Nasa: Warum die Erde immer dunkler wird – und was das mit dem Klimawandel zu tun hat
Die Erde reflektiert weniger Sonnenlicht als noch vor 20 Jahren. Das hat eine neue Studie herausgefunden. (Symbolbild: janez volmajer/Shutterstock)
Eine aktuelle Nasa-Studie dokumentiert einen klaren Trend: Die Erde wird dunkler. Seit 2001 messen Forschende den sogenannten Erdalbedo-Effekt, also den Anteil des Sonnenlichts, der ins All zurückgestrahlt wird.
Ergebnis: In den vergangenen zwei Jahrzehnten ist die Reflexion um etwa ein halbes Watt pro Quadratmeter gesunken. Besonders stark zeigt sich dieser Rückgang in den letzten Jahren.
Weniger reflektierendes Eis: Klimawandel macht die Erde dunkler
Die Forschenden machen für diese Entwicklung mehrere Faktoren aus: Vor allem über dem östlichen Pazifik verschwinden zunehmend reflektierende Wolken, wie die Studie zeigt. Hinzu kommen schwindendes Meereis und abnehmende Schneeflächen durch den Klimawandel.
Diese waren in der Vergangenheit für große Teile der Rückstrahlung der Erde verantwortlich. Wo zuvor helle Oberflächen Energie reflektierten, absorbieren nun dunklere Flächen wie Ozeane oder Landmassen mehr Strahlung.
Ungleichgewicht der Erdhalbkugeln
Nach Angaben der Studie ist der Rückgang der Erdalbedo nicht gleichmäßig verteilt. Besonders stark betroffen ist die Nordhalbkugel, wo Eis- und Schneeverluste die Strahlungsbilanz spürbar verändern. Auch die Veränderungen in den Wolkenmustern über den Ozeanen tragen regional unterschiedlich zur Abnahme bei.
Die Gründe für die Verdunkelung sind aber nicht alle negativ: Zum Beispiel sind auch Aerosole für mehr Strahlkraft verantwortlich, weil sie als Kondensationskerne Wolkenbildung und damit Reflexion fördern. Auf der Nordhalbkugel nahm ihre Menge durch Umweltschutz stark ab, was zu weniger Rückstrahlung führt.
Andererseits sorgten 2021 Buschbrände in Australien und 2022 der Vulkanausbruch Hunga Tonga im Süden für mehr Aerosole – und damit mehr Reflexion.
Überraschendes Ergebnis: Symmetrieausgleich funktioniert nicht wie gedacht
Normalerweise ging die Forschung immer davon aus, dass Luft- und Meeresströmungen dieses Ungleichgewicht über die Halbkugeln verteilen und so wieder für Symmetrie sorgen – doch in den letzten 20 Jahren gelang das nicht vollständig. Auch eine Kompensation durch Veränderungen in Wolkenbedeckungen, die man lange angenommen hatte, blieb aus.
Das lässt die Wissenschaft bisherige Annahmen in Frage stellen, was zur Verbesserung von Klimamodellen beitragen könnte.
Neue Herausforderungen für die Forschung
Die Ergebnisse werfen neue Fragen auf: Welche Rolle spielen regionale Unterschiede langfristig? Wie stark verändern Wolkenbildung, Ozeane und Landoberflächen die Strahlungsbilanz insgesamt? Klar ist: Die Erde reflektiert heute weniger Sonnenlicht als noch vor zwei Jahrzehnten – und die Wissenschaft muss nun genauer verstehen, wie sich dieser Effekt künftig entwickeln wird.
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