Elon Musk: Warum seine Top-Manager reihenweise das Weite suchen
Elon Musk: Gefährlicher Exodus in seinem Firmenimperium. (Foto: Frederic Legrand – Comeo/Shutterstock)
Wer bei einem von Elon Musks Unternehmen – von Tesla über xAI und X bis hin zu SpaceX oder The Boring Company – anheuert, dürfte sich darüber im Klaren sein, was ihn erwartet: extrem hohe Anforderungen und eine schlimmstenfalls toxische Firmenkultur.
Fluktuation bei Tesla außergewöhnlich hoch
Kein Wunder, dass die Fluktuationsraten, etwa bei Tesla, außergewöhnlich hoch sind. In den vergangenen Monaten scheint sich der Exodus aber noch einmal verschärft und auch die Führungsetage ergriffen zu haben, wie ein Bericht der Financial Times (FT) nahelegt.
Demnach sind vor allem Tesla und xAI von Abgängen hochrangiger Angestellter betroffen. So sollen bei Tesla wichtige Mitarbeiter:innen im Vertrieb, in den Bereichen Batterie- und Antriebsstrang-Entwicklung sowie der Öffentlichkeitsarbeit gegangen sein.
Mitarbeiter aus Schlüsselbereichen gehen
Der langjährige Chief Information Officer Nagesh Saldi hat Tesla ebenso verlassen wie wichtige Mitarbeiter:innen aus den Entwicklungsteams der Optimus-Roboter und KI-Tools – eigentlich Schlüsselbereiche für die Tesla-Zukunft.
Angesichts von über 140.000 Angestellten in Musks Firmenimperium mögen die reinen Zahlen der gegangenen Mitarbeiter:innen vielleicht wenig Aussagekraft haben. Den Aussagen jener zufolge, die eines der Unternehmen verlassen haben, zeigen aber einen für die Zukunft von Tesla und Co. bedenklichen Aspekt.
Bedenklicher Aspekt: Gründe für den Exodus
Gegenüber der FT erklärten zwar einige, dass sie nach langen Jahren der Arbeit für eines von Musks Firmen glücklich gingen, um etwa ein eigenes Unternehmen zu gründen. Mehr Menschen als zuvor gaben aber Burnout, Desillusionierung, Massenentlassungen sowie Musks politische Aktivitäten als Gründe für die Kündigung an.
So erklärte Robert Keele nach 16 Monaten als Chefjurist bei xAI, dass er seine Kinder liebe und sie viel zu selten sehe. Ex-Finanzvorstand Mike Liberatore hielt es sogar nur drei Monate bei xAI aus, wo er eigenen Angaben zufolge sieben Tage und mehr als 120 Stunden pro Woche arbeitete.
Feindschaft mit OpenAI erhöht den Druck
Liberatore zog es ausgerechnet zu Musks Erzrivalen Sam Altman und dessen KI-Firma OpenAI. Die Feindschaft mit dem einstigen Verbündeten soll ein wichtiger Grund dafür sein, dass Musk den Druck auf seine Angestellten noch erhöht hat – speziell seit dem Launch von ChatGPT Ende 2022.
Ein weiterer wichtiger Grund für die Unzufriedenheit und hochrangige Abgänge ist Musks Engagement für US-Präsident Donald Trump und Rechtsaußen-Politik. Zudem waren viele Tesla-Angestellte nicht damit einverstanden, dass Musk seine Prioritäten von der Entwicklung neue E-Autos und Batterien hin zu Robotern, KI und Robotaxis verschoben hat.
Elon Musk war einmal bei allen beliebt
„Elons Verhalten wirkt sich auf die Arbeitsmoral, die Mitarbeiter:innen-Bindung und die Personalbeschaffung aus“, erklärte eine langjährige hochrangige Führungskraft. War er früher bei allen beliebt, ist er es jetzt nur noch bei einem kleinen Teil seiner Mitarbeiter:innen.
Es gibt aber auch andere Stimmen. Tesla-Chair Robyn Denholm etwa sagte, es sei überall immer nur von Abgängen zu lesen, aber nie von Menschen, die in Musks Unternehmen anheuerten. Bei Tesla würden sich Mitarbeiter:innen immer noch sehr schnell weiterentwickeln und der Konzern sei ein Magnet für junge Talente.
Musks Umgang mit Abweichlern
Musks Verhalten mache es allerdings extrem schwer, mit ihm zu arbeiten, so ein früherer Top-Manager von Tesla gegenüber der FT. „Er ist der Boss, der Anführer – und jede:r, der:die ihn nicht so behandelt, wird auf die eine oder andere Art beseitigt“, so der Manager, der anonym bleiben wollte.
„…wird auf die eine oder andere Art beseitigt.“ Soso. Womit offen gelassen wird, ob Musk sich illegaler Methoden beseitigt, um Angestellte loszuwerden. Aber ähm… war nicht das sogenannte „At-will employment“ eine gängige Personalstrategie in den USA, ebenso wie bei „hire and fire“, wo eine hohe Fluktuation aus strategischen Gründen in Kauf genommen und Arbeitnehmer ohne Angabe von Gründen jederzeit gefeuert werden können? Da brauchts eher kaum einen Mafiaboss, um unliebsame Leute zu … beseitigen. Überhaupt strotzt der Artikel vor Widersprüchlichkeiten. Einerseits wird ständig von einem „Exodus“ gesprochen (Verzeihung – wird dieser Begriff nicht verwendet, um „MASSENHAFTE ABWANDERUNG“ zu bezeichnen?), andererseits wird eingeräumt, das angesichts der hohen aktuellen Mitarbeiterbelegschaft die Entlassungsquote nicht „aussagekräftig“ sei. Einerseits werden MA zitiert, die sagen, dass Musk‘ Verhalten den Verbleib am Arbeitsplatz erschwere, andererseits die Attraktivität der Firma für Arbeitssuchende eingeräumt. Dabei dürfte es auch so sein, dass unfreiwillig scheidende Arbeitnehmer selten Lobpreisungen über den sie entlassenden AG äußern – wie aussagekräftig sind dann deren Bewertungen? Für mich bleibt der einzige Informationswert dieses Artikels die Erkenntnis, dass ehemalige und aktuelle Angestellte Musk und die Arbeitsatmosphäre in seinem Unternehmen UNTERSCHIEDLICH bewerten – was für andere Leser vermutlich eine Binsenweisheit wäre.
„illegaler Methoden beseitigt“ muss „illegaler Methoden bedient“ heißen. Entschuldigung für den Tippfehler.