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Analyse

Ebay: Warum die Handelsplattform sich nicht hinter Amazon verstecken muss

Früher war Ebay die Handelsplattform, von der jeder sprach, heute ist das ehemalige Auktionshaus bestenfalls eine solide Nummer 2 neben Amazon. Doch die fehlende Marktführerschaft muss kein Schaden sein.

3 Min.
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Ebay-Zentrale in San Jose.,(Foto: Benny Marty/Shutterstock)

Plattformisierung heißt eine beliebte Strategie im E-Commerce. Amazon tut es, Alibaba tut es, Player von Zalando bis Otto auch. Egal, mit welchem Manager aus dem Onlinehandel man spricht – ohne Ausweitung des Angebotsportfolios, Einbeziehen von Dritthändlern und Andocken aller denkbaren Dienstleistungen und Erweiterungen scheint der Onlinehandel inzwischen nicht mehr wettbewerbsfähig.

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Die Auktionsplattform Ebay dagegen wirkt an einigen Stellen fast anachronistisch: Vom Stellenwert, den das Onlineauktionshaus in den Nullerjahren genoss, ist heute nicht mehr viel übrig, wie auch der Spiegel aktuell gerade einmal wieder anmerkt. Und doch ist das nur die halbe Wahrheit beziehungsweise auch gar keine schlechte Situation. Zunächst einmal hat all das wohl mit dem Zickzack-Kurs zu tun, den das Unternehmen im Laufe der Jahre ging, mit der komplexen, in vielerlei Hinsicht gerade für den Gelegenheitskäufer verwirrenden Benutzerführung.

Doch es ist nicht zuletzt auch der fehlende Fun-Factor, der für Ebay zur Hypothek geworden ist. War es in den Nullerjahren noch etwas Neues, Schnäppchen zu erjagen, ist der E-Commerce inzwischen erwachsen geworden, kennt eine Vielzahl von Spielarten. Und nicht zuletzt ist es sowohl bei Ebay als auch beim Amazon Marketplace immer schwieriger geworden, in der schieren Flut an Angeboten aus aller Herren Länder das Passende zu finden und die Qualität zuverlässig bewerten zu können.

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Solider Platz 2: Amazon nicht zu imitieren, könnte helfen

Auch wenn Ebay in vielen Fällen inzwischen nicht mehr als Vorreiter wirkt, sondern eher als Verfolger, der bei den Innovationen, die inzwischen von Amazon und immer häufiger auch aus dem China-Geschäft kommen, nur mitzuhalten versucht, ist das solides Geschäft. 20 Millionen Kunden in Deutschland, knapp den Milliardenumsatz verpasst – problematische Geschäftsentwicklung sieht anders aus. Im vergangenen Herbst kommentierte der damals gerade angetretene Deutschland-Chef Oliver Klinck, man sei „eine starke Nummer 2 im deutschen Markt“ und wahrscheinlich ist das in einem Markt, der von Verdrängung und dem Kampf um Marktanteile geprägt ist, auch gar nicht so schlecht, Corona-Boost hin oder her.

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Natürlich sagen Händler nur hinter vorgehaltener Hand, dass ihnen Ebay als Geschäftspartner lieber ist, weil die Plattform nicht zugleich Mitbewerber ist wie dies bei Amazon der Fall ist. Der Marktplatz bemühe sich eher um ein Gleichgewicht zwischen Kunden und Händlern, heißt es. Und man muss in der Tat konstatieren, dass der bedingungslose Kundenservice Amazons und die immer weiter optimierte Logistik dem Kunden gefallen mögen, aber oftmals weder ökologisch sinnvoll noch gerechtfertigt sind. Händler wissen ein Lied davon zu singen – und E-Commerce-Experten erklären ihnen stets, dass sie zumindest bei Amazon und Ebay aus Marketingsicht und für eine bessere Visibility präsent sein sollten.

Ebay braucht Positionierung und Profil

All das soll nicht heißen, dass Ebay nicht reichlich Baustellen und zu erledigende Hausaufgaben hat: Die Benutzerführung wird regelmäßig im Interesse des Kunden und Händler optimiert, die Auffindbarkeit von Waren ist insbesondere durch die Kategorisierungsverpflichtung für Händler in vielen Abteilungen besser geworden und die Logistikprozesse hat bei den meisten Marktplatzhändlern auch Amazon nur mittelbar unter Kontrolle.

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Dass sich Ebay dagegen von Ebay Kleinanzeigen und mobile.de getrennt hat beziehungsweise gerade trennt, ist zwar schade, weil der Markenname nun daraus verschwinden wird, aber kein strategischer Verlust. Schwerer wiegt da schon, dass Paypal nicht mehr an Bord ist – aber auch das ist mehr eine Umsatzfrage, wenn man bedenkt, dass auch Amazon mit dem eigenen Payment-Segment seit Jahren nicht die enge Verzahnung hinbekommen hat wie dies bei Ebay über rund ein Jahrzehnt der Fall war.

