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Was ist eigentlich Clickbait?

Was ist Clickbait und was ist ein legitimer Cliffhanger? Da scheiden sich die Geister. Unser Autor Andreas Weck erklärt seine Sicht auf das Thema. Stimmt ihr ihm zu?

4 Min. Lesezeit
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Clickbait oder Cliffhanger? (Grafik: Shutterstock-Ruslan Grumble / t3n.de)

Ich lehne mich jetzt einmal weit aus dem Fenster und behaupte, dass es doch eigentlich ganz einfach sei: ein typischer Clickbait ist, wenn eine Information in einer Überschrift, einem Bild oder einer Einleitung zwar versprochen, jedoch nicht geliefert wird. Einverstanden? Gut! Dennoch neigen viele Leser dazu, auch schlichtweg Neugier stiftende Texte pauschal als Clickbait zu bezeichnen. Selbst sogenannte Cliffhanger sind schnell in eine Ecke gestellt. Doch warum eigentlich?

Clickbait oder Cliffhanger: „Doch seht selbst!“

Ist das schon Clickbait oder ein legitimer Cliffhanger? Die Community war sich nicht einig. (Screenshot: t3n.de)

Ist das schon Clickbait oder ein legitimer Cliffhanger? Die Community war sich nicht einig. (Screenshot: t3n.de)

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Ein Beispiel aus meinem eigenen Arbeitsalltag ist mir in Erinnerung geblieben. Vor nicht allzu langer Zeit hatten wir die Story: „Die besten und schlechtesten Olympia-Logos der Geschichte – laut Design-Legende Milton Glaser“. Auf Facebook schrieben wir dazu einleitend, dass das erste Logo der Olympischen Spiele bislang das schlechteste war und dass die Facebook-Leser in dem Artikel die Argumente dafür finden würden. Wortgenau stand dort „Das erste Logo war ein riesiger Reinfall. Doch seht selbst.“

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„’Doch seht selbst!‘ ist der Alpha-Kevin unter den Headlines.“

Es dauerte natürlich nicht lange und erste kritische Kommentare folgten: „Milton Glaser schaute sich die Olympia-Logos an, was dann geschah, werdet ihr nicht glauben“ oder „Können wir diese Heftig.co-Clickbait-Teaser mal etwas einbremsen…?“ Offenbar haben bestimmte Reizwörter dazu geführt, dass der Artikel als Klickköder empfunden wurde. „Doch seht selbst!“ wird beispielweise von einem Leser als der „Alpha-Kevin unter den Headlines“ beschrieben. Ein amüsanter Kommentar, fair enough!

An diesem Beitrag möchte ich kurz erklären, warum dahinter meiner Ansicht nach kein typischer Clickbait steckt und was passieren müsste, damit er dazu wird. Der Beitrag eignet sich nämlich hervorragend, um zu zeigen, wo die Unterschiede liegen. Wie oben – nach meiner Auffassung – beschrieben, müsste die versprochene Information schlichtweg nicht geliefert werden, damit er vorliegt. Sprich: das erste Logo dürfte entweder nicht dargestellt oder von dem Designer überhaupt nicht analysiert sein.

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Jedoch trifft alles zu. In dem Beitrag steht insofern: „So bewertet er (Anm. Red: Milton Glaser) das Logo der ersten Spiele mit gerade einmal 20 von 100 Punkten. ‚Ein schlechter Anfang. Die visuellen Elemente sind zusammenhangslos und das Bildmaterial verwirrend. Der Schriftzug ist kaum lesbar’, kommentiert er die Arbeit.“ Somit sind Logo und Kritik daran, warum die erste Kreation ein Reinfall war, abgebildet – wie wir es ankündigten. Und somit ist meiner Meinung nach auch kein Betrug am Leser passiert.

Der Teaser war einfach nur ein Cliffhanger, aber kein Clickbait. Doch das sah eben nicht jeder so!

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Teasering gehört zum Handwerkszeug von Medienmachern

Heftig.co hat das Clickbait-Thema in Deutschland überstrapaziert, meint Medienexperte Karsten Lohmeyer. (Grafik: Dunnnk / t3n.de)

Heftig.co hat das Clickbait-Thema in Deutschland überstrapaziert, meint Medienexperte Karsten Lohmeyer. (Grafik: Dunnnk / t3n.de)

Dennoch – und da müssen wir ehrlich sein – gibt es nicht DIE eine Definition von Clickbait in der Medienwelt. Der Journalist und Medienblogger Karsten Lohmeyer ist der Meinung, dass gutes Teasering schon immer zum professionellen Handwerkszeug eines Medienmachers gehörte. Die auf das jeweilige Medium abgestimmte „Verkaufe“ eines Beitrags – also wie man einen Leser dazu bringt, den Artikel auch zu lesen – sollte jeder beherrschen, der mit seinen Inhalten möglichst viele Menschen erreichen will, sagt Lohmeyer. Ein typischer Cliffhanger sei auch für ihn noch kein Clickbaiting – Storys müssen so angeteasert werden, dass auf den Hompage-Link in den sozialen Netzen geklickt wird.

