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Unterwegs im Elektroauto: Vorbereitung ist alles

Ein Elektroauto nutzen – und das auch noch ohne Zwischenfälle? Was du dabei beachten musst und was es zu vermeiden gilt, weiß unser Gastautor und berichtet in zwei Artikeln darüber. Teil eins.

Von Dirk Roeder
5 Min. Lesezeit
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(Foto: Chrysler)

Im Alltag mit unter 50 Kilometer Fahrstrecke besteht rational betrachtet kaum Zweifel an der Alltagstauglichkeit des Elektroautos. Das Elektroauto startet quasi jeden Morgen mit voller Reichweite, da viele Menschen in ihrer Garage (ca. 29 Millionen Deutsche wohnen im eigenen Haus) oder an ihrem Stellplatz eine Steckdose installieren können. In Wohnanlagen bedarf es hierzu noch der Zustimmung der Eigentümerversammlung, doch der Gesetzgeber will dies per Gesetz bald kippen. Sobald es aber eine längere Reise werden soll, zwingt die Elektromobilität in der Tat zum Umdenken. Heute setzt das elektrische Reisen viel Planung voraus, wobei die Mehrheit dieser Unbequemlichkeiten nichts mit dem neuen Antriebsverfahren zu tun hat. Aus diesem Grund soll dieser Erfahrungsbericht sowohl eine Anleitung für Neulinge, als auch Kritik an Städten, Gemeinden, Land und Bundesregierung sein.

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Die bekannten und neuen Voraussetzungen der Elektromobilität sind folgende:

  • Die Reichweite der Batterie ist geringer als die eines vergleichbaren Autos mit Verbrennungsmotor.
  • Das Aufladen der Batterie dauert länger als das Nachtanken.
  • Ladestationen an Bundesstraßen und Autobahnen sind selten, derweil gibt es „normale“ Tankstellen alle 30-50 km.
  • Die Bezahlung an den Ladestationen ist in der Regel nur mit „Stromkarten“ möglich, während Tankstellen von Bargeld bis Kreditkarte alles akzeptieren.

1. Schritt: Zugang zur Ladeinfrastruktur sicherstellen

Folgerichtig brauche ich Ladekarten. Im deutschen Dschungel von Stromanbietern für E-Autos heben sich die Plattformen Hubject und ladenetz.de ab. Hubject ist mit über 240 Partnern und über 40.000 angeschlossenen Ladepunkten der international größte digitale B2B-Marktplatz für Dienstleistungen rund um das Laden von Elektrofahrzeugen. Dieser auch Intercharge-Netzwerk genannte Verbund vernetzt unterschiedliche Marktakteure wie Ladestationsbetreiber, Autohersteller, Energieversorger oder Servicekartenanbieter. Elektroautofahrer können mit einer Ladelösung eines beliebigen Anbieters aus dem Netzwerk wie beispielsweise ChargeNow, PlugSurfing oder New Motion an Stationen aller Anbieter im Intercharge-Netzwerk laden.

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Die Smartlabs GmbH wiederum betreibt mit ladenetz.de einen Verbund aus Stadtwerken, die Ladeinfrastruktur aufbauen und miteinander vernetzen. Somit können die Kunden eines Stadtwerks auch an den Ladesäulen aller anderen Stadtwerke-Partner laden.

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(Grafik: ladenetz)

Ferner können Kunden von BMW (ChargeNow), VW, Audi und Nissan auch an den Ladestationen des Stadtwerkenetzwerks laden. Zusätzlich erweitern Roaming-Abkommen die Lademöglichkeiten für die Kunden der ladenetz.de-Stadtwerke-Partner mit Zugang zu öffentlichen Ladepunkten anderer Netzwerke, wie zum Beispiel New Motion. Das bedeutet aber auch, dass vor ladenetz.de jedes Stadtwerk seine Ladestationen nur für die eigene Ladekarte freigeschaltet hatte. Dieser mittelalterliche Lokalpatriotismus ähnelte mehr dem Wegezoll als den Ansprüchen einer grenzenlosen Europäischen Union. Den diskriminierungsfreien Zugang zu Ladesäulen hat auch Hubject kürzlich für sich entdeckt. Man stelle sich vor, an der Shell-Tankstelle in München könnte man nur mit der Shell-München-Karte zahlen und vor der Reise nach Frankfurt müsste man einen Antrag für die Shell-Frankfurt-Karte stellen. Am Ende hat der Verbraucher verloren, weil sich ein Intermediär dazwischen setzt und nun für das Roaming abkassiert.

(Foto: Dirk Roeder)

In Vorbereitung für den Test habe ich also die Zugangskarten von Plugsurfing, NewMotion und ChargeNow im Flextarif bestellt und deren Apps auf dem iPhone installiert. Damit sollte ich in den meisten Städten und außerhalb laden können.

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2. Schritt: Reiseplanung oder: wo kann ich laden?

