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Internetkultur-Dilemma: Warum Deutschland kein Digitalisierungs-Gewinner wird

Thomas Euler glaubt, dass es uns in Deutschland an Internetkultur mangelt. Warum das ein Problem ist (und warum er Managern gerne einen Rucksack aufsetzen würde), schreibt er hier.

Von Thomas Euler
7 Min. Lesezeit
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(Foto: Shutterstock / Rawpixel.com)

Politik und Wirtschaft sind aus ihrem Dornröschenschlaf erwacht. Inzwischen ist sogar in deutschen Vorstandsetagen und Abgeordnetenbüros angekommen, dass die Digitalisierung eines der wichtigsten Themen unserer Zeit ist. Doch trotz bundesweiter Industrie-4.0-Initiativen und im Überfluss vorhandener Beratungsangebote zur digitalen Transformation, spielt Deutschland in Sachen Internet alles andere als die erste Geige. Den Ton geben andere an, allen voran die großen Plattformbetreiber aus den USA, die Googles, Facebooks und Amazons dieser Welt.

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Das muss man nicht per se schlimm finden. Ich gönne jedem Unternehmen seinen Erfolg, unabhängig vom Sitz seines Stammhauses. Bedenkt man außerdem, dass viele der bisherigen Digitalisierungsgewinner im weiteren Sinne im Medienmarkt beheimatet sind, könnte man postulieren, dass uns die Amerikaner in diesem historisch immer voraus waren. In der nächsten Welle der Digitalisierung, wenn das Internet dank IoT in der „echten Welt” ankommt, so höre ich oft, werde unsere Stunde schon schlagen. Dann nämlich werde unser Mittelstand seine Stärken ausspielen können — und made in Germany der Digitalisierung seinen Stempel aufdrücken.

„Alles wird gut!” lautet die Botschaft der Hoffnungsfrohen also. Ich bin da skeptischer. In den letzten zehn Jahren habe ich als Berater mit etlichen Unternehmen — Versicherern, Banken, Automobilbauern und zahlreichen anderen — an Digitalisierungsprojekten gearbeitet. Ich kann deshalb aus erster Hand bestätigen: Das Problembewusstsein ist inzwischen gestiegen. Das Internet wird heute ernst genommen. Doch das alleine reicht nicht. Denn Problembewusstsein ist nicht gleich Kompetenz.

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Internetkultur: Alle reden von Digitalisierung, wenige verstehen es

Zwar reden alle von der Digitalisierung, aber viel zu wenige verstehen, wovon sie da sprechen. Über hunderte von Gesprächen hat sich bei mir der Eindruck erhärtet, dass das Internet hierzulande von vielen lediglich theoretisch begriffen wird — als eine technokratisch zu lösende Herausforderung. Oftmals sind es denn auch Bürokraten, die uns digital wettbewerbsfähig machen wollen.

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Ich will nicht alles schlecht reden. Wir haben eine aktive Gründerszene. In unseren Unternehmen steigt die Bereitschaft, in Digitalthemen zu investieren. Viele der Akteure, die sich hierzulande um die Digitalisierung sorgen, haben beste Intentionen und unter ihnen sind viele kluge Köpfe. Und aus Deutschland kommen nach wie vor exzellente Wissenschaftler — in Forschungsfeldern wie künstlicher Intelligenz oder Robotik müssen wir uns nicht verstecken.
Doch all dem zum Trotz attestiere ich, dass es ein grundlegenderes Dilemma gibt. Eines, das uns auf absehbare Zeit daran hindern wird, eine führende Rolle in der Internetwirtschaft einzunehmen. Was zumindest dann ein Problem darstellt, wenn man wie ich davon ausgeht, dass es sich beim Internet und seinen Folgeentwicklungen um die größte Veränderung handelt, der wir uns seit der Industrialisierung gegenübersehen. Mindestens. Trifft dies zu, dann wird die Wirtschaft der Zukunft untrennbar mit dem Internet verheiratet sein. Und die Gewinner werden diejenigen sein, die eine gestaltende Rolle in der Entwicklung gespielt haben.

