Dorothee Bär: Digitalministerin kritisiert umstrittenes E-Sport-Gutachten

Staatsministerin für Digitalisierung Dorothee Bär (CSU) hat ein am Dienstag veröffentlichtes Gutachten kritisiert, wonach professionelles Zocken an Konsolen nicht mit Sport gleichzusetzen ist. „Das Rechtsgutachten zementiert die tradierte Auffassung von Sport und argumentiert damit, dass das Merkmal der körperlichen Betätigung und die Gemeinnützigkeit bei E-Sport fehle“, sagte Bär auf Anfrage von t3n.
Das Gutachten war vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) in Auftrag gegeben worden. „Es überrascht wenig, dass ein vom DOSB in Auftrag gegebenes Rechtsgutachten dieses Urteil fällt. Ein anderes Rechtsgutachten würde sicherlich zu einem anderen Schluss kommen“, sagte Bär weiter. Für die Ministerin besonders ärgerlich: Das Gutachten wurde wenige Tage vor der Entscheidung des Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestages veröffentlicht, in dem über die weitere Förderung von E-Sport entschieden werden soll.
Um die Anerkennung von E-Sport als Sport streiten sich Spieler und Verbände seit Jahren. Während Gegner etwa die fehlende Bewegung als Argument einbringen, argumentieren Befürworter mit den oft Hunderten Tastaturanschlägen, die viele E-Sportler pro Minute leisten. Die professionelle Spielerszene wächst seit Jahren. Allein in 2019 soll sich der Umsatz aus Sponsorengeldern, Übertragungsrechten und Werbung auf mehr als eine Milliarde US-Dollar belaufen.
Vor diesem Hintergrund hat Digitalministerin Bär kein Verständnis für E-Sport-Gegner. „Dass die traditionellen Verbände die Realität verleugnen, ist ein natürlicher Abwehrmechanismus neuen Entwicklungen gegenüber, vor allem wenn sie erfolgreich sind und damit als bedrohlich wahrgenommen werden“, sagte Bär. Zudem biete E-Sport neue Möglichkeiten auch Menschen, die älter oder körperlich behindert sind.
Für sie sei es jedoch nur „eine Frage der Zeit“, bis die Rechtslage entsprechend angepasst werde. „Fakt ist: Das Ausmaß an körperlichem Einsatz ist kein Maßstab für die Bezeichnung als E-Sport. Jeder, der die Steuerung beim E-Sport geführt hat, weiß, dass man dafür enorm viel Geschick braucht.“
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