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Kommentar

Elektroautos: Die übertriebene Skandalisierung der Reichweiten

Zwischen der Alltagsreichweite von Elektroautos und deren Reichweite im WLTP-Prüfzyklus gibt es Unterschiede. Das ist allgemein bekannt und lässt sich sogar auf den Websites der Autobauer nachlesen – und dennoch wird das Thema derzeit medial zum Skandal aufgebauscht.

Von Frank Feil
3 Min.
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Kein Geheimnis: Die Alltagsreichweite eines Elektroautos liegt häufig unter den WLTP-Werten. (Foto: VW)

Wenn man sich die Klickzahlen von Tageszeitungen anschaut, stellt man schnell fest, dass Unfallmeldungen in der Regel um ein Vielfaches häufiger gelesen werden als aufwändig recherchierte Reportagen. Die Kurzmeldung, dass ein Elektroauto gebrannt hat, verbreitet sich wie ein Lauffeuer in den Whatsapp-Gruppen von Deutschlands Kegelclubs. Der detaillierte Hintergrundbericht, in dem Sachverständige und sogar Feuerwehrverbände erklären, dass Elektroautos im Vergleich zu Verbrennern weder häufiger noch schneller in Flammen aufgehen, interessiert niemanden.

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Vor allem im Bereich der Elektromobilität scheint es derzeit en vogue zu sein, Berichten den Spin zu geben, die am meisten Klicks oder Views versprechen. Anders lässt es sich nicht erklären, dass etwa die öffentlich-rechtlichen Sender in den vergangenen Monaten mehrfach „Reportagen“ zum Thema Elektromobilität gesendet haben, in denen mit veralteten Daten, fragwürdigen Studien und falschen Schlussfolgerungen gearbeitet wird.

Während es dabei im Regelfall um den CO2-Ausstoß oder die Batterien geht, sorgt derzeit ein anderes Thema für Aufsehen: die Reichweite. „Der große Reichweiten-Bluff beim E-Auto“ titelte jüngst ein Nachrichtenportal. Der Redakteur einer großen deutschen Tageszeitung ließ sich Anfang Oktober gar zu folgendem Tweet hinreißen: „#Skoda gibt die Fahrstrecke pro Batterieladung mit bis zu 521 Kilometern an. Doch ich schaffe nur 350 bis höchstens 400 Kilometer – ein Viertel weniger als versprochen. Ist das nicht ein Fall für den Anwalt?“

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Wenn Alltagsreichweite und WLTP-Reichweite vermischt werden

Auf den ersten Blick scheint es so, als ob die Redakteure hier einem handfesten Skandal auf der Spur sind. Zumindest lassen die Formulierungen dies vermuten. Man muss sich nur mal vorstellen, wie groß der Aufschrei und die Überraschung wäre, wenn sich herausstellen würde, dass ein Passat TDI im Alltag mehr verbraucht, als die vier Liter auf 100 Kilometer, die Volkswagen auf der Website angibt.

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Moment mal, da war doch was …

Im Endeffekt wird hier – wie so häufig – eine Aufreger-Meldung herbeigeschrieben, die keine ist. Dass das WLTP-Testverfahren (Worldwide harmonized Light Duty Test Procedure) lediglich der Vergleichbarkeit unterschiedlicher Fahrzeuge dient, ist kein Geheimnis. Im Gegenteil.

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Die Autohersteller kommunizieren ganz offen, dass die tatsächliche Reichweite eines Elektroautos im Alltag je nach Streckenprofil und Außentemperatur stark schwanken kann. Audi bietet dazu auf seiner Website sogar einen „Reichweitenkalkulator“ an, der aufzeigt, wie sich unterschiedliche Parameter auf die Reichweite des E-Trons auswirken. Selbiges gilt auch für den oben angesprochenen Skoda Enyaq iV:

Skoda Enyaq iV

Ja, wenn der Skoda Enyaq iV im Winter mit zwei bis drei Fahrgästen über die Autobahn bewegt wird, dann sinkt die Reichweite von über 500 Kilometern auf unter 300 Kilometer. Das ist Physik – und weder „ein Fall für den Anwalt“ noch ein „Bluff“.

