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Cannabis-Legalisierung – 10 Player, die dich bald high machen könnten

Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat angekündigt, dass die Cannabis-Legalisierung im Herbst kommen soll. Das freut nicht nur Freizeitkiffer:innen, sondern auch die Wirtschaft. Wir haben uns die Branche einmal angeschaut und stellen euch zehn deutsche Cannabis-Unternehmen vor, die man jetzt kennen sollte.

Von Insa Schniedermeier
8 Min. Lesezeit
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Deutsche Startups und Unternehmen machen sich für die Cannabis-Legalisierung bereit. (Foto: Shutterstock / arindambanerjee)

Es liegt etwas in der Luft. Und zwar nicht nur der Geruch nach Gras, sondern auch nach Geld. Denn: Die Cannabis-Legalisierung kommt, das ist beschlossene Sache. „Ich werde die Gesetzesinitiative zur Cannabis-Legalisierung starten“, kündigte Gesundheitsminister Karl Lauterbach am Nachmittag des 4. Mai in Berlin zum ersten Mal öffentlich an. Bisher war Lauterbach kein Fan der Legalisierung, doch wie er mitteilt, habe er seine ursprünglich ablehnende Position dazu revidiert. Im Koalitionsvertrag hatten sich die Ampelparteien im November 2021 auf die „kontrollierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene zu Genusszwecken in lizenzierten Geschäften“ geeinigt. Nicht nur Hobby-Kiffer:innen haben lange darauf gewartet, sondern auch viele Startups und Unternehmen.

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Ein Markt ist da. Laut des epidemiologischen Suchtsurveys haben 2018 fast 3,7 Millionen Menschen zwischen 18 und 64 Jahren (7,1 Prozent) mindestens einmal innerhalb der letzten zwölf Monate Cannabis konsumiert. Rechnet man eine Dunkelziffer sowie Jugendliche unter 18 dazu, bei denen Cannabis die beliebteste illegale Droge ist (jede:r zehnte Jugendliche zwischen 10 und 17 Jahren hat es bereits ausprobiert), so kann man wohl sagen, dass mindestens fünf Prozent der deutschen Bevölkerung schon einmal gekifft haben oder sogar regelmäßig konsumieren.

Mindestens fünf Prozent der deutschen Bevölkerung haben schon einmal gekifft oder konsumieren regelmäßig.

Der Cannabis-Markt

Bislang waren sowohl der Anbau als auch der Besitz von Cannabis in Deutschland verboten. Lediglich medizinisches Cannabis durfte in Apotheken seit 2017 mit einer passenden Erlaubnis gekauft werden. Wurde man ohne Erlaubnis mit Cannabis erwischt, drohten Freiheitsstrafen oder Geldbußen. Besonders abschreckend waren diese Verbote jedoch nicht, wie die über Jahre gestiegenen Konsumzahlen zeigen:

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Entwicklung Cannabiskonsum in Deutschland

Lebenszeitprävalenz des Cannabiskonsums 12- bis 17-jähriger Jugendlicher und 18- bis 25-jähriger Erwachsener insgesamt zwischen 1973 und 2019. Angaben in Prozent. Ab 1993 einschließlich neuer Bundesländer. 2014 bis 2019 sowie in den Jahren 2001 bis 2012 Ergebnisse der Festnetzstichprobe mit Gewichtung nach Region, Geschlecht und Alter. (Grafik: BZGA)

Gekifft wird also immer. Die Legalisierung solle nun auch dem Schutz der Verbraucher:innen dienen, sagt Georg Wurth, der Geschäftsführer des Deutschen Hanfverbands: „Das Verbot von Cannabis ist schädlich und teuer, Milliarden werden für sinnlose Polizeieinsätze aus dem Fenster geworfen. Das Geld wäre bei Aufklärung, Prävention und Hilfe viel effektiver eingesetzt.“

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Auch Karl Lauterbach, der ursprünglich kein Freund der Cannabis-Legalisierung war, schätzt die Gefahren einer Nichtlegalisierung inzwischen größer ein, als die einer Legalisierung. Er sagt: „Verunreinigte Cannabis-Verabreichungen sind aus meiner Sicht mittlerweile ein größeres Risiko als eine kontrollierte Abgabe an Menschen, die Cannabis in der entsprechenden Qualität kontrolliert konsumieren.“ In der zweiten Jahreshälfte wolle er deshalb einen Gesetzesentwurf vorlegen.

