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Interview

Autonome Roboter, Startups und digitales Labor: Tim Rudolph von Hermes im Interview

Bei Hermes dreht sich viel um den digitalen Wandel. Wir haben mit Tim Rudolph, dem Head of Digital Lab über die Digitale Transformation gesprochen.

Von Sébastien Bonset
7 Min.
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(Foto: Hermes)

Die Arbeitswelt verwandelt sich auch bei Hermes. Wir haben Tim Rudolph, Programmmanager Digitalisierung und Head of Digital Lab bei Hermes,  über die Stoßrichtung des Unternehmens, den nötigen kulturellen Wandel und andere Aspekte der Digitalisierung gesprochen.

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t3n.de: Herr Rudolph, bitte stellen Sie sich kurz vor und verraten Sie uns, was zu Ihren Hauptaufgabengebieten bei Hermes gehört.

Ich bin seit sechs Jahren für und mit Hermes unterwegs. Zuvor war ich als Freelancer, in einem Startup, einem großen Software-Unternehmen sowie in der Beratung unterwegs. Mir geht es stets darum, wie sich mit Menschen und Software tolle neue Dinge realisieren lassen. Bei Hermes habe ich zunächst als Abteilungsleiter in der IT auf europäischer Ebene die Entwicklung neuer Geschäftsfelder mit vorangetrieben. Seit 2016 arbeite ich als Programmmanager Digitalisierung und als Head of Digital Lab bei Hermes Germany gemeinsam mit vielen begeisterten Kolleginnen und Kollegen daran, Chancen und Möglichkeiten der Digitalisierung für Hermes zu identifizieren, qualifizieren und zu realisieren.

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t3n.de: Der Begriff „Digitale Transformation“ kann vieles bedeuten und entwickelt sich immer mehr zu einem Buzzword, das eigentlich alles bedeuten kann. Was genau verstehen Sie persönlich darunter?

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Unsere Einschätzung ist, dass die Digitale Transformation ein Megatrend ist, der von vielen Entwicklungen gespeist und getrieben wird. Das sind natürlich technologische Entwicklungen wie die zunehmende Allgegenwärtigkeit smarter Technologie samt der daraus entstehenden Daten. Das sind aber auch Entwicklungen wie die zunehmende Vernetzung und die dadurch hervorgerufene Dynamik und Komplexität. Oder Entwicklungen im Bereich neuer Zusammenarbeits- und Organisationsformen, die bei ansonsten gleichen Rahmenbedingungen nachweislich deutlich bessere Ergebnisse erzielen. Sich für diese neuen Möglichkeiten zu öffnen, hat viel mit der Kultur und Anpassungsfähigkeit eines Unternehmens zu tun. Wenn man von Digitaler Transformation spricht, ist es wichtig, klarzumachen, auf welche zugrundeliegenden Entwicklungen man sich dabei konkret bezieht. Ansonsten verkommt der Begriff tatsächlich schnell zum diffusen und beliebigen Buzzword.

t3n.de: Dann lassen Sie uns einmal auf Entwicklungen in den Bereichen Unternehmenskultur und Anpassungsfähigkeit eingehen. Wie unterscheidet sich das heutige Hermes in Bezug auf diese Aspekte vom Hermes von vor zehn Jahren?

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Hermes bewegt sich heute in einem sehr viel dynamischeren Markt als noch vor zehn Jahren: So steigen beispielsweise die Ansprüche der Kunden immer weiter und ständig versuchen neue Anbieter, im Paketmarkt Fuß zu fassen. Um mit diesen Herausforderungen gut umgehen zu können, hat Hermes eine Offenheit auch für sehr innovative Themen, wie zum Beispiel die Zustellung mit autonom fahrenden Robotern, oder auch kleine Marktteilnehmer, wie die vielen Startups, die wir strukturiert im Blick behalten, entwickelt. Zu der Offenheit kommt die Bereitschaft, bei der Besetzung wichtiger Entwicklungsfelder im Zweifel auch auf Kompetenz von außen zu setzen, wie zum Beispiel im Bereich Sameday mit Liefery.

Das Digital-Lab-Team von Hermes. (Foto: Hermes)

t3n.de: Wie genau treiben Sie die Digitale Transformation bei Hermes voran?

