Anzeige
Anzeige
Arbeitswelt
Artikel merken

Sitzt du noch oder swoppst du schon? Wie ich mich mit einem wippenden Hocker anfreundete

Als er abgeholt wird, bin ich nicht im Büro. Betretene Gesichter begegnen mir, als ich aus der Mittagspause komme. „DPD war da“, sagen die Kollegen. „Es hat sich ausgeswoppt“, sagen sie.

Von Melanie Petersen
5 Min. Lesezeit
Anzeige
Anzeige

Das Anbandeln

Alles began vor einem Monat. Ich bekam eine Mail, ob ich einen neuartigen Bürostuhl, oder besser Bürohocker, den Swopper, ausprobieren wolle. Ich hatte den zuvor schon mal in einem Artikel erwähnt und fand das Teil ganz interessant. Immerhin verbringe ich einen Großteil meines Tages am Schreibtisch und mein Rücken ist entsprechend gebeutelt. Und in einer unserer Community-Umfragen schnitt der Stuhl als Drittbester ab. Also, warum nicht?

Anzeige
Anzeige

„Könnt ihr gerne schicken“, schrieb ich. „Aber dann schreib ich auch, wie ich ihn wirklich finde. Darauf müsst ihr gefasst sein.“„Deal“, schrieb Nora, von Aeris, der Firma, die den Swopper herstellt.

Dann musste ich mir erst mal ein Modell konfigurieren. Man kann zum einen zwischen verschiedenen Farben und Bezügen wählen, zum anderen muss man Angaben übers eigene Gewicht machen (und darf nicht schummeln), damit der Stuhl mit der richtigen Federung ausgestattet ist. Außerdem kann man je nach Fußbodenbelag im Büro Rollen oder Gleiter wählen. Das Modell, das ich gewählt habe, kostet circa 560 Euro. Nicht wenig Geld, verglichen mit andern Qualitätsprodukten in diesem Bereich, aber fast noch im unteren Preissegment. Mit Ikea-Schreibtischstühlen kann der Swopper preislich natürlich nicht konkurrieren.

Anzeige
Anzeige

Eine Woche später ist es dann so weit. Der DPD-Mensch (er hört das nicht gern, wenn ich ihn so nenne) lässt einen riesigen Pappkarton von seiner Sackkarre gleiten. Ich unterschreibe und der Swopper ist mein – auf Zeit. Mal sehen wie wir uns verstehen.

Anzeige
Anzeige

Erste Skepsis

Meinen Schreibtischstuhl schiebe ich in eine Ecke, aus der ich ihn 30 Tage nicht wieder herausholen werde, stelle noch das exakte Gewicht am Stuhl ein und wage einen ersten Swop. Fühlt sich gut an. Ich habe einen roten Bezug (Company-Farben) gewählt, daher fällt er den meisten Kollegen sofort auf, die ins Büro kommen. Sie wollen „auch mal swoppen“. Ich lasse sie. Kommt ganz schön rum das Ding. Aber mich solls nicht stören. Ich bin nicht besitzergreifend. Hübsch finde ich ihn eh nicht unbedingt. Aber der Schreibtischstuhl, den ich leiden mag, ist auch eher von anno dazumal und mit Sicherheit nicht ergonomisch. Meine Kollegen finden ihn optisch „okay“. Aber an der Optik will ich mich nicht aufhalten. Schließlich geht es in erster Linie darum, meine Sitzqualität zu verbessern.

1 von 4

Der erste Tag auf dem Swopper geht vorbei. Mir zwackt es im Rücken. Nicht nur da wo es immer zwackt, auch überall sonst. Auch das Sitzfleisch schmerzt langsam etwas. Ist irgendwie anstrengend darauf zu sitzen. Ich jammere. Was würde ich jetzt für eine Lehne zum dranlümmeln geben.

Anzeige
Anzeige

Das geht so noch zwei Tage weiter. Ich werfe meinem Schreibtischstuhl heimlich sehnsüchtige Blicke zu. Die anderen fragen, wie der neue Stuhl ist. „Gar nicht mal so toll“, sage ich. Wenn es ganz arg wird, wippe ich ein bisschen auf dem Stuhl. Das bringt nicht nur Erleichterung im Rücken, sondern auch im Kopf. Auch nicht schlecht für die Kollegen, die jetzt anhand meiner Wippbewegungen meinen mentalen Zustand ablesen können.

