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Endstation Papierkorb: Dokumenten-App Doo macht Schluss

Das Bonner Startup Doo, angetreten, um dem Papierkrieg auf deutschen Schreibtischen mit einer intelligenten Dokumenten-App zu beenden, macht Schluss. Damit überrascht eines der spürbar ambitioniertesten deutschen Startups der letzten Jahre. Ganz geschlagen gibt man sich jedoch noch nicht.

Von Daniel Hüfner
3 Min.
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Doo: Intelligente Dokumenten-App wird eingestampft

Aus der Traum vom papierlosen Büro: Das Bonner Startup Doo schließt seine Pforten und plant neues mit alten Technologien. (Bild: doo)

Aus der Traum vom papierlosen Büro: Das Bonner Startup Doo schließt seine Pforten und plant neues mit alten Technologien. (Bild: Doo)

Es gibt eine berüchtigte Redensart im deutschen Bürosprech, die da lautet: Papier ist geduldig. Und irgendwie trifft sie den Nagel am gestrigen Freitag Nachmittag perfekt auf den Kopf: In einer E-Mail geben die Macher der Dokumenten-App Doo das Ende ihrer Träume vom papierlosen Büro bekannt. „Schweren Herzens müssen wir euch mitteilen, dass „Doo – die Dokumenten App” am Montag, dem 17. März 2014 eingestellt wird“, schreibt das Startup. Zwar können die Apps für OS X und Windows lokal weiter genutzt werden, viel übrig bleibt davon aber nicht mehr. Die Server werden heruntergefahren, bestehende Nutzerdaten und Dateien zum Stichtag gelöscht, und auch die Apps für iOS und Android werden dann nicht mehr ihren Dienst verrichten. Der Kampf ist entschieden: Das Papier hat gewonnen.

Doo lebte den Traum vom papierlosen Büro

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Dabei hatte das Startup aus Bonn ambitionierte Ziele: Vor zweieinhalb Jahren trat das Team um die Gründer Frank Thelen, Marc Sieberger und Alex Koch an, um dem Papierkrieg auf Deutschlands Schreibtischen ein Ende zu bereiten. Eine intelligente App für Smartphones, Tablet und Desktop-Computer sollte die Menschen vom wachsenden Wust aus Rechnungen, Formularen, Verträgen und Steuerbescheiden befreien. „Wir wollten die Art und Weise verändern, wie wir Dokumente organisieren und mit ihnen arbeiten“, betont das Unternehmen.

Das Startup-Tam von Doo: Mit acht Millionen Euro von Investoren schickte sich das Bonner Unternehmen an, den Traum vom papierlosen Büro Wirklichkeit werden zu lassen. (Foto: Doo)

Das Startup-Tam von Doo: Mit acht Millionen Euro von Investoren schickte sich das Bonner Unternehmen an, den Traum vom papierlosen Büro Wirklichkeit werden zu lassen. (Foto: Doo)

Die Mission stieß schon früh auf das Interesse finanzkräftiger Investoren: Mindestens acht Millionen Euro Risikokapital sammelte Doo in den ersten anderthalb Jahren nach der Gründung ein. Und: Das Startup setzte seither alles daran, seine Investoren und die adressierte Zielgruppe nicht zu enttäuschen. Binnen zwei Jahren stellte man entsprechende Apps für iPhone, iPad und Android-Geräte auf die Beine, bediente mit OS X und Windows auch Desktop-Systeme. Überzeugend im Design und ihrer Kernfunktionalitäten, bemühte sich das zwischenzeitlich auf 40 Mitarbeiter gewachsene Unternehmen kontinuierlich um die Verbesserung von Performance, Stabilität und Zuverlässigkeit seiner App zum Erkennen und Digitalisieren von Dokumenten.

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„Bedürfnisse nicht ausreichend angesprochen“

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„Am Ende zählt, was unter dem Strich auf dem Papier steht.“

Geholfen hat all das nicht. Am Ende zählt auch für das ambitionierteste Startup nur das, was unter dem Strich auf dem Papier steht – und das war aus Sicht der Doo-Gründer offenbar zu wenig, um guten Gewissens in die Zukunft zu schauen. Zwar hätten sich mit 250.000 Nutzern eine zufriedenstellende Zahl an Menschen für den Dienst angemeldet, doch der wirkliche Mehrwert hinter der Dokumenten-App blieb ihnen bis heute verborgen. Daran änderte auch ein zwischenzeitlich groß angelegter Relaunch der App aus dem vergangenen August nichts. „Es scheint, dass wir einfach nicht die Bedürfnisse einer ausreichend großen Nutzergruppe ansprechen“, schreibt Doo.

