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Elon Musk als Twitter-Oligarch: Es droht das Ende der Plattform

Elon Musk will Twitter, Elon Musk bekommt Twitter – endgültig. Die unendliche Geschichte hat ihr Finale – ohne Happy End. Die Übernahme durch Musk könnte das Ende von Twitter sein.

Von Holger Schellkopf
3 Min. Lesezeit
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Tesla-Chef Elon Musk. (Foto: Kathy Hutchins / Shutterstock.com)

Die Kombination Twitter und Elon Musk ist seit jeher für Aufreger gut. Das hat vor allem damit zu tun, dass der Tesla-Chef die Plattform sehr gerne für seine teils sehr unangenehmen Spielchen missbraucht und häufig auf ganz üble Art ausnutzt. Die Börsenaufsicht wie auch andere Akteure im Finanzmarkt gehören sicher zu den aufmerksamsten Followern von Musk – auch wenn sie sich nicht zur Gruppe der Elonisten aka Musk-Anhänger zählen dürften.

Da klingeln die Alarmglocken

Deshalb klingelten schon ziemlich viele Alarmglocken, als sich Musk zum größten Twitter-Aktionär aufgeschwungen hat. „Wenn der Troll den Laden kauft“, fasste der Spiegel die ganze Nummer treffend zusammen.

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Sehr schnell zeigte sich, dass der Hauptanteilseigner Musk gedenkt, den Troll @ElonMusk munter weiter zu füttern. Seine Tweets nach Bekanntgabe des Deals, der Tanz um seinen dann doch wieder abgeblasenen Einstieg in das Board of Directors – all das spricht nicht dafür, dass Musk Twitter Gutes tun will.

Zumindest letzterer Move ist längst in einem anderen Licht zu sehen: Als Board-Mitglied hätte Musk nicht einfach so die komplette Übernahme des Nachrichtendienstes in Angriff nehmen können. Genau das ist aber nun geschehen – obendrein soll Twitter im Anschluss von der Börse verschwinden. Hat Musk zumindest vor längerer Zeit mal verkündet.

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Das Todesurteil für Twitter

Elon Musk als Chef Twit ist mit einem Todesurteil für die Plattform in der bisherigen Form gleichzusetzen. Musk als Alleinherrscher, als Twitter-Imperator, ist ungefähr das Gegenteil von dem, was die Plattform und auch wir alle in diesen Zeiten brauchen können.

Musk hat offen zugegeben, dass er mit Hate-Speech und Fake News keine großen Probleme hat, Twitter hier weniger einschränken sollte. Musk dazu vor Kurzem: „Wir brauchen eine inklusive Arena für freie Rede. Die Menschen müssen die Gewissheit haben, dass sie dort frei ihre Meinung äußern können, innerhalb der Regeln des Gesetzes. Ich denke, Twitter sollte seinen Algorithmus offenlegen. Und wenn etwas geändert wird, an einem Tweet beispielsweise, sollte es sichtbar sein, dass dort etwas gemacht wurde.“

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Klingt erstmal nicht so schlecht. Aber die Art und Weise, wie er selbst die Plattform genutzt hat und weiter nutzt, verheißt nichts Gutes für ihre Zukunft. Freie Rede bedeutet für ihn auch Fake News, bedeutet auch Hate Speech.

Musk zahlte 20 Millionen US-Dollar an die Securities and Exchange Commission (SEC) und trat vom Amt des Tesla-Vorsitzenden zurück, nachdem er getwittert hatte, was die SEC als irreführende Information über eine potenzielle Transaktion zur Privatisierung des Unternehmens bezeichnete; die Einigung legt auch fest, dass alle Tweets von Musk über die Finanzen des Unternehmens von Anwälten überprüft werden müssen.

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Regeln, gegen die Musk übrigens weiterhin verstößt, da er es versäumt hat, die SEC sofort zu benachrichtigen, als er über mehr als fünf Prozent der Twitter-Aktien verfügte. In Sachen Hate-Speech ist der künftige Wirt dann gerne auch sein bester Kunde und twittert schon mal ein Meme, in dem er den kanadischen Premierminister Justin Trudeau mit Adolf Hitler vergleicht, um es anschließend wieder zu löschen.

Der Fisch wird vom Kopf stinken

Was es bedeutet, wenn Oligarchen zu viel Macht bekommen, erleben wir leider allzu oft an anderer Stelle. Der Fisch stinkt vom Kopf, heißt es. Damit dürfte ziemlich gut beschrieben sein, was bei Twitter mit einem Besitzer wie Musk zu erwarten ist.

