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Porträt

Wegen der Coronakrise ins Homeoffice: 5 Menschen erzählen

Die Coronakrise hat viele Berufstätige ins Homeoffice geschickt. Für manche funktioniert das bestens, für einige weniger: Fünf Menschen erzählen.

8 Min.
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Wegen der Coronakrise ins Homeoffice: Fünf Menschen erzählen. (Foto: Shutterstock)

Dass das Homeoffice viele Vor- und Nachteile hat, ist bekannt: Viele Menschen können produktiver sein, jedoch steigt auch das Gefühl der Isolation. Wegen der Coronakrise mussten jetzt viele Berufstätige vom Büro in den Remote-Modus wechseln – sowohl Führungskräfte als auch Mitarbeitende. Auf Twitter haben wir Menschen gefragt, wie sie die aktuelle Situation empfinden. Einige Personen haben wir ausführlicher antworten lassen – vom Azubi bis zum Chef, vom Elternteil zum Alleinstehenden. Für manche Berufstätige funktioniert das Homeoffice bestens, für einige weniger: Fünf Menschen erzählen.

„Für meine Team-Mitglieder muss ich jetzt präsenter sein“

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Von Michael Wolter

Schon der Begriff „Außendienst“ suggeriert, dass Homeoffice bei meinem Team und mir gar nicht klappen kann. Das stimmt so allerdings nicht. Wir sind Vertreterinnen und Vertreter für Tiernahrung. Unsere Kunden sind Landwirte. Als vermeintliche Einzelkämpfer waren wir schon immer viel alleine unterwegs, motivierten uns selbst und organisierten unseren Arbeitstag alleine. Der regelmäßige Austausch unter den Kolleginnen und Kollegen fand häufig über E-Mail und Telefon statt. Hin und wieder planten wir Mitfahrten, einmal im Quartal ein Regionaltreffen. Zurzeit beschränken wir uns natürlich nur auf die digitalen Kommunikationswege. Führung auf Distanz war für mich also schon vor der Corona-Pandemie ein wichtiges Thema, inzwischen passiert das jedoch noch ein Quäntchen intensiver. Intern betrachtet ist das Homeoffice von Vorteil. Wir sparen viel Zeit auf der Straße und natürlich auch eine Menge Reisekosten. Extern betrachtet ist die Situation schwieriger. Zumindest für diejenigen Außendienstler, die noch keinen festen und vor allem loyalen Kundenstamm aufgebaut haben.

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Generell erfolgt die Beratung vor Ort beim Landwirtschaftsbetrieb und ist nicht komplett von daheim aus machbar. Im streckenweise sehr traditionell geprägten Agrarbereich ist der persönliche Kontakt oft das ausschlaggebende Mittel zur Kundenbindung. Natürlich versteht momentan fast jeder Bestandskunde, dass wir zurzeit andere Maßstäbe ansetzen müssen. Neukunden zu gewinnen, bleibt trotzdem eine Herausforderung. Vor allem für meine jüngsten Team-Mitglieder muss ich jetzt präsenter sein. Die Führungsqualitäten auf Distanz sind aktuell wichtiger denn je. Neben der Steuerung und Sicherung einer ausreichenden digitalen Ausstattung müssen die neuen Arbeitsmodi der Mitarbeitenden eingestellt, die Aufgabenschwerpunkte neu gesetzt und strategische Maßnahmen entschieden werden. Statt wöchentlicher oder unregelmäßiger Meetups finden sie aktuell fast täglich zu festen Zeiten statt. Ziel ist dabei auch eine verstärkt individuelle Begleitung der Kolleginnen und Kollegen, um ihre Motivation im neuen Arbeitsumfeld so hoch wie möglich zu halten. Wir alle lernen dabei ständig dazu.

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„Ich freue mich, nach Corona wieder ins Büro gehen zu können“

Von Nadine Kreutz

Beruflich gesehen ist Homeoffice kein Problem, persönlich bin ich nicht dafür gemacht. Ich arbeite in der Unternehmenskommunikation eines E-Learning-Anbieters. Mein Job besteht vor allem darin, die Social-Media Kanäle des Unternehmens zu betreuen, Artikel zu unseren Themen zu schreiben und generell Branchentrends im Auge zu behalten. Von daher ist es eigentlich egal, von wo aus ich arbeite. Auch von der technischen Seite gibt es keinerlei Probleme oder Einschränkungen. Ich brauche nur einen Rechner, WLAN und einen VPN-Anschluss. Homeoffice war bei uns auch schon vor Corona möglich, ich selbst habe es allerdings fast nie genutzt. Ich mag es nämlich nicht, alleine zu arbeiten. Ich bin ein Mensch, der sehr viel Energie aus den Mitmenschen um sich herum zieht. Deshalb ist mein Arbeitsplatz in einem modernen Open-Space-Büro zusammen mit dem Team für mich eigentlich das perfekte Setting. Klar, ich tausche mich auch jetzt noch täglich mit meinen Kolleginnen und Kollegen aus, aber es ist nicht dasselbe, ob man mal eben über den Tisch hinweg etwas fragt oder immer erst einmal chatten oder anrufen muss.