Warum ich befürchte, dass wir nicht zu ihnen zählen werden? Wir haben keine gute Internetkultur. Zwar ist das Internet bei den meisten Deutschen im Hause (laut ARD/ZDF Onlinestudie nutzen knapp 84 Prozent der Deutschen 2016 das Internet, zumindest selten), doch das Gros der Deutschen ist nicht im Internet zuhause. Die Beziehung zum Netz ist hierzulande vielfach noch immer distanziert. Anekdotisch zeigt sich dies etwa, wenn in meinen Diskussionen über das Internet immer wieder an erster Stelle Bedenken zum Datenschutz aufkommen (womit ich das Thema nicht herunterspielen will; doch es illustriert perfekt die vorherrschende Einstellung). Sinnbildlich für das Verhältnis der Deutschen zum Netz ist auch Claus Klebers letztjähriger Reisebericht aus dem Silicon Valley. Die Signifikanz dessen, was da passiert, ist erkannt. Doch die Begegnung ist von Skepsis geprägt.

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Diese Skepsis ist nicht zwingend negativ. Im Gegenteil: Es spricht vieles dafür, neuen Technologien nicht mit grenzenlosem Techno-Optimismus zu begegnen. Insbesondere wenn absehbar ist, dass ihr Einfluss auf Mensch, Gesellschaft und Wirtschaft spürbar sein wird. Dann ist schon fast geboten, genau hinzuschauen, zu hinterfragen und vor lauter Fortschritt nicht aus dem Auge zu verlieren, dass er nur dann in die richtige Richtung führt, wenn er schlussendlich dem Menschen dient.

All dies liegt uns kulturell näher, als der American Way, dem man sicher an mancher Stelle vorwerfen kann, erst Fakten zu schaffen und dann Fragen zu stellen. Auch wenn mir einige Ökonomen sicher widersprechen: Innovation darf kein Selbstzweck sein. Diese Prämisse ist hierzulande sicherlich verbreiteter als andernorts. Und das zurecht.
Das Dilemma ist jedoch, dass das Internet keine Grenzen kennt. Zumindest nicht in der westlichen Welt. Daran will ich um Himmelswillen auch nichts ändern! Unsere heutige Welt wäre ohne globalen Informations- und Datenfluss nicht mehr denkbar (wie sogar der Blick nach China beweist, wo Unternehmen gerade ernsthaft Panik haben, weil die Regierung künftig VPNs untersagen will). Und sie wäre auch um einiges unfreier. Unterm Strich kann niemand für Internetgrenzen plädieren, der eine freiheitliche Gesellschaft befürwortet.

Googlen, stalken, Freundschaften pflegen

Allerdings führt besagte Grenzenlosigkeit dazu, dass Menschen im Internet stets jene Angebote und Services nutzen, die am besten sind (oder in Internet-Sprech: die beste User-Experience bieten). Was heute dazu führt, dass im deutschen Netz die amerikanischen Internetgiganten tonangebend sind. Wir googeln, pflegen unsere Freunde auf Facebook, shoppen bei Amazon und erzählen unsere Stories in Snaps.
Dass sich diese Unternehmen durchgesetzt haben, hat zweifelsohne viel mit der dortigen Venture-Capital-Szene zu tun. Sie hat die einstigen Startups mit ausreichend Kapital versorgt, um das für Erfolg im Netz notwendige Wachstum zu finanzieren. Startups in Deutschland haben da deutlich schlechtere Voraussetzungen, denn Risikokapital ist hierzulande nach wie vor knapp. Laut KPMG’s Venture Pulse Studie wurden 2016 global 127 Milliarden US-Dollar an Venture Capital investiert, davon in Deutschland 1,9 Milliarden US-Dollar. Zum Vergleich: in den USA waren es 69 Milliarden US-Dollar — das 36-fache.
Diese große Diskrepanz ist nicht alleine mit den unterschiedlich großen Märkten zu erklären. Die USA hat viermal so viele Einwohner und ein 5,3 mal so hohes BIP wie die BRD. Auch am mangelnden Vermögen kann es nicht liegen — alleine die Geldvermögensbestände deutscher Haushalte beliefen sich Ende 2016 auf knapp 5,6 Billionen Euro.
Sprich: In Deutschland ist hinreichend Kapital vorhanden — allein es fließt kaum in Startups. Ähnlich wie wir allgemein dem Internet zögerlich begegnen, investieren wir hier nicht so aggressiv in neue Ideen und Geschäftsmodelle. Gewiss spielt hierbei der deutsche Hang zur (vermeintlichen!) Sicherheit eine Rolle. Doch ich unterstelle: Mit verantwortlich dafür ist, zumindest in Teilen, unsere mangelnde Internetkultur.
Das Internet nämlich ist nicht nur eine neue (relativ gesehen) Technologie, es ist auch eine neue Kulturtechnik. Kommunikation folgt online anderen Regeln, Informationen verbreiten sich mit anderen Mechanismen und Menschen verhalten sich anders. Dies versteht am besten, wer sich selbst im Web bewegt. Und ich behaupte: Genau jenes Verständnis ist essentiell, um erfolgreiche Internetgeschäfte zu entwickeln. Oder um ihr Potential zu erkennen und entsprechend in sie zu investieren. Denn letztlich gilt auch im Internet, was wir andernorts als völlig normal erachten: Es lohnt sich, sein Handwerk zu verstehen.