„Clickbaiting ist ein dramatisches Überversprechen und ein ebenso dramatisches Unterliefern.“

Hier zieht er allerdings seine persönliche Grenze: „Clickbaiting ist für mich ein dramatisches Überversprechen und ein ebenso dramatisches Unterliefern. Beim reinen Clickbaiting, wie es zum Beispiel Heftig.co in Deutschland etabliert hat, wird der Bogen jedoch häufig zu weit überspannt. Da wird eine Spannung erzeugt, die oft auf der Zielseite keine Entsprechung findet. Der Leser ist enttäuscht, fühlt sich – auf Deutsch gesagt – verarscht. Online, auch leicht an den Absprungraten des Beitrags zu erkennen.“

Lohmeyer würde, übrigens wie auch Ben Smith von Buzzfeed, die Grenze noch weiter ziehen als ich. Nicht nur, dass ein Versprechen gar nicht eingehalten, sondern dass es nicht ausreichend genug im Vergleich zur Ankündigung nachgereicht wird, lässt ihn bereits aufhorchen. Und da wird es dann ziemlich subjektiv. Denn das persönliche Empfinden, ob die Stimmungsmache korrekt war oder nicht, kann schlicht nicht verallgemeinert werden. Deswegen streiten sich häufig auch die Geister – ist das jetzt Clickbait oder nicht?

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Das Clickbait-Thema ist grau – und nicht etwa schwarz oder weiß

Dieser Artikel soll und kann insofern keine endgültige Antwort liefern. Das Clickbait-Thema ist grau – und nicht etwa schwarz oder weiß. Ein Konsens wird gesellschaftlich noch verhandelt. Fest steht jedoch, dass nicht allein einzelne Reizphrasen wie „Was danach passiert, wird dich überraschen“ einen Clickbait identifizieren, sondern dass vielmehr das Ergebnis, etwa die nicht oder nur unzureichend eingetroffene versprochene Information oder Reaktion, ihn auszeichnet.

Ob ein Clickbait somit stattfindet oder nicht, ist nicht erkennbar, solange der Beitrag nicht gelesen, gehört oder gesehen wird. Es ist das gute Recht eines Lesers bei eventuellen Reizphrasen nicht auf den Link zu klicken, denn sein wir ehrlich, in den letzten Jahren stand dahinter viel zu oft das, was man eben heute erwarten würde – plumper Bullshit. Jedoch, und das müssen sich auch Leser eingestehen, sollte Kritik erst stattfinden, wenn der Inhalt konsumiert wurde und tatsächlich eine wie auch immer geartete Enttäuschung eintrat. Das angebliche Erkennen einer vermeintlichen Reizphrase reicht nicht aus.

Mich würde abschließend brennend interessieren, wo bei euch Clickbait anfängt und wo bei dem Thema überreagiert wird. Und natürlich, wie ihr euch den perfekten Teaser vorstellt. Vielleicht können wir Medienmacher von euren Meinungen lernen.

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10 Kommentare
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Carsten Altmann

Wenn ich bei dem Beispiel Artikel „Olympia Logo“ nur die Wahl habe zwischen Clickbait und Cliffhanger, dann ist dies für mich relativ leicht als Clickbait zu kategorisieren. Einen Cliffhanger zeichnet aus, dass es ein offenes Ende gibt, was gelöst wird. Vorrangestellt steht aber schon die Auflösung, das Logo ist schlecht. Offen ist nur die Frage warum und diese Fragestellung taucht in dem Sätzchen „Doch seht selbst.“ überhaupt nicht auf. Insofern kein Cliffhanger.
Aber vollkommen unabhängig von der Kategorisierung und für mich dann einfach relevanter, ist dieser Satz sprachlich so gestaltet, dass er meine Intelligenz als Leser anspricht? Und da ein klares nein. Es ist ein aussprechen einer Offensichtlichkeit. Wenn ich den Artikel anklicke, werde ich das sehen. Dies ist ein Versprechen auf das ich nicht nochmal hingewiesen werden muss, sondern ja eine Vorraussetzung. Um es plump zu sagen: egal ob Clickbait oder Cliffhanger, es ist einfach schlechter sprachlicher Stil, der mich beleidigt.

