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Rezept gegen deutsche Digitalisierungs-Angst: Mehr Sozialstaat

Digitalisierung bringt mehr Wohlstand, mehr Umweltschutz und bessere Gesundheit. Trotzdem haben die Deutschen Angst – und dagegen gibt es ein Rezept. Die von Stephan Dörner.

Von Stephan Dörner
4 Min. Lesezeit
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Autonome Autos könnten Verkehrstote drastisch reduzieren, Unternehmen wie Uber Mobilität zugänglicher und ökologischer machen. Telemedizin kann über Vor- und Nachsorgeuntersuchungen die Kosten reduzieren und gleichzeitig die Gesundheit verbessern. Digitalisierung ermöglicht es Menschen selbstbestimmter zu arbeiten.

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Langfristig betrachtet hat jede Technologie den Lebensstandard aller Bevölkerungsschichten erhöht. Kurzfristig aber bedeuten neue Technologien gesellschaftlichen Umbruch, Unsicherheit und Angst –und insbesondere die Deutschen sind besonders kreativ darin, sich Worst-Case-Szenarien auszumalen. Viele der Ängste sind übertrieben – aber manche sind auch berechtigt.

So sieht es im Falle eines Durchbruchs autonomer Fahrzeuge für Logistik und Transport für Lkw- wie Taxi-Fahrer tatsächlich düster aus. Für die Gesamtgesellschaft würden autonome Autos mehr Wohlstand, mehr Umweltschutz und weniger Verkehrstote bedeuten. Für den einzelnen Taxifahrer aber gefährdet der Durchbruch der Technologie die wirtschaftliche Existenz.

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Was passiert, wenn alles zu App wird?

Und die Auswirkungen machen nicht beim Taxifahrer halt: Von einer „Dematerialisierung“ des gesamten Produktionsprozesses spricht Karl-Heinz Land, Gründer und Chef der Beratungsagentur Neuland. Seine Frage: „Was geschieht, wenn alles zur App wird?“ Gäbe es ein Netzwerk autonomer Autos, die ein effizientes per App bestellbares Transport-Netzwerk bilden, müssen weniger Autos produziert werden. Es würden weniger Fabriken gebraucht, die Autos herstellen, weniger Zulieferer und weniger Beschäftigte in der gesamten Industrie.

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Maschinen übernehmen einen immer größeren Teil unserer Wertschöpfung. (Foto: Shutterstock/Monkey Business Images)

Werden neue Berufe das ausgleichen? Vielleicht. Nach dem Ende der Pferdekutsche kamen auch neue Berufe auf. Aber für den einzelnen Kutscher und den Hersteller der Kutsche bedeutete der Umbruch häufig das Ende der wirtschaftlichen Existenz. Ängste sind daher verständlich – auch in Zeiten des digitalen Umbruchs.

Digitalisierung so konsequent wie möglich vorantreiben

Jede Volkswirtschaft, die den Anschluss an den globalen Markt nicht verlieren will, muss die Digitalisierung in allen Bereichen dennoch so konsequent wie möglich voranbringen. Das Leben wird dadurch insgesamt besser, nicht schlechter. Um aber soziale Härten im Einzelfall abzufedern, hilft es, sich auf die Erfindung aus einer anderen Zeit des Umbruchs zu besinnen: den Sozialstaat.

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In einer Welt, in der Maschinen für den Großteil unseres Wohlstands sorgen, in der mehr Wohlstand insgesamt existiert als je zuvor in der Geschichte der Menschheit, muss niemand hungern, frieren oder auf der Straße schlafen. Der gesamtgesellschaftliche Fortschritt macht es möglich, dass jeder einzelne auch am kulturellen Leben teilhaben kann, selbst wenn er oder sie keiner Erwerbsarbeit nachgeht.