Entscheidern mangelt es an Internetkompetenz

Doch genau das vermisse ich bei vielen, die gerade auf deutschen Podien, Parteitagen oder in Vorstandscasinos die Digitalisierung vorantreiben wollen. Viele der Diskussionen, die ich dort erlebe, scheinen mir mehr von angelesenem Wissen als Hands-on-Erfahrung geprägt. Für alle, die es akademischer mögen, könnte ich auch sagen: Es mangelt an implizitem Wissen. Und hier schließt sich der Kreis zur mangelhaften Internetkultur. Denn wo Berührungsängste vorherrschen, da müssen Neugier und Spieltrieb zurückstecken.

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Weshalb es im Ergebnis in vielen Entscheiderpositionen auch 2017 noch an Internetkompetenz mangelt.
Was vorwurfsvoll klingen mag, ist schlicht als Diagnose zu verstehen. Denn letztlich sind wir alle Kinder unserer Zeit und geprägt durch unsere Sozialisierung sowie die Kultur, die uns umgibt. Da diese hierzulande eben über lange Jahre dem Internet (mindestens) skeptisch gegenüberstand, ist nur folgerichtig, dass vergleichsweise weniger Menschen das Internet von der Pike auf gelernt haben.

Doch leider sind sie daher weniger vertraut mit der Logik, der das Internet folgt. Und deren Einfluss reicht bis zu den Geschäftsmodellen, die dort dominant sind: Auf Netzwerkeffekten basierende Plattformen, denen es gelingt, dank exzellenter User-Experience die Nutzer auf der Nachfrageseite at scale zu aggregieren und Interaktionen im Ökosystem zu monetarisieren. Dass dieser Satz für viele smarte, interessierte Leser wenig Aussagekraft haben dürfte, ist Teil des Dilemmas. Auch wenn es so wirken mag, handelt es sich nicht um ein bloßes Buzzword-Potpourri ohne Inhalt, sondern um die Essenz erfolgreicher Internetgeschäfte (für eine Erklärung empfehle ich die Lektüre von Aggregation Theory, einem exzellenten Artikel von Tech-Blogger Ben Thompson). Die Sprache (und Logik) des Internets ist eben eine eigene.
Sie wurde, wie auch das Internet, nicht hierzulande erfunden. Und wird hier für meine Begriffe noch immer zu wenig gesprochen (Studien geben mir recht). Was wir, um im Bild zu bleiben, also brauchen, ist Internet-Alphabetisierung. Die berühmt-berüchtigten Managerreisen ins Silicon Valley alleine reichen dazu nicht. Schließlich käme auch niemand auf die Idee, ein Schüler spräche nach einer Woche Schüleraustausch in den Staaten fließend Englisch. Viel sinnvoller (und logistisch deutlich einfacher!) erschiene mir, unsere selbsternannten Chefdigitalisierer würden den Rucksack schnüren und einfach mal ein paar Monate aufs Blaue durchs Internet backpacken.

Dort könnten sie die Sprache und Kultur dann hautnah ergründen. Work and Travel einmal anders.

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Im nächsten Artikel befasse ich mich mit dem Zusammenhang zwischen der hiesigen Internetkultur und unserer Medienlandschaft. 

