Das große Krypto-Börsensterben – jetzt geht es erst richtig los
Krypto-Börsen sind ein herausragendes Stimmungsbarometer für den Krypto-Markt und die Verschiebung von Marktgewichten. Im Zuge des Krypto-Hypes Ende 2017 sind unzählige Exchanges aus dem Boden gestampft worden. Vollkommen unprofessionelle und sicherheitstechnisch fragwürdige Gelddruckmaschinen, die ohne KYC und Berücksichtigung von Anti-Geldwäsche-Richtlinien den Handel von Bitcoin und Co. angeboten haben. Sehr viele Börsenbetreiber wurden so in sehr kurzer Zeit sehr reich.
Börsen werden von der Realität eingeholt
Nun, im Jahr 2019, hat sich das Blatt gewendet: Das Handelsvolumen ist drastisch gesunken. Weniger Trades bedeuten weniger Umsatz. Der enorme Konkurrenzdruck lässt gleichzeitig die Margen zusammenschrumpfen. Börsenhacks stehen an der Tagesordnung und penetrieren die teils viel zu schlecht gesicherte IT-Infrastruktur. Der Druck seitens der Regulatoren nimmt zu, die Anforderungen steigen. Um diesen gerecht zu werden, muss wiederum viel Kapital und Personal bereitgestellt werden, das nicht gewinnbringend eingesetzt werden kann. Gleichzeitig ist das Vertrauen in die Krypto-Börsen durch allseits bekannte Börsenmanipulation wie Wash-Trading im Keller. Kurzum: Die Luft wird dünn.
Verdrängungskampf und Marktkräfte
Die genannten Umstände führen zu einem harten Überlebenskampf. Nur die größten und besten Krypto-Börsen mit gefüllter Kriegskasse haben eine Chance, zu überleben. Nicht nur aufgrund des Bärenmarktes, sondern auch aufgrund der gestiegenen Professionalisierung, die im Bitcoin-Ökosystem Einzug hält.
Die amateurhaften Exchanges von 2017 haben nun keine Chance mehr. Dies zeigt sich auch an Nischenbörsen wie liqui.io, die sich dadurch ausgezeichnet haben, besonders viele Token, insbesondere ERC20-Token, feilzubieten. So gab die Exchange liqui.io kürzlich bekannt, ihren Service einstellen zu müssen. Es ist mit großer Sicherheit davon auszugehen, dass viele andere Exchanges liqui.io in diesem Jahr folgen werden. Schließlich ist das Handelsvolumen von ERC20-Token noch stärker eingebrochen als das der nativen Blockchain Token wie Bitcoin und Ether.
Zusätzlich kommen immer mehr regulierte Player aus dem traditionellen Finanzsektor ins Spiel, die schon seit Jahrzehnten wissen, wie der Hase läuft. Viele Investoren und Trader werden zukünftig ihre Bitcoin und Ether lieber auf einer staatlich regulierten und bekannten Börse handeln als auf einer immer noch jungen Krypto-Börse.
Was das für Börsenkunden bedeutet
Kunden von Krypto-Börsen muss klar sein, dass die Geschäftsbeziehung schneller als erwartet enden kann. Was ganz grundsätzlich gilt, gilt jetzt umso mehr: Man sollte nur so viel an Kapital beziehungsweise Token-Beständen auf einer Krypto-Börse halten, wie zum Traden nötig ist. Alle anderen Einlagen gehören sicher in eine Wallet, im Idealfall eine Hardware-Wallet.
Auch sollte hinterfragt werden, ob die gegenwärtige Börse mit der Konkurrenz mithalten kann. Wenn Zweifel aufkommen, könnte ein Börsenwechsel keine schlechte Idee sein. Korrespondierend dazu sollten Mitteilung von der genutzten Exchange im Auge behalten werden. Schließt eine Börse, dann gibt sie, wie im Fall liqui.io, eine Frist bekannt, in der die Einlagen abgezogen werden können. Danach kann es gut sein, dass man nicht mehr an seine Coins kommt.
Dennoch ist die Entwicklung für den Endkunden im Grunde positiv: Der Service wird besser, die Börseninfrastruktur sicherer und die Handelskosten geringer. Kundentickets über Wochen unbeantwortet lassen, wird sich in Zukunft keine Börse mehr leisten können.
Dieser Artikel erschien zuerst bei BTC-Echo.
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