Endlich lassen sich auch mit Android Hörgeräte wie Bluetooth-Kopfhörer verwenden

„Audio Streaming for Hearing Aids“ (ASHA) hat Google sein neues Protokoll genannt, mit dem sich Audiodaten direkt auf Hörgeräte streamen lassen. Klingt eigentlich selbstverständlich, schließlich gibt es Bluetooth-Kopfhörer und entsprechende Standards seit vielen Jahren. Die ließen sich allerdings nicht ohne weiteres in Hörgeräte und Cochlea-Implantate implementieren, vor allem weil der Energieverbrauch bei Bluetooth Music Classic zu groß ist – nicht nur für das Smartphone, sondern vor allem für das Hörgerät.
ASHA verwendet stattdessen Bluetooth Low Energy, das ursprünglich nicht für Streaming sondern den gelegentlichen Transport kleiner Datenhäppchen bei niedrigem Energieverbrauch und geringer Reichweite unter anderem im Internet of Things gedacht war. Deshalb sind das Koppeln von Kopfhörern und das Koppeln von Hörgeräten mit dem Smartphone zwei verschiedene Dinge.
Mit ASHA lassen sich Audio-Inhalte direkt aufs Hörgerät oder Cochlea-Implantat streamen. Dabei startet der Stream automatisch, etwa wenn das Telefon klingelt, ohne dass noch irgendwelche Tasten gedrückt werden müssen. Was nach Luxus klingt, erleichtert hörgeschädigten Menschen erheblich das Leben, da der Klang in der Regel viel besser ist als bei Lautsprechern und Kopfhörern, die in die Nähe eines Hörgerätes gehalten werden.
Für Apple-Nutzer ein alter Hut
Außerdem können Hörgeräte und Cochlea-Implantate so konfiguriert werden, dass während des Telefonierens oder Musikhörens die eingebauten Mikrofone herunter geregelt oder ganz abgeschaltet werden, sodass Hintergrundgeräusche leiser werden oder sogar ganz verschwinden. Für eine vergleichbare Funktionalität mussten Hörgerätenutzer bisher eher frickelige, proprietäre und zumeist auch teure Zusatzgeräte, Adapter oder Spezialkabel verwenden, die für jedes Telefonat erstmal eingestöpselt werden müssen.
Apple bietet bereits seit Jahren eine vergleichbare Lösung unter dem Namen Mfi („Made for iPhone“) an, die ebenfalls auf Bluetooth Low Energy basiert und von einer ganzen Reihe von Hörgeräten unterstützt wird. Mfi ist allerdings nicht mit ASHA kompatibel. Wer ein ASHA-fähiges Hörgerät sucht, hat im Moment noch die Auswahl zwischen zwei Modellen: das Resound Linx Quattro und das Beltone Amaze.
Bei Cochlea-Implantaten sieht die Lage ähnlich aus. Der aktuelle Soundprozessor CP1000 („Nucleus 7“) von Cochlear ist seit rund zwei Jahren mit Apples Mfi kompatibel. Wer ihn auch mit ASHA nutzen möchte, muss zunächst den Audiologen aufsuchen und ein Software-Update in den Soundprozessor einspielen lassen. Nutzer älterer Modelle von Cochlear sowie der Konkurrenz-Modelle von Advanced Bionics, MED-EL und Oticon Medical sind bis auf weiteres auf Adapter-Lösungen angewiesen.
Bescheidene Auswahl an Smartphones und Hörgeräten
Die Liste der kompatiblen Android-Smartphones ist ebenfalls noch äußerst kurz. Auch wenn ASHA in Android 10 enthalten ist, genügt es nicht, ein beliebiges Android-10-fähiges Telefon zu besitzen, da auch hardwareseitige Anpassungen nötig sind. Deshalb umfasst die Liste lediglich die Modelle Google Pixel 3, 3XL, 3a und 3a XL. Wann das Pixel 4 hinzukommen wird, ist unklar. Da Google das ASHA-Protokoll unter einer Open-Source-Lizenz veröffentlicht hat, ist allerdings damit zu rechnen, dass ASHA bald standardmäßig in weitere Android-Telefone einziehen wird. Für Kunden, die bisher gezwungen waren, iPhones zu verwenden, wenn sie ihr Telefon mit einem Hörgerät koppeln wollten, sind das gute Nachrichten.