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Reportage

E-Yuan: China angeblich kurz vor Start von eigener offizieller Kryptowährung

Die chinesische Zentralbank kündigt an, kurz vor der Einführung einer eigenen Digitalwährung zu stehen. Internationale Experten sind skeptisch.

3 Min.
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Hat China den E-Yuan tatsächlich bereits am Start? (Foto: Shutterstock)

Anlässlich einer Forumsveranstaltung vor einigen Tagen gab Mu Changchun, ein Mitglied der Geschäftsführung der chinesischen Zentralbank, der People’s Bank of China (PBOC), einem Reporter des chinesischen Finanzmagazins Shanghai Securities News zu Protokoll, dass sein Haus nah an der Einführung einer offiziellen, nationalen Digitalwährung sei. Diese Digitalwährung namens DC/EP, international E-Yuan genannt, sei konzeptionell und von den technischen Grundlagen nach fünfjähriger Entwicklungszeit nunmehr fertig.

E-Yuan: Digital ja, Krypto eher nicht

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Der „E-Yuan” werde eine zentral organisierte Digitalwährung sein, deren Wert direkt von der Zentralbank garantiert werde. Dabei werde er nicht allein auf der Blockchain-Technologie basieren, da sich diese für das Transaktionsvolumen in China als ungeeignet erwiesen habe. Allein für die zuverlässige Abwicklung des Privatkundengeschäfts müsse eine Technologie in der Lage sein, 300.000 Transaktionen pro Sekunde zuverlässig zu verarbeiten.

Damit ist klar, dass der E-Yuan nicht viel mit einer echten Kryptowährung zu tun haben wird. Vielmehr kann sich die PBOC und damit die chinesische Regierung über die neue Digitalwährung transparenten Zugriff auf alle damit abgewickelten Transaktionen sichern und so den Grad der Überwachung im eigenen Land um einige Stufen erhöhen.

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Internationale Reaktionen auf Chinas Ankündigung verhalten

International trifft die überraschende Ankündigung der PBOC auf Skepsis. Zwar war bekannt, dass China, wie auch Kanada, Schweden und Uruguay, an einer eigenen Digitalwährung arbeitet. Jedoch ist bislang keines der anderen genannten Länder mit einer ähnlichen Ankündigung an die Öffentlichkeit getreten. Vielmehr gilt die Entwicklung einer Digitalwährung als hochkomplex und keinesfalls im Schnellverfahren durchzuführen. Dabei gilt es allerdings zu beachten, dass China zu den Vorreitern digitaler Zahlungsmodelle gehört und durchaus einen gewissen Vorsprung für sich nutzen kann.

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Facebooks arbeitet an seiner neuen Kryptowährung Libra. (Foto: Shutterstock)

Hat Facebooks Libra in China einen Innovationsschub ausgelöst? (Foto: Shutterstock)

Dem Handelsblatt sagte Martin Chorzempa, Experte für Fintechs und China am Washingtoner Peterson Institute of International Economics, dass China wohl unter dem Eindruck der drohenden Einführung von Facebooks Kryptowährung Libra „vorpreschen” würden. Markus Demary, Finanzmarktexperte des Instituts der deutschen Wirtschaft, gibt zu Bedenken, dass „eine von US-amerikanischen Firmen kontrollierte, weltweit erfolgreiche Digitalwährung … für Peking ein Schreckensszenario” sei.

Mirjam Meißner, Direktorin bei der Berliner China-Beratungsgesellschaft Sinolytics, hält es hingegen für „unwahrscheinlich, dass China in großem Stil von heute auf morgen seine Digitalwährung einführt”. Wahrscheinlicher als die flächendeckende Einführung des E-Yuan seien aus ihrer Sicht Pilotprojekte mit einzelnen Akteuren oder in einzelnen Zonen, wie etwa der Sonderwirtschaftszone in Shenzhen.

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Chinesen zahlen gern mit dem Smartphone oder in bar

Tatsächlich sind die Chinesen virtuellem Geld gegenüber sehr zugetan. Sie nutzen in großem Umfang Smartphone-Apps von Tencent oder Alibaba, um ihre alltäglichen Transaktionen zu erledigen. Was nicht über das Smartphone abgewickelt wird, wird mit Bargeld geregelt.

Beide Lösungen sind für die chinesische Regierung keine optimalen Zahlungsmethoden. Die Bezahlung via Smartphone läuft komplett an den Banken vorbei und die Bezahlung mit Bargeld ist nicht nur zu anonym nach chinesischer Lesart, sondern birgt auch ein hohes Fälschungsrisiko. In der Tat ist der Yuan, besonders die kleinen, gebräuchlichen Scheine, wohl recht einfach zu fälschen.

Bringt der E-Yuan die Chinesen zum Konto?

Hinzu kommt, dass immerhin 13 Prozent aller Chinesen, vornehmlich im ländlichen Raum, ohne Bankkonto leben. Hier könnte eine offizielle Digitalwährung einen starken Anreiz bieten, das zu ändern.

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Neben diesen nachvollziehbaren Gründen sehen Experten die Motivation der PBOC dennoch eher in der Transparenz der Digitalwährung, die laut Chorzempa so weit gehe, dass „es (theoretisch) möglich (wäre), sämtliche Transaktionen in der Volkswirtschaft in Echtzeit zu beobachten.”

t3n meint:

China will eine Digitalwährung einführen. „Und was ist mit Europa?” Das fragen sich nicht nur Politiker und hoffen dabei vor allem auf Ursula von der Leyen, die als künftige Kommissionspräsidentin Blockchain als Zukunftstechnologie ausdrücklich anerkannt hat, und zwar in ihrer Antrittsrede in Brüssel. Was soll da noch schiefgehen?

Andererseits darf nicht vergessen werden, dass Geld letztlich ein Mittel zum Zweck ist. Solange ich mit den zur Verfügung stehenden Zahlungsmethoden alles kaufen kann, was ich haben will, bestehe ich nicht darauf, dass mir das Land, in dem ich lebe, eine digitale Währung zur Verfügung stellt. Da sehe ich keinen Mehrwert.

Dieter Petereit

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2 Kommentare
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Dein t3n-Team

Torsten Kalwass

„… hoffen dabei vor allem auf Ursula von der Leyen, die als künftige Kommissionspräsidentin Blockchain als Zukunftstechnologie ausdrücklich anerkannt hat, und zwar in ihrer Antrittsrede in Brüssel. Was soll da noch schiefgehen?“

Du hast vergessen diese Aussage mit mehreren Smileys kenntlich zu machen. Poe’s Law inc…

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Dieter Petereit

Mea Culpa ;)

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