E-Mails bei Microsoft: Diese Studie beleuchtet Kommunikationsstrukturen im Konzern
95,5 Millionen: So viele E-Mails wurden im Mai 2019 unternehmensintern bei Microsoft verschickt. Für Nathaniel Josephs, Sida Peng und Forrest W. Crawford ein wahrer Datenschatz. Die drei Statistiker:innen durften die anonymisierten Mailverläufe mit Genehmigung von Microsoft analysieren, um mehr über die Kommunikationshierarchie im Konzern herauszufinden.
Wer antwortet mehr, wer eher weniger – und gibt es überhaupt Kontakt von ganz unten nach ganz oben? Die Ergebnisse des Forschungsprojekts wurden jetzt zur Veröffentlichung im Fachmagazin Annals of Applied Statistics freigegeben.
88 Teams im Fokus: Was die Microsoft-Studie anders macht
Josephs, Peng und Crawford sind nicht die ersten, die die Kommunikation zwischen verschiedenen Unternehmensebenen analysieren. Mit Microsoft im Boot hatten sie allerdings Zugriff auf einen Datensatz, der „größer als alle anderen in der Literatur beschriebenen“ ist. Die mehr als 95 Millionen Mails bilden immerhin den schriftlichen Austausch zwischen 241.718 Beschäftigten ab.
Und, so Studienleiter Nathaniel Josephs in einer Pressemitteilung der North Carolina State University: „Traditionell haben die meisten Studien über Organisationsmanagement nur das Kommunikationsnetzwerk untersucht, und die zugrunde liegende Hierarchie ist unbekannt oder unbeobachtet“.
Für ihre Arbeit ordneten die drei Statistiker:innen die erhobenen Daten insgesamt 88 Teams zu und machten sich dann auf die Suche nach Kommunikationsnetzen – sowohl in den Teams, als auch übergreifend. Dabei achteten sie nicht nur darauf, zwischen welchen Parteien die einzelnen Mails verschickt wurden, sondern auch in welche Hierarchierichtung sie gingen.
Mails bei Microsoft: Kommunikative Trampelpfade
Die grundlegenden Ergebnisse klingen zunächst relativ banal: Teams und einzelne Beschäftigte, die sich auf Organisationsebene nahestehen, kommunizieren besonders viel miteinander. Höher gestellte Mitarbeitende kommunizieren tendenziell mehr nach unten und ihre Mails werden häufiger beantwortet, als dass sie selbst antworten würden.
Ein paar überraschende kommunikative Trampelpfade gab es aber auch: „Was wir nicht erwartet hatten, waren diese kleinen Wege zwischen Mitarbeitern, die in der Organisation sehr weit voneinander entfernt sind“, so Josephs.
Gerade auf der mittleren und unteren Ebene kommunizierten teilweise Mitarbeitende aus eigentlich sehr weit voneinander entfernten Teams miteinander. Aus Sicht der Studienautoren ein effizientes Phänomen: „Diese Pfade der kleinen Welt ermöglichen es also, dass Informationen schneller fließen, als wenn sie schrittweise die Organisationskette auf- und abwärts gehen würden“.