Kommt eine Cannabis-Steuer?

Neben den Cannabis-Startups und -Unternehmen, die bereits in den Startlöchern stehen, um sich in diesem neuen Markt zu positionieren, wird auch der deutsche Fiskus von der Cannabis-Legalisierung profitieren. Der Medizin-Professor und FDP-Politiker Andrew Ullmann schätzte im Oktober 2021 die Steuereinnahmen durch Cannabis auf circa 1,3 Milliarden Euro pro Jahr. Für ihn ein möglicher Weg, um auch die großen Corona-Haushaltslöcher etwas zu stopfen.

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Der Ökonom schlägt vor, den Markt für Cannabis zu regulieren und den Verkauf mit einer extra Steuer zu belegen, so wie es bereits bei anderen Genussmitteln wie Kaffee, Tabak und Alkohol passiert. Allein die Cannabissteuer würde dem Fiskus jährlich schätzungsweise 1,8 Milliarden Euro bringenNur zum Vergleich: Die Kaffeesteuer brachte dem Staat im Jahr 2020 rund eine Milliarde Euro, die Alkoholsteuer zwei Milliarden und die Tabaksteuer ganze 14,3 Milliarden Euro.

Stimmen die Schätzungen, wird Gras von den Steuereinnahmen her irgendwo zwischen Kaffee und Alkohol liegen.

4,7 Millionen Euro mehr

Insgesamt wird der Haushaltseffekt jedoch noch deutlich positiver ausfallen, da durch Steuern und Co ja nicht nur neues Geld eingenommen wird, sondern auch Kosten beispielsweise bei Justiz und Polizei eingespart werden. Statista schätzt, dass der deutsche Staat durch eine Cannabislegalisierung rund 4,7 Milliarden Euro zusätzlich einnehmen wird. Dieser Wert ergibt sich größtenteils durch zusätzliche Steuereinnahmen aus einer Konsumsteuer, aus Umsatz-, Gewerbe-, Körperschafts- sowie Lohnsteuern in Höhe von rund 3,34 Milliarden Euro. Hinzu kämen die Kostenersparnisse in Höhe von rund 1,36 Milliarden Euro. Darunter fallen vor allem eingesparte Polizei-, Gerichts- und Justizvollzugskosten.

Steueraufkommen und eingesparte Kosten durch eine Legalisierung von Cannabis in Deutschland im Jahr 2021 in Millionen Euro. (Grafik: Statista 2022)

Steueraufkommen und eingesparte Kosten durch eine Legalisierung von Cannabis in Deutschland im Jahr 2021 in Millionen Euro. (Grafik: Statista 2022)

Auch für den Jobmarkt ist die Cannabis-Legalisierung eine gute Nachricht: Haucap und sein Team schätzen, dass rund 27.000 Arbeitsplätze in der Cannabiswirtschaft entstehen werden.

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Wer sind die größten Player im Cannabis-Markt?

Bislang haben sich die meisten deutschen Cannabis-Unternehmen und Startups entweder auf Medizinalcannabis spezialisiert oder auf CBD-Produkte, die weniger als 0,2 Prozent THC enthalten und explizit nicht dem Berauschen dienen (dürfen).

Die Wettbewerber aus dem Ausland sind da schon weiter, insbesondere Team Kanada. Tilray beispielsweise ist mit seinen medizinischen Cannabis-Produkten in 18 Ländern aktiv und gehörte zusammen mit seinem kanadischen Wettbewerber Aurora zu den ersten Unternehmen, die in Deutschland Cannabis anbauen durften. Der Unternehmenswert von Tilray wird für 2022 auf rund drei Milliarden US-Dollar geschätzt, der von Aurora auf rund 900 Millionen Dollar.