Obwohl die Gründe für sich nachvollziehbar sind und das Team in der Öffentlichkeit immer wieder über die Schwierigkeiten des Projekts sprach, kommt die Schließung des Startups doch überraschend. Denn: Erst im November hatte Frank Thelen im Interview mit t3n große Neuerungen für das laufende Jahr angekündigt. Darunter auch Kooperationen mit Banken und Corporates, um einerseits den Mehrwert von Doo besser im Markt zu kommunizieren, andererseits, um die Kundenreichweite zu steigern – als Voraussetzung für die Monetarisierung der App.

Doo geht, Neues kommt: Das plant das Startup jetzt

Erfolgreich war das Startup damit offenbar nicht, eine Stellungnahme gegenüber t3n wird erst zum Montag erwartet. Gänzlich aufgeben möchten die Bonner ihre Verdienste allerdings nicht. Stattdessen werkeln Frank Thelen, Marc Sieberger und Alex Koch schon an einem neuem Projekt – wohl auch, weil ihr Team in den letzten zweieinhalb Jahren zumindest in technischer Hinsicht vieles richtig gemacht hat: „Auch wenn wir Doo nicht zum Erfolg führen konnten, so haben wir doch exzellente Online-Speicher-, Sync- und Daten-Intelligenz-Technologien aufgebaut.“ Und so könnte Doo in Zukunft als Cloud-Lösung für Unternehmen fortbestehen. Wie genau, das soll innerhalb der kommenden Wochen bekannt gegeben werden. Den Segen der Investoren hat das geheime Projekt jedenfalls: „Die glauben an unser Team“, schreibt das Startup am Ende der E-Mail.

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11 Kommentare
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pixagentur

Es ist schade, zeigt aber dass Deutschland für Startups einer der härtesten Märkte ist. Die Deutschen scheinen Neuem nur selten offen gegenüber zu stehen.

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MarkusGerke

Höre von doo heute das erste Mal. Hätte mir gerne mal mehr davon angesehen. Hat es dem Unternehmen an Marketing gemangelt?

@pixagentur
Ich habe selbst vor 1-2 Jahren angefangen meinen Papierkram digital zu verwalten und weiß, welche Hürden da auf einen warten. Leider ist mir bis heute noch kein kluger Arbeitsfluss in die Hände gefallen und ich werde weiter daran feilen, herunterladbare Rechnungen, Briefe aus dem Postkasten und zugesandte Mail-Anhänge + selbst erstellte Dokumente ordentlich zu verwalten.

Antworten
pixagentur

@MarkusGerke
Ich kannte den Dienst auch bisher nicht. Intern verwenden wir auch kein Papier. Die restliche Korrespondenz wird einfach eingescannt.

Wollte aber garnicht auf den Dienst im speziellen hinaus, sondern auf die Situation in Deutschland. In den vergangenen Jahren hatten wir mit 4 Startups zu tun. Alle haben tolle Ideen. Aber nur eines fasst in D langsam Fuss. Im Ausland lief es besser für diese Unternehmen. Die Deutschen trauen sich nicht, neues auszuprobieren und anzunehmen. Im Ausland sind User viel offener.

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HDSMARK

Es ist sehr schade um DOO! Als Early Adaptor war ich von den kreativen Ideen und der wirklichen sinnvollen Anwendung überzeugt. Meine Bereitschaft für diesen Service zu zahlen ist immer noch vorhanden. Aber es ist wieder zu typisch für einen deutschen Startup. Ohne zu wissen wie das Verhältnis der Gründer zu den Investoren DuMont Venture, Target Partners, Xing-Gründer Lars Hinrichs ausgesehen hat, Jungs Ihr habt zu früh das Handtuch geworfen!! Aus Erfahrung weiss man, dass der Sprung über den Graben, den Geoffrey Moore in seiner Hypothese „Crossing the Chasm“ beschreibt, einen guten Anlauf und Kraft braucht. Auch wenn 10 Millionen investiert wurden, hätten der Idee weitere Mittel gut getan. In USA wäre der Idee weiteres Geld zugeflossen um das nun fertige Produkt mit ordentlich Marketing Power an den Markt zu bringen. Man sollte bedenken, dass DOO bis heute rein aus viralen Kampagnen zu diesem +200.000 User Bekanntheitsgrad gekommen ist. Das ist beachtlich. Frank Thelen möchte ich aus eigener Erfahrung empfehlen, sich für seine nächste Idee neue Investoren zu suchen und diese „Angsthasen“ von Bord zu nehmen. Ein Start in USA kann ich nur empfehlen. Dort kann man Businessmodelle eines solchen Kalibers in vernünftigen Größenordnungen finanzieren. Deutsche Investoren neigen dazu häppchenweise und schwerfällig Geld bereitzustellen, DOO hätte 50% Ihrer Finanzmittel schon zu Beginn ins weltweite Marketing stecken und mit der Monetarisierung gestern beginnen sollen. Amerikaner verstehen es auch mit 80% fertigen Lösungen Geld zu machen. Es ist wirklich schade um DOO und dieser genialen Idee. This are my 5 cent on DOO.

