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Kolumne

Was das Coronavirus für digitale Nomaden bedeutet

Unser Kolumnist Rob lebt derzeit in Vietnam. Und stellt fest, dass sich auch für digitale Nomaden Risiken und Chancen die (hoffentlich gewaschenen) Hände geben.

Von Robert Enskat
4 Min.
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(Grafik: t3n)

Ich will hier nicht näher auf das Thema Corona, Covid-19 oder wie auch immer eingehen, die Nachrichten sind schon voll genug davon. Ich will nur kurz aufzeigen, was das für digitale Nomaden bedeutet. Auch über Corona hinaus. Schließlich ist Reisen ein wesentliches Merkmal eines digitalen Nomaden, und Reisen ist gerade nicht.

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In eigentlich allen Foren und auf allen Plattformen für digitale Nomaden ist gerade echt was los – verständlich. Volle Panik. Da geht es aber weniger um die Pandemie mit den Gesundheitsrisiken als solche, sondern mehr um die Auswirkungen, vor allem auf das tägliche Leben. Digitale Nomaden, das sagt ja schon der Name, sind unterwegs. Manche langsamer, manche schneller. Aber unterwegs. Nur ist es jetzt so, dass es unzählige Reisebeschränkungen gibt – die sich fast täglich, wenn nicht sogar stündlich ändern. Thailand beispielsweise hat innerhalb von drei Tagen etwa acht Mal die Einreisebestimmungen für das Königreich geändert. Mal ja, dann nein, dann nur solche Länder, die betroffen sind, dann plötzlich Ausnahmeregeln, die schon am gleichen Tag widerrufen wurden … und so weiter.

Dumme Sache: Die Visa-Dauer

Allgemein heißt es: aussitzen, Sozialkontakte vermeiden, möglichst daheim bleiben und Hände waschen. Schön. Was aber, wenn das Visum in ein paar Tagen ausläuft und man eigentlich einen Visa-Run machen wollte? Heikel … Besonders Digital Nomads in Indien drehen gerade völlig am Rad. Denn Indien stellt keine Visa mehr für Leute aus, die aus dem Ausland kommen. Will man also einen Border-Run machen – kurz über die Grenze und dann wieder zurück mit neuem Visum –, ist das aktuell nicht mehr möglich. Ausreisen ja, aber wieder einreisen: nein. Zumal angrenzende Länder ähnliche Restriktionen haben, was die Einreise bestimmter Nationalitäten angeht. Deutsche dürfen derzeit nicht mehr nach Indien. Also einfach dableiben und aussitzen? Nicht empfehlenswert. Warum und wieso interessiert die Immigration nicht – ein Overstay, eine Überziehung des Visums, ist ein Overstay und wird hart bestraft. Hohe Geldbußen und teilweise Gefängnis sind die Konsequenzen.

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Flexibilität ist das A und O

Ich schätze mal, dass gerade 95 Prozent der digitalen Nomaden ihre Pläne kurzfristig ändern – zwangsweise. Ich gehöre dazu. Eigentlich wollte ich in vier Wochen, wenn mein Visum in Vietnam abläuft, mit dem Moped über Kambodscha nach Thailand zu einer Workweek mit einem Kunden. Und von dort aus weiter nach Malaysia. War alles schon geplant, eine vierwöchige Reise. Tja, der Kunde kommt wohl eher nicht nach Thailand fürs Meeting, das ist das eine. Das andere ist, dass ich massive Probleme hätte, die Grenzen zu passieren. In Vietnam bleiben? Hmmm, 300 US-Dollar für eine Visa-Extension zu zahlen, ohne Border-Run? Schmeckt mir nicht. Dann doch lieber ab auf die Philippinen? Nun ja, jetzt mag ich keinen Flug buchen, da ich nicht abschätzen kann, wie die ihre Einreisebeschränkungen in vier Wochen gestalten. Planen ist gerade einfach nicht drin. Ich muss am Tag, bevor mein Visa abläuft, spontan entscheiden, wohin es als nächstes geht – beziehungsweise: gehen kann! Bleibt mir nichts anderes übrig. Eventuell muss ich unangenehme Risiken eingehen und dorthin weiterziehen, wo es mir gerade möglich ist.