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Etwas mehr Offenheit täte der Mobilitätswende gut

Irgendwie ist es ironisch: Auf der Suche nach einem handfesten Skandal machen Redakteure allerlei Tests – und kommen dann zu vermeintlich überraschenden Ergebnissen, die jeder transparent auf den Websites der Hersteller nachlesen kann. Zumal der Skandal so oder so keiner ist, weil schon beim Verbrennungsmotor gilt: Der Fahrstil entscheidet über den tatsächlichen Verbrauch.

Zugleich ist dies aber auch beispielhaft für die Art und Weise, wie die Debatte rund um die Mobilitätswende derzeit geführt wird: Radfahrer kämpfen gegen Autofahrer. Innerhalb der Radfahrer formiert sich zunehmend Widerstand gegen Lastenfahrräder, die auf den Radwegen zu viel Platz wegnehmen. Innerhalb der Autofahrer bekämpft die Diesel- die Elektroauto-Fraktion – und vice versa. Und dann wären da noch die Fußgänger, die sich sowohl von Fahrrädern als auch von Autos eingeschränkt fühlen.

So wird das nichts mit der Verkehrswende. Wir brauchen von allen (!) Beteiligten weniger Dogmatismus – und deutlich mehr Offenheit und Akzeptanz für die andere Seite.

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24 Kommentare
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Dein t3n-Team

Stop_fixed_mindset

Sehr guter Artikel!!

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Satyr Sam

Gut ist relativ…… Die Autohersteller bekommen regelmäßig die Hocke voll, wegen der Verbrauchsangaben! Auch wird in keinem Bericht darauf eingegangen, wie es mit der tatsächlichen Reichweite aussieht! Fast jeder Bericht über E Mobilität besteht nur aus Lobhudelei! Ja ja ja…. Es kommt nicht auf die Reichweite an, es liegt nur daran das keiner die Schnelllader bedenkt! Nur gibt es diese Schnelllader nicht in der großen Masse! Auch interessiert es die wenigsten, das sich 1. ein E Auto die wenigsten leisten können und 2. die Möglichkeit der Aufladung schlicht und einfach fehlt! Ein Mehrfamilienhaus, wo eh schon die Parkflächen fehlen hat keinen Platz für Ladestationen! Dann kommt noch die fehlende Kapazität des Stroms….. Aber hey, die Stromer sind super!!!

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Kona64

Unsinniger Artikel. WLTP Angaben sind genau für den WLTP Zyklus. Das persönliche Fahrprofil weicht davon immer ab.
Es ist halt reine Physik. Auf der Autobahn hat es der BEV schwerer. Der Luftwiderstand ist hier entscheidet und es wird eher wenig rekuperiert. Das Gewicht ist weniger wichtig. In der Stadt und Landstraße spielt der BEV die Stärken aus. Der Luftwiderstand ist kaum relevant und beim Bremsen wird die zuvor zum Beschleunigen aufgebrachte Energie durch die Rekuperation wieder zurückgewonnen. Ein Verbrenner kann das nicht und vernichtet die Energie beim bremsen. Je mehr Zuladung um so mehr Energie wird vernichtet. Gleiches in den Bergen. Die Energie die man braucht um den Berg hoch zu fahren, holt sich ein BEV (zum Teil) zurück, wenn es wieder bergab geht.
Die Physik und unterschiedliche Technik sollte man schon berücksichtigen wenn man so einen Artikel schreibt. Man hätte auch einen Artikel über die Zusammenhänge schreiben können, der brächte aber sicher weniger Clicks.

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Frank Feil

Literally das erkläre ich doch in dem Artikel???