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Danny

@HDSMARK: Crossing the chasm ist ein wirklich gutes Buch :)

@topic: Kann da eig. nur den anderen Zustimmen. Hatte von Doo noch nichts gehört. Ich weiß auch nicht, inwiefern Unternehmen solche Dienste nutzen. Große Unternehmen verwalten Ihre Dokumente lieber intern, weil sie es für sicherer Empfinden. Ich denke die Cloudidee wird da auch nach hinten losgehen. Ich kenne es zumindest aus Kanada, dass dort die Unternehmen selbst bei Apps, gerne eine selfhosting Lösung hätten ohne auf externe Dienstleister angewiesen zu sein.

Hätte ich solch ein Unternehmen ala Bank, würde ich auf jeden Fall keine externe Lösung wählen für meine Papiere. Wie man sieht viel zu unsicher, da nun die Arbeit die man in Doo gesteckt hätte und Dokumente einsortiert hätte, umsonst gewesen wäre.

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HDSMARK

Was mich brennend interessieren würde: Wem gehören denn die Rechte, Patente und Gebrauchsmuster an DOO? Ließe sich daraus in San Mateo, Palo Alto oder San Francisco ein neues Business hochziehen?

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HDSMARK

@danny DOO war ausschließlich auf den B2C Bereich ausgelegt, also das Verwalten von persönlichen Dokumenten cross Devices. Auf der Agenda von DOO stand auch eine Private (Corporate) – Cloud Lösung die dann in Unternehmen hätte eingesetzt werden können. Next 2 cents on DOO :-)

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HDSMARK

@danny Das Einsortieren der Dokumente hat DOO gemacht. Das war ja das smarte und geniale. Dabei war es egal ob Fax, Scan oder Word file. DOO hat alles geschluckt. Nicht mal ein Evernote hat so etwas bis heute hinbekommen, aber dafür erst kürzlich wieder mal so im Handumdrehen 70 Millionen US Dollar in der Serie-D eingesackt. Phil Libin, CEO von Evernote hätte sich DOO ansehen sollen……

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Sebastian

Ich denke, im Nachhinein ist es einfach zu sagen, das ein gutes Produkt am Markt vorbei entwickelt worden ist.
Die meisten Privatpersonen kann man in zwei Kategorien einordnen.
1.) Die relevanten Dokumente wie Rechnungen kommen noch per Post und werden dann einfach irgendwo in Ordner abgeheftet. Eine Digitalisierung wird nicht vollzogen und ist auch nicht nötig
2.) Die relevanten Dokumente kommen online und werden dann (bei Bedarf) begutachtet und meist entweder im E-Mail-Postfach belassen oder sie sind weiterhin online über ein Webinterface abrufbar.
Es ist besonders interessant zu sehen, das Online-Rechnungen, wo der Rechnungsbetrag bereits im Mailtext genannt wird und dem erwartetem Betrag entspricht, gar nicht mehr begutachtet werden.

Also scheiden Privatkunden schon als Nutzer von Doo aus. Unternehmen haben eigene Lösungen und laden ihre Dokumente (noch nicht) auf Server einer relativ unbekannten Firma hoch.
Alleine für Kleinunternehmen hätte ich es interessant gehalten, aber da haben viele schon eigene Lösungsmöglichkeiten entwickelt, auch wenn es häufig nur einscannen der Dokumente ist und die Ablage in einem bestimmten Ordner.

Des Weiteren ist einfach kein Bedarf für mobile Lösungen. Die Verarbeitung von Dokumenten wird noch zum größten Teil im Büro, zu normalen Bürozeiten gemacht.

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