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Ratgeber

Warum digitale Barrierefreiheit für Unternehmen wichtig ist

Das Internet ist noch weit entfernt von einem für alle gleichermaßen zugänglichen Ort. Besonders Unternehmen sollten sich aber die Vorteile einer barrierefreien Website vor Augen führen, findet unser Gastautor.

Von Michael Hack
4 Min.
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(Shutterstock: Brunopui)

Laut der GBD-Studie (Global Burden of Disease), die unter anderem von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ins Leben gerufen wurde, leben fast 20 Prozent der Menschheit mit einer Behinderung oder Einschränkung. Dass auch diese Menschen in einer digitalen Welt die gleiche Chance zur Nutzung des Internets haben sollten, liegt zweifelsohne auf der Hand. Die Vereinten Nationen haben bereits im Juni 2016 den Zugang zu Informationen im Internet zu einem Menschenrecht erklärt.

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In Deutschland regelt seit Mai 2002 das Behindertengleichstellungsgesetz (BGG) die Umsetzung unseres Grundgesetzes (Artikel 3, Absatz 3) auch für die Webgestaltung: Niemand darf aufgrund seiner Behinderung benachteiligt werden. Verpflichtet zur Umsetzung von Barrierefreiheit im Netz sind allerdings nur öffentliche Träger. Die EU hat diese Verpflichtung auf alle Mitgliedsstaaten ausgedehnt, deren Umsetzung auf sämtlichen neuen Websites des öffentlichen Sektors ab dem 23. September 2018 innerhalb eines Jahres erfolgen muss, gefolgt von bereits bestehenden (bis 23. September 2020) und mobilen Websites (bis 23. Juni 2021).

91 Prozent der Deutschen nutzten 2017 das Internet. Dabei ist nicht nur das reine Beschaffen von Informationen auf einer Website heute für uns wichtig. Die digitale Transformation verlegt viele Dienste des Alltags von der analogen in die digitale Welt: Wir kaufen im Internet ein, buchen unsere Reisen online oder zahlen dort bequem Rechnungen. Wer all diese Services aufgrund von Beeinträchtigungen nicht nutzen kann – das betrifft weltweit mehr als 1,2 Milliarden Menschen – ist schnell vom Rest der Gesellschaft entkoppelt. Menschen mit Behinderungen oder Einschränkungen haben diese oftmals schon von Geburt an, aber auch Beschwerden durch Krankheit und hohes Alter sind nicht selten.

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Der demografische Wandel allein wird die Anzahl der Menschen der Altersgruppe über 65 Jahre in Deutschland bis 2030 von 22 auf 28 Prozent steigern – ein Aspekt, der die Bedeutung von Barrierefreiheit im Internet für die Zukunft noch verdeutlicht. Während der Begriff User-Experience (Nutzererlebnis) oft sehr im Vordergrund steht, wird die Inklusion von beeinträchtigten Nutzern im Vergleich eher stiefmütterlich betrachtet. Von „inklusivem Design“ spricht man, wenn Websites Nutzerfreundlichkeit und Barrierefreiheit miteinander verbinden. Unternehmen sollten verstehen, dass sie sich selber einen Vorteil verschaffen und wesentlich mehr potenzielle Kunden erreichen und binden können.

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Was genau sind Barrieren auf Websites?

Die Formen von Behinderungen sind vielfältig: Es gibt Hör- und Sehbehinderungen, andere körperliche Einschränkungen, kognitive Beeinträchtigungen (also beispielsweise Gedächtnisstörungen), aber auch geistige Behinderungen. Daraus resultieren ganz unterschiedliche Ansprüche an eine Website, um als barrierefrei zu gelten.

Barrieren entstehen, wenn Informationen oder Funktionen einer Website nicht genutzt werden können. Man unterscheidet drei Kategorien von Wahrnehmungs-, Verständnis- und Zugriffsbarrieren.