10 deutsche Player, die du jetzt kennen solltest

Im Folgenden haben wir eine Liste mit zehn spannenden Unternehmen im deutschen Cannabis-Markt zusammengestellt, die es lohnt, in den kommenden Monaten auf dem Schirm zu haben. Um niemanden zu bevorzugen, sind sie alphabetisch geordnet.

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  1. Adrexpharma aus Koblenz ist eines der größten Cannabis-Unternehmen in Europa und hat sich auf die Entwicklung, Produktion, Weiterentwicklung und Vermarktung von medizinischem Cannabis spezialisiert.
  2. Bloomwell ist das Cannabis-Startup von Niklas Kouparanis, der kein Novize im Cannabis-Biz ist. 2018 hatte er bereits das Cannabis-Startup Farmako mit Sebastian Diemer gegründet, mit dem ihm der Exit gelang: 2019 wurde das Startup für 15 Millionen Euro vom kanadischen Unternehmen Agraflora gekauft. Bloomwell erhielt im Oktober 2021 ein Investment in Höhe von zehn Millionen Dollar von einem US-amerikanischen Investor. Zu Bloomwell gehört auch das mit 8.000 Patient:innen europaweit führende Telemedizin-Startup Algea Care, das die Therapie mit medizinischem Cannabis (THC- oder THC-/CBD-haltig) oder reinem Cannabidiol (CBD) anbietet.
  3. Cannamedical ist ein B2B-Cannabis-Großhändler und Mitglied der Kölner Semdor Pharma Group. Semdor wurde im Januar 2021 als Merger der PS Gruppe (deutscher Marktführer für Betäubungsmittel) und Cannamedical gegründet und will das führende Pharmaunternehmen für Betäubungsmittel und medizinisches Cannabis in Europa werden.
  4. Die Cannovum AG ist ein pharmazeutischer Großhändler, Importeur und Hersteller von medizinischen Cannabis, der keine Pestizide verwendet. Im Mai 2021 wurden die Berliner das erste deutsche Medizinalcannabis-Unternehmen, das an der Börse gehandelt wird.
  5. Cansativa ist ein Cannabis-Großhändler. Das Unternehmen wurde 2017 gegründet und bekam im August 2020 den Zuschlag des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), womit es als erstes Unternehmen Medizinalcannabis aus deutschem Anbau vertreiben durfte. Im Februar 2022 wurde bekannt, dass der US-amerikanische Musiker Snoop Dogg mit seinem Investmentfonds Casa Verde Capital im Rahmen einer 13 Millionen Euro schweren Finanzierungsrunde bei dem deutschen Startup einsteigt.
  6. Das Berliner Cannabis-Startup Cantourage wurde 2019 gegründet und bietet unter anderem Lösungen an, mit der Zulieferer:innen aus der ganzen Welt ihr medizinisches Cannabis nach Europa bringen können. 2022 will das Unternehmen an die Börse, bewertet mit einem hohen dreistelligen Millionenbetrag.
  7. Demecan war bislang eines von nur drei Unternehmen, das in Deutschland Cannabis anbauen durfte (die anderen beiden waren die Kanadier Aurora und Tilray, siehe oben). Demecan deckt alle Herstellungsschritte für medizinisches Cannabis aus einer Hand ab – vom Anbau über die Weiterverarbeitung und Lagerung bis zur Lieferung an Apotheken in ganz Deutschland. Derzeit soll Demecan knapp 1000 Kilogramm medizinisches Cannabis pro Jahr produzieren.
  8. Nimbus Health spezialisiert sich seit 2019 auf Einfuhr und Handel von medizinischen Cannabis-Produkten. Gegenüber dem Spiegel sagte der Gründer Linus Weber: „Für 2022 rechnen wir mit einer Vervierfachung des Umsatzes.“ Das war im Juli 2021, also noch vor der Nachricht der Legalisierung durch die anstehende Ampel-Koalition im November 2021.
  9. Die Sanity Group wurde 2018 gegründet und konnte bereits rund 77 Millionen Dollar an Funding einsammeln, zuletzt 3,5 Millionen Dollar von Snoop Dogg’s VC-Fonds Casa Verde Capital. Mit dem frischen Kapital will das Berliner Startup die medizinische Cannabis-Forschung vorantreiben sowie das Geschäft im Bereich Consumer-Health und -Wellbeing ausbauen.
  10. Vom Cannabis-Patient zum Cannabis-Unternehmer: Lars Müller ist der CEO des börsengelisteten Biotech-Unternehmens Synbiotic. Aktuell arbeitet er daran, aus dem Allgäu heraus ein Cannabis-Imperium aufzubauen. Im April 2022, passend zum Cannabis-Tag 4/20, gab Müller sein Joint Venture mit der Enchilada-Unternehmensgruppe bekannt. Zusammen mit dem Systemgastronomen will Synbiotic an einem Konzept für Cannabis-Shops im Franchise-Modell arbeiten. Zu Synbiotic gehören auch die beiden Cannabis-Marken Solidmind und Hempamed.