Satyr Sam

Keine Ahnung in welcher Welt einige leben!
Die Verbrauchsangaben der Hersteller werden regelmäßig behandelt bzw teilweise sogar vor Gericht gezogen!
Also es soll reine Physik sein, wenn ein Wagen mit 3 Personen besetzt wird, das dann die Reichweite deutlich runter geht!? Seltsam, dann müsste ja jeder Verbrenner (sehr) deutlich mehr verbrauchen wenn die maximale Zuladung erreicht ist! Also die fahrt in den Urlaub hat uns nicht das doppelte an Verbrauch gekostet!
Die Stromer werden mit allen Mitteln schön geredet! Warum kann mir denn keiner sagen, wie weit man wirklich mit einem Stromer kommt? Heizung/Klimaanlage, Radio, Scheibenwischer, Licht und sonstige Verbraucher saugen am Akku und dann kann man unmöglich die Reichweite erreichen und da ist das Wetter noch nicht mit eingerechnet! Dann hab ich tatsächlich ein Problem damit, dass zum großen Teil Kleinwagen getestet werden! Ich hab noch keinen Bericht zu wirklichen Familienwagen gelesen, also wo wirklich Platz für 4 Personen inkl Gepäck/Einkauf ist! Dann werden immer die Schnelllader erwähnt, die aber noch gar nicht flächendeckend vorhanden sind! Was passiert bei einem Stau in Winter? Wieviele Stromer werden im Winter, wenn es ganz schlecht läuft, auf den Autobahnen liegen bleiben?

Mehr Skepsis und vielleicht auch realistische Tests würden die ganze Situation etwas beruhigen!
Für die Stadt sind die Super aber weitere Strecken sind kaum möglich, und wenn dann nur mit langen Pausen zum laden, und da sind dann die Hybriden im Vorteil!

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Frank Feil

„Also es soll reine Physik sein, wenn ein Wagen mit 3 Personen besetzt wird, das dann die Reichweite deutlich runter geht!? Seltsam, dann müsste ja jeder Verbrenner (sehr) deutlich mehr verbrauchen wenn die maximale Zuladung erreicht ist!“

Ich bin mir nicht ganz sicher, ob das jetzt Satire ist?

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Satyr Sam

Ja den Gedanken hatte ich auch!! Physikalische Gesetze gelten für alle und nicht nur für Stromer! Vielleicht sollte man so langsam mal die Realität mit in die Berechnung nehmen! Wetter, Verbraucher, Straßenverkehr bzw Ausbau etc alles muss mit in die Berechnung der Reichweite einfließen! Wo sind denn die Berichte der tatsächlichen Reichweite? Warum muss man immer alles nur positiv auskleiden? Negative berichte kommen von anderen, nicht von der Seite der E Mobilität Befürworter!

Frank Feil

Ja natürlich gelten physikalische Gesetze für alle, deshalb dachte ich ja, dass dein Kommentare Satire ist.

Satyr Sam

Ist das jetzt alles was noch kommt? Oder hab ich nur nicht verstanden, dass es alles nur ein Spaß war!?

Wo ist die Erklärung dazu, wo sind die Erklärungen zu den Bericht? Oder ist das wieder so ein „ich muss nichts erklären“ Ding?

Kona64

Die Industrie hat über Jahre viele Zweifel und Unsicherheit gesät. Natürlich ist die Reichweite eine Funktion der Physik. Bei einem Benziner sagt auch keiner wie weit man damit kommt. Auch da hängt es von der Zuladung, Streckenprofil, Geschwindigkeit. Im Stop-and-go Verkehr wird keiner erwarten, das er 800 km Reichweite hat. Im Alltag liegt bei meinem Kona die Reichweite bei > 500km noch etwas über dem WLTP Wert. Auf Reisen kann man sich das z.B. mit ABRP App gut kalkulieren lassen. Ist aber auch noch sehr konservativ gerechnet.
Für den, der zu Hause eine Steckdose hat stellt sich die Ladesäulethematik nur auf Langstrecke. Entlang der Autobahnen gibt es eigentlich durchgehend Stationen. Es wird weiter ausgebaut und Staus wurden auch in der Reisezeit nicht beobachtet. Ich hatte noch nie den Fall, dass ich an der Autobahn keinen freien Schnelllader hatte.
Das Szenario mit dem Mega Stau im Winter ist doch arg konstruiert. Mein Kona ist im Winter deutlich wärmer und besser wintertauglich als jeder Verbrenner den ich vorher hatte. Dank Wärmepumpe hält z.B. ein Kona den Innenraum > 24h kuschelig warm. Bis zur nächsten Ladesäule sind es immer nur ein paar Kilometer, sodass wohl keiner liegen bleibt. Statistisch ist das eh nicht relevant. 99% aller Fahrten sind < 100 km.