Die Gewinne durch die Digitalisierung für alle sind viel zu enorm, um sie ungenutzt zu lassen. Der Spiegel fragte Alphabet-Chef Larry Page in einem großen Interview einmal skeptisch: „Aber mit großen Schritten trampelt man auch schnell über andere hinweg. Kommt man nicht manchmal auch mit kleineren, vorsichtigen Schritten zum Ziel?“

Jedes Jahr sterben Millionen Menschen bei Autounfällen

Die Antwort wäre es wert, sie tausendfach auszudrucken und sämtlichen zukunftsskeptischen deutschen Bedenkenträgern in der Politik per Brief zuzustellen – damit sie auch gelesen wird. Page sagte:

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„Jedes Jahr sterben Millionen Menschen bei Autounfällen. Ist es da besser, fünf oder zehn Jahre zu brauchen, um ein selbstfahrendes Auto auf den Markt zu bringen, das die Straßen sicherer macht? Ich würde ja konservativer vorgehen, wenn die Welt in einem großartigen Zustand wäre. Aber wir sind doch längst nicht an dem Punkt, wo wir überall Sicherheit und Freiheit oder einfach nur genügend Essen für alle haben. Ich sehe kein Argument dafür, dass menschliches Leid gut ist. Wir müssen schnell sein.“

Um schnell zu sein, müssen Ängste abgebaut werden. Beschwichtigen hilft da nicht: Die Digitalisierung bringt die stärkste Zäsur für Leben, Arbeiten und Gesellschaft seit der Industriellen Revolution mit sich. Doch die meisten dieser Auswirkungen sind positiv. Angst aber macht das einzelne Schicksal: Was wird aus dem Taxifahrer, dem Lkw-Fahrer und dem Paketboten, wenn autonome Autos und Roboter auch Dienstleistungen zunehmend übernehmen? Was wird aus mir? Mittelfristig werden auch höher qualifizierte Jobs betroffen sein.

Derzeit spricht vieles dafür, dass in einer durchdigitalisierten Welt der Sozialstaat und seine Rolle für die Umverteilung von Wohlstand eine größere Rolle spielt als heute. Viele Silicon-Valley-Pioniere der ersten Stunde waren überzeugte Kapitalisten und erhofften sich durch das heraufziehende Internet eine Welt perfekter Märkte, in der digitale unsichtbare Hände den einen fairen Preis finden. In Kalifornien mischte sich das egalitäre Denken der Hippie-Bewegung mit dem Glaube an den perfekten digitalen Markt – die sogenannte „Kalifornische Ideologie“ war geboren.

Das Internet sollte alle zu Teilnehmern eines großen Marktes machen, ein niemals enden wollendes Gespräch unter Gleichen, in der alles ausgehandelt wird – nicht nur der Preis von Waren, sondern auch ein gesellschaftlicher Diskurs über alle Fragen der Gesellschaft.

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Im Silicon Valley hat sich der politische Wind gedreht

Libertäre Vordenker wie der deutsch-amerikanische Investor Peter Thiel hängen dem Traum des perfekten digitalen Marktes bis heute an. Doch der politische Wind im Silicon Valley hat sich längst gedreht. Niemand aus meinem Umfeld hat stärker für Bernie Sanders getrommelt, als die mehr als gutverdienende Programmierer aus dem Silicon Valley. Niemals zuvor in der Geschichte der USA hatte ein selbsternannter Sozialist so realistische Chancen auf eine aussichtsreiche Präsidentschaftskandidatur.

Der Flirt des Silicon Valley mit linker Politik ist kein Filterblasen-Phänomen: Laut Wall Street Journal hat Sanders unter Angestellten der fünf größten Technologieunternehmen des Silicon Valleys deutlich mehr Geld eingesammelt als Hillary Clinton.

Niemand kennt die Potenziale der Digitalisierung besser als die Techies des Silicon Valleys – und niemand die Gefahr: Dass sie viele einfache Jobs überflüssig macht und damit ein bedeutender Teil der Gesellschaft von den Wohlstandsgewinnen des technologischen Fortschritts ausgeschlossen wird. Die größte Gefahr aber wäre, die riesigen Potenziale der Technik für Mensch, Umwelt, Gesundheit und Wohlstand, brachliegen zu lassen.