Wir haben vor allem drei Stoßrichtungen: Im Vordergrund stehen die Weiterentwicklung bestehender Geschäftsfelder sowie die Identifikation und Erschließung neuer Geschäftsfelder, die aus der Digitalisierung entstehen. Dazu kommt der Aufbau von relevanten Fähigkeiten bei jedem Einzelnen, aber auch in der Zusammenarbeit insgesamt. Schließlich dient insbesondere das Digital Lab als Prototyp für eine neue Form der Denk- und Arbeitsweise, die dem Unternehmen konkrete, anwendbare Beispiele liefert und so den Wandel hin zu einer neuen Kultur im Unternehmen unterstützt.

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t3n.de: Fassen Sie doch bitte einmal kurz zusammen, was sich Hermes vom Digital Lab verspricht und um welche Art von Projekten es dabei geht.

Das Digital Lab ist dazu da, vielversprechende Themen sehr schnell und zielgerichtet zu konkretisieren. Es arbeitet dazu mit der Lean-Startup-Methode und verfügt über alle Freiheiten, die es braucht, um schnell voranzukommen. Dabei können wir aber auch auf das Know-how oder die Infrastruktur von Hermes zurückgreifen. Die Themen können grundsätzlich alle Bereiche des Unternehmens betreffen. Gemeinsam haben alle, dass dabei der Kunde oder Nutzer im Mittelpunkt steht, Technologie eine zentrale Rolle spielt und wir eine konkrete geschäftliche Erwartung an das Thema knüpfen.

t3n.de: Wie verändert die Digitalisierung die Arbeitswelt in Ihrem Unternehmen?

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Das lässt sich bislang noch nicht endgültig sagen. Offensichtlich sind natürlich die zunehmende Nutzung mobiler Devices und software-basierter Lösungen. Hinzu kommt vor allem in der IT die in vielen Teams bereits weit fortgeschrittene Anwendung agiler Organisations- und Arbeitsformen. Ein kleines, aber sehr verheißungsvolles Pflänzchen ist die cross-funktionale Zusammenarbeit einiger Projektteams mit starkem Zielgruppenfokus. Es entsteht mitunter fast ein wenig Tech-Company-Feeling.

t3n.de: Die Zusammenarbeit unterschiedlicher Projektteams und der Fokus auf Zielgruppen klingen spannend. Wie formen Sie diese Zusammenarbeit, und wie genau wird sie strukturiert?

Diese Form der Zusammenarbeit entsteht heute meist noch ausgehend von einzelnen Menschen, die versuchen, mit ihrem Thema bestmöglich voranzukommen und die dabei eben erkannt haben, dass man – platt gesagt – gemeinsam am schnellsten ins Ziel kommt. Entscheidend dabei ist, dass es ein gemeinsames, übergeordnetes Ziel gibt.

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t3n.de: Sie haben ja bereits agile Organisations- und Arbeitsformen angesprochen. Auf welche Lösungen aus den Bereichen Social Intranet und Social Collaboration setzt Hermes dabei? Welche Tools und Prozesse kommen darüber hinaus zum Einsatz?

Da gibt es inzwischen ein ziemlich breites Spektrum. Die Festlegung auf ein bestimmtes Tool und einen bestimmten Prozess sind nicht entscheidend. Entscheidend ist, dass zusammengearbeitet wird. Oder, um es mit dem agilen Manifest zu sagen, ‚Individuals and interactions over processes and tools‘.

t3n.de: Wie wirkt sich der Transformationsprozess auf die Unternehmenskultur aus?

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Transformation und Wandel der Kultur bedingen einander. Ohne eine zeitgemäße, offene Kultur kann die Transformation nicht erfolgreich sein. Im Gegenzug manifestiert sich die neue Kultur an den konkreten Transformationsschritten.

t3n.de: Können Sie uns ein, zwei Beispiele dafür nennen?

Praktisch alle spannenden Themen, die wir im Digitalisierungskontext bearbeiten, sind cross-funktional. Wenn die Kultur im Unternehmen eine vertrauensvolle cross-funktionale Zusammenarbeit nicht hergibt, wird es schnell schwierig. Dazu kommt das Thema Offenheit. Wenn man glaubt, immer vorher selbst schon alles genau zu wissen, dann wird es mit der Digitalisierung natürlich auch schwierig.

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t3n.de: Welche zu lösenden Probleme haben sich bei Hermes aus der Digitalisierung ergeben?