Die Gewöhnungsphase

Eine Woche ist rum. „Was macht der Rücken?“, fragen die Kollegen. Achjaaa, der Rücken. Da war ja was. Dem geht das ganz gut. Zumindest merke ich ihn nicht mehr so. Ich swoppe inzwischen fröhlich vor mich hin. Manchmal knie ich drauf, machmal mach ich Katzenbuckel, kippe zur Seite weg oder nach vorn und manchmal sitz ich vorbildlich gerade. Die Möglichkeiten sind vielfältig. Im Büro hat sich mittlerweile eine Art Swoppercode etabliert. Und wir sind uns einig: „Wir wissen nicht, ob der Stuhl gesünder macht, aber er fördert – richtig eingesetzt – ein positives Büroklima.“

DSCF2054

Der Swopper in Aktion.

Was die Experten sagen

Meine Kollegen sagen: „Wie du da wieder sitzt… Also gerade ist das nicht.“ Hmmm… Recht haben sie schon. Aber ist das wirklich so wichtig, frage ich mich und wende mich an Christopher Höflich. Der Physiotherapeut hatte im vergangenen Jahr eine Sitzschulung bei uns im Büro gegeben. Ich erzähle ihm vom Swopper und meinen experimentellen Sitzhaltungen und frage, was er von dem Gerät hält. Die Antwort folgt auf dem Fuße: „Der Swopper ist ein Topteil. Ich hatte den auch jahrelang als Behandlungshocker in meiner Praxis. Leider hat er nach einigen Jahren den Geist aufgegeben und ich habe dann aus Neugier mal andere Sitzmöbel angeschafft“, schreibt er.

Anzeige
Anzeige

Um auf Nummer sicher zu gehen, will ich mir noch eine zweite Meinung einholen. Von Katja Witter vom Rückenzentrum in Berlin will ich noch wissen, ob die fehlende Lehne und die fehlenden Armstützen ein Problem darstellen. Katja schreibt: „Wir vertreten die Meinung, dass Dynamik in einer eigentlich statisch aufgezwungenen Arbeitshaltung sehr sinnvoll ist und dass auch eine runde Haltung in Ordnung ist, genau wie Fläzen und auch das Beine übereinanderschlagen nicht verboten sind.“ Auch mein anfängliches Rückenzwicken findet sie wegen der ungewohnten Bewegung vollkommen normal. Also alles Prima. Die fehlende Rückenlehne stellt allerdings langfristig schon ein Problem dar, so die Expertin:

„Jeder Rücken braucht auch mal die Möglichkeit sich anzulehnen und auszuruhen. Eine Stütze für die Arme ist nicht unbedingt notwendig, wenn man an einem Arbeitstisch arbeitet, auf dem die Arme aufgelegt werden können.“ Für Menschen die überwiegend im Stehen arbeiten, wäre so ein Stuhl ohne Lehne und die erhöhte Bewegungsfreiheit wiederum perfekt. Das mit der Lehne lässt sich lösen, denn der Swopper wird in der Ausführung „Work“ (ab 630 Euro im Netz gesehen) auch mit Lehne angeboten.

Der Abschied vom Swopperoutput_254bep

Eines Morgens ploppt eine Terminerinnerung auf: „Swopper zurück schicken in 10 Minuten“. Ich swoppe beruhigend vor mich hin. Das wars jetzt also. Ausgeswoppt. Ich hab ihn schon ganz schön lieb gewonnen. Ich gehe zu meinem Schreibtischstuhl in der Ecke und sitze Probe. Gefällt mir gar nicht mehr so gut. War vielleicht keine gute Idee, den Swopper auszuprobieren, denke ich. Vorher war ich ja zufrieden mit meinem Stuhl.

Anzeige
Anzeige

Ich beschließe, meinem Swopper-Kontakt erst morgen zu schreiben. Aber dann kommt der nächste Tag. In drei Tagen können sie den Stuhl abholen lassen, schreibt Nora. Am Abholtag lasse ich den großen Pappkarton aus dem Keller holen und verstaue den Swopper sorgfältig. Als ich in die Mittagspause gehe, kommt mir der DPD-Mensch im Treppenhaus entgegen und ich weiß, wenn ich wiederkomme, dann ist es schon vorbei.

