Mit dem Elektromotorrad unterwegs: Das wirklich Entscheidende bei einer Tour mit der Zero SR/S
Ob ich vor dem Hotel, an der Ampel oder auf dem Parkplatz angesprochen werde – irgendwann fällt sie, die Frage aller Fragen: „Und? Wie weit kommst du damit?“
Die Erkundigung nach der Reichweite ist berechtigt, wenn man mit einem E-Motorrad auf Reisen geht. Also, hier zunächst die prosaische Antwort: Der Akku meiner Zero SR/S fasst nominell 17,3 Kilowattstunden, und ich verbrauche bei entspannter Landstraßenfahrt 70 bis 80 Wattstunden pro Kilometer. Macht rechnerisch um die 200 Kilometer Reichweite. Für eine anständige Tagesetappe ist das etwas wenig. Ohne Zwischenladung geht es also selten. Was zur zweithäufigsten Frage führt: Wie lange dauert das Laden? Die Zero hat an einem Typ-2-Stecker eine relativ bescheidene Ladeleistung von bis zu 6,6 kW. Eine komplette Aufladung würde folglich rund drei Stunden dauern.
Der entscheidende Faktor bei einer Tour mit dem E-Motorrad
Eingefleischte Kilometerfresser winken spätestens an dieser Stelle des Gesprächs ab. Dabei sind weder Reichweite noch Ladeleistung die wichtigsten Faktoren für einen gelungenen Motorradurlaub, wie ich auf meiner Tour festgestellt habe. Wirklich entscheidend ist etwas anderes: Die Entfernung der Ladesäulen zur nächsten Eisdiele.
Die Kunst der Tourenplanung besteht darin, das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden. Bei meiner vorherigen Verbrenner-Maschine war es ja auch nicht so, dass ich hunderte Kilometer am Stück herunter geritten wäre, nur weil ich’s konnte. Irgendwann sind ohnehin Pausen fällig – um zu essen, zu trinken, sich die Beine zu vertreten, irgendetwas anzuschauen. Wenn man alle diese kleinen Pausen zum Laden nutzt, kommt man auch mit der Zero ziemlich weit, ohne stundenlang an Ladesäulen herumlungern zu müssen.
Wo man Ladesäulen findet
Voraussetzung dafür ist natürlich, dass man überall unkompliziert eine Lademöglichkeit findet. Und in dieser Hinsicht habe ich das Gute, das Schlechte und das Hässliche der Elektromobilität gesehen: Auf der einen Seite Ladesäulen direkt neben interessanten Museen oder in Sichtweite des Biergartens meines Hotels. Im mittelfränkischen Leutershausen hat mich ein freundlicher Anwohner sogar eingeladen, bei ihm privat zu laden, weil die einzige Ladesäule im Städtchen belegt war. Auf der anderen Seite Säulen, die nicht funktionierten, nicht auffindbar waren, sich in abgelegenen Gewerbegebieten, auf abgesperrten Privatgeländen oder in für Motorräder verbotenen Parkhäusern befanden.
Die Bilanz: Ich habe von öffentlichen Säulen insgesamt 72,3 kWh bezogen und dafür 57,31 Euro bezahlt. Zusätzlich habe ich noch drei Mal bei Freunden an normalen Steckdosen geladen. Dafür musste ich allerdings eigens ein externes Ladegerät mitschleppen.
Zurück zum Verbrenner? Nein, danke
Insgesamt war das Laden nie wirklich problematisch; irgendeine Lademöglichkeit fand sich früher oder später immer. Aber manchmal hat die Suche schon ziemlich Zeit und Nerven gekostet – zum Beispiel, wenn man abends im Hotel ankommt und nicht gleich den nächsten Biergarten ansteuern kann, sondern erst einmal die Maschine laden muss. Auch das mit den Eisdielen hat auf meiner Tour allenfalls mittelgut funktioniert. Oft genug landete ich auf Supermarktparkplätzen am Stadtrand. Ich habe in den dortigen Bäckereifilialen sehr viel mehr Zeit abgehangen, als ich je vorhatte.
Ein Weg zurück zum Verbrenner gibt es für mich trotzdem nicht. Kein Lärm, kein Gerappel, kein Kuppeln und kein Schalten – so muss Urlaub sein.