Noch im Mai will die WHO eine eigene App starten, die sich an potenziell Erkrankte richtet. Die App soll eine erste Selbstdiagnose unterstützen, bevor der Gang zum Arzt angetreten wird. Wie Reuters von offizieller Seite erfahren konnte, steht auch die Einführung des umstrittenen Contact Tracing per Bluetooth LE zur Debatte.
WHO-App soll schwächere Länder in der Coronakrise unterstützen
Die WHO will mit der App vor allem Länder unterstützen, deren Wirtschaftskraft und Gesundheitssystem so schwach sind, dass sie die Entwicklung einer eigenen App voraussichtlich nicht in Angriff nehmen würden. Einwohner dieser Länder würden wohl die Ersten sein, die sich eine offizielle WHO-App zum Thema auf ihren Smartphones installieren würden, so die Annahme.
Tatsächlich wird die App weltweit über die gängigen App-Stores ausgerollt werden, sodass sie jedem Interessierten zur Verfügung stehen wird. Dabei erfolgt die Entwicklung über ein Github-Repository als Open Source.
Entwicklung mit Ehrenamtlern und als Open Source
So will die WHO zum einen Vertrauen schaffen, weil der Source-Code offen einsehbar ist und bleibt. Zum anderen soll die Code-Basis interessierten Staaten dazu dienen, eventuell doch auf der Basis der Vorleistungen der WHO eigene Apps zu erstellen. Grundsätzlich soll die App bereits länderspezifische Besonderheiten berücksichtigen, so etwa Informationen über den Modus der Testung.
Die Entwicklung der App wird nach offiziellen Angaben vornehmlich von ehrenamtlichen Kräften, darunter Designer und Programmierer, die bereits für den Google-Mutterkonzern Alphabet oder den Software-Konzern Microsoft gearbeitet haben, betrieben.
Wie WHO-Technikchef Bernardo Mariano gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters bestätigt hat, soll es bei dem Selbstdiagnose-Feature nicht bleiben. Später soll die App ergänzt werden, etwa um einen Selbsthilfe-Führer rund um die psychologischen Aspekte der Coronakrise.
WHO überlegt Contact Tracing
Ebenso im Gespräch soll eine Form des Contact Tracing sein, bei dem per App unter Nutzung von Bluetooth Bewegungsmuster und Kontakte zu anderen Personen erfasst und ausgewertet werden können. Viele andere Länder, darunter Deutschland, arbeiten bereits an eigenständigen Lösungen. Der Ansatz ist umstritten.
Bislang hat sich die WHO nicht klar zur Entwicklung eines Contact Tracing bekannt, was laut Mariano an den damit einhergehenden rechtlichen Problemen und den zu klärenden Frage rund um Datenschutz und Datensicherheit zusammenhänge.
Andererseits sehe sich die WHO hier ein Stück weit in der Pflicht, weil immer mehr private Unternehmen eigene Tracing-Lösungen entwickeln, bei denen die Fragen des Datenschutzes und der Datensicherheit nicht immer zufriedenstellend geklärt seien. Es könne sein, dass die Daten der Nutzer in vielen Fällen zu rein wirtschaftlichen Zwecken missbraucht würden, so Mariano.
Daher habe das Entwicklerteam der WHO bereits Kontakt zu Apple und Google aufgenommen, um die technischen Möglichkeiten zu besprechen, die sich aus dem gemeinsamen Tracing-Ansatz der Hersteller von Android und iOS ergeben. Beide Konzerne hatten schon im Vorfeld erklärt, dass sie den gemeinsamen Ansatz zum Ende der Pandemie aus ihren Systemen wieder entfernen würden.
Spezielle Info-App für das Gesundheitswesen geplant
Ebenfalls im Mai will die WHO eine App auf den Markt bringen, die sich gezielt an Mitarbeiter aus dem Gesundheitswesen richten und allgemeine Informationen zum richtigen Umgang mit der Infektionsgefahr, etwa zur Handhygiene, zu Alltagsmasken und anderen Themen, vorhalten soll.
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