Anzeige
Anzeige
News

Scheidung bei Daimler: Mercedes-Autos und -Lkw fahren ab sofort getrennte Wege

Bei Daimler steht der Codename „Fokus“ für die Aufteilung in einen Auto- und einen Lkw-Hersteller. Die eigentliche Trennung wird diskret abgewickelt. Auch andere Konzerne wagen den Bruch.

3 Min.
Artikel merken
Anzeige
Anzeige

Bei Daimler steht ein Strategiewechsel an. (Foto: Tobias Arhelger / shutterstock)

Einige Lastwagen-Oldtimer wurden bereits zum Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck überführt – ansonsten soll die Aufspaltung des Autokonzerns Daimler nüchtern und ohne viel Aufhebens über die Bühne gehen. An diesem Mittwoch ist es nach langer Vorbereitung und grünem Licht der Aktionäre so weit: Daimler Truck mit weltweit über 100.000 Mitarbeitern wird erstmals in die unternehmerische Selbstständigkeit entlassen.

Anzeige
Anzeige

Mercedes-Autos und -Lkw fahren getrennte Wege. Das Megaprojekt beendet die gemeinsame Geschichte, die bis ins 19. Jahrhundert zurückreicht. Der Dreizack-Stern als Markenzeichen bleibt beiden Herstellern erhalten. Der Imagefaktor ist nicht zu unterschätzen, denn die Marke Mercedes-Benz ist Experten zufolge richtig teuer. Sie wird beispielsweise vom US-Beratungsunternehmen Interbrand mit knapp 51 Milliarden US-Dollar (rund 45,2 Milliarden Euro) bewertet. Das bedeutet weltweit Platz acht – unter den Autobauern schneidet nur der japanische Konkurrent Toyota besser ab.

Die Aufspaltung ist auch nicht billig – sie wird mit mindestens 700 Millionen Euro zu Buche schlagen. Diese Einmalkosten betreffen unter anderem die Teilung des Geschäfts mit Finanzdienstleistungen. Daimler Truck soll dann am Freitag kommender Woche (10. Dezember) an die Börse gehen. Der aus eigener Sicht weltweit größte Hersteller von Lkw und Bussen will sich bis Ende März für den Börsenindex Dax qualifizieren. Daimler-Aktionären winkt den Plänen zufolge ein Geschäft, denn sie erhalten zusätzliche Anteile des Nutzfahrzeugherstellers.

Anzeige
Anzeige

Abspaltung hatte sich angedeutet

Über eine mögliche Abspaltung des Geschäfts mit Lastwagen wurde schon lange spekuliert. Wer Managern und Fachleuten zuhört, fragt sich bisweilen, wieso es Auto und Lkw in Stuttgart überhaupt so lange aushielten. „Trucks und Pkw sind zwei völlig unterschiedliche Geschäfte“, resümierte Vorstandschef Ola Källenius im Oktober.

Anzeige
Anzeige

Die Aufspaltung komme spät, aber nicht zu spät, urteilt Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer. Verbindende Technologien wie der Diesel seien Geschichte. „Die Gemeinsamkeiten zwischen Pkw und Truck sind so groß wie die Gemeinsamkeiten zwischen U-Booten und Flugzeugen“, sagte der Direktor des privaten Center Automotive Research (CAR) der Deutschen Presse-Agentur.

Daimler steht in der Welt der Großkonzerne nicht alleine da. Siemens brachte die Medizintechnik und die Energiesparte an die Börse. Der US-Industriegigant General Electric (GE) soll in drei Teile zerschlagen werden. In Schwaben geht es darum, den Wert der bisherigen Konzernbereiche zu steigern und wettbewerbsfähiger zu werden. Insbesondere die frühere Nutzfahrzeugsparte, die so lange im Schatten des prestigeträchtigen Pkw-Geschäfts stand, will profitabler werden.