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Satyr Sam

OK OK OK…… Fangen wir nochmal an!
Ich ergleiche die Reichweitenangaben der Stromer immer mit unserem Wagen!
Wir fahren einen Ford Focus Kombi BJ 2017, 125PS 3 Zylinder, 1350 kg Leergewicht und 55l Tankvolumen!
Im Sommer haben wir, zwei Erwachsene und ein Teenager, einen Tagestour an die Nordsee gemacht, 130km/h auf der Autobahn mit Tempomat inkl Verkehr und Baustellen also inkl Bremsen und beschleunigen! Klimaanlage, Radio und Ladekabel für Smartphone und natürlich Tagfahrlicht, also auch mit einigen Verbrauchern die den Verbrauch in die Höhe treiben und damit auch die Reichweite weniger wird! Vollgetankt los und Zuhause erst wieder getankt, wir sind mit einer Tankfüllung 800km weit gekommen und hatten einen Durchschnittsverbrauch von 5,6l…… Das Tanken hat ca 10min gedauert!
Bevor jetzt noch irgendwelche Fragen kommen ja wir haben auch Pausen gemacht! Für die Hinfahrt haben wir für 400km + Pausen etwa 4,75 std gebraucht.

Welcher Stromer kann da mithalten?

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Kona64

Von wo nach wo? Vielleicht mal mit ABRP simulieren. Natürlich ein entsprechendes Model wählen. Tesla, Ionic 5, ID.4,…
Dabei sieht man schnell wie es gehen könnte. Die Ladezeiten sind kurz und kaum länger als die Pausen die man eh macht. Da man nicht fast 5h fährt um am Ziel gleich wieder umzudrehen, kann der Wagen am Ziel auch bequem geladen werden. Aus 800km Reichweite ergibt sich daher kein wirklicher Nutzen. So oder so, sind das keine Alltagsfahrten und ein paar Minuten mehr Pausen auf der Langstrecke sind für mich eher entspannend als das sie meine Wahl des Antriebskonzeptes beeinflussen. Der Komfort während der Fahrt ist im BEV sowieso besser.

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Satyr Sam

Moin. Stimmt, hätte ich erwähnen müssen! Von Mönchengladbach, durch den Ruhrpott über die A31 zur deutschen Nordsee! Ich hab auch vergessen zu erwähnen, dass wir einen Benziner haben!
Die reinen km ohne zu tanken, sind für mich aus dem Grund schon wichtig, weil nicht überall genug Ladesäulen vorhanden sind und ich dann nicht der einzige wäre, der Laden muss! Tanken geht in der Hinsicht nunmal deutlich schneller! Und so zahlreich sind die Ladesäulen an den Autobahnen jetzt auch nicht vertreten.
Natürlich sind das keine Alltagsfahrten aber ich will keine zwei Fahrzeuge haben! Ich kenne einige die für die Stadt bzw zur arbeit den Stromer nehmen und für den Urlaub den Verbrenner! Während man die Verbrenner in jeder Hinsicht kritisiert, werden die Stromer immer in den Himmel gelobt und genau damit hab ich ein Problem! Nicht falsch verstehen, ich bin nicht generell gegen Stromer nur ist das ganze System nicht ausgereift! Die Fahrer, zumindest die die ich kenne, die einen Stromer fahren sind froh wenn sie den auf der Arbeitaden können, denn so gut ist das Netzt der Ladesäulen nicht! Und warum sollte die Fahrt in einem Stromer komfortabel sein? Nur wegen der fehlenden Geräusche? Unser Focus ist auch sehr leise und wir haben auch super Sitze und sonstige Komfort Vorzüge, also sehe ich da keinen Mehrwert!
Man soll und muss aber den Preis bei den Stromer mit berücksichtigen, was leider immer wieder als unwichtig abgewunken wird! Preis/Leistung inkl das Platzangebot für eine Familie ist seeehr schlecht und die wenigsten können sich das leisten!

Aber ich hätte eine bessere Idee gehabt! Man hätte die Umrüstung auf Gas unterstützen sollen! Das könnten sich dann auch die leisten, die in der unteren Gehaltsklasse sind!

Titus von Unhold

Irrelevant. Verkehrswende bedeutet solche Fahrten gefälligst zu unterlassen und die Bahn zu nutzen!

Antworten
Dieter Petereit

Not so funny fact: nur sechs von zehn deutschen Bahnstrecken sind elektrifiziert. Der Rest wird in der Regel mit Diesel betrieben.