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Diese Gefahr gilt es abzuwehren. Mehr soziale Absicherung kann dabei helfen, Ängste zu dämpfen. Perspektivisch, wenn Maschinen und Technik die menschliche Arbeit noch stärker verdrängen, muss dabei auch der Sozialstaat neu gedacht werden. Dazu kann auch der Einstieg in ein bedingungsloses Grundeinkommen, wie es beispielsweise auch der Direktor des Hamburgischen Welt-Wirtschafts-Instituts (HWWI) Thomas Straubhaar fordert, ein Weg sein.

Am Ende des digitalen Umbruchs werden wir als Gesellschaft wieder reicher sein als je zuvor. Je sozialer der Weg dahin politisch gestaltet wird, desto weniger Widerstand gegen die Neuerungen ist zu erwarten.

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18 Kommentare
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Dein t3n-Team

Markus

Hallo Herr Dörner,

das mag alles schön und gut sein mit der konsequenten Digitalisierung, jedoch sehe ich folgende Probleme, die zur Zeit nicht so einfach zu lösen sind:

1.) Politiker, die bei jedem Wahlkampf nur an ihre Wählerschaft denkt und nicht an das große Ganze. Und bekanntlich werden die einzelnen Wählerschaften der Parteien nicht unbedingt größer.

2.) Politiker, die genauso wie die meisten in der Bevölkerung keine wirkliche Ahnung davon haben wie die Welt durch die Digitalisierung aussehen könnte und wie die Folgen für den einzelnen abgefedert werden könnten.

3.) Politiker, die sich als Machtmenschen sehen und entsprechende Regierungssysteme aufbauen. Gleichzeitig auch noch lieber Krieg und Terror finanzieren, als das Geld in Digitaliserung, Bildung und Nahrung für die Menschen im Land auszugeben.

4.) Die Digitalisierung wirkt zur Zeit auf mich wie eine Art Spielplatz. Jeder kann mal irgendetwas entwickeln und wenn es nur ein Messenger ist und verkauft seinen Laden wenig später für Millionen und Milliarden. Das ist für den „einfachen“ Menschen nicht nachvollziehbar.

5.) Die Digitalisierung wird nur dann alle Menschen erreichen, wenn man endlich anfängt, diese Spielereien zu beenden. Wofür braucht der Mensch fünf oder zehn Messenger? Oder zehn und mehr Kamera-Apps?

6.) Die Benutzung der eigenen Daten durch die jeweiligen Unternehmen muss international durch verbindliche Regeln geklärt werden. Mit drastischen Strafen für diejenigen, die dagegen verstoßen.

7.) Die Menschen müssen sich als Weltbürger verstehen und nicht als Deutsche oder Amerikaner usw. Denn nur wenn wir als Weltbürger denken kann die Digitalisierung durch einheitliche, faire Regeln auf der ganzen Welt die Menschen sinnvoll erreichen und dann die gewünschten positiven Effekte erzielen.

So, dass waren erstmal meine Einlassungen zu dem Thema und ich glaube, so mancher Punkt wird uns noch lange Zeit diverse Probleme bereiten.

Gruß

Markus

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Olaf Barheine

Es mag ja sein, dass autonome Fahrzeuge jedes Jahr viele Menschenleben retten könnten – ich hege da so meine Zweifel. Derzeit geht es aber ohnehin nur um einen Menschen: den Fahrzeuginsassen. Solange nicht geklärt ist ob die Steuerungssoftware den oder einen Passanten bei einem unvermeidbaren Unfall verschonen soll, brauchen wir eigentlich gar nicht weiter über Roboterautos diskutieren. Es muss halt eine Regelung her, und wenn es der Zufall ist, der über Wohl und Weh entscheidet.

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memyself&I

Ausgezeichnete Gegendarstellung zu vielen Berichten und Weltanschauungen die auf Panikmache und Angst aufbauen, diese schüren und keine Alternativen aufzeigen. Wie wär’s wenn wir es mal probieren die Entwicklung positiv mitzugestalten.