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6 Kommentare
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Nobbe

Hallo,
hört sich erstmal so an, als ob das so sein könnte. Womöglich ist es auch grnau das, warum es in D vergleichsweise wenig Internetriesen gibt.
Aber ich möchte dennoch versuchen, meine Gedanken hier zum besten zu geben.
Also, ich bin mir nicht sicher, ob jeder diese spezielle Internetteminologie verstehen muss. Im damaligen Kaiserreich gab es sehr viele „Start-ups“ und entsprechend viele solvente Investoren. Als Beispiel sei hier Daimler, Benz oder auch Siemens genannt. Ob fie alle, die jeweilige „Sprache“ verstanden, wage ich zu bezweifeln. M.Mng. nach waren die von einer allgemeinen Technologiegläubigkeit, der Reiz des schnellen Gelds und einer gewissen Fazination der gründer selber und/oder des Produkts geprägt.
So weit ich das weiß kam noch die Förderung (sei es direkt mit Investition oder auch indirekt mit Steuererleichterung o.ä.) des Staats hinzu.

Mir scheint da eine grundsätzlich, andere Haltung der potentiellen Investoren heutzutage bzw. gegenüber denen, in den USA, verantwortlich zu sein.
Bspw. die Aldi-Brüder investieren ihr Vermögen in Kunst (oder was sie darunter verstehen). Das bringt als technolgische Gesellschaft aber nicht voran. Es gibt ja einige Milliadäre in den USA, die ihr Geld in Raumfahrt, Luftfahrt oder sonstige technologische Unternehmungen stecken…oder wie Elon Musk in E-Autos, Hyperloop, Space-x usw..
Nicht das man mich falsch versteht, jeder soll sein Geld da investieren, wo er es für sinnvoll erachtet. Mir gehts aber um diesen Gesit der dahintersteckt.

Vermutlich steckt das mittlerweile in unserer ganzen Gesellscjaft in D, das manifestiert sich ja z.B. in Demonstrationen gegen alles, was Veränderung beinhaltet…S21, Mobilfunkmasten, Windkrafträder, Umgehungsstrassen usw. usf..
Natürlich ist nicht jede Neuerung sinnvoll, aber das Wohl der Allgemeinheit (ALLER Einwohner) steht unter dem Wohl einiger weniger.
Und ja, ich nehme mich da nicht aus, auch wenn ich versuche, da Vorbildlich zu sein ;-)

Lange Rede, kurzer Sinn. Die Sprache oder Termonologie ist m.Mng. nach nicht das Hinderniss, eher der Geist der dahinter steht.
Vielleicht gehts uns in D auch einfach auch noch zu gut…

Antworten
Alexander

… ja, aber.

Wie so oft im Leben, liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen. Erste Ansätze für einen Erklärungsversuch sind schnell gefunden – ohne das nun werten zu wollen. Und man findet gewiss einige Gründe, warum etwas anders ist. Hier soll der Fokus alleine auf der Internetkultur liegen?

Das ist mir dann doch ein wenig zu dünn. Mir fallen spontan ein paar Dinge mehr ein, die in ihrem Zusammenspiel eine Analyse gewiss nicht einfacher machen … aber durchaus erforderlich sind, um sich einer Aussage mit einem größeren Realitätsbezug zu nähern.

Was ist mit der Unternehmenskultur? Der Risikobereitschaft im Finanzwesen (ok, wurde angesprochen)? Oder der demografischen Entwicklung? Was ist mit dem Bildungssystem? Einige m.E. wesentliche Kriterien, die für die Betrachtung herangezogen werden sollten.

Aber was bringt mir eine solche Analyse?

Was ist tatsächlich erforderlich, um etwas besser zu machen als andere?

Ich vermisse hier die Innovation! Warum andere kopieren? Das Gute zu kopieren ist sicherlich der erste Schritt um besser zu werden – und auch legitim … aber irgendwann muss man die ausgetretenen Pfade verlassen und eigene Wege gehen. Und das hat die Vergangenheit immer wieder gezeigt – egal aus welchem Land die tollsten Erfindungen gekommen sind.

Die Rezepte dafür sind bekannt und müssen nicht neu gemischt werden. Hier sind uns anscheinend die Zutaten abhanden gekommen. Zutaten wie Ergeiz, Zuversicht, Vertrauen, Leistungsbereitschaft und nicht zuletzt der Spaß werden immer mehr von Gier und Perspektivlosigkeit gebremmst. Auf allen Ebenen wird gemeckert und gejault … wo bleibt die positive Grundeinstellung?

Motivation ist bekanntermaßen intrinsisch, man muss ihr nur den Weg bereiten … ist es nicht so, dass wir Deutschen eine so negative Selbstwahrnehmung haben? Think positiv: mehr Zuversicht und mehr Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten – die anderen Kochen auch nur mit Wasser!