In der Praxis erfordert dies eine Routenplanung von A nach B, die entlang der Wegstrecke entsprechende Ladestopps errechnet. Nicht eine App der oben genannten Anbieter löst diese simple Aufgabe, übrigens auch nicht deren Websites im Internet! Dabei dürfte die Rechenleistung ziemlich gering ausfallen, denn die Anzahl der Ladestationen liegt weit hinter den vollmundigen Versprechungen des Verkehrsministers Dobrindt. Bereits im Jahr 2012 wurden 180 Millionen Euro in zwölf Pilotprojekte investiert – manche mögen hier eher „versenkt“ sagen. Die Ergebnisse der Projekte von Batterie bis Verkehrsmanagement liegen seit Ende 2016 vor und sollen nun in den kommenden vier Jahren in die beschleunigte Weiterentwicklung von Elektrofahrzeugen, Infrastruktur und Gesetzgebung einfließen. Unterdessen steht die Aussage zur Installation von 400 Ladesäulen entlang der Autobahnen von Dezember 2014 im Raum. Zwei Jahre später fühlen sich die deutschen Autohersteller bemüßigt, die Sache selber in die Hand zu nehmen. Der tatsächliche Ausbau liegt weit hinter den Versprechungen des Ministers zurück. Das Konsortium plant, entlang der Autobahnen Schnelllader an allen Tankstellen aufzustellen. Die Leistung der Ladestationen liegt im ersten Schritt bei 50kW.

Die Zwischenbilanz bis hierher sieht eher düster aus. Weder stehen mir passende Planungswerkzeuge zur Verfügung, noch hat es das Verkehrsministerium geschafft, läppische 400 Ladestationen zu installieren. So schwer kann das ja nicht sein, schließlich baute das Startup Tesla eigenhändig weltweit ein Netzwerk von Schnellladern mit 125kW Leistung auf. Zum Start im August 2013 in Norwegen waren es acht Ladepunkte. Nur ein Jahr später wurde bereits der 50. Supercharger in Europa eingeweiht. Heute gibt es an 272 strategischen Punkten Supercharger mit 1.800 Ladepunkten plus 1.000 Destination Charger an Hotels oder Sehenswürdigkeiten. Somit ist Tesla allen anderen nicht nur bei den Autos, sondern auch in der Infrastruktur um Jahre voraus. Erschwerend kommt hinzu, dass Tesla-Fahrer heute am Supercharger schon 2,5 mal schneller laden als der Rest in zwei Jahren. Die Standzeiten für Tesla-Fahrer sind also deutlich geringer. Gepaart mit ordentlich Reichweite ist ein Tesla reisetauglich.

Wenn die Stromkarten-Apps mir schon nicht beim Routenplanen helfen, wer dann? Die sehr aktive Plattform goingelectric.de bietet neben Diskussionsforum und Wiki auch eine Beta-Version für die Routenplanung. Die POI-Daten der Ladesäulen kommen aus öffentlichen Verzeichnissen und von aktiven Nutzern der Plattform. Eine Vielzahl von Angaben individualisiert das Ergebnis (Start, Ziel, Fahrzeugtyp, Reichweite, Ladezustand, Ladekarten und so weiter) und berechnet auch nötige Ladestopps, um ein Ziel zu erreichen. Die Anwendung eignet sich daher zur Routenplanung.

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Auch e-stations.de bietet eine entsprechende Applikation, jedoch mit weniger Parametern. Darüber hinaus spuckt das System keinen expliziten Ladestopp aus, sondern kennzeichnet mit Kreisen den Fahrzeugradius auf einer Straßenkarte. Der Nutzermehrwert verringert sich dadurch, wenngleich die grafische Darstellung der Ladesäulenbetreiber mit Logo in den POI-Daten auf der Karte für gute Orientierung sorgt. Die POI-Daten stammen ebenfalls aus öffentlichen Verzeichnissen und von aktiven Nutzern der Plattform.

Als letzter Routenplaner geht das US Projekt EVTripPlanner eines Studenten an den Start, dessen Vater einen Tesla fährt. Im Alltag war der Familie die serienmäßig gelieferte Routenplanung im Auto nicht präzise genug, weil Außen-, Innentemperatur, Wind und Zuladung Einfluss auf die Reichweite nehmen. Dank der API zum Fahrzeug entstand so eine Fan-Gemeinde, die die Datenbank mit den Infos ihrer Teslas füttert. Dank Big Data Analyse von vielen gefahrenen Kilometern soll das System eine genauere Routenplanung ermöglichen. Neben Tesla bietet EVTripPlanner auch den Nissan Leaf und auf Anfrage auch den Datenimport für weitere Elektroautos an. Zur Routenplanung nutzt das System die weltweit offene Datenbank openchargemap und natürlich die Supercharger. Die Route enthält sogar die einzuplanende Ladezeit.

Keinen der Routenplaner gibt es als offizielle App. Die Bedienung auf meinem iPhone gestaltet sich sehr mühselig. Für eine Mobilitätsdienstleistung ist diese Tatsache im Zeitalter von Smartphones ein nicht hinzunehmendes Manko. Auch will es mir nicht in den Kopf, wieso goingelectric, e-stations und noch viele andere Plattformen um aktive Nutzer zum Pflegen der Ladesäulenstandorte buhlen, während sich weltweit openchargemap mit einer offenen API an alle Betreiber aller Länder wendet! Die wenigen E-Autofahrer auch noch künstlich in verschiedene Lager aufzuteilen, erinnert an die Vorgärtengrabenkämpfe im Kleingartenverein, zeugt jedoch von wenig Nutzerorientierung.