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Georg Hopp

Das eigentliche Problem ist doch das wir im Moment genau das Gegenteil zu einer Stärkung des Sozialstaates erleben, und die Schuld daran liegt nicht zuletzt bei Unternehmern wie Larry Page.
Auf der ganzen Welt wird eine Lieberalisierung der Märkte voran getrieben was zu einer immer größeren Schwächung der Rechte der untersten sozialen Schichten führt. Der wirkliche Grund warum Mr. Page große Schritte macht ist doch der das sein Unternehmen sonst Gefahr läuft von den anderen Giganten überrannt zu werden.
Es ist sehr vereinfachend wenn man behauptet jede technologische Revolution hätte einen allgemeinen Anstiegs des Wohlstands zur Folge gehabt. Wenn man sich die breite Masse der Menschen heute anschaut sehe zumindest ich immer mehr Menschen die zwei Einkommen brauchen um ihre Familie überhaupt durchzubringen.
Die Hürden überhaupt in das „System“ hinein zu kommen werden immer höher gesteckt wodurch am unteren Ende immer mehr rausfallen.
Was würde es in erster Linie bedeuten wenn alles eine App währe…. doch das nur wer ein Smartphone besitzt und bedienen kann überhaupt teilnehmen kann.

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Andreas R.

Das ist heutzutage leider die Einstellung. Probleme verleugnen, kritische Stimmen lächerlich machen und Negatives ausblenden. „Digitalisierung bringt mehr Wohlstand, mehr Umweltschutz und bessere Gesundheit.“ Aber nicht denen, die dafür arbeiten. Wem bringt die Digitalisierung denn Wohlstand? Den Reichen. Wo gibt es mehr Umweltschutz durch digitale Technik bei all der Ressourcenverschwendung, Überproduktion und Wegwerfgesellschaft? Und wo bringt Digitales bessere Gesundheit? Habt ihr euch mal informiert wie schädlich Funksignale (WLAN, Handy, etc.), ständiges Sitzen, dauerndes auf’s Display Starren und die digitale Abhängigkeit sein können?

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Hastalapizza

Die vielbejubelte Digitalisierung, bzw. die Automatisierung ist die Hauptursache für die rasante Zunahme an prekären Arbeitsverhältnissen – die uns zwar als „Liberalisierung des Arbeitsmarktes“ verkauft wurden, aber nur Lohndumping im Sinn hatten.

Solange es als Ausgleich zu Sozialabgaben u. ä. keine Art von Maschinensteuer gibt, profitieren nur einige Wenige, aber nicht die mittleren und unteren Bevölkerungsschichten davon.

Es ist nicht einzusehen, dass z. B. eine Lackiererei, die 5 Lackierer beschäftigt, diese feuern kann um sich anschließend 5 Lackier-Roboter hinzustellen und damit bei gleichem Umsatz einen deutlich höheren Profit einfährt – befreit von Sozialabgaben, Krankenkassenbeiträgen, Lohnfortzahlung, Urlaubsgeld usw.

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Anja

Vordergründig mag das ja verlockend klingen: Weniger Verkehrstote, bessere Gesundheit etc. Dies führt aber unweigerlich zu einem beschleunigten Wachstum der Weltbevölkerung, womit wir dann umso früher vor dem Problem stehen: Wie ernähren wir denn alle?

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disorder

Digitalisierung bringt den meisten Menschen gar nichts Gutes, wenn die Rahmenbedingungen nicht stimmen. Und momentan sieht es eher danach aus, als wenn nur die Reichen von den Vorzügen profitieren, die Mächtigen mittels Digitalisierung die Schrauben anziehen hinsichtlich Effektivität (das ganze Leben als Selbstoptimierung) und Überwachung und ein Großteil der Leute immer mehr verblödet, kaum noch in der Lage, ohne Smartphone die Bäckerei an der Ecke zu finden. Schöne neue Welt, da warte ich lieber voll Freude auf den großen Crash.

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Wolfram

Mein Buchtipp zur kritischen Auseinandersetzung mit den Verheißungen der unkritischen Digitalisierungsbefürworter: Harald Welzer, „Die smarte Diktatur“.