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Außerdem fällt es mir durch die fehlende räumliche Trennung schwerer, nach der Arbeit abzuschalten. Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass ich kein eigenes Arbeitszimmer habe, sondern am Esstisch sitze und meinen Arbeitsplatz auch nach der Arbeit ständig sehe. Sonst habe ich mit dem Verlassen des Büros und dem Heimweg innerlich in den Feierabendmodus umgeschaltet. Experten sprechen ja auch vom dritten Raum zwischen Büro und Wohnzimmer. Sie sagen, so ein Raum wäre wichtig zum Abschalten. Zwar arbeite ich auch sonst immer mal wieder kurz was von daheim aus, checke beispielsweise auf dem Smartphone die Social-Kanäle oder E-Mails, aber es ist trotzdem etwas anderes und ich sehe das nicht wirklich als Arbeit oder bin davon gestresst. Durch die fehlende räumliche Distanz fällt es mir allerdings schwerer, nach der Arbeit in diesen Feierabendmodus zu kommen und zu entspannen. Wenn der Lockdown vorbei ist, werde ich wieder ins Büro wechseln. Generell finde ich es sehr gut und wichtig, dass Mitarbeitende im Homeoffice arbeiten können. Ich freue mich jedoch trotzdem, nach Corona wieder ins Büro gehen zu können.

Mehr zum Thema: „Zusammenhalt fördern: Beispiele für cooles Online-Teambuilding“

„In der Krise zeigt sich das wahre Gesicht des Managements“

Von Martin Vogel*

Die persönliche Bindung zu Geschäftspartnern ist in meinem Beruf essenziell. Ich bin Unternehmensberater in der Logistik und Projektleiter im Bereich des Supply-Chain-Managements. Auch wenn es zunächst so scheint, als könne man diesen Job im Homeoffice leicht machen, ist das in der Realität nicht der Fall. Ich sitze viel in Meetings, halte Workshops und führe Interviews. Auch Vor-Ort-Termine in Produktionshallen und Logistikflächen sind wichtig. Wir brauchen immer auch das Vertrauen der Stakeholder für Veränderungen. Und das baut sich leichter auf, wenn wir direkt mit ihnen sprechen. Wir sammeln also viele Informationen und entwickeln daraufhin Strategien. Ersteres ist auf Distanz wesentlich schwieriger. Letzteres klappt konzentriert daheim weiterhin gut. Die größte Herausforderung im Homeoffice ist somit ganz klar: die so wichtigen Face-to-Face-Gespräche kompensieren. Momentan läuft das alles remote ab und funktioniert auch. Das heißt, meine Arbeit lässt sich damit vereinen, aber speziell wenn es um das Verständnis von physischen Logistikprozessen geht, kommt man auch hier an seine Grenzen.

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Für eine gewisse Zeit kann ich mich also mit der Situation zwar arrangieren, durchgehend kann das aber nicht funktionieren. Eine 100-prozentiges Remote-Unternehmen werden wir also auch nach Corona nicht werden. Trotzdem bin ich froh, dass mein Arbeitgeber uns währenddessen die Arbeit von zu Hause ermöglicht hat. Und das sogar noch weit vor den Empfehlungen der Bundesregierung durch das Robert-Koch-Institut. Er zeigt damit Verantwortung den Mitarbeitenden gegenüber und signalisiert, dass wir zählen. Überhaupt fühle ich mich gut unterstützt während der Corona-Pandemie. Unsere Geschäftsführer informieren kontinuierlich über die aktuelle Lage und verhalten sich sehr transparent über die Situation des eigenen Unternehmens, sodass ich mich als Mitarbeiter immer bestens informiert und auch sicher fühle. Nach dem, was man so hört, ist das gerade nicht überall der Fall. In Krisensituationen zeigt sich oft das wahre Gesicht des Managements.

„Ich konnte auch in Quarantäne problemlos weiter arbeiten“

Homeoffice während Corona: Mehr als ein Mac braucht es oft nicht. (Foto: Shutterstock)

Von Enrico Wexel

Ich bin Fachinformatiker für Systemintegration im zweiten Lehrjahr. Konkret heißt das derzeit, dass ich im First- und Second-Level-Support tätig bin. Hat jemand ein Technikproblem, helfe ich, es zu lösen. Mein Arbeitgeber, ein mittelständisches Unternehmen im Sonderfahrzeugbau, hat eine über die Jahre gut aufgestellte digitale Infrastruktur entwickelt. Das hat auch meine Arbeit gleich zu Beginn der Coronakrise erleichtert. Wir sitzen in Bayern und ich wurde nach dem Kontakt mit zwei Covid-19-Erkrankten vom Gesundheitsamt als Verdachtsfall eingestuft. Ich musste deshalb sofort in Quarantäne, konnte aber problemlos von daheim aus weiterarbeiten. Von meinem Privatrechner konnte ich mithilfe eines Netzwerkdienstleisters auf den Arbeits-PC zugreifen, meine Aufgaben bekomme ich eh über Tickets des IT-Helpdesks und mein Firmentelefon wurde einfach auf mein Smartphone umgeleitet. Ich konnte auch schon immer recht selbstbestimmt arbeiten, sodass ich jetzt auch als Azubi nicht ständig darauf angewiesen bin, von meinem Ausbildungsleiter mit To-dos versorgt zu werden.

