.
Zudem sollte man Batterien regelmäßig auf sichtbare Schäden wie Risse, Dellen oder Beulen überprüfen. „Mechanische Belastungen durch Stöße und Herunterfallen sind zu vermeiden, insbesondere wenn es sich um schwere Akkus handelt, wie sie etwa in E-Bikes oder Werkzeugen genutzt werden. Eine regelmäßige Inspektion der Batterien ist wie ein Gesundheitscheck für Geräte – unerlässlich und lebensverlängernd. Das bedeutet gerade im Privathaushalt, dass Akkus, die sich ausgedehnt haben oder gar die Ummantelung aufblähen und verformen, ausgetauscht werden müssen.“ Dass man solche Zellen nicht mit Gewalt öffnen oder wie im beschriebenen Fall beschädigen sollte, versteht sich wohl von selbst – wichtig ist aber auch, alle Beteiligten hierfür zu sensibilisieren (Kinder) oder die Zellen aus ihrem Einflussbereich zu nehmen (Tiere).
Doch was genau ist zu tun, wenn ein Lithium-Ionen-Akku doch Rauch entwickelt oder gar Feuer fängt? Wenn noch möglich sollte man den Akku natürlich zügig ins Freie bringen, sich dabei aber selbst vor den Chemikalien schützen. „Da bei den Batteriebränden hoch toxische Stoffe freigesetzt werden, empfehle ich, sofort das Gebäude zu verlassen und Türen hinter sich zu schließen, danach im Unkreis zu informieren und die Feuerwehr zu rufen“, sagt Daniel Brucker.
Keine gute Idee ist dagegen Löschen mit Wasser, denn das ist nicht nur ineffektiv, sondern kann sogar gefährliche Reaktionen nach sich ziehen. Den Brand mit Sand zu ersticken ist hier sinnvoller, Unternehmen haben hierfür auch spezielle Lithium-Feuerlöscher am Start. Selbst wenn man es schafft, den Brand selbst unter Kontrolle zu bringen, sollte man bei einem Akkubrand immer die örtliche Feuerwehr informieren, denn Fachleute können hier im Zweifelsfall sicherstellen, dass von einem Akku keine weiteren Gefahren ausgehen.
Auch die Entsorgung von E-Zigaretten ist ein Akkuproblem
Übrigens gibt es zum Thema gerade eine weitere Diskussion in Deutschland, wobei es eher um die fachgerechte Entsorgung geht. Denn Einweg-E-Zigaretten (Vapes) sind etwa dem baden-württembergischen Umweltministerium ein Dorn im Auge: Die mit einer Lithium-Ionen-Batterie ausgestatteten Teile landen regelmäßig im Hausmüll und verursachen auf den Mülldeponien oder bei Recyclingunternehmen Brände. So komme es laut dem Bundesverband der Deutschen Entsorgungswirtschaft etwa 30 Mal am Tag in Deutschland zu Bränden wegen falsch entsorgter Lithium-Ionen-Batterien in Müllanlagen „Alte Batterien sollten daher zu speziellen Sammelstellen gebracht oder die Rücknahmeangebote der Händler genutzt werden“, erklärt Brucker die sichere Entsorgung.
Einen Tipp hat der Experte noch im Hinblick auf die Langlebigkeit der Zellen: Bei längerer Lagerung sollten die Batterien auf etwa 50 bis 70% geladen werden, um sowohl Tiefentladung als auch Überladung zu verhindern. Lagern sollte man sie vor allem bei normaler Zimmertemperatur.