Digitalisierung bringt mehr Wohlstand, Sicherheit, Gesundheit und Umweltschutz??? Ich gehöre auch zu jenen, die das stark bezweifeln. Eine so pauschale Aussage mit dem Beispiel von weniger Verkehrstoten durch selbstfahrende Autos zu untermauern, empfinde ich als Humbug. Jeder der „der Digitalissierung“ kritisch gegenüber steht, verhindert demnach den schnelleren Rückgang der Verkehrstoten. Es gäbe ja auch noch andere Maßnahmen, um das tägliche Grauen auf unseren Straßen zu beenden.

Angst ist ein guter Helfer, die negativen Folgen der Digitalisierung auf Wohlstand, Sicherheit, Gesundheit und Umweltschutz zu benennen und dadurch intelligentere Lösungen für gesellschaftliche Probleme hervorzubringen, als das durch blindes Vertrauen auf Digitalisierungstechnologien möglich wäre.

Im vorangehenden Kommentar wird die Kausalkette schnelles Vorantreiben der Digitalisierung > mehr Gesundheit > beschleunigtes Bevölkerungswachstum > mehr Welthunger gesponnen. Das ist Zynismus.

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Sunny

Ich stimme da voll und ganz zu. Mir wäre es lieber, wenn mein Auto nicht selber fährt, sondern mir Möglichkeiten bietet, sicherer zu fahren. Ich denke da an die – mittlerweile schon fast normalen – Techniken, wie Abstandskontrolle, Müdikeitserkennung. So etwas gibt den Menschen Schutz, kann Verkehrstote auch reduzieren und niemand muss „das Steuer aus der Hand geben“. Taxifahrer und andere Arbeitnehmer behalten ihre Arbeit. Sicher gibt es auch hier irgendwo bestimmt einen Haken, aber mir gruselt schon ein wenig davor, das alles – wirklich alles – irgendwann automatisch laufen soll. Wo bleiben die Menschen?

Antworten
Stefan Johannesberg

Mehr Sozialstaat? Smarter und schmaler muss er werden, damit er hinten raus mehr monetäre Möglichkeiten hat. Paralell muss es vor allem asap weniger Steuern für Geringverdiener und kleinere Einkommen geben. Also weniger Steuern auf Arbeit, viel mehr auf Kapital bzw. gestaffelt nach Unternehmensgewinnen. Je besser du bist, desto mehr kannste geben. Der Mensch aber braucht zumindest noch den Antrieb, von seiner eigenen Leistung leben zu können. Ach ja, und es kommt immer zu kurz: Viel bessere Bildung. Das staatliche System momentan ist für die moderne Zeit so gar nicht gemacht – und wenn es halt Leute produziert, die in der Moderne nicht wirken können…

Antworten
Sunny

Sicher ist es so, dass gewisse neue Techniken neue und auch gute Möglichkeiten bieten können, um die Welt etwas „besserer/einfacher/effektiver“ zu gestalten. Viele Neuerungen haben uns wirklich voran gebracht. Aber ich bin der Meinung, das es immer irgendwo eine Grenze geben muss, wo Digitalisierung und Technisierung einfach zu viel wird. Es gibt mittlerweile selbstschaukelnde Baby-Wiegen – wozu? Kann ich als Mutter das nicht mehr selber? Was passiert, wenn es irgendwann nur noch so etwas gibt und sich die Menschen daran gewöhnt haben, es als selbstverständlich ansehen? Lege ich mein Kind dann nur noch ab und mach was anderes? Weil meine Wiege noch tolle Funktionen bekommen hat, die die Vitalfunktionen und Reaktionen meines Babys überprüfen? Das ist ja nichts negatives, aber wo bleibt da der Mensch und das Miteinander?

Die Aussage, das heute niemand hungern, frieren oder auf der Straße schlafen muss – nun, dass müsste man den Obdachlosen erzählen, die dann wohl irgendwo was verkehrt gemacht haben müssen (um es mal provokant zu formulieren).

Bei einigen Politikern habe ich leider auch den Eindruck, als hätten sie noch nie das Leben eines „Otto-Normal-Verbrauchers“ geführt, der sich sehr wohl um viele Dinge sorgen und Gedanken machen muss.

