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Diese Probleme bei der E-Mobilität muss die neue Bundesregierung lösen

Wenn die Abkehr vom Verbrennungsmotor gelingen soll, muss die zukünftige „Klimaregierung“ die Elektromobilität noch stärker fördern. Offene Baustellen gibt es zu Genüge.

Von Frank Feil
4 Min.
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Bei der Elektromobilität gibt es noch viel Nachholbedarf. (Foto: Frank Feil)

Obwohl derzeit noch völlig unklar ist, welche Koalition zukünftig das Land regieren wird, steht dennoch fest, dass dem Klimaschutz und damit verbunden auch der Abkehr von fossilen Energieträgern eine große Bedeutung zukommen wird. Im Bereich des Individualverkehrs bedeutet das: Elektroautos statt Verbrenner. Doch damit der Umstieg auf die Elektromobilität überhaupt gelingen kann, muss die zukünftige Bundesregierung noch zahlreiche Weichen stellen.

Deutschland braucht mehr Ladesäulen

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Bei der Ladeinfrastruktur für Elektroautos ist es ein bisschen wie beim Breitbandausbau: Seit vielen Jahren ist bekannt, wie wichtig das Thema ist, aber passiert ist wenig. Sowohl die Regierung, als auch die meisten Autobauer und Energiekonzerne haben zu lange gezögert – und jetzt auf einmal fällt allen Beteiligten auf, dass es nur Sinn ergibt, den Kauf von Millionen von Elektroautos staatlich zu fördern, wenn man die auch irgendwo laden kann.

Die oberste Priorität für die neue Bundesregierung muss deshalb der schnelle (!) Ausbau der Ladeinfrastruktur sein. Das betrifft einerseits die Schnellladenetzwerke entlang der Autobahnen: Während noch vor einem Jahr die Ladesäulen von Ionity nahezu immer frei waren, kommt es inzwischen häufig vor, dass gerade zu Stoßzeiten alles belegt ist. Das ist auch ganz logisch, denn mit preiswerten Fahrzeugen wie dem ID 4 oder Enyaq iV kommen nun immer mehr Elektroautos auf den Markt, die für längere Strecken genutzt werden. Eine Ladepark bestehend aus fünf Ladesäulen – von denen eine stets defekt ist – reicht da nicht (mehr) aus.

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Andererseits braucht es deutlich mehr innerstädtische Ladesäulen. Unterhält man sich derzeit mit Menschen, die sich mangels Garage oder Stellplatz keine private Wallbox zulegen können, bekommt man in 90 Prozent der Fälle die gleiche Antwort: „Ich würde mir ja gerne ein Elektroauto zulegen, aber in unserer Straße gibt es 40 Autos und eine Ladesäule – und die ist regelmäßig defekt. Da bleibe ich lieber beim Verbrenner.“

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Wenn man mehr Menschen für die Elektromobilität begeistern will, dann müssen als erstes ausreichend Lademöglichkeiten geschaffen werden – und das nicht nur entlang der Straßen, sondern insbesondere auf den Parkplätzen von Supermärkten, Kinos und Kaufhäusern. Eben überall dort, wo Menschen sich längere Zeit aufhalten und das Auto nebenbei geladen werden kann.

Das Laden muss einfacher werden

Der zweite wichtige Punkt, den die künftige Regierung adressieren muss, ist der Bezahlvorgang an Ladesäulen. Hier braucht es gesetzliche Vorgaben, denn wie die vergangenen Jahre gezeigt haben, regelt der Markt hier leider gar nichts. Im Gegenteil. Seit Monaten lässt sich ein Trend hin zu immer unübersichtlichen Ladetarifen beobachten.