Es haben sich vor allem viele neue Möglichkeiten ergeben. Das steht für uns im Vordergrund. Die ein oder andere Herausforderungen begegnet uns aber natürlich auch.

t3n.de: Man lernt ja aus Fehlern und Problemen. Daher wäre es natürlich besonders interessant, wenn Sie uns verraten würden, welche Probleme sich bisher ergeben haben, und wie Sie diese angegangen sind.

Anders als in klassischen Projekten finden bei der Digitalisierung Änderungen auf vielen Ebenen gleichzeitig statt. Um erfolgreich zu sein, braucht es daher auch mitunter neue Herangehensweisen. Insofern ist das, was in der Vergangenheit das Naheliegende war, nicht immer auch das Richtige für die Digitalisierung. Sich bei der Herangehensweise bewusst etwas Zeit zu nehmen und einmal mehr nachzudenken, kann sich unterm Strich durchaus lohnen.

Tobias Kleine (Lead Developer) und Tim Rudolph, Head of Digital Lab. (Foto: Hermes)

t3n.de: Wie stellen Sie sicher, dass kein Mitarbeiter bei der digitalen Transformation auf der Strecke bleibt, und welche Maßnahmen ergreifen Sie, um insbesondere ältere Mitarbeiter auf diesem Weg mitzunehmen?

Neben den Angeboten, die unsere HR-Kolleginnen und -Kollegen machen, versuchen wir, aus dem Digital Lab heraus mit eigenen Angeboten Berührungsängste und Distanz zum Thema abzubauen. Wenn dann sogar weiterführendes Interesse entsteht oder ohnehin schon vorhanden war, versuchen wir, Möglichkeiten zu eröffnen. Dabei müssen weiterführende Angebote gar nicht unbedingt von uns selbst kommen. So gibt es auch online zum Beispiel mit Udacity viele sehr gute Angebote. Natürlich wird trotzdem nicht jeder Programmierer werden wollen, aber ein gewisses digitales Verständnis, vielleicht sogar eine gewisse digitale Mündigkeit, helfen sicher den meisten Menschen heutzutage. Es ist hilfreich, wenn Menschen das auch für sich selbst erkennen.

t3n.de: Damit decken Sie ja so zusagen das nötige Wissen und die nötigen Fähigkeiten ab. Wie aber sieht es in Bezug auf die sich wandelnde Unternehmenskultur aus? Wie motivieren Sie die Mitarbeiter, die so grundlegenden Veränderungen eher kritisch gegenüberstehen?

Das ist eine gute Frage. Ich persönlich glaube, dass das nicht vollständig möglich und vielleicht auch gar nicht vollständig nötig ist. Schließlich werden in vielen Fällen Unternehmen unterschiedlich stark von der Digitalisierung betroffen sein. Bei aller Faszination für die Digitalisierung ist davon auszugehen, dass es auch zukünftig noch Bereiche im Unternehmen gibt, bei denen eine konventionellere Arbeitsweise weiter sinnvoll ist. Vor diesem Hintergrund wird es für Unternehmen wichtig sein, mit unterschiedlichen Kulturen und Arbeitsweisen umgehen zu können.

t3n.de: Generell wird der deutschen Wirtschaft häufig vorgeworfen, bei der Digitalisierung zu langsam zu sein. Wie sehen Sie persönlich diesen Vorwurf, und gibt es Ihrer Meinung nach Unternehmen in anderen Ländern, von denen deutsche Unternehmer lernen können?

Dieser Vorwurf wird oft sehr plakativ vorgetragen und wirkt dann meist etwas überdreht. Zum Beispiel muss und kann nicht jedes Unternehmen wie ein Startup agieren. Insgesamt scheinen viele Unternehmen und Organisationen die Digitalisierung inzwischen sehr ernst zu nehmen und investieren hier folgerichtig einen erheblichen Teil ihrer Energie und Ressourcen.

Lernen kann man meiner Meinung nach von vielen erfolgreichen Unternehmen. Das müssen gar nicht immer Google, Amazon, Facebook, Apple und Co. sein. Es gibt auch sehr interessante europäische Unternehmen. Spotify mit seiner Engineering Culture ist so ein Beispiel. Und auch in Asien passieren, zum Beispiel mit WeChat, gerade extrem spannende Dinge.

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lola

Hermes ?!?! Der Paketdienst oder wer ! Bei dem die „selbständigen“ Fahrer pro Paket kaum 50 Cent bekommen und 15 Stunden arbeiten müssen. Deren Sendungsverfolgung mehr Ausfälle am Tag hat, als Sendungen.

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