Bei einer Sache stimme ich zu: bevor wir uns mit dem Thema „Digitalisierung“ beschäftigen, sollten wir uns über andere Fragen Gedanken machen. Zum Beispiel, warum es immer noch schwer ist, Karriere und Kind unter einen Hut zu bringen. Und vieles mehr. Aber wir sind Menschen und nicht alle Menschen wirken für ein schönes, gemeinsames miteinander. Wenn Ärzte aus dem Wunsch nach mehr Einnahmen lieber einen Kaiserschnitt empfehlen, weil das Krankenhaus dafür mehr Geld bekommt als für eine normale Geburt und und und – dann wird das mit dem sozialen Miteinander nichts. Und diese „perfekte Grundlage“, wie sie beschrieben wird, wird es so niemals geben. Schade, aber menschlich.

Antworten
Ina

Politiker müssten heute weltweit die Voraussetzungen dafür schaffen, dass wir alle, als „Weltbürger“, von den gigantischen Gewinnen der GAFA Industrie profitieren – denn die verdienen ihr Geld wiederum durch unsere Daten. Stattdessen bejubelt man einen Herrn Zuckerberg der von seinen Milliarden etwas in eine Stiftung gibt als wäre er der Messias. Tatsache ist doch: Stiftungen sind undemokratisch, wieder entscheiden einzelne, wer Geld bekommt und für was.

Antworten
Hastalapizza

Zuckerberg & Co. sind in puncto „Demokratie“ noch das kleinere Übel.
Wirklich von undemokratischem Übel sind Regierungen, z. B. unsere, die Hilfsgelder per Gießkannenprinzip und ohne jegliches Controlling streuen, die dann entweder unterschlagen oder zweckentfremdet werden.
Mit diesen Geldern werden Despoten an der Macht gehalten!

Z. B. Liberia, das während der Ebola-Krise hier die Hand aufgehalten hat, besitzt mit 4,5 Milliarden US-Dollar das meiste Geld der afrikanischen Staaten in der Schweiz.
Die 4 Söhne der Präsidentin Johnson-Sirleaf haben während ihrer 8-jährigen Regierungszeit jeder ein Vermögen von mehreren Hundert Millionen Dollar angehäuft.
Aber wahrscheinlich sind das keine abgezweigten Entwicklungshilfegelder, sondern die Jungs gaben jede Menge Überstunden geleistet…

Antworten
Hastalapizza

Das Credo „Digitalisierung ist Wohlstand und Wohltat für alle“ ist nur ein Popanz, der aber ein gewaltiges Subventionsprogramm auf Kosten der Normalbürger für die Wirtschaft beinhaltet.
Daimler hat 2015 den höchsten Konzerngewinn eingefahren und bekommt Fördergelder für Entwicklung eines autonomen Fahrzeuges?
Übrigens: Das Autonome Fahrzeug gibt es hier schon lange – wir nennen es Linienbus.

Schauen wir uns doch einmal an, was die vielbejubelte „Digitalisierung“ tatsächlich bringt:
Jugendliche „kommunzieren“ ununterbrochen per Smartphone und verarmen in Wirklichkeit sozial-kommunikativ immer mehr.
Sie halten sich für die großen IT-Spezialisten, wenn sie unfallfrei eine App installiert haben und belächeln Opa, der am PC einen Brief schreibt – sie können das ja nicht mehr.
Laut einer Bertelsmann-Studie können gerademal 4% der 15-jährigen etwas komplexere Aufgaben am PC erledigen.

Da rennen Leute durch die abgasverseuchte City, pfundweise beladen mit „Wearables“ die Puls, Salzgehalt des Schweißes, Schrittlänge und -anzahl usw. messen und per App an das Smartphone senden. Dann kann man (muss man?) sofort weiter in die nächste Apotheke rennen um Cholesterin- und Blutdrucksenker, Vitaminpillen, Magnesium-, Eisen- und Kalziumtabletten etc. zu kaufen.

Der“digitale Arbeitsplatz“ zu Hause verspricht Unabhängigkeit, freie Wahl der Arbeitszeit, usw.
In Wirklichkeit zerstört er jedes Privatleben, der Chef schickt nachts eMails, die Kinder stören nur noch und wehe, das letzte Update des Projektes geht beim Team nicht bis morgens um 8:00 Uhr ein.
Und bezahlt wird projektbezogen – egal wieviel Stunden man aufwenden musste.