Antworten
Christo

Vielleicht könnte man auch auf die Entwicklung eingehen, die das Internet in seiner Entstehung in Deutschland von dem in den USA unterscheidet. Während wir uns natürlich über die Branchenriesen im Internet bewegen, haben in manchen Bereichen wie beispielsweise Email die Amerikanischen Unternehmen nahezu keinen Marktanteil. Das „deutsche“ Internet war durch seine Entwicklung unter der Post ganz anderen umständen ausgesetzt als das Internet bspw. der USA. Zudem kommt die Desillusion in den Wirkungen der DOTCOM-Blase, die immer noch einen Skeptizismus bei den deutschen vorherrschen lässt. In Deutschland ist man vielleicht auch zurecht skeptisch was Datenschutz oder Investitionen angeht. Hierzulande hat man schließlich andere Erfahrungen gemacht. Mehrere Inflationen einberechnet. Es gibt wenig was die Zukunftsangst in Deutschland mehr antreibt als das Risiko des Vermögensverlustes.

Was natürlich nicht entschuldigen soll, dass in Deutschland eher zögerlich mit dem neuen Medium umgegangen wird. Deutsche Unternehmer und Entwickler gehen seit jeher lieber den Weg des frühen Verkaufs der Firma an ausländische Konkurrenten als den Langen Weg des Aufbaus eines Großkonzerns. Vielleicht ist hier auch einfach ein gewisser Pragmatismus vorherrschend. Jener, der den Spatz der Taube vorzieht. Allerdings ist eben auch nicht jeder für das Internet geschaffen und nicht jedes Geschäftskonzept etwas für die digitale Welt. Es gibt nirgendwo so viel nutzloses und obsoleten Überfluss wie im Internet. Vielleicht braucht nicht jede Bäckerei einen Onlineshop. manche sollten wie der Autor selbst sagt, besser ihr Handwerkszeug beherrschen.

Antworten
David

Neuland – Netzwerkdurchsetzungsgesetz – Internetministerium. Das allein reicht als Begründung aus warum DE kein Gewinner sein wird. Management bei Jeans – eine Vollniete an jeder wichtigen Stelle.

Antworten
pixel

Was ist denn das für eine Analyse? Der Fakt auf den sich alle Vermutungen stützen ist, dass 84% der Deutschen einen Internetzugang haben, sich aber im Netz ’nicht zu Hause‘ fühlen. Wie definiert man denn eine gute Internetkultur?
Meine Wahrnehmungen gehen aber im Übrigen in eine ähnliche Richtung: was Digitalisierung bedeuten könnte, bleibt verschwurbelt und es gibt wenige, die konkret plausibel machen können, was das bedeutet und warum uns das nützen könnte.
Ein ganz zentrales Problem ist die Mentalität, dass viel zu wenig in die Aufrüstung der technischen Infrastruktur/Breitbandverkabelung investiert wird. Es wird ja auch sonst in Infrastruktur zu wenig investiert (Straßen, Brücken, Schienen). Wenn die STruktur da wäre, dann würden Private und Geschäftsleute viel eher an digitale Lösungen denken, weil es damit Erfolgserlebnisse gibt.

Antworten
Julia Nikolaeva

Toller Artikel. Kann ich aus eigener Erfahrung und Beobachtung zu 100% zustimmen. Vor allem in diesen drei Punkten:

– Internet wird bei erstaunlich vielen Menschen ausschließlich mit dem Thema „Datenschutz“ (und neuerdings wohl auch „Datensicherheit“) assoziiert. In diesem Licht werden dann alle Chancen und Möglichkeiten betrachtet.

– In Startups wird in DE offenbar erst investiert, wenn das Startup bereits floriert, der Investor also keinerlei Risiko eingehen muss.

– Das Wissen der meisten „Experten“ ist angelesen, aber nicht praktisch. Beispiel: Ich war letztens auf einer Veranstaltung zum Thema Kryptowährungen. Referenten und Teilnehmer waren Professoren, Ingenieure, Rechtsanwälte etc. Es gab zwei interessante Vorträge und zahlreiche sachkundige Meldungen aus der Zuhörerschaft. Wie sich bei dem anschließenden Come-Together aber rausstellte, besaß niemand der Beteiligten Kryptowährungen, schon gar nicht verwendete sie jemand im Rahmen seiner Arbeit.

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