Digitaler Euro: EZB wehrt sich gegen Milliarden-Kritik der Banken

Streit um die Kosten des digitalen Euro. (Bild: peterschreiber.media/Shutterstock)
Der Einführung des digitalen Euro könnte die europäischen Banken bis zu 30 Milliarden Euro kosten – so zumindest das Ergebnis einer PwC-Studie. Europäische Bankenverbände hatten sie in Auftrag gegeben, vergangene Woche berichtete die Nachrichtenagentur dpa. So teuer sollen die technischen Umstellungen von Apps, Geldautomaten, Karten und Bezahlterminals werden – zumindest in einem besonders kostspieligen Szenario.
Doch nun kommen Zweifel an der geschätzten Summe auf. Die EZB hält die Berechnungen für stark übertrieben, wie das „Handelsblatt“ berichtet. Die Studie zeige methodische Schwächen, intransparente Kostenschätzungen und eine unzureichende Datenprüfung. Sie sei daher kein konstruktiver Beitrag zur Debatte. Kritiker schätzen die PwC-Studie sogar als Gefälligkeitsgutachten ein, mit dem die Banken ihren ganz anders motivierten Widerstand gegen den digitalen Euro untermauern wollen.
Darum steht die Studie in der Kritik
Schon bei der Veröffentlichung gingen die Bankenverbände unterschiedlich mit der Studie um – wohl auch, weil es Streit um die PwC-Daten gab, wie der Blog „Finanz-Szene“ schreibt. Hinter den Kulissen soll es auch im Bankenlager Kritik an der Methodik gegeben haben, weil PwC für die Studie europaweit nur 19 Banken untersucht und die ermittelten Kosten dann hochgerechnet hat.
Der Sparkassenverband (DSGV) und die Genossenschaftsbanken (BVR) nutzten die Ergebnisse offensiv, um auf die angeblich hohen Kosten von bis zu 30 Milliarden Euro und den „nicht erkennbaren Mehrwert“ für Verbraucher:innen hinzuweisen. Die privaten Banken gingen zurückhaltender vor und veröffentlichten lediglich die untere Grenze der PwC-Schätzung von 18 Milliarden Euro.
Das stört die Banken am digitalen Euro
Die Kritik der Banken am Digitalen Euro ist nicht neu. Dort schreckt man zum einen vor den hohen Kosten zurück, zum anderen fürchten die Finanzinstitute aber mögliche, neue Konkurrenz. So befürchten die Banken, Bürger:innen könnten künftig digitale Euros direkt bei der Notenbank parken, was klassische Bankeinlagen verdrängen und die Refinanzierung der Institute erschweren würde.
Die EZB versucht diese Kritik zu entkräften und kündigte bereits an, die Guthaben in digitalen Euro pro Bürger begrenzen zu wollen – derzeit ist von etwa 3.000 Euro die Rede. Das soll auch die Gefahr eines “Bank Runs”, also massenhafte Abflüsse von Bankguthaben in Krisenzeiten, verhindern. Auch die Kontoführung soll weiterhin über Geschäftsbanken und Zahlungsdienstleister laufen, nicht direkt über die EZB.
Tech-Konzerne könnten profitieren
Trotzdem fürchten einige Banken wohl, nach der Einführung des digitalen Euro ins Hintertreffen zu geraten. So warnte der BVR bei der Veröffentlichung der PwC-Zahlen etwa davor, internationale Technologiekonzerne könnten „unbeabsichtigt gestärkt werden, da sie durch die von der EZB geschaffenen offenen und staatlich finanzierten Infrastrukturen deutlich einfacher Zugang zum europäischen Zahlungsverkehr erhalten könnten – auf Kosten europäischer Anbieter“.
Die EZB selbst wirbt mit dem Argument der digitalen Souveränität für den digitalen Euro. Gerade durch das neue Zahlungsmittel soll die Abhängigkeit von großen US-Anbietern wie Mastercard, Visa oder Paypal durchbrochen werden. Das digitale Zentralbankgeld soll das Bargeld nicht ersetzen, sondern ergänzen, wie auch die Bundesbank betont. Noch bis Herbst dieses Jahres arbeitet die Notenbank an der technischen Umsetzung des Digitalgelds, parallel sollen in Brüssel auch die juristischen Voraussetzungen geschaffen werden. Eingeführt werden könnte der digitale Euro wohl frühestens ab 2027.
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