Oder das „Internet of things“ (IOT): Man bekommt eine SMS, wenn die Milch im Kühlschrank alle oder die Temperatur im Weinkeller 1,5 Grad zu hoch ist.
Aber wenn ich mir abends ein Bier holen will, ist die Kühlschranktür blockiert, weil die Toilette meine Leberwerte an den Kühlschrank gefunkt hat.

Digitalisierung ist nichts Böses und kann sinnvoll sein – aber nur mit Maß und Ziel und in vielen (den meisten?) Fällen so nötig wie ein Furunkel!

Antworten
Gerd Scheltwort

Ziemlich naiv!

Mehr Wohlstand, Sicherheit, weniger Verkehrstote Gesundheit und Umweltschutz?

Wir werden eingelullt von der Vorstellung, durch die Digitalisierung würde für uns alles besser werden. Zumindest in Deutschland haben wir nicht Millionen Verkehrstote pro Jahr, sondern um die 4000. Es waren schon einmal mehr als 16000.
Die tolle digitale Zukunft von der hier geträumt wird, wird in meinen Augen grottenlangweilig, unfreier und teilweise diskrimierend sein.

Ich bin selbst im IT-Geschäft tätig, wie bestimmt viele andere hier auch. Vielleicht kann ich mir besser als andere vorstellen, wo die Digitalisierung und Big Data uns hinführen werden. Hoffentlich sind meine Zweifel völlig unberechtigt.

Selbstfahrende Autos: Wie beweist Du denn, dass Dein Auto schuld war, wenn es irgendwann doch mal knallt? Diese Autos mit ihren tausend Sensoren können uns dann noch besser überwachen. Leute: Eure Freiheit scheint Euch nichts mehr wert zu sein.

Überall dort, wo uns mehr Komfort durch Apps und Prozesssteuerungen angepriesen wird, wird uns Verantwortung entzogen und damit die FREIHEIT, selbst zu entscheiden. Das betrifft auch die Diskussion um die Abschaffung des Bargelds.

Die Digitalisierung und der technische Fortschritt diskrimieren Menschen, die dem nicht gewachsen sind. Es bleiben immer mehr Menschen auf der Strecke. Dabei, so finde ich, sollte jeder Mensch das Recht haben, einen Beitrag zur Gesellschaft leisten zu dürfen und dafür Anerkennung zu erfahren. Die aktuelle Entwicklung schließt nicht nur Menschen in unserem Land aus – sie hängt heute schon viele Länder ab. Vielleicht erklärt das auch den zunehmenden Terror.

Ganz sicher profitieren die Big Boys, also die Superreichen und die großen internationalen Konzerne am meisten. Also jene, die sich von unseren Steuergeldern eine tolle Infrastruktur hinstellen lassen, aber selbst so gut wie keine Steuern zahlen. Sie können es sich leisten, zig Start ups zu schnappen, in Kauf nehmend, dass davon die meisten hopps gehen. Immer größere Konzerne können Dank IT und Digitalisierung immer größere Geschäftseinheiten, Märkte und letztlich Menschen überwachen. Toll!

Und was habe ich davon? Ich sehe nicht, dass die Digitalisierung auch nur einen Hauch zufriedener und glücklicher macht. Die schönsten Momente im Leben sind eben immer noch offline! Das entdecken immer mehr Menschen für sich.

Munter bleiben

Antworten
Horst G Ludwig

Hahhahaha, natuerlich verteidigen wir unseren auf IT limitierten Techno-zweig, aber es gibt Grenzen. Die Behauptung es waere fuer Wirtschaft und Lebensqualitaet gut ist absoluter Unsinn da es fuer jeden Problemfall auch immer andere Loesungen gibt oder Ansaetze Probleme erst gar nicht entstehen zu lassen. Wir muessen schwer aufpassen nicht in den US-hype abzurutschen denn die Anwenderlernfaehigkeit wie ebenso die physikalischen Voraussetzungen fuer ein endloses IOT sind absolut nicht gegeben. 26.000 von Google gestrichene Apps sagen wohl nur wirklichen Fachleuten etwas? Okay, lasst uns doch bitte im serioesen Bereich verbleiben, denn es gibt wirklich viel zutun, angefangen bei der auf Vorverschuldung aufbauenden Finanzwirtschaft im Makrobereich bishin zur quantum Sicherheit. Gruss