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Zum Teil gibt es innerhalb eines einzigen Tarifs (!) vier unterschiedliche Preise pro Kilowattstunde, je nachdem ob man an einer AC- oder DC-Säule lädt – und abhängig davon, ob die Ladestation dem Energieversorger selbst oder einem Drittanbieter gehört. Hat man keine Ladekarte und möchte einfach ad hoc an der Ladesäule bezahlen, muss man sich vielerorts vorab umständlich registrieren. Eine Bezahlung via EC- oder Kreditkarte ist nur selten möglich. Immerhin: Ab Juli 2023 müssen alle neuen Ladesäulen mit entsprechenden Lesegeräten ausgestattet sein. Und dann wären das noch Themen wie Blockiergebühren oder Ladesäulen, die Ladevorgänge pauschal mit Beträgen zwischen 6 und 22 Euro berechnen, ganz egal, wie viel geladen wurde.

Hier besteht dringend Handlungsbedarf, denn viele Menschen sind von dem Flickenteppich aus Ladetarifen schlichtweg überfordert. Die meisten wollen einfach nur laden und danach bezahlen. Ohne Registrierung. Ohne Grundgebühr. Ohne Angst vor hohen Kosten. Das gilt es zu ermöglichen – und zwar an jeder Ladestation.

Die Förderung von Plug-in-Hybriden muss angepasst werden

Plug-in-Hybride sind ein wichtiger Bestandteil der Verkehrswende, denn durch sie kommen viele Menschen das erste Mal mit der Elektromobilität in Berührung – und das ganz ohne Reichweitenangst. Insbesondere in den Jahren 2019 und 2020, als noch wenige vollelektrische Modelle verfügbar waren, entschieden sich viele für einen PHEV als Übergangslösung. In gewisser Weise kann man Plug-in-Hybride als Wegbereiter der Elektromobilität sehen.

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Dennoch ist es nun an der Zeit, die staatliche Förderung von Plug-in-Hybriden zu überdenken. Es ist zwar richtig, dass viele PHEV-Fahrer:innen mittelfristig auf ein Elektroauto umsteigen, aber es gibt – vor allem im Dienstwagen-Segment – leider auch genug solcher Fahrzeuge, die ausschließlich mit dem Verbrennungsmotor gefahren werden. Die finanzielle Förderung und die steuerlichen Vorteile nimmt man gerne mit, aber das Ladekabel lässt man dann doch lieber im Kofferraum.

Noch deckt die Modellauswahl bei den vollelektrischen Fahrzeugen nicht jeden Bedarf ab, weshalb es falsch wäre, die Förderung für Plug-in-Hybride vollständig einzustellen – aber man muss sie an deutlich strengere Regeln binden. Die Orientierung an der elektrischen Mindestreichweite (ab 2022 60 Kilometer) allein hilft dabei wenig. Vielmehr braucht es eine Nachweispflicht, dass das Auto auch tatsächlich zu einem gewissen Prozentsatz elektrisch gefahren wird.

So werden Anreize geschaffen, sich mit dem Thema ausführlicher zu beschäftigen – und vielleicht doch gleich zu einem „richtigen“ Elektroauto zu greifen.

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Alle Formen der elektrischen Mobilität fördern

Beim Thema Elektromobilität denkt jede:r immer sofort ans Auto. Aber die Elektromobilität hat weitaus mehr Facetten. Insbesondere im urbanen Umfeld braucht es für die Verkehrswende nicht nur den Umstieg vom Verbrenner aufs Elektroauto, sondern insgesamt weniger Autos. Damit das gelingen kann, sind weitere Formen der E-Mobility gefragt, etwa E-Scooter, E-Bikes oder die derzeit kontrovers diskutierten elektrischen Lastenfahrräder.

Wer den Klimaschutz ernst nimmt, muss auch diese alternativen Mobilitätskonzepte fördern – sei es nun direkt, durch staatliche Kaufanreize, oder indirekt, durch den zügigen Ausbau der Radinfrastruktur. Denn vielen Menschen würde es als Anreiz für den Umstieg aufs Fahrrad schon reichen, wenn sie sich damit sicher durch Deutschlands Innenstädte bewegen könnten.

Es gibt keinen Grund, warum staatliche Förderung im Zusammenhang mit der Mobilitätswende in erster Linie (oder sogar ausschließlich) dem Auto vorbehalten sein sollte.

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