Neben den oben genannten, gibt es natürlich noch eine lange Liste anderer Startups, die sich beispielsweise auf CBD-Produkte spezialisiert haben, wie Bunte Blüte, Enecta, die CBD-Manufaktur oder Hanfgeflüster. Auch für diese Unternehmen dürfte die Cannabis-Legalisierung neue Perspektiven mit sich bringen.

Wird der Cannabis-Konsum bald steigen?

Um diese Frage zu beantworten, fertigte der wissenschaftliche Dienst des Deutschen Bundestages 2019 einen Sachstand zur Auswirkung auf die Zahl der Cannabis-Konsument:innen in ausgewählten Ländern an. Untersucht wurden Belgien, die Niederlande, Kanada, Portugal, Uruguay und die USA, alles Länder, in denen der Cannabis-Konsum legalisiert oder zumindest entkriminalisiert wurde.

In der Studie kamen die Autor:innen zu dem Schluss, „dass die Verfolgung einer strikten Drogenpolitik wenig bis keinen Einfluss auf das Konsumverhalten hat.“ Im Gegenteil sei es so, dass einige der Länder mit den striktesten Regelungen einige der höchsten Prävalenzraten im Hinblick auf den Drogenkonsum hätten, während Länder, die eine Liberalisierungspolitik verfolgen, einige der niedrigsten Prävalenzraten aufwiesen.

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Der Gesetzesentwurf für die Cannabis-Legalisierung soll in der zweiten Jahreshälfte 2022 kommen.(Foto: Shutterstock / HQuality)

Beispiel: Niederlande

Ein Beispiel, wie es laufen kann, sind die Niederlande, dort ist Cannabis seit 1976 de facto entkriminalisiert, was „nicht zu einer Explosion des Drogenkonsums geführt“ habe. Der Anstieg in der Lebenszeitprävalenz von Cannabis-Konsum sei in den Niederlanden im Zeitraum zwischen 1984 und 1996 zwar gestiegen, Expert:innen sehen diesen Anstieg aber vielmehr in der Ausweitung der kommerziellen Werbung hinsichtlich des Cannabis-Konsums in Coffeeshops, als in der Gesetzesänderung.

Zudem ist interessant, dass die liberalere Drogenpolitik der Niederlande dazu geführt haben könnte, dass der Konsum harter Drogen stark zurückging und zwar auf ein Niveau, das unterhalb des Niveaus der meisten Länder Westeuropas und den USA lag. „Zwischen 1979 und 1994 sank die Konsumprävalenz in Bezug auf harte Drogen von 15 auf 2,5 Prozent“, heißt es in der Studie.

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