Antworten
Henrik Wittenberg

Die Finanzierung eines Bedingungslosen Grundeinkommens (BGE) mit Hilfe einer einheitlichen Quellensteuer* auf ausnahmslos alle Einkommen als »Basic Income Flat Tax« (BIFT) ist ein volkswirtschaftliches Nullsummenspiel und kostet keinen Cent.

Wenn wir das Existenzminimum (8.652 Euro/Jahr, 721 Euro/Monat in 2016), das schon heute jedem Bundesbürger entweder per steuerfreiem Grundfreibetrag oder via Grundsicherung (ALG 2, Grundsicherung im Alter etc.) zusteht, ab morgen direkt an die gleichen Bürger auszahlen, kostet das den Staat keinen Cent extra (für Kinder* wäre das BGE analog etwas niedriger).

Eine BIFT würde nicht nur auf Löhne (Arbeit), sondern auch auf Leistungslose Gewinne (»arbeiten lassen«) erhoben. Bei 50 % schließt sie die Einkommensschere von Löhnen und Gewinnen. Bei einem jährlichen Volkseinkommen* von 2260 Mrd. (2015) fallen bei Grenzsteuersatz 50 % 1130 Mrd. im Jahr an. Ein monatliches BGE in Höhe von 1150 Euro ist bei 82 Mio. Einwohnern so aus den Primär-Einkommen finanzierbar.

Der Schweizer Ökonom Peter Ulrich erläutert in einem Interview, wie die Ausschüttung eines BGE an alle Bürger finanziert und bewerkstelligt werden kann:
https://youtu.be/_5nPV7GKfIc?t=5m12s

Darüber hinaus lässt sich eine BIFT zur Finanzierung des BGE auch mit Konsum- bzw. Verbrauchsteuern zur Finanzierung der übrigen Staatsausgaben und dem Abbau der Staatsschulden mittels Abbau privater Vermögen kombinieren:
https://www.youtube.com/watch?v=SV0Pg5ZMk14&feature=youtu.be&t=37m21s

*Indem jedem Bürger ein Grundeinkommen ausgezahlt wird, kann der einheitliche Steuersatz (BIFT) auf alle Einkünfte erhoben werden, ohne dass hierbei persönliche Steuersätze oder Freibeträge zu berücksichtigen sind. Der »Steuerfreibetrag« ergibt sich aus der Höhe des Einkommensteuersatzes und des Grundeinkommens.

*Aktuell (2016) beträgt das vom Bundesverfassungsgericht festgestellte soziokulturelle Existenzminimum für Kinder 604 Euro monatlich (7.248 Euro pro Jahr). Es setzt sich aus der Höhe des sächlichen Existenzminimums (4.608 Euro/Jahr, 384 Euro/Monat) und dem Freibetrag für die Betreuung und Erziehung bzw. Ausbildung (BEA) in Höhe von 2.640 Euro/Jahr, 220 Euro/Monat) zusammen.

*Das Volkseinkommen umfasst das von Inländern empfangene Arbeitnehmerentgelt sowie die Unternehmens- und Vermögenseinkommen.

Für die Kranken- und Unfallversicherung könnte eine Grundversicherungspflicht eingeführt werden. Im Grundeinkommen wäre dann ein Gutschein über 200 Euro Krankenversicherungsbeitrag enthalten. Dieser »Versicherungsgutschein« könnte bei einer freigewählten Kranken- beziehungsweise Unfallversicherung eingelöst werden, wobei alle Krankenkassen zu deren Annahme verpflichtet wären (also einem Diskriminierungsverbot und Kontrahierungszwang unterliegen würden).

Quelle:
http://bgekoeln.ning.com/forum/topics/bge-in-deutschland-einfach-zu-finanzieren

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