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  • In der Wahrnehmung können fehlende Farbkontraste einer Website zum Problem werden, genauso aber auch mangelnde Optionen zur Vergrößerung von Texten oder eine unscharfe Darstellung durch zu niedrige DPI-Einstellungen. Wenn Informationen nur per Video oder Grafik, aber ohne Textalternativen geteilt werden, dann können blinde und sehbehinderte Menschen diese Inhalte nicht wahrnehmen. Gleiches gilt für Videos mit Ton und reine Audiodateien, die für gehörlose oder hörbehinderte Menschen zur Barriere werden.
  • In den Bereich Verständnisbarriere fällt vor allem das Problem, wenn Websites nur optisch codiert sind. Blinde Menschen nutzen beispielsweise sogenannte Screenreader, also spezielle Leseprogramme, um sich per Audio durch die verschiedenen Bereiche einer Website zu navigieren. Auch die Braillezeile wandelt den Text auf der Website in Brailleschrift um, die der blinde Nutzer erfühlen kann. Ist eine Website für diese Programme nicht optimiert, fehlen also Bildunterschriften, Linkbeschreibungen oder alternative Texte bei CTA-Buttons, dann befindet sich ein sehbehinderter Nutzer schnell in einem unstrukturierten Dschungel und bricht den Versuch, die Seite zu lesen, ab. Auch zu komplexe Inhalte, zu lange verschachtelte Sätze und insgesamt zu viele Informationen auf einer Seite können Menschen mit kognitiven Einschränkungen überfordern.
  • Wenn Nutzer keine Maus bedienen können, aber interaktive Elemente nur mit dieser angesteuert werden können, sind sie auf einer Website navigations- und entsprechend handlungsunfähig. Das fällt in den Bereich Zugriffsbarrieren.

Viele Online-Formulare müssen innerhalb einer bestimmten Zeit ausgefüllt werden. Die ist jedoch in der Regel auf den gesunden Nutzer abgestimmt und für Menschen mit einem Handicap oftmals viel zu kurz bemessen. Diese voreingestellten sogenannten Tone-outs müssen angepasst werden.

Welche Vorteile haben barrierefreie Websites für Unternehmen?

Die Vorteile von barrierefreien Websites sind vordergründig natürlich, dass sich der Zugang von Nutzern erhöht. Zudem werden barrierefreie Websites besser von Internetsuchmaschinen gefunden. Das liegt in erster Linie an der optimierten Struktur und Lesbarkeit der Inhalte für die Suchmaschine. Ein besseres SEO-Ranking ist also in der Folge ein weiterer Pluspunkt, den die Inklusion von Menschen mit Behinderungen auf einer Website mit sich bringt.

Außerdem handelt es sich dabei ja um potenzielle Kunden, die bei einer negativen Nutzererfahrung die Seite schnell verlassen würden und gegebenenfalls auch eine schlechte Bewertung online oder in ihrem Umfeld abgeben würden. Besonders Unternehmen können hier also von einer klassischen Win-win-Situation profitieren. Auf der einen Seite werden sie im Netz besser gefunden und machen auf der anderen Seite das Internet zu einem gleichberechtigteren Ort. Ein barrierefreier Web-Auftritt ist also auch Teil einer Corporate-Social-Responsibility (CSR), die heute ein wichtiger Teil des Images von Unternehmen ist.

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Generell ist es an der Zeit, dass sich Barrierefreiheit im Internet als allgemeingültiger Standard für ein gerechtes Miteinander etabliert. Die Digitalisierung und ihre Errungenschaften sollten allen für Menschen gleichermaßen nützlich und nutzbar sein. Wenn Unternehmen durch Vorteile im Bereich SEO und CSR einen Anreiz haben, dies auch umzusetzen, hilft das der guten Sache.

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Dein t3n-Team

Domingos

Wer seine Website oder ein anderes Angebot barrierefrei machen möchte, sollte auf jeden Fall Menschen aus der Zielgruppe beteiligen. Das erhöht die Produktqualität und sorgt auch gleichzeitig dafür, dass man Multiplikatoren für das Angebot gewinnt.

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