Lies in diesem Zusammenhang auch „Standing-Desk: 5 erschwingliche höhenverstellbare Schreibtische

Mehr zu diesem Thema
Fast fertig!

Bitte klicke auf den Link in der Bestätigungsmail, um deine Anmeldung abzuschließen.

Du willst noch weitere Infos zum Newsletter? Jetzt mehr erfahren

Anzeige
Anzeige
3 Kommentare
Bitte beachte unsere Community-Richtlinien

Wir freuen uns über kontroverse Diskussionen, die gerne auch mal hitzig geführt werden dürfen. Beleidigende, grob anstößige, rassistische und strafrechtlich relevante Äußerungen und Beiträge tolerieren wir nicht. Bitte achte darauf, dass du keine Texte veröffentlichst, für die du keine ausdrückliche Erlaubnis des Urhebers hast. Ebenfalls nicht erlaubt ist der Missbrauch der Webangebote unter t3n.de als Werbeplattform. Die Nennung von Produktnamen, Herstellern, Dienstleistern und Websites ist nur dann zulässig, wenn damit nicht vorrangig der Zweck der Werbung verfolgt wird. Wir behalten uns vor, Beiträge, die diese Regeln verletzen, zu löschen und Accounts zeitweilig oder auf Dauer zu sperren.

Trotz all dieser notwendigen Regeln: Diskutiere kontrovers, sage anderen deine Meinung, trage mit weiterführenden Informationen zum Wissensaustausch bei, aber bleibe dabei fair und respektiere die Meinung anderer. Wir wünschen Dir viel Spaß mit den Webangeboten von t3n und freuen uns auf spannende Beiträge.

Dein t3n-Team

kassandra

Ich hab jetzt gut ein Jahr vor mich hingeswoppt und hab mittlerweile so Rücken, dass der Swopper in der Ecke steht :-(

Antworten
Trendgo GmbH

Hallo kassandra, vielleicht hast Du Deinen Rücken zu viel zugemutet. Hat Dein Swopper eine Lehne? Wieviele Stunden hast Du täglich auf dem Swopper gesessen? Wir hoffen Du hattest eine gute Beratung was die Sitzdauer und Einstellungen angeht. Du kannst Dich gern an unseren Support telefonisch oder per Mail wenden, vielleicht können wir Dir noch ein paar Tipps geben, damit der wieder aus seiner Ecke darf.
Dein persönlicher Ansprechpartner ist Herr Naumann.

Das Swopper-Shop.de Service Team

Antworten
Andreas

Seit 8+ Jahren Swopper. Für’s Büro gekauft, Geld spielte keine Rolle, da (!) ich im Büro mitunter 10 Stunden saß (selbstständig) und mir meine Gesundheit wichtig ist. Man sitzt ja heute mehr als man im Bett liegt. :-(

Swopper hält, alles perfekt. Einmal zu Pflege gegeben.

Wichtig ist die Anleitung zum Swopper! Nicht 10 Stunden auf dem Swopper wackeln und alles ist/wird gut, sondern bewusst die Position wechseln: Stehen (Stehtisch) und Couch (kreativ sein). DAS ist die »richtige«/eine gute Kombination.

Jetzt sitze/nein flätze ich (dank? Lehne) bei meinem AG im Standard-Bürostuhl. Ob das besser oder schlechter ist wird sich zeigen.

Happy Swopping.

Antworten
Abbrechen

Melde dich mit deinem t3n Account an oder fülle die unteren Felder aus.

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus!
Hallo und herzlich willkommen bei t3n!

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus, um diesen Artikel zu lesen.

Wir sind ein unabhängiger Publisher mit einem Team von mehr als 75 fantastischen Menschen, aber ohne riesigen Konzern im Rücken. Banner und ähnliche Werbemittel sind für unsere Finanzierung sehr wichtig.

Schon jetzt und im Namen der gesamten t3n-Crew: vielen Dank für deine Unterstützung! 🙌

Deine t3n-Crew

Anleitung zur Deaktivierung
Artikel merken

Bitte melde dich an, um diesen Artikel in deiner persönlichen Merkliste auf t3n zu speichern.

Jetzt registrieren und merken

Du hast schon einen t3n-Account? Hier anmelden

oder
Auf Mastodon teilen

Gib die URL deiner Mastodon-Instanz ein, um den Artikel zu teilen.

Anzeige
Anzeige