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Welche ist die kryptofreundlichste Nation der Welt? Mit dieser Frage hat sich das australische Krypto-Portal Crypto Head in einer neuen Studie auseinandergesetzt. Herausgekommen ist dabei der Crypto-Ready Index, der Länder nach ihrer Bereitschaft zur Krypto-Adoption auflistet. Als Bewertungsgrundlage verwendet Crypto Head die Anzahl an Krypto-Geldautomaten, das jährliche Google-Suchvolumen für Kryptobegriffe wie Bitcoin sowie den Stand der Kryptoregulierung und -besteuerung. Insgesamt hat Crypto Head bei Deutschland und 199 Nationen und Territorien versucht, das Kryptofieber zu messen.
Deutschland trotz Krypto-ATM-Armut mit Top-10-Platzierung
Die USA führen danach die Liste der kryptofreundlichsten Nationen an – gefolgt von Zypern und Singapur. Deutschland belegt einen soliden 9. Platz. Und das, obwohl Bitcoin-Automaten hierzulande ein vergleichsweise seltener Anblick sind. 53 Kryptoautomaten zählt die Studie für Deutschland. In den USA sind es mittlerweile sage und schreibe 17.436.

Die Top 10 im Crypto-Ready Index: Bewertungskriterien von l. nach r.: jährliche Krypto-Google-Suchanfragen pro 100.000 Personen, der jährliche Anstieg derselben, Zahl der Krypto-ATM, Anzahl Bürger pro Krypto-ATM, Fläche pro Krypto-ATM (mi2), Regulierung und Besteuerung (max. 2 Punkte). (Grafik: Crypto Head)
Warum Deutschland trotz der wenigen Kryptoautomaten derart hoch platziert ist, bleibt allerdings schleierhaft. Sortiert man die Länder nach den einzelnen Bewertungskriterien, belegt die Bundesrepublik in fast keiner einzigen Rubrik eine Top-10-Platzierung. Einzige Ausnahme: die Regulierung, bei der Deutschland mit 39 anderen Ländern die Höchstpunktzahl von 2 erzielt. Der Aussagekraft des Crypto-Ready Index ist somit mit Vorsicht zu genießen.
Das gilt auch für die Methode, wie die Kryptoregulierung der einzelnen Länder bewertet wurde. So verwendeten die Autor:innen der Studie lediglich die Wikipedia (konkret: diesen Artikel) als Datenquelle.
Krypto-Mekka Deutschland?
Auch wenn die gute Platzierung Deutschlands gemessen an den Kriterien von Crypto Head fragwürdig ist, lässt sich nicht von der Hand weisen, dass die Kryptoregulierung hierzulande in den letzten Jahren bedeutende Fortschritte gemacht hat. Zu den größten Errungenschaften gehören das 2020 in Kraft getretene Gesetz zur Kryptoverwahrung. Auch das im Mai beschlossene „Gesetz zur Einführung elektronischer Wertpapiere“ (eWpG) gilt als fortschrittlich, schließlich ermöglicht es erstmals die Emission von Wertpapieren ohne physische Urkunde. Das damit eingeführte Register für Kryptowertpapiere hebt digital verbriefte Wertpapiere wie Security Token auf Augenhöhe mit ihren papiernen Pendants.
Auch das neue Fondsstandortgesetz hat kryptoaffine (Groß)-Investor:innen auf dem Schirm. So soll es für institutionelle Spezialfonds ab 1. August möglich sein, bis zu 20 Prozent ihres Kapitals in Kryptowährungen investieren – eine weitere Legitimierung für Bitcoin und Co.
Blühende Blockchain-Landschaft in Gefahr?
Vor diesem Hintergrund scheint Deutschland in der Tat einen vielversprechenden Nährboden für die Kryptoökonomie zu bilden. Die gute Platzierung im Crypto-Ready Index ist insofern gerechtfertigt – auch wenn es nebulös bleibt, wie Deutschland es anhand der verwendeten Kriterien auf den 9. Platz geschafft hat.
Doch trotz der regulatorischen Fortschritte ist eine blühende Blockchain-Landschaft hierzulande keine abgemachte Sache. Denn mit dem Gesetzentwurf zur Besteuerung von Krypto-Assets hat das Bundesfinanzministerium nach Auffassung vieler Beobachter:innen einen großen Topf Salz aus dem Schrank geholt, der nun droht, den Nährboden, der durch oben genannte Gesetzesänderungen bereitet wurde, zu ruinieren.
Autor des Artikels ist Christopher Klee.