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Problematischer war anfangs jedoch, die Gratwanderung zwischen Privatem und Beruflichen zu meistern und auch Verhaltensweisen zu überdenken. Die bei uns im Büro erwartete schicke Jeans trage ich im Homeoffice natürlich genauso wenig wie das ordentliche Hemd. Wäre das Wetter entsprechend gewesen, hätte ich sicher auch eine kurze Hose getragen. Die wäre bei uns im Büro eigentlich verboten. Da mein Arbeitsweg morgens vom Bett zur Kaffeemaschine weiter zum Schreibtisch nur ein paar Meter beträgt, habe ich anfangs auch meinen Wecker entsprechend spät gestellt. Das wurde mir direkt am zweiten Tag zum Verhängnis. Eine Minute vor Weckruf klingelte mein Smartphone, der erste Support-Anruf, ganz klassisch: ein zu oft falsch eingegebenes Passwort. Daraus habe ich gelernt und stehe seitdem eine Viertelstunde früher auf. Inzwischen bin ich aber auch wieder öfter im Büro. Mittlerweile haben wir es so geregelt, dass die halbe Abteilung in der Firma und die andere Hälfte im Homeoffice ist. Das dann immer im Wechsel. Nach Corona bleibt die Heimarbeit sicher wieder eine Ergänzung und nicht die Regel.

Mehr zum Thema: „Homeoffice-Meetings führen: Spielregeln für den Call mit Kollegen“

„Homeoffice mit Homeschooling ist unfassbar anstrengend“

Von Katja Caspari

Wir sind zu viert im Homeoffice. Mein Ehemann mit Vorstandsgesprächen und Presseinterviews, ich als Digitalberaterin mit Kundenakquise und Webinar-Moderationen sowie unsere zwei Kinder mit ihren Schulaufgaben. Dank unserer Berufstätigkeit sind beide Kids recht selbstständig, die Situation ist während Corona trotzdem völlig anders. Die 7-Jährige braucht ganz klare Anweisungen, was sie wann zu tun hat, und fragt nach, wenn sie Aufgaben nicht versteht. Manchmal sogar im Fünf-Minuten-Takt. Die Lehrerin hat mit einem Wochenplan gute Vorarbeit geleistet. Trotzdem wühlen wir uns regelmäßig durch circa 30 neue Arbeitsblätter, um die beiden „mit der Katze darauf“ zu finden. Der Große bekam keinen Wochenplan, sehr viele E-Mails, Einladungen in die Schul-Cloud, einen Link zur Lernplattform Mebis und zum Matheportal Mathegym. Bis dato hatte er lediglich Whatsapps auf dem Smartphone geschrieben. Zum Glück hatte er sich Weihnachten einen Laptop gewünscht und auch bekommen.

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Also musste er sich bei allen Portalen anmelden, die doppelte Authentifizierungen durchlaufen, einen Wochenplan selbst erstellen und so weiter. Davon war er zunächst ziemlich überfordert. Wir halfen also, um anschließend festzustellen, dass auf diesen Kanälen nichts anderes lief als in der albernen Whatsapp-Klassengruppe – nur dass die Lehrerin jetzt auch mitmachte. So oder so ähnlich muss jeden Tag etwas organisiert werden. Und dann kommt stets die Frage auf: „Was essen wir heute?“. Mein Mann und ich kommen oft erst gegen 13:30 Uhr richtig zum Arbeiten. Eigentlich bin ich daheim viel produktiver, habe sehr viel weniger Reisezeit. Homeoffice mit Homeschooling ist zwar machbar, aber unfassbar anstrengend. Die Lehrkräfte müssten da viel mehr in die Pflicht genommen werden. Höre ich jedoch, dass im Digitalpakt keine Computer für sie vorgesehen sind und sie alles privat zahlen müssen, wundert mich der Rückzug vieler Lehrerinnen und Lehrer wiederum nicht. Corona macht wie unter einer Lupe sichtbar, welche Versäumnisse es während der Digitalisierung schon vorher gab. Das rächt sich jetzt natürlich.

Erfolgreicher im Job: Diese Apps helfen euch bei der Karriere
Weiterbildung: Die Udacity-App ist eine kostenlose Online-Akademie für iOS und Android. Zusammen mit Partnern wie Google und Salesforce werden Kurse entwickelt, die klassische Bildung mit technischen Berufsfähigkeiten verbinden sollen. (Grafik: t3n / dunnnk)

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*= Der Name wurde auf Wunsch geändert.

Übrigens, auch dieser Beitrag könnte dich interessieren: Führen im Homeoffice heißt Führung auf Distanz – und das ist für viele Managerinnen und Manager eine echte Herausforderung. Dieser Praxis-Guide gibt Tipps, wie Mitarbeiterführung auch remote klappt – für nur 29 Euro.

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