Außer Donald Trump und ähnlichen Figuren (plus ein paar Finanzspekulanten) hat damit niemand Freude. Vielleicht hat jetzt ja auch ein Irrer wie Kanye West aka Ye eine neue Heimat für seine behämmerten Thesen.

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Ein Albtraum für die Nutzer:innen, ein Albtraum für die Plattform. Das Gruselmärchen wird Realität. Für Twitter ist das mindestens auf Sicht tödlich.

Studie zeigt Twitters Probleme

Die Gemengelage mit Musk, Fake Profilen aber auch veränderten Nutzungsverhalten hat ja schon jetzt dafür gesorgt, dass sich Twitter in eine schwierige Richtung bewegt. Das belegt ausgerechnet eine interne Studie, die nicht ganz zufällig jetzt nach oben gespült wird.

Demnach hat die Plattform schon seit einiger Zeit damit zu kämpfen, dass ihr die sogenannten „heavy tweeters“ verloren gehen. Ein nicht einmal großer Anteil an Menschen (um die zehn Prozent), der allerdings den allergrößten Anteil der Inhalte (bis zu 90 Prozent) bestreitet.

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Auch bei den Inhalten selbst ist eine Tendenz zu sehen, die weder potenziellen Werbekunden noch um Glaubwürdigkeit bemühten Nutzungsgruppen wie Politik, Brands, Medien gefallen dürfte. Das Interesse auf der Plattform sinkt demnach in den Bereichen News, Entertainment, Sport und steigt sichtbar bei Themen wie Krypto und Pornografie.

Das dürfte die Bedenken einiger Anzeigenkunden, Twitter entwickle sich zu einem Hort von Hetze und Hassbotschaften, nicht gerade kleiner machen. Ähnliches gilt für den jüngst durch Medienberichte publik gewordenen Kahlschlag in der bisherigen Führungsmannschaft von Twitter.

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Anon

Mir geht aus diesem Artikel nicht ganz hervor was faktisch, bei einer Übernahme, der Tod für Twitter wäre.
In sachen Hate speech, freie Meinungsäußerung und das Problem mit den Bots scheint er eine neune Strategie fahren zu wollen, ob diese schlechter wird als die derzeitge, wage ich anzuzweifeln.

Meiner Meinung nach brauchen wir, in Zeiten eines Propaganda Krieges, neue innovative und kreative Lösungen um Die freie Meinungsäußerung gewährleisten zu können.
Wer wäre dafür besser geeignet ?
spannendes Thema würde mich über eine Antwort freuen.

Antworten
Oliver

Meinungsfreiheit wird ja nicht von allen gleich verstanden und umgesetzt. Dafür müssen schon einheitliche Definitionen und Regeln her. Allerdings sehe ich ein Risiko, wenn ein Mann im Alleingang diese definiert. Insbesondere ein Mann, der nicht für sein Feingefühl bekannt ist. Hier muss die EU ein Auge darauf werfen und ggf. handeln.

Antworten
Joris

Der Kommentar des Autors ist – so wie der Großteil der Artikel hier über Elon Musk oder Tesla – in erster Linie geprägt von der persönlichen Abneigung des Autors gegenüber Musk. Wie Anon richtig anmerkt, kaum Fakten, dafür aus meiner Sicht viel Unterstellung und Projektion.

Das aktuelle Interview von Musk bei TED zeigt aus meiner Sicht einen Menschen, der sich glaubhaft um die großen Probleme der Welt sorgt und halt auch probiert, diese zu lösen. In dem Interview gab er auch eine klare Definition von Meinungsfreiheit: „Wenn Menschen die man nicht mag etwas sagen können was man nicht mag, solange es nicht Gesetze bricht.“ Wann Hate-Speech beginnt ist also im Gesetz und vor Gericht zu klären und nicht von einzelnen im Zweifel politisch-motivierten Moderatoren bei Twitter oder eine Woke-Culture, die sich ausgerechnet bei den Methoden der Faschisten bedient, um unliebsame Meinungen zu „deplatformen“.

Trotzdem teile ich Befürchtungen, ob es zukünftig gelingen kann, sehr gefährliche Tweets wie von Trump die dann zur Erstürmung des Kapitols geführt haben, in ihrer Wirksamkeit einzuschränken, ohne die Prinzipien der Meinungsfreiheit aufzugeben.

