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Analyse

Was würde passieren, wenn Deutschland auf den Handel mit China verzichten müsste?

Die Weltwirtschaft ist inzwischen so eng ineinander verwoben, dass es zum Problem wird, wenn einzelne Länder als Lieferanten oder Absatzmärkte ausfallen. Doch was genau würde passieren, wenn der Handel aus ideologischen Gründen ausgesetzt wird?

2 Min.
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Lässt sich das Rad beim globalen Handel überhaupt zurückdrehen? (Foto: Aun Photography / Shutterstock)

Das Münchner Ifo-Institut analysiert regelmäßig unsere Wirtschaft und hat jetzt eine Studie herausgegeben, die zeigt, wie eng die globale Wirtschaft miteinander verzahnt ist – und was es nach sich ziehen würde, wenn wir aus ideologischen oder militärischen Gründen auf uns alleine gestellt wären.

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Die Studie, über die zunächst in der Süddeutschen Zeitung berichtet wurde, basiert auf einem erprobten Handelsmodell des Instituts, mit dem einige Szenarien berechnet wurden. Sie macht deutlich, dass gerade die exportorientierte Wirtschaft in Deutschland nur schwer ohne andere Länder auskommt.

Die radikalste und zugleich unwahrscheinlichste Variante, wonach Deutschland in Zukunft komplett auf sich gestellt wäre, geht vom Reshoring aus, also der Verlagerung sämtlicher Produktionsmittel ins Inland. Dadurch würde das Bruttoinlandsprodukt um 9,7 Prozent sinken.

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Anders als die Zahl vermuten lässt, würde das aber vor allem in einigen wichtigen technischen Bereichen zu starken funktionalen Einschränkungen von Wirtschaft und Handel führen. Selbst bei einer Nearshoring-Lösung – also wenn man sich auf die Länder in der Umgebung beschränken würde – würde das eine BIP-Senkung von 4,2 Prozent bedeuten.

BIP-Einbruch härter als beim Brexit

Um die Zahlen mal in eine vergleichende Größenordnung zu setzen: Der Brexit hat für Deutschland, aufgrund des fortlaufenden Bestehens der Handelsbeziehungen mit den übrigen Ländern, gerade mal 0,14 Prozent Senkung der Wirtschaftsleistung nach sich gezogen. Insofern kann man sich den drohenden Wohlstandsverlust ausmalen, der mit größeren Deglobalisierungsmaßnahmen verbunden wäre.

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Und damit sind wir auch bei den anderen Varianten, die die Ifo-Forscher:innen durchgespielt haben: Würde sich beispielsweise Deutschland nun aufgrund der Situation in Taiwan komplett von China abwenden, würde auch das deutsche BIP um 0,52 (und das der übrigen EU um 0,38 Prozent) sinken.

Das hat aber vor allem – ähnlich wie bei der Brexit-Konstellation – vor allem damit zu tun, dass die übrigen Handelsbeziehungen in der gewohnten oder sogar einer intensiveren Form bestehen blieben. Denn Deutschland würde in einem solchen Fall seine Importe aus dem EU-Raum um 2,25 Prozent steigern, aus den USA um 9,05 Prozent und aus dem Rest der Welt um 9,67 Prozent.

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Verzicht auf Handelspartner aus ideologischer Sicht möglich

Das zeigt, dass der Verzicht auf China deutlich größere Wellen schlagen würde als der auf Großbritannien. Noch nicht berücksichtigt ist dabei die Variante, dass China vergleichbare Maßnahmen gegen die gesamte Europäische Union ergreifen könnte.

Was sich daraus ergibt, ist zweierlei: Zunächst einmal ist es naheliegender, dass die deutsche Wirtschaft nach einem Plan B sucht, also Lieferketten auf Zulieferer aus anderen und vor allem mehreren Ländern umstellt. So ließen sich Abhängigkeiten aus bestimmten Märkten reduzieren. Gleichzeitig sollten die Unternehmen aber auch gezielt auf Partner aus Emerging Markets und Entwicklungsländern setzen, um die Zahl an möglichen Handelspartnern zu erhöhen.

Die Expert:innen raten daher zu einer „China+x-Strategie“, bei der Unternehmen vor allem auch auf Vorleistungen aus anderen Ländern bauen, um die Abhängigkeiten zu minimieren – machen damit aber auch deutlich, dass das Verzichten auf Handel mit bestimmten Staaten aus ideologischen Gründen durchaus möglich und vertretbar ist.

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Me

Fraglich ist wie lange wir noch den Luxus vom Konjunktiv in dieser Aussage genießen dürfen. Die USA provozieren wo sie nur können.

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