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Kommentar

Dumme Fragen an Mark Zuckerberg: Warum die Häme gerechtfertigt ist

Bei der Anhörung von Mark Zuckerberg vor dem US-Senat wurde vor allem eines deutlich: Auch die US-Politik beschäftigt sich nicht genug mit dem Thema, das wie kein anderes Politik und Wirtschaft verändert.

Von Stephan Dörner
2 Min.
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Facebook-Chef Mark Zuckerberg bei der Anhörung vor dem US-Senat. (Foto: dpa)

Der demokratische Senator Brian Schatz gehört mit dem Geburtsjahr 1972 zu den jüngeren Senatoren. Dennoch fragte er Mark Zuckerberg bei der Anhörung vor dem Senat, ob die E-Mails, die er mit Whatsapp verschickt, mit Werbetreibenden geteilt werden. Die Frage ist nur eine von vielen, die das technische und wirtschaftliche Unverständnis vieler Senatoren bei der Anhörung zeigte.

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Der republikanische Senator Orrin Hatch fragte beispielsweise allen Ernstes: „Wie wollen Sie ein nachhaltiges Geschäftsmodell aufrechterhalten, wenn Ihre Nutzer nicht für den Dienst bezahlen?“ Zuckerbergs trockene Antwort: „Senator, we run ads.“ – „Senator, wir schalten Werbung.“

An der Häme in Richtung US-Politik, die sich während und nach der Anhörung beispielsweise in vielen Tweets zeigte,  gibt es Kritik – nicht ganz zu unrecht: Die Techblase mache sich mal wieder arrogant über diejenigen lustig, die weniger technisches Verständnis haben, statt ihnen die heute wichtigen Mechanismen der Digitalisierung wie die Plattformökonomie und die Bedeutung von Skaleneffekten in der digitalen Wirtschaft zu erklären.

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Der Lästermob der Netzgemeinde hat oft nicht recht – diesmal schon

Doch so richtig es ist, dass Teile der sogenannten Netzgemeinde sich gerne in einen wenig konstruktiven Lästermob verwandeln, um sich über diejenigen lustig zu machen, die weniger wissen als sie – dieses Mal ist die Häme gerechtfertigt. Wenn der Spätiverkäufer oder die Supermarktkassiererin nicht weiß, wie Facebook Geld verdient, ist das kein Grund für Häme. Wenn aber ein hochbezahlter Politiker, dessen Job es ist, sich mit den wichtigen politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen der Gesellschaft auseinanderzusetzen, im Jahr 2018 immer noch nicht erklären kann, was die Plattformökonomie ist und wie sie funktioniert, dann ist er für diesen Job offensichtlich nicht geeignet.

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Nichts hat Wirtschaft, Gesellschaft und Politik in den vergangenen 20 Jahren so stark geprägt und verändert wie die Digitalisierung – nichts wird voraussichtlich die kommenden 20 Jahre so stark prägen. Rund 24 Jahre nach der Gründung von Amazon, 20 Jahre nach der Gründung von Google und 14 Jahre nach der Gründung von Facebook ist es die verdammte Pflicht jedes Spitzenpolitikers, sich zumindest mit den grundlegenden Dynamiken und Mechanismen der digitalen Wirtschaft auseinandergesetzt zu haben. Dass dies bei vielen nicht passiert ist, offenbarten die teils peinlich-naiven Fragen.

Die Macht der großen Plattformen Amazon, Google, Facebook und Apple erfordert eine kluge und strenge Regulierung. Eine solche ist von Politikern, die immer noch nicht wissen, wie einige der wertvollsten Konzerne der Welt ihr Geld verdienen, nicht zu erwarten. Die Konsequenz für einige der Spitzenpolitiker sollte daher lauten: Senator, machen Sie den Weg für eine kluge Regulierung frei – treten Sie ab!

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StephanieSelmer

Ich kann wirklich nicht nachvollziehen, was an diesen Fragen so dumm sein soll. Ich kann aber auch ebenso wenig nachvollziehen, wie ein solcher Artikel entstehen kann – unreflektiert anmutend, scheinbar schnell runtergeschrieben und mit einer falschen Übersetzung.

Sie schreiben: ‚Der republikanische Senator Orrin Hatch fragte beispielsweise allen Ernstes: „Wie wollen Sie ein nachhaltiges Geschäftsmodell aufbauen, wenn Ihre Nutzer nicht für den Dienst bezahlen?“‘ Ich habe ein Video dieser Frage gesehen, da fragt der Senator: „How do you sustain a business model without people paying for it?“. Er fragt nicht: „How do you want to…“ Ihre Übersetzung impliziert, dass der Senator nicht wüsste, dass das Modell „Facebook“ bereits läuft. Ich verstehe das englische Original als Aufforderung, mehr über das Wie dahinter darüber zu erfahren.

Wenn ich meinen Teenager frage „Wie löst du deine Matheaufgaben?“ und er mir dann antwortet „Mama, ich benutze einen Füller.“, dann hat er ein Problem. Auch wenn seine Antwort nicht falsch ist, will ich schließlich wissen, welche Wege er geht, was seine Schritte sind, um eine Lösung zu bekommen – selbst wenn ich persönlich verstehe, wie eine solche Aufgabe zu lösen ist. Zuckerberg wird für seine freche Antwort „Senator, we run adds“ gelobt. Sein anschließender Blick ist der eines Kindes, das weiß, dass es einen Erwachsenen ausgetrickst hat.

Ich verstehe auch nicht, wie sich wirtschaftliches Unverständnis darin äußert, eine Frage nach dem Teilen von Daten mit Werbetreibenden zu stellen. Die immer weiter detaillierte Frage lief darauf hinaus, ob die Daten ohne weiteres menschliches Zutun in die Hände der Werbetreibenden gelangen können. Ich muss den Hund nicht auf die Straße schmeißen, damit er überfahren wird. Es reicht vielleicht auch schon, die Tür offen stehen zu lassen, dann kümmert der Hund sich selbst um den Rest.

Manche Dinge müssen einfach einmal in einem öffentlichen Rahmen gesagt werden, es muss einmal ein Mark Zuckerberg vor den Senat treten und Antworten geben – um ein Commitment zu erkennen. Doch was ich sehe, ist ein geschäftlich unglaublich erfolgreicher Jungen, der Fragen ausweicht, indem er zu einfache Antworten gibt.

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