Eutelsat statt Starlink: Europa plant eigene Satellitenlösung für Ukraine

Der britisch-französische Satellitenbetreiber Eutelsat könnte künftig eine Schlüsselrolle in der Satellitenkommunikation der Ukraine spielen. Wie Heise berichtet, führt das Unternehmen derzeit intensive Gespräche mit der EU-Kommission, um als Alternative zu Starlink tätig zu werden. Hintergrund sind wachsende geopolitische Spannungen und Berichte über eine mögliche Einschränkung des Starlink-Zugangs durch Elon Musk, der mit dem Dienst in der Ukraine bislang eine zentrale Rolle spielt.
Starlink-Rückzug könnte Ukraine hart treffen
Als Elon Musk kurz nach dem russischen Angriff seinen satellitenbasierten Internetdienst Starlink für die Ukraine freischaltete, galt er als wichtiger Unterstützer des Landes. Starlink ermöglichte schnelle Internetverbindungen auch dann, wenn herkömmliche Telekommunikationsnetze ausfielen. Der ukrainische Vizepremier Mychajlo Fedorow bedankte sich damals öffentlich mit einem Tweet bei Musk, der mit „Gern geschehen“ antwortete.
Aber das Bild des Tech-Milliardärs als Wohltäter bekam schon bald Risse. 2023 enthüllte eine Biografie, dass er aktiv in den Ukraine-Krieg eingegriffen und Starlink manipuliert hatte, um einen ukrainischen Angriff auf Russland zu verhindern. Jetzt hat der Unternehmer angekündigt, Starlink aus der Ukraine abziehen zu wollen – eine Entscheidung, die für das Land schwerwiegende Folgen haben könnte. Der europäische Konkurrent Eutelsat arbeitet allerdings bereits an einer Alternative, die der Ukraine weiterhin die Kommunikation per Satellit ermöglichen könnte.
Eutelsat will 40.000 Terminals bereitstellen
Der französisch-britische Satellitenbetreiber Eutelsat will innerhalb weniger Monate 40.000 neue Satellitenschüsseln in der Ukraine zur Verfügung stellen – das entspricht in etwa der Zahl der derzeit im Land installierten Starlink-Terminals. Eutelsat ist schon jetzt in der Ukraine aktiv und verfügt über Tausende von Satellitenempfängern – allerdings sind noch nicht alle angeschlossen. Laut Eutelsat-Chefin Eva Berneke arbeitet das Unternehmen mit Zulieferern zusammen, um sowohl Standard-Terminals als auch spezielle militärische Empfangsgeräte zu liefern.
Damit das Vorhaben gelingt, ist Eutelsat allerdings auf finanzielle und logistische Unterstützung angewiesen. Die Kosten für die benötigten Oneweb-Terminals sind mit bis zu 10.000 US-Dollar pro Stück deutlich höher als die Starlink-Modelle, die in der Ukraine für 589 US-Dollar angeboten werden. Die monatlichen Gebühren belaufen sich bei Eutelsat je nach Geschwindigkeit auf 30 bis 70 Euro, während Starlink zwischen 95 und 440 Dollar pro Monat kostet.
EU strebt unabhängige Satelliteninfrastruktur an
Die Diskussion um Starlink zeigt, wie abhängig die Ukraine – und damit auch die EU – von privaten Anbietern geworden ist. Starlink ist unverzichtbar für das ukrainische Militär, etwa zur Steuerung von Drohnen, und für kritische Infrastrukturen, da viele konventionelle Kommunikationssysteme durch russische Angriffe zerstört wurden.
Die EU-Kommission betont daher, dass sie die strategische Bedeutung einer sicheren und unabhängigen europäischen Satelliteninfrastruktur erkannt hat. Neben der Kooperation mit Eutelsat denkt Brüssel auch über Govsatcom und das geplante Satellitenprogramm Iris2 nach, das langfristig eine unabhängige Alternative zu Starlink schaffen soll.
Ob Eutelsat tatsächlich zur neuen Hauptlösung in der Ukraine wird, hängt von weiteren Verhandlungen mit der EU und der ukrainischen Regierung ab. Die geopolitischen Entwicklungen und eine mögliche Einschränkung von Starlink könnten diesen Prozess allerdings beschleunigen.