Anzeige
Anzeige

Risiken gibt es natürlich auch – dabei geht es beispielsweise um unerwünschte Einflussnahme von Großaktionären. Einzeln könnten die bisherigen Konzernsparten anfälliger für Übernahmeversuche werden, lautet eine Befürchtung. Die gesamte Branche steht ohnehin wegen milliardenschwerer Investitionen in E-Autos und selbst-steuernde Fahrzeuge vor riesigen Herausforderungen, die auch mit Gefahren verbunden sind. Der Mangel an Halbleitern und anderen elektronischen Bauteilen sorgt zudem für erhebliche Unruhe bei den Herstellern.

In der verbleibenden Autosparte will Daimler-Chef Källenius Mercedes-Benz als Luxusmarke profilieren. Diese strategische Ausrichtung wirkt auf manche auch wie eine Rückbesinnung auf alte Werte, die in Jahrzehnten der Visionen und teurer Expansionsprojekte in den Hintergrund gerückt waren.

Als Lichtgestalt gilt für den Experten Willi Diez der einstige Topmann Joachim Zahn, der Daimler in den 1960er und 1970er Jahren zu einer Weltfirma machte. „Er hat dort Begehrlichkeiten geschaffen, wo andere Unternehmen sich als billige Bedarfsdecker positioniert und profiliert haben“, schreibt Diez in einem noch unveröffentlichten Buch über den Konzern mit dem Stern. Die Kehrseite der Ära Zahn: Es gab damals Lieferzeiten von bis zu vier Jahren. dpa

Mehr zu diesem Thema
Fast fertig!

Bitte klicke auf den Link in der Bestätigungsmail, um deine Anmeldung abzuschließen.

Du willst noch weitere Infos zum Newsletter? Jetzt mehr erfahren

Anzeige
Anzeige
Schreib den ersten Kommentar!
Bitte beachte unsere Community-Richtlinien

Wir freuen uns über kontroverse Diskussionen, die gerne auch mal hitzig geführt werden dürfen. Beleidigende, grob anstößige, rassistische und strafrechtlich relevante Äußerungen und Beiträge tolerieren wir nicht. Bitte achte darauf, dass du keine Texte veröffentlichst, für die du keine ausdrückliche Erlaubnis des Urhebers hast. Ebenfalls nicht erlaubt ist der Missbrauch der Webangebote unter t3n.de als Werbeplattform. Die Nennung von Produktnamen, Herstellern, Dienstleistern und Websites ist nur dann zulässig, wenn damit nicht vorrangig der Zweck der Werbung verfolgt wird. Wir behalten uns vor, Beiträge, die diese Regeln verletzen, zu löschen und Accounts zeitweilig oder auf Dauer zu sperren.

Trotz all dieser notwendigen Regeln: Diskutiere kontrovers, sage anderen deine Meinung, trage mit weiterführenden Informationen zum Wissensaustausch bei, aber bleibe dabei fair und respektiere die Meinung anderer. Wir wünschen Dir viel Spaß mit den Webangeboten von t3n und freuen uns auf spannende Beiträge.

Dein t3n-Team

Melde dich mit deinem t3n Account an oder fülle die unteren Felder aus.

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus!
Hallo und herzlich willkommen bei t3n!

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus, um diesen Artikel zu lesen.

Wir sind ein unabhängiger Publisher mit einem Team von mehr als 75 fantastischen Menschen, aber ohne riesigen Konzern im Rücken. Banner und ähnliche Werbemittel sind für unsere Finanzierung sehr wichtig.

Schon jetzt und im Namen der gesamten t3n-Crew: vielen Dank für deine Unterstützung! 🙌

Deine t3n-Crew

Anleitung zur Deaktivierung
Artikel merken

Bitte melde dich an, um diesen Artikel in deiner persönlichen Merkliste auf t3n zu speichern.

Jetzt registrieren und merken

Du hast schon einen t3n-Account? Hier anmelden

oder
Auf Mastodon teilen

Gib die URL deiner Mastodon-Instanz ein, um den Artikel zu teilen.

Anzeige
Anzeige