Satyr Sam

Echt jetzt? Ne, dann bin ich gegen die Verkehrswende! Die Bahn ist und bleibt eine Katastrophe! Zugausfälle, Verspätungen und unflexibel! Und wenn das verlangt wird, dann werden einige Urlaubsorte pleite gehen!!

Fx

Das war aber doch bei den ganzen Diskussionen um den Verbrauch fossiler Kraftstoffe schon genauso. Auch da war es natürlich Physik, dass ein Fahrzeug das überwiegend nur 5-10 Minuten am Stück durch die 30-Zone bewegt wurde (also nie höher als im dritten Gang fuhr), leicht doppelt so viel verbraucht hat, wie nach WLTP. Der WLTP enthält nun mal eine andere „Messstrecke“. Und Verbrenner erreichen ihre normale Effizienz nun mal erst mit Betriebstemperatur, also nach 10-15 Minuten, und die Effizienz nimmt bei allen Fahrzeugen (auch den elektrischen!) ab, je weiter man unter Tempo 70 fährt. Klingt paradox, aber da ist eben nicht nur die Physik des Luftwiderstands drin, sondern auch die des technischen Wirkungsgrads. Die meisten Fahrzeuge werden so ausgelegt, dass sie ein breites Geschwindigkeitsspektrum abdecken können und irgendwo ungefähr in der Mitte (eben meist bei rund 70 km/h) liegt der optimale Arbeitspunkt. Nach unten hin sinkt die Effizienz von Verbrennermotoren sehr deutlich, so dass eine Halbierung des Tempos je nach Motor eine Verdoppelung des Verbrauchs bedeuten kann. Bei E-Motoren ist der Effekt kleiner, aber immer noch größer als die Reduktion von Reibungseffekten.
All diese Dinge interessieren in den Medien schon sein Jahrzehnten kaum jemanden, dabei kann man das mit vielen Fahrzeugen doch leicht selber ausprobieren: Man nehme ein Fahrzeug mit Momentanverbrauchsanzeige und fahre auf ebener Strecke konstant mit 70 (am besten Tempomat) im dafür geeigneten (meist 5ten) Gang, und notiere oder merke sich dabei den Verbrauch. Der müsste ungefähr dem WLTP-Wert für Landstraße entsprechen, oder etwas geringer sein. Dann fahre man wieder zurück und fahre dieselbe Strecke in derselben Richtung mit 30, ebenfalls im dafür geeigneten (meist 3ten) Gang, notiere oder merke sich den Verbrauch. Dann die Werte vergleichen.
Dasselbe Spiel kann man natürlich auch mal im Winter mit nem kaltgestarteten Motor und mit nem gut warmgefahrenen Motor versuchen. Danach dürfte sich niemand mehr über Abweichungen von den WLTP-Werten wundern.
Die meisten Fahrzeuge werden eben sehr viel anders betrieben als effizient wäre. Kurze Strecken, langsam fahren, das ist nicht wofür Verbrennerautos ausgelegt sind. Stadtverkehr mit vielen Ampeln treibt natürlich auch den Verbrauch. Verbrenner sind relativ effizient wenn man gleichmäßig über Landstraßen fährt. Und E-Autos sind umgekehrt besonders effizient wenn man eher kurze Strecken und nicht so schnell fährt.
Das Autobahnproblem haben übrigens nicht nur die E-Autos, das ist bei Downsizing-Verbrennern genauso. Mit 0,75 Litern Hubraum explodiert der Verbrauch bei 130 genauso, die fressen dann 12-13 Liter pro 100 km. Man muss halt jedes Fahrzeug für das einsetzen, wofür es gemacht ist, wenn man es effizient betreiben will.

Antworten
Kantenhuber

„dann sinkt die Reichweite von über 500 Kilometern auf unter 300 Kilometer. Das ist Physik – und weder „ein Fall für den Anwalt“ noch ein „Bluff“.“

Egal, es ist – Stand heute – unpraktikable Technik für teuer Geld. Sorry!