Ich bin aber optimistisch dass Musk die dafür nötigen Experten zu Twitter holt und eine entsprechend sinnvolle und wirksame Lösung gefunden wird.

Antworten
Hodo

Linkes Gejaule aus Angst vor echter Redefreiheit, wie üblich. Wenn man plötzlich nicht mehr nach Lust und Laune zensieren kann, fällt jedem auf, dass man gar keine Argumente hat und dass die Gegenseite mit Vielem recht haben könnte. Das passt solchen Individuen, die denken „Nutzer:innen“ wäre ein Wort, natürlich nicht in den Kram.

Antworten
Jörn Brien

Spannend wäre ja, wenn Elon Musk auch nur eine leichte Kritik an sich oder seinen Unternehmen ertragen könnte – von Nutzer:innen oder Mitarbeiter:innen aller Couleur :) Free Speech, deine Mudda

https://twitter.com/JoshuaPotash/status/1519040404087320578

https://www.tagesschau.de/wirtschaft/unternehmen/musk-twitter-gadde-chefjuristin-101.html

Antworten
Kantenhuber

Im Grunde wird sich irgendwann in der nächsten Zeit die Erkenntnis durchsetzen, dass es ohne eine Plattform, die in ähnlicher Form funktioniert, wie die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten mit einen gesamtgesellschaftlichen Auftrag und entsprechend formulierten Regelwerken, nicht gehen wird.

Man sieht ja gerade an dem Fehlen eines öffentlich-rechtlichen Networks in den USA, was sich da an Monströsitäten anhäuft und sich seriöse Alternativen sehr schwer tun.

Europa wäre gut beraten, wenn sich einer der öffentlichen Sender wie z. B. Arte auch an diese Aufgabe heran macht. Technisch ist das, zumindest was das Framework einer analogen Plattform anbetrifft, nicht so elementar schwierig, das nachzubilden. Und in Bezug auf die Netzkapazitäten ist das sicher nicht unüberwindlich. Schwierig wird die Moderation, und da dürften die meisten Verantwortlichen wohl die meisten Bedenken haben, weil das wirklich Aufwände produziert.

Dass es eine Kommunikatonsplattform wie Twitter geben muss, aber mit einem seriösen, nicht so leicht zu manipulierenden Hintergrund, steht sicher außer Frage. Vor allem wenn heute auch amtlich-politische Inhalte auf so einer Plattform veröffentlicht werden, muss es schnellstens zu einer Alternative zu Twitter kommen. Twitter wird sich innerhalb kürzester Zeit als komplette Nulloption erweisen, dass kann man schon sehr deutlich erkennen.

Das liegt auch an den börsengetriebenen Unternehmen der Digitalentrepreneure, die sich ihre mangelnde Kapitalausstattung von da holen und praktisch von heute auf morgen von solchen Gestalten wie Musk, die sich ihrerseits ausschließlich über Aktienkapital finanzieren, im Tauschverfahren andere, schwächer aufgestellte Marktteilnehmer ungefragt überrollen. Das wird für viele Firmen ähnlicher Struktur schön langsam zu einem gewaltigen Problem.

Antworten
Dieter Petereit

Wieso steht außer Frage, dass es etwas wie Twitter geben muss? Max. 1,8 Millionen Deutsche sind da aktive Nutzende, sechs Millionen überhaupt nur mit einem Account versehen. Jedenfalls waren das die letzten Zahlen, die ich las. Das ist ein kleiner Prozentsatz, gemessen an der Gesamtbevölkerung. Und dieser kleine Teil nimmt sich dann übermäßig wichtig und glaubt, „Mehrheitsentscheide“ anstrengen zu können. Ich halte das nicht für eine gute Richtung für eine Demokratie.

Antworten
Kantenhuber

Ja klar.

Twitter ist in der öffentlichen Wahrnehmung massiv überbewertet.

Ausschlaggebend war bisher die mediale Multiplikation als Bausteinbergwerk für andere Medien und Medienschaffende. Abschreiben ist halt leichter als selber recherchieren und formulieren. Nur so erklärt sich die multiplikatorische Wirkung von Twitter. Fällt das flach, entfällt auch Twitter. 44 Mrd USD durch den Schornstein und der Nimbus als Supermacherinvestor dazu. Mal sehen, wie das weiter geht…

Aber rein grundsätzlich sehe ich schon die Berechtigung und Erfolgschancen für eine ähnlich gelagerte Plattform unter anderen Voraussetzungen und Modis. Definitiv!

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