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Es gibt immer 2 Seiten – auch Chancen

Doch ich schaue auch mal von einer anderen Seite auf das Geschehen. Nämlich was Jobs angeht … Es mag perfide und zynisch klingen, aber mit Corona ändern sich viele Dinge für digitale Nomaden im positiven Sinne. Viele, viele Unternehmen, die vor wenigen Wochen noch Schnappatmung gekriegt haben, wenn man ihnen von Remote Work erzählte und ihnen anbot, von irgendwo auf der Welt zu arbeiten, schicken derzeit ihre Festangestellten nach Hause – ins Homeoffice. Plötzlich geht das …

Natürlich nicht alle Berufe, keine Frage. Doch alle Jobs, die digital von Zuhause aus erledigt werden können, werden zunehmend genehmigt beziehungsweise angeordnet. Und das sind nicht nur Tech-Riesen wie Google oder Ebay. Ganze Marketing-Abteilungen von großen Firmen sitzen jetzt daheim am Rechner und führen Slack-Meetings durch, meeten per Skype und kommunizieren per E-Mail. Inhouse-Grafikabteilungen: Homeoffice. IT-Development und Support: dito.

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Ein Paradigmenwechsel findet gerade statt. Die Präsenzkultur in der Arbeitswelt wird gerade nicht nur hinterfragt, sondern auf den Kopf gestellt. Remote Work ist nicht mehr nur was für durchgeknallte Yoga-Hippies am Strand. Das realisieren Unternehmen gerade. In einem  atemberaubenden Tempo. Und das macht es digitalen Nomaden heute und in Zukunft sicherlich deutlich einfacher, Kunden zu akquirieren. Einen HR- oder Marketingleiter demnächst zu überzeugen, dass man absolut gut und korrekt und effizient von irgendwo aus arbeiten kann, wird leichter sein – vor allem dann, wenn der Ansprechpartner selber in häuslicher Quarantäne war und trotzdem arbeitete. Denn dann hat er es ja selber mal gemacht und gesehen, dass es funktioniert.

Wäre die Situation nicht so tragisch, könnte man als Digital Nomad gerade vor Freude hüpfen.

Cheers, Rob

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3 Kommentare
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Titus von Unhold

Die Schadenfreude gegenüber parasitären Branchen wie Werbung und Marketing kann ich mir nicht verkneifen. Ich bin mal gespannt wie viele DN sich demnächst „richtige Arbeit“ suchen müssen, wenn die Werbebranche am Boden liegt und die Konsumlaune zurück geht. Vermutlich alle.

Antworten
Robert Enskat

Hallo Titus, was genau meinst du mit „richtige Arbeit“? Ist das Übersetzen von Büchern, das Schreiben von 300seitigen Geschäftsberichten, die Entwicklung von Werbekampagnen, das Gestalten von ebendiesen, das Programmieren von komplexen Websites, die Entwicklung von neuen Apps, konstanter IT-Support, die Erstellung von aufwändigen Foto-Dokumentationen oder journalistische Tätigkeit und so weiter keine „richtige Arbeit“? Cheers, Rob

Antworten
Jasmin

Der Artikel beschreibt nur Auswirkungen auf der Formalitätsebene und vermittelt den Eindruck, dass der Autor sich und die Digitalen Nomaden für unverwundbar hält. Was ist denn bei einer ernsthaften Erkrankung oder fast noch schlimmer, einer leichten unbemerkten Erkrankung, bei der das Virus dann über die ausgenutzten Schlupflöcher weitergetragen wird? Mir fehlen verantwortungsvolle Verhaltenstipps jenseits von Visa-Beschaffung.

Antworten
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