Hier spielt die Musik: https://www.obrist.at/powertrain/hyperhybrid-demonstrator/

Zusammen mit eFuels, insbesondere Ethanol aus CO2-Synthese wird das ein praktikabler, alltagstauglicher Ansatz: https://www.process.vogel.de/gelingt-der-quantensprung-basf-entwickelt-neues-verfahren-zur-methanol-herstellung-a-832793/

Antworten
Frank Feil

Außer im Wahlkampf der FDP spielen E-Fuels leider keinerlei Rolle in der realen Welt ;)

Antworten
Kantenhuber

Von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt, weil eben wenig interessant, wird an zwei Sektoren heftig an Lösungen gearbeitet: Flieger und Schiffe.

Auf bzw. über dem Ozean kann man schlecht nachladen und beim Schippern wird die Sache endgültig schwierig. Da kommt es auf alle Ecken gerechnet auf einfache und gleichzeitig machbare Technologien an.

Aber rein grundsätzlich wird es nicht mehr die eine-einzige Lösung geben, sondern eine Reihe von Lösungen, angepasst an die jeweiligen Anforderungen und Verhältnisse. Das kann sehr unterschiedlich ausfallen.

S. Weber

Fragwürdige und veraltete „Reportagen“? Wow, dass klingt doch nach Lügenpresse, oder? Die bösen und unnützen öffentlich-rechtlichen Sender gehören abgeschafft und die Bild-Zeitung sollte mehr gelesen werden. Ich finde auch das der Abbau von Cobalt – ist für eine Batterie notwendig – im Kongo vollkommen ohne Problem läuft. Auf Kinderarbeit, Ausbeutung und unfassbar schlechte Arbeitsbedingungen ist doch geschissen! Hauptsache wir können hier Energiewende feiern und darüber diskutieren, ob wir nun 300 oder doch nur 100 Kilometer fahren können!

Antworten
Tom

Verkehrswende? Machen wir doch mal die Rechtfertigungswende – warum muss ich mir den Gestank eines Verbrenners an tun, warum den Lärm, warum die (direkt eingeatmete) Abgasbelastung, warum muss ich mit Menschen über Umweltfreundlichkeit diskutieren denen es im Altag auch nicht wichtig ist (auf eine Frage in die Richtung bin ich meist durch mit der Diskussion), warum argumentieren Menschen mit Arbeitsbedingungen die bei anderen Produkten einen Sch… drauf geben? Ich wähne mich weit weg von einem Engel in diesen Fragen, aber die Argumente/Diskussionen sind für mich unlogisch. Auf jeden Fall kann ich mir nicht vorstellen wieder um zu steigen und wenn ich alle Aufwände rechnen, stecke ich weniger Zeit in Auto „verhalten“ als früher.
Möchte noch ein Resmee aus der Praxis nach einem Jahr BEV geben…und was ist aussagekräftiger als Praxis? (50% Langstrecke für Urlaubsfahrten): für mich passts rundum und ich habe nach 35 Jahren Autofahren wieder Spaß daran – und das viell. auch wegen den kleinen Unzulänglichkeiten, in denen ich Erfahrungen sammle und Freude an der rasanten Entwicklung habe, aber das ist nicht jedem seine Sache, kann ja auch Angst machen, ok – . Muss noch dazu sagen, ich habe den Vorteil einer perfekten Lade-Infrastruktur, aber das ist ja grundsätzlich ein lösbares Problem, sowie alle anderen Punkte der Diskusionen auch – und was macht uns als Menschheit „stark“? …für alle Probleme eine Lösung zu finden wenn wir die Köpfe zusammen stecken. Aus eigener Erfahrung bleibt dann am Ende der Gespräche die Finanzierbarkeit….aber auch das sollte doch über Entwicklung und Masse lösbar sein.

Antworten
Peter

Ein Benziner oder Diesel lebt heute, wenn auch nicht immer, 30 Jahre lang oder macht auch mal 1 mio. Km. Rechnen wir das auf einen Stromer um, dann haben wir zu diesem Zeitpunkt auf jeden Fall die 2. Wenn nicht sogar die 3. Batterie verbaut. Die Kosten (so zwischen 5 bis 15Tsd. Euro) dafür und vor allem die Umweltbelastung sollte auch eingerechnet werden. Oder geht man etwa davon aus, dass man den Stromer eh nicht so lange fahren wird?

Antworten
Frank Feil

Kaum ein Verbrenner fährt mit dem ersten Motor eine Million Kilometer…

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