Antworten
Richard Runkelrübe

Sehe ich ähnlich.
Obzwar ich milde gestimmt und in dem Fall geneigt bin, es als „Cliffhanger“ durchgehen zu lassen, ist der verwendete sprachliche Stil eben vom Clickbaiting besetzt und gebranntmarkt. Und weil dieses immer ein sicheres Zeichen für Unseriosität ist, selbst wenn dieser Stil durch jüngere Vertreter der schreibenden Zunft mittlerweile in Publikationen einsickert, von denen mehr Niveau gewohnt ist, sollte man sich schwer überlegen, ob man nicht bessere Arten gibt, am Cliff zu hängen.

Antworten
SaGrLand

„Doch seht selbst.“ ist auch für mich typisch Clickbait. Dabei kommt es meiner Meinung nach gar nicht darauf an, ob da jetzt später tatsächlich eine Auflösung im Text kommt oder nicht. Ich finde es ist einfach eine völlig überflüssige, sinnlose Formulierung, die keinerlei Inhalt kommuniziert.
Der Aufruf weckt daher bei mir kein Interesse, sondern eher das Gegenteil. Für mich heißt er: wir hätten hier auch in einem Satz die Auflösung hinschreiben können, aber da haben wir kein Interesse dran, ließ doch mal lieber den ganzen Text.
Ich erwarte in einer Überschrift genug Informationen, um entscheiden zu können, ob mich der dahinter kommende Artikel interessiert oder nicht, „Doch seht selbst.“ hilft da mal gar nicht weiter, sondern schreckt ab.

Antworten
Klaus

Danke, exakt meine Meinung zu dem Thema.

Zusaätzlich möchte ich noch erwähnen, dass ich es als sehr positiv sehe, dass t3n sich hier selbstkritisch mit diesem problematischen Thema auseinandersetzt. Allerdings ist der Versuch, das Thema Clickbaiting aufgrund einer vom Author formulierten Definition zu relativieren, meiner Meinung nach nicht geglückt.

Das Argument, „Clickbaiting wäre erst dann wirklich Clickbaiting, wenn der dahinterliegende Artikel nicht den erhofften Erwartungen entspräche“ halte ich für falsch. Damit wälzt man bequem die Verantwortung für manipulative Headlines auf den Leser ab nach dem Motto: „Wir haben das nicht reißerisch geschrieben, der Leser hat es nur subjektiv so wahrgenommen und war dann enttäuscht. Das ist dann sein Fehler“.

Ich sehe auch wie mein Vorredner in Phrasen wie „Doch seht selbst.“, „Und was dann passiert…“, etc. den kompletten Verlust von seriösem Journalismus, egal wie „unglaublich“ dann letztendlich der dahinterstehende Artikel nun subjektiv auch sein mag. Wer so etwas in Headlines platziert, quält auch kleine Kätzchen.

Und um es mal ganz nüchtern zu betrachten: kein Ereignis aus dieser Branch könnte eine Überschrift wie „Was danach passiert, wird dich überraschen“ rechtfertigen.

Antworten
Raphael

Also manche Menschen sind ja schon sehr negativ beeinflusst und gebrandmarkt von solche Hefig-Seiten, sodass sie einfach nur noch kaputt in der Birne sind, wenn sie auch nur ansatzweise, auch im Unterbewusstsein, etwas wie diese Heftig-Seiten wiederkennen. Scheint wohl irgendwas mit den urmenschlichen Überlebungsinstinken zu tun haben, anders kann man das gar nicht entschuldigen…

Neutral betrachtet ist es soweit ok, auch nach diesen ganzen Heftig-Clickbait-Shit. Vor diese Zeit hätte wahrscheinlich nicht mal eine Krähe danach gekräht.

Dieser Artikel ist vor allem gut, weil man mal erkennt, wie bekloppt manche Menschen geworden sind. Referenzieren tue ich hier mal nicht, sonst fühlt man sich vielleicht noch mehr beleidigt. :D

Antworten
Anonymous

t3n über Clickbaiting… Ist es noch kühn oder schon tollkühn? >.<

Antworten
Andi

Aber lest doch einfach selbst …

Antworten
Fabian

Was t3n zu Clickbait schreibt werdet ihr nicht glauben…

Fabian

Für mich ist Clickbait, wenn etwas versprochen wird, was aber gar nicht im Artikel beantwortet wird. Also wenn der Leser verarscht wird. Bei dem Rio-Posting sehe ich das nicht so. Das ist für mich vielleicht etwas reißerisches anteasern eines Artikels, jedoch noch kein Clickbaiting. Hier teile ich die Meinung des Autors.

Antworten
hnwebsolutions

Ich schließe mich der Definition an: „Clickbaiting ist ein dramatisches Überversprechen und ein ebenso dramatisches Unterliefern.“ Wenn dem Leser also Plastik als Gold verkauft wird. Es ist eine Frage guten Contents: Findet der Leser hinter der spannenden Headline einen ebenso spannenden Content, dann ist die Headline ein gelungener Appetizer und die Strategie kein Clickbait.

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