Schwieriger ist da schon die Positionierung. Hier hat Amazon es leichter, Otto und Zalando sowieso, weil die Strahlkraft der jeweiligen Marke erst mal für sich spricht, während Ebay nicht mehr und nicht weniger als der Marktplatz, die Handelsplattform ist. Vielleicht ist es gerade das, woran das ehemalige Auktionshaus, dessen Auktionsformate inzwischen eher eine untergeordnete Rolle spielen, arbeiten muss: Storytelling, Positionierung, etwas Besonderes sein und dem Kunden vermitteln, warum er gerade hier richtig aufgehoben ist. Dass man mit Amazon und dem Marketplace in Konkurrenz steht und verglichen wird, ist klar, aber vielleicht ist gerade das der Grund, dass Ebay seinen eigenen Weg zum Erfolg finden muss.

Heute hat Ebay beispielsweise angekündigt, mit Upgrade your Everyday ein Fashion-Outlet für Neuware zu launchen, bei dem zunächst Waren von 150 Marken zu Verfügung stehen. Gezielt mit größeren Markenherstellern und Händlern zu kooperieren, hat schließlich auch in der Vergangenheit gut funktioniert – und wenn das Geschäft für alle Beteiligten Umsatz generiert, man auf Augenhöhe zusammenarbeitet und die Kundenzufriedenheit auch stimmt, ist das mehr als viele andere Mitbewerber vorweisen können.

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Frank

Leider ist eBay gefühlt nur noch, bildlich gesprochen, ein großes unübersichtliches Ladenlokal mit einem zwar gewollt sortierten Warenangebot, dessen Sortierung aber von der Verkäufern mit Absicht missachtet wird um ihre Produkte besser zu verkaufen, auf der einen Seite und einem Shiny-Schnäppchen-Bereich auf der anderen Seite, hinter dem bei jedem Produkt ein anderer Kaufmann verantwortlich ist und davon ein großer Teil unseriös ist.

Kurz gesagt: Ein schlechtes Chaos.

eBay hatte seine Hoch-Zeiten, mit guten Angeboten, Schnäppchen usw.
Diese Zeiten sind aber vorbei. Überhöhte Preise, viele Fallstricke bei Unterschieden zwischen Titeln und Angebotsbeschreibungen und Lockvogelangeboten mit betrügerischer Absicht.

Ich habe in den letzten 6 Monaten 5x verschiedene Laptops bei eBay *ersteigert* (nicht sofort gekauft!) und in allen 5 Fällen steckte jeweils ein Betrugsversuch oder Verkäufer denen der Endpreis zu gering war und die somit auf Irrtum oder gehackten Account verwiesen haben hinter den Angeboten.
Und von eBay heißt es dann, mit gefühlt viel Arbeit überhaupt eine Reaktion zu erhalten, ‚Kein Problem. Wir geben Ihnen eine Rückerstattung bei PayPal.‘

Das ist nett und lindert den Verlust, ersetzt Ihn aber nicht und bekämpft das Problem ebenso wenig.

Und genau da liegt das Problem: eBay sieht sich nur als Service-Dienstleister der das Konstrukt zur Verfügung stellt, aber nicht als Ansprechpartner. Rechtlich sicherlich richtig, denn Vertragspartner ist der Verkäufer, …aus ethischer Sicht aber fragwürdig die Kunden so im Regen stehen zu lassen.

Dazu kommen dann noch Unzulänglichkeiten in der Bedienung, das Verbot von Wildcards in der Suche und technische Nervbelastungen.

Mir macht eBay keinen Spaß mehr. Und wenn ich nicht unbedingt etwas haben will, werde ich zukünftig darauf verzichten, auf jeden Fall aber wenn ich nicht per Nachnahme oder mit Käuferschutz zahlen kann.

Ein sehr enttäuschter Ex-Kunde.

Antworten
Peter Meier

Es ist sehr schade, dass eBay versucht Amazon nachzumachen. Denn wenn ich Amazon will, dann geh ich zu Amazon. Der einzige Grund, als Händler zu einem Alternativ-Amazon zu gehen, wären deutlich geringere Gebühren, aber gerade darin nähert sich eBay dem gierigen Amazon an. Diese Ausweitung, das Nachmachen von Plattformen um typisch BWL ideenlos schnell das Quartalsergebnis zu pushen, hat schon Dawanda das Genick gebrochen.
eBay war einzigartig, weil ‚was es nicht neu vom Händler gab, gab es gebraucht oder geklaut von Privat‘. Mit dem massiven Vergraulen der Privatanbieter, die nun zu eBay-Kleinanzeigen geflohen sind, und die die 19.90 Streitfallpauschale niemals tragen werden, und der Verhinderung von biet-o-matik, hat sich das Angebot bei eBay drastisch reduziert, es lohnt schon nicht mehr, dort zu gucken, obwohl die Suche und die Artikelbeschreibungen bei eBay immer noch um Klassen besser sind als bei Amazon wo man im Heuhaufen nur die Katze im Sack findet. Ich weiss das, weil ich Suchen habe die teilweise seit 10 Jahren drin stehen und immer weniger Hits liefern.

eBay stirbt, weil gierige Hedgefonddamager mit ihren Profitforderungen das Unternehmen ruinieren, nicht nur um durch Teilverkäufe schnell an Milliarden zu kommen, sondern durch den gierigen Blick hinter Jeff Bezos hinterher ‚ich will auch so reich werden wie er‘ übersehen wird was eBay auszeichnete.

Leider gibt es keine Alternative, Hood macht seit Jahrzehnten alles falsch.

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