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Wie die Deutsche Post die zukunftsfähige Zustellung vergeigt

Für die Deutsche Post ist alle innovative Zustelltechnologie angeblich zu teuer. In Wirklichkeit schafft es die Post nicht mal, ihre Kunden für einen banalen Blechkasten zu begeistern.

Von Jochen G. Fuchs
3 Min. Lesezeit
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Das proprietäre Paketkasten-System von DHL stand und steht anderen Paketdiensten nicht offen. Macht nichts, kennt sowieso niemand. (Foto: DHL)

Die Deutsche Post hat rund um neue, innovative Zustellmethoden viele Projekte eingestellt, schreibt der Tagesspiegel: Kofferraumzustellung? Nutzt vermutlich niemand. Zustellung hinter die Haustür über ein smartes Schloss? Nutzt niemand. Drohnen? Zustellroboter? Zu teuer. Große Briefkästen, die Pakete aufnehmen können, sogenannte Paketkästen? Nutzt niemand. Zumindest nach Auskunft der Post. Mit dieser Einstellung vergeigt die Post die zukunftsfähige Zustellung.

Zukunftsorientierte Technologien müssen weiterentwickelt werden

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Dass der Postbote, der dem Postzusteller hinterher oder voraus rollt, zu teuer ist für den Einsatz in Serie, ist nachvollziehbar. Und logisch. Solche Roboter werden erst im Laufe der Zeit serienreif und mit steigenden Produktionsstückzahlen sinkt der Stückpreis. Wenn Vorzeigeunternehmen aus der Robotikbranche wie das Münchner Startup Magazino so denken und agieren würden, wäre das moderne Warehouse vermutlich nicht über die Sackkarre hinausgekommen. Magazino ist mittlerweile auf einem guten Weg, seinen Logistikroboter in wenigen Jahren auch für kleine bis mittlere Onlinehändler bezahlbar zu machen.

Amazon arbeitet kontinuierlich in den USA, Großbritannien, Österreich, Frankreich und Israel an der Weiterentwicklung eines Drohnen-Liefersystems. Beispielsweise in England wird aktiver Lobbyismus von Amazon betrieben, um die gesetzlichen und behördlichen Grundlagen rechtzeitig zu schaffen. Amazon Key ist als Liefermethode bereits implementiert und im Einsatz. Für die Post ist das alles einfach nur zu teuer, und es nutzt sowieso niemand. Stattdessen erinnert sich die Post auf einmal an die stiefmütterlich behandelten, weil viel zu gering ausgebauten Paketstationen als Alternative.

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Dass einzelne Technologien nach dem Pilottest wieder verworfen werden, ist klar. Aber mit der Nutzung einer Technologie erst dann zu beginnen, wenn sie serienreif ist, und der Kunde schon nach dem Dienstleistungsangebot schreit, das ist für die digitalisierte Welt von heute einfach zu spät. Außerdem muss auch früh ein Bewusstsein für neue, innovative Lösungen beim Kunden geschaffen werden.

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Ohne Marketing keine Erfolgsstory

Kofferraumzustellung und Haustürzustellung durch ein smartes Schloss sind neue Dienste, die beworben werden müssen. Dienste, die der Konsument nicht kennt, kann er nicht nutzen. Ist der deutsche Verbraucher vielleicht zu kritisch, um dem Postzusteller Zutritt zu seiner Wohnung zu gewähren? Sind manche Konzepte nichts für den deutschen Markt? Vielleicht. Aber, ohne es großflächig zu bewerben und den Kundennutzen zu kommunizieren, wird das auch niemals etwas für den deutschen Massenmarkt werden.

Es liegt nämlich in Wirklichkeit nicht an der vielbeschworenen deutschen Innovationsskepsis. Die Deutsche Post ist anscheinend nicht einmal in der Lage, einen banalen und wenig verstörenden Briefkasten zu bewerben, in den Pakete eingelegt werden können.

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Der Paketkasten, die verpasste Chance des Jahrhunderts

Der Paketkasten der deutschen Post war die Lösung für viele Zustellprobleme der Gegenwart und Zukunft – und paradoxerweise gleichzeitig eine Totgeburt. Die Deutsche Post musste sich unbedingt von dem einheitlichen System der anderen Paketdienste namens Parcellock distanzieren und ein eigenes System kreieren, das nur von der Post befüllt werden darf. Irgendwie logisch, dass das eine selbstauferlegte Hürde beim Verkauf darstellt.

