Beim Filmklassiker „Citizen Kane“ wurde 1941 noch Makeup verwendet, um Darsteller wie Orson Welles und Joseph Cotton im Verlauf der mehrere Jahrzehnte umfassenden Handlung künstlich zu altern. Heutzutage wird immer häufiger in die digitale Trickkiste gegriffen, um Schauspieler:innen älter oder jünger erscheinen zu lassen.
Bei Martin Scorseses 2019 veröffentlichtem Film „The Irishman“ wurden so beispielsweise Robert De Niro und Al Pacino künstlich verjüngt. Das war allerdings enorm aufwendig, weil viele ihrer Szenen mit einer speziellen Anordnung aus drei Kameras gedreht werden mussten. Genau diesen Aufwand will der Hollywood-Konzern Disney jetzt mit einer KI-Lösung deutlich reduzieren.
Wie Disney das Alter von Schauspieler:innen mit KI verändert
Grundsätzlich nutzt Hollywood derzeit vor allem zwei Methoden, um das Alter von Schauspieler:innen auf digitalem Wege zu verändern. Bei der ersten Methode kommen komplexe 3D-Animationen zum Einsatz, die über die gefilmten Gesichter gelegt werden. Bei der zweiten, nicht weniger zeitintensiven Variante wird jeder einzelne Frame händisch retuschiert.
Disney wiederum setzt bei dem jetzt vorgestellten Face Re-Aging Network (Fran) auf ein künstliches neuronales Netzwerk, mit dem der Alterungsprozess vollständig automatisiert wird. Trainiert wurde das KI-Modell anhand von künstlich gealterten Gesichtern, die eine Altersspanne von 18 bis 85 Jahren abdeckten. Dadurch konnte Fran lernen, wie sich das Aussehen einer Person über diese Zeitspanne verändert.
Laut dem von Disneys Forschungsabteilung veröffentlichten Paper wurden künstlich gealterte Gesichter als Trainingsdaten verwendet, um „eine Vielzahl von Identitäten, Altersgruppen und ethnischen Zugehörigkeiten in verschiedenen Perspektiven“ zu erhalten. Das Ergebnis bezeichnet die Autor:innen als „production ready“. Sprich: Die Technik könnte theoretisch schon jetzt in Film- und TV-Produktionen eingesetzt werden.
Vorteil gegenüber bestehenden KI-Lösungen
Ganz neu ist die Idee natürlich nicht, KI-Modelle zur künstlichen Alterung von Gesichtern einzusetzen. Nach Ansicht der beteiligten Forscher:innen sind bestehende Systeme zwar gut genug, das Alter in Einzelbildern zu verändern. Bei Bewegtbildmaterial geschehe es aber häufig, dass Personen zwar jünger oder älter aussehen, aber nicht mehr wie sie selbst.
Darüber hinaus funktionierten bestehende Lösungen oft nur sehr eingeschränkt, je nach Bewegung der Schauspieler:innen oder der Kamera. Fran wiederum soll auch dann gute Ergebnisse liefern, wenn sich die Kamera schnell bewegt oder das Gesicht nicht frontal gefilmt wird.