Elon Musk: „Go f*** yourself!“ ist nicht gleich „Go f*** yourself!“
Seit Elon Musk im Herbst 2022 Twitter (das jetzt X heißt) übernommen hatte, hat sich einiges getan. Allerdings nicht allzu vieles zum Besseren, wie ein Blick auf die Zahlen zeigt.
X: Werbekunden vergrault, Umsatz eingebrochen
So entließ Musk rund die Hälfte der Angestellten und vergraulte ebenfalls fast die Hälfte der 100 Top-Werbetreibenden. Entsprechend brach der Umsatz um 40 Prozent ein, was Musk wohl ziemlich nervös machte.
Nachdem im November 2023 weitere große Werbekund:innen wie Disney die Plattform verlassen hatten, zeigte Musk ihnen verbal den Mittelfinger. Versuche jemand, ihn mit Anzeigen, mit Geld zu erpressen, so Musk damals, dann: „Go fuck yourself!“
Zudem erklärte Musk, dass der Boykott durch die abtrünnigen Werbekund:innen X töten werde. Hintergrund der Flucht von der Plattform waren antisemitische Aussagen Musks sowie ein Bericht darüber, dass Werbung bekannter Marken neben Nazi-Beiträgen auftauche – was X bestreitet.
Musk buhlt in Cannes um Werbetreibende
Wohl, um wenigstens einen Teil der vertriebenen Werbetreibenden wieder zu X zurückzuholen, zeigte sich Musk jetzt einsichtig und relativierte seine Beschimpfungen. Das „Go fuck yourself!“ habe sich nicht an die Werbetreibenden als Ganzes gerichtet, sondern war in Bezug auf die Meinungsfreiheit gemeint gewesen.
So sollen einige Werbetreibende darauf bestanden haben, dass X bestimmte Inhalte zensiere. Musk allerdings lehne dies ab. Wenn es darum gehe, zwischen Redefreiheit und dem Verlust von Geld zu wählen, werde er die zweite Option wählen, wie The Drum berichtet.
Ist X für Marken ein sicherer Ort?
Er verstehe aber, so Musk bei einer Podiumsdiskussion im Rahmen des Cannes Lions International Festival of Creativity, dass die Werbetreibenden ihre Werbung nur neben passenden Inhalten sehen wollen. Unabhängige Stellen würden X bescheinigen, eine ausgezeichnete Plattform zu sein, wenn es um die Markensicherheit gehe.
Darüber hinaus finde man auf X echte Entscheider:innen und einflussreiche Personen wie Salesforce-Chef Marc Benioff und den Tech-Investor Marc Andreessen. Zudem habe X erheblich in die Verbesserung des Ad-Targetings investiert und die Relevanz von Werbeanzeigen optimiert.
Musk: Schieße mir auch selbst ins Knie
Auch seine eigene Rolle bei den Differenzen mit den Werbetreibenden sah Musk in Cannes durchaus kritisch. „Nicht jeder meiner Beiträge ist ein Knaller und ab und zu schieße ich mir auch selbst ins Knie“, so der X-Besitzer.
Zu den umstrittenen Inhalten auf X erklärte Musk, dass die Plattform ein Ort für freie Meinungsäußerung sein wolle, wie es bei CNBC heißt. Illegale Inhalte würden aber nicht geduldet. Es gehe lediglich um freie Meinungsäußerung innerhalb der Grenzen des Gesetzes.
Ob Musk mit seinen aktuellen Aussagen viele kritische Werbetreibende zu X zurückholen kann, ist fraglich. Schließlich haben sich nicht wenige Marken wegen hoher Kosten und wegen des rüden Umgangstons auf der Plattform von dort verabschiedet.