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Im zweiten Teil könnt ihr lesen, wie ein langes Wochenende Winterurlaub in einem Elektroauto mit den hier genannten Ladekarten und Routenführern zu meistern ist.

Ebenfalls interessant: E-Autos: Kümmert euch nicht um Reichweite – dieser Faktor ist wichtiger!

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Fischi

E-Autos sind in derzeitigen technischen Verfassung meist mehr als nur lächerlich und kaum einen Deut umweltfreundlicher – auch wenn das die Besitzer nur selten einsehen – aber wer tut das schon, wenn er freiwillig zigtausend Euro zu viel in ein völlig überteuertes Produkt gesteckt hat – da muss man ja per se schon elitär im Recht sein.

Letztlich aber verlagern diese Fahrzeuge und deren Halter lediglich Ihr erzeugtes Umweltrisiko aus dem Gewissen des Nutzers in ein abstraktes nirgendwo, an dem dann eben andere Schuld sein müssen.

Der Anteil der der Stromproduktion aus erneuerbaren Energien liegt bei, schöngerechnet, 30% und wird auf sehr lange Zeit nachhaltig kaum mehr als 50% betragen. Dafür aber wird Natur, Umwelt und Landschaft im In- und Ausland pseudoökologisch zerstört und verschandelt. Auch die angeblich so geringen Betriebskosten sind Augenwischerei, angesichts horrender Akkupreise und Sponsering auf Schritt und Tritt. Spätestens die absurd aufwendige Reiseplanung aber ist so hanebüchen – weil sie letztlich den derzeitigen Entwicklungsstand und die Praxisferne derzeitiger E-Autotechnik offenlegt.

Es wäre wesentlich sinnvoller mit den Milliarden den öffentlichen Nah- und Fernverkehr auf eine Stufe zu heben, der das Bedürfnis nach solchen absurden Individuallösungen beim Käufer erstickt.

Antworten
Dirk Roeder

Es gibt unzählige Belege, dass Elektroautos in der Tat umweltfreundlicher sind. Nichts desto trotz ist im derzeitigen Zustand die Infrastruktur und das Fahrzeugsangebot mangelhaft. Einzig Tesla bildet hier eine Ausnahme.
Im Gegensatz zu einem Diesel oder Benziner, kann das Elektroauto heute den Strommix 30% tanken, morgen 50% und übermorgen 80%. Das Öl hingegen bleibt durchgehend gleich dreckig. Die Energiewende ist übrigens auch kein deutsches Phänomen, man sollte hier die Anstrengungen anderer Länder (China, USA) nicht unterschätzen.

Wenn Du mit Sponsoring die läppischen 3Mrd für die Kaufprämie meinst, dann solltest Du auch zusammenrechnen, was die Autoindustrie sonst an Subventionen einstreicht. Alleine die Dieselsubvention kostet jährlich (!) 8Mrd – seit vielen vielen vielen Jahren. Richtig wäre es die Zukunft zu subventionieren, statt die Vergangenheit zu zementieren zu versuchen. Denn die Elektrifizierung findet auch ohne uns statt!

Antworten
noyoulikeme

„Strommix 30% tanken, morgen 50% und übermorgen 80%.“ ….

Ha ha ha .. Selbstbetrugsmilchmädchenrechnungen von Wunderheilern. Aus Stromleitungen kommt immer nur Strom und zwar im besten aller Fälle im maximalen Mix der zur Zeit verfügbaren erneuerbaren Energien. Und wenn Sie Superdrupaökostrommix 98% „tanken“! Oder kommt etwa an Tagen, wo die Lieferung erneuerbarer Energien technisch praktisch zum Erliegen kommt etwa kein Strom mehr aus der Dose?
@Fischi: wie Du geschrieben hast – aus den Augen aus dem Sinn. Ist also ganz, ganz toll, wenn der Tesla seinen gesponserten Strom aus Kohle und Meiler bezieht.

Gefaber

Ich verstehe die Kostentabellen nicht. Da ist doch irgendwas schief gelaufen. Kosten für x kW? Sollten das nicht kWh sein? Ansonsten kann ich mir nicht vorstellen, was das zu bedeuten hat. Und dann mit keinem Wort im Artikel diese riesigen Unterschiede erwähnt. Wie kommt das? Und ist das jetzt eine klare Empfehlung für ChargeNow, oder was?

Bitte lassen Sie doch jemanden solche Tabellen erstellen, der Leistung (kW) und Energiemenge (kWh) unterscheiden kann. Danke!

Antworten
Dirk Roeder

Hallo, danke für den Hinweis. Du hast mit beidem Recht. Die Tabellen gehören in den zweiten Teil und erklären sich dann auch entsprechend. Des weiteren fehlte in einer Spalte auch die Bezeichnung kWh als Energiemenge.

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