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Kolumne

Was das iPhone mit einer Coca-Cola und Andy Warhol zu tun hat

„Eine Coke ist eine Coke und kein Geld der Welt kann dir eine bessere kaufen als die, die der Penner an der Ecke trinkt“, hat Andy Warhol mal geschrieben – und damit den Charakter der Massenproduktion beschrieben. Heute gilt das in ähnlicher Weise für das iPhone. Die Neuland-Kolumne.

Von Stephan Dörner
3 Min.
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Coca-Cola-Flaschen von Andy Warhol. (Foto: dpa)

Niemand hat den Charakter der Massenproduktion des 20. Jahrhunderts so gut auf den Punkt gebracht wie Andy Warhol. „Eine Coke ist eine Coke und kein Geld der Welt kann dir eine bessere kaufen als die, die der Penner an der Ecke trinkt“, schrieb er mal in „The Philosophy of Andy Warhol.“ „Alle Cokes sind gleich, alle Cokes sind gut. Liz Taylor weiß das, der Präsident weiß das, der Penner weiß das und du weißt das.“

Die Consumer-Software ist oft besser als die teure B2B-Lösung

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So sehr gerade die Digitalwirtschaft mit ihren Skalen- und Netzwerkeffekten dafür sorgt, dass die soziale Ungleichheit steigt – hier hat der Kapitalismus mit seiner Effizienz der Massenproduktion etwas sehr egalitäres: Ist die Nachfrage nach einem Produkt nur groß genug, wird es für die Masse immer besser als jede Einzelanfertigung – und für Technologie gilt das besonders. Deshalb hat Technologie hat eine große Tendenz zur Demokratisierung – zumindest langfristig. Irgendwann läuft eben fast jeder Mensch auf der Welt mit einem Smartphone rum. Und selbst das schlechteste Modell ist immer noch besser als jedes Smartphone, das sich der reichste Mensch der Welt vor zehn Jahren kaufen konnte.

Um das zu verdeutlichen, beginnen wir bei sündhaft teuren Cappuccino-Maschinen. Ein Freund von mir hat sich kürzlich eine solche für einen vierstelligen Betrag gekauft. Dabei lag ein etwa 85 US-Dollar teures Android-Tablet mit einer schrecklichen Software. Design, Usability, Stabilität – alles an dieser Software ist schlecht. Die kleine, exklusive Zielgruppe der Luxus-Kaffemaschine rechtfertigt kein großes Team talentierter Programmierer.

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Auf der anderen Seite sind einige der besten Software-Lösungen, die es heute gibt, gratis oder sehr günstig – und jeder kann sie mit einem 100-Euro-Smartphone nutzen. Angefangen vom Mobil-Betriebssystem Android über Google Maps und Drive über Spotify bis Whatsapp. In Büros ist es heute ein weit verbreitetes Phänomen, dass die teure B2B-ERP-Lösung oder Spezial-Software bei Usability und Design jeder Gratis-Consumer-Software meilenweit hinterherhinkt. Consumer-Software ist zum Goldstandard der Usability geworden. Sie ist billig oder gratis in der Anschaffung – aber viel besser bei Bedienung und Design die teure B2B-Spezialsoftware.

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Warum gibt es keinen Lamborghini oder Rolls-Royce der Smartphones?

Selbst das US-Militär setzt schon seit vielen Jahren in zahlreichen Bereichen mit Sicherheitssoftware erweiterte Consumer-Tablets und Smartphones ein, weil sie den speziell für das Militär entwickelten Geräten technisch davongelaufen sind. Beim US-Militär gibt es den Begriff Mil-COTS dafür – militärischer Einsatz von „Commercial off-the-shelf“ (COTS)-Produkten, also Hardware von der Stange. Auch in keinem Luxus-Auto der Welt werden 3D-Chips verbaut, die besser sind als die besten Chips von Nvidia.

Warum gibt es keinen Lamborghini oder Rolls-Royce der Smartphones? Es gibt die Geräte von Vertu, einem 1998 von Nokia gegründeten Unternehmen für Luxus-Smartphones, das sich nach mehreren Verkäufen inzwischen in chinesischem Besitz befindet. Die Vertu-Smartphones haben vor allem das Ziel, besonders teuer zu sein, um gegenüber anderen den sozialen Status des Käufers zu unterstreichen. Sie sind technisch aber nicht besser als aktuelle Spitzen-Geräte, sogar eher schlechter. Der hohe Preis ist vor allem dadurch gerechtfertigt, dass die Handys in Handarbeit gefertigt werden – aus Materialien wie zum Beispiel Gold, Platin, Liquidmetal, Diamanten, Keramik und Carbon. Damit kauft der Kunde aber kein besseres Smartphones, nur eines aus (sinnloserweise) besonders teurem Material.

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Nur S-Klasse statt Lamborghini unter den Smartphones

Warum ist es nicht möglich, den Lamborghini der Smartphones zu bauen? Dahinter steckt der Skaleneffekt: Solange es nur genug Nachfrage nach einem Produkt gibt – und das gilt insbesondere für Smartphones und alle seine technischen Bestandteile –, lohnt sich die Produktion für viele Menschen, die einen moderat hohen Betrag dafür zahlen, immer mehr als die Produktion für wenige Menschen oder Unternehmen, die einen absurd hohen Betrag zu bezahlen bereit sind. Es gibt daher kein Lamborghini der Smartphones, sondern nur eine S-Klasse: das iPhone, das gegenüber einem 100-Euro-Android nicht einmal einen besonders großen technischen Vorsprung hat.

Und ein paar Jahre altes iPhone kann sich heute fast jeder leisten, der die Prioritäten entsprechend setzt. Ein Mensch mit mittlerem Einkommen in der westlichen Welt kann sich in der Regel das aktuelle Spitzen-iPhone leisten – und hat damit dasselbe Smartphone wie die meisten Milliardäre der Welt und der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Kein Geld der Welt kann dir ein besseres iPhone kaufen.

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