Nur vermutlich hat diese Hürde effektiv keinen großen Einfluss gehabt. Es wusste einfach niemand, dass es einen Paketkasten gibt. 2013 wurde das Produkt gestartet, bis dato gab es noch nicht einmal eine bundesweite Mailingaktion per Postwurfsendung an alle Postkunden. Die Post schafft es nicht, ein eigenes Produkt über ein anderes eigenes Produkt, die Postwurfsendung, zu bewerben.

Ich habe im Verlaufe der Zeit immer mal wieder über misslungene Zustellung quengelnde Menschen aus meinem Umfeld befragt, ob sie denn den Paketkasten der Post kennen würden: Oh Wunder, niemand kannte ihn. Gut, um der Wahrheit Genüge zu tun: Parcellock kannte auch niemand, dort bekleckert man sich auch nicht gerade mit Ruhm beim Thema Marketing.

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Anscheinend wollen die deutschen Paketdienste lieber bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag ihren dritten Zustellversuch durchführen. Vielleicht sollten wir das hierzulande mal so regeln, wie das unsere Schweizer Nachbarn organisiert haben. Da wird dann einfach 2012 in der Postverordnung festgehalten, dass jeder Briefkasten ein Ablagefach für Pakete zu haben hat. Jeder. Sonst klingelt der Postler und droht mit dem Finger und stellt nichts mehr zu. Aber bitte, die Verordnung sollte festlegen, dass es ein anbieterunabhängiger Paketkasten ist. Sonst hängen bald fünf an meiner Hauswand.

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Sebos

Nach dem Streetscooter Debakel für mich keine Überraschung, dass man erstmal vorsichtig agiert….

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Insomnia

Witziger Weise wollte ich schon immer so einen eigenen Paketkasten haben. Nur blöd, dass man dafür erstmal ein Eigentums-Haus braucht. Haben ja auch so viele Leute … nicht :)

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Henning

ich habe seit 2013 einen DHL Paketkasten und ich bin Leidgeplagt, zu beginn waren die DHL Leute (die bei uns Servicepartner von DHL sind) nicht in der Lage den Kasten zu bedienen, was bis heute immernoch vorkommt, es wird aber langsam besser.
Hinzukommt das mindestens 5x das Schloss gewechselt wurde, was z.T. mehrere Monate dauerte, in denen der Kasten natürlich nicht einsatzfähig war. Sie haben es bisher nicht geschafft ein zuverlässiges Schloss zu entwickeln.
Schade… es wäre fast Marktreif gewesen…

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Denis

So eine Paketbox ist wirklich nicht für jeden geeignet, aber ein paar Millionen Kunden hätte man schon erreicht, wenn man mal aktiv geworden wäre. Parcellock wäre aber sicher als mehr oder weniger unabhängige Paketbox schöner für den Kunden. Allerdings verweigert man sich dort auch jeglicher Intelligenz. Man soll doch glatt 3 Apps installieren, um Parcellock, Parcellock Paketstation und Parcellock Courier zu nutzen?

Na ja, die Paketboten wird es freuen. So schnell geht ihnen die Arbeit sicher nicht aus. So wie sich Post und Co. anstellen, ist das ein regelrecht zukunftssicherer Job!

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Info ParcelLock

Hallo Denis,
für den Paketkasten/ >Einfamilienhaus benötigt man eine App.
Parcellock Courier ist für den Kurierfahrer ;-)

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Bulls Hit

Kurz nach dem Börsengang der Deutsche Post hatte Dr. A. – damals noch Bereichsvorstand Strategie – die Deutsche Post eBusiness GmbH und nahezu alle der seinerzeit zahlreichen Internet-basierten Projekte beerdigt. Ein Exodus der kurz zuvor mit großem Aufwand extern angeheuerten Experten war die Folge. Sämtliche ein Jahrzehnt später neu gestarteten Versuche, digitale Themen kompetent anzugehen, sind gescheitert. Unter Dr. A. wird das nix mehr. Umso irritierender, wenn dann großspurig zur Digitalisierung geschwafelt wird.

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Markus

Parcelllock kannte ich .. den Karten der Post nicht. Ich würde mich sehr über einen Standard freuen .. vielleicht sogar einfach nur ein Zugangsstandard .. dann kann jeder überlegen wo er den einsetzt .. wir haben da ein Müllhaus vor der Tür :-) .. Es kann eigentlich hat nicht so schwer sein, denn es gibt alles bis auf ein kleines Modul zur Steuerung.

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Andre Grünhoff

Jahr für machen DHL und Post Millardengewinne und reinvestieren gefühlt nichts davon. Es ist ihnen zu gönnen das Amazon sie platt macht.

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