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Dreist, dreister, Eventim

Kaum ein Online-Unternehmen nutzt seine marktbeherrschende Stellung so dreist aus wie CTS Eventim. Dem hat der BGH einen Riegel vorgeschoben – doch die Ticketverkäufer aus Bremen lassen einfach nicht locker.

Von Stephan Dörner
2 Min. Lesezeit
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Konzert von Ariana Grande in Berlin. Tickets gibt es oft nur über Eventim. (Foto: dpa)

Wer in Deutschland Tickets für Konzerte, Musicals, Comedy-Shows oder Festivals kauft, kommt an Eventim oft nicht vorbei. In nicht wenigen Fällen werden die Karten für die Events exklusiv über den Online-Ticketverkäufer vertrieben. Dabei ist der deutsche Platzhirsch im Bereich der Online-Ticketverkäufer in der Vergangenheit schon durch sehr fragwürdiges Geschäftsgebaren aufgefallen. Das zog unter anderem Kartellamtsermittlungen nach sich, wie Die Welt 2015 berichtete.  CTS-Eventim-Chef Klaus-Peter Schulenberg gilt als aggressiver Geschäftsmann mit rücksichtslosen Methoden.

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Und auch in Bezug auf die eigenen Kunden fällt der Ticketverkäufer durch einen fragwürdige Umgang auf. Wer ein Ticket kauft, kann sich entscheiden, ob er es sich per Post zustellen lassen will oder selbst ausdruckt. Der Haken: Für beides verlangt CTS Eventim Geld – das Selberausdrucken ist nur etwas günstiger. Dafür, dass sich der Kunde sein Ticket selbst ausdruckt, nimmt Eventim eine absurde Gebühr von 2,50 Euro.

Eventim: Verbrauchertäuschung mit Gebühren fürs Selberdrucken

Diesen Umstand als etwas anderes als Verbrauchertäuschung zu bezeichnen, wäre verharmlosend – denn damit zeigt Eventim beim Kauf einen zu niedrigen Preis für die Tickets an, die durch die nicht zu verhindernden Gebührenaufschläge am Ende des Kaufprozesses teurer werden. Das sahen auch die Verbraucherzentrale NRW und diverse deutsche Gerichte so – immer wieder bekamen die Verbraucherschützer recht, immer wieder ging Eventim in Berufung oder Revision. Bis sich schließlich sogar der Bundesgerichtshof damit beschäftigen musste und den Verbraucherschützern erneut recht gab – wie zuvor schon das Landgericht und Oberlandesgericht Bremen.

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Auch andere dreiste Tricks des Online-Ticketversenders untersagten Gerichte – darunter ein „Premiumversand inklusive Bearbeitungsgebühr“ für 29,90 Euro für die AC/DC-Welttournee 2015, zu dem es keine Alternative gab. Der „Premiumversand“ war normale, unversicherte Briefpost.

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Eventim gibt nicht auf

Doch statt nun endlich einzulenken und die eigenen Kunden nicht weiter mit der dreisten Gebühr zu belasten, die den angezeigten Preis verfälscht, will Eventim jeden Spielraum auch nach dem Urteil ausnutzen. Falls es das Urteil des Bundesgerichtshofs erlaube, wolle der Kartenverkäufer weiterhin eine Servicegebühr für das Selbstausdrucken von Tickets erheben, berichtet Golem.

Wer in der Vergangenheit Tickets bei Eventim bestellt hat, kann mit einem Musterbrief der Verbraucherzentrale NRW das Geld zurückverlangen. Darüber hinaus kann man als Kunde nur damit reagieren, Eventim so oft wie möglich zu meiden. Gibt es die Tickets vielleicht auch direkt vom Veranstalter oder anderen Online-Ticket-Verkäufern? Leider lautet die Antwort noch viel zu oft: Nein. Es wird Zeit für echte Konkurrenz zu Eventim.

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Dein t3n-Team

Kevin

Geht das Zurückfordern der print@home-Gebühr unbegrenzt in die Vergangenheit oder nur für die letzten x Monate/Jahre? Und ist das begrenzt auf eine maximale Anzahl Veranstaltungen? Danke im Voraus.

Antworten
Stephan Dörner

Ich kann dir das leider nicht definitiv beantworten – aber ich vermute unbegrenzt.

Antworten
Even Tim

Ich habe es gestern mit der Vorlage rückwirkend bis ins Jahr 2011 gemacht. In 14 Tagen kann ich hier Bescheid geben, ob es geklappt hat. Übrigens betrug die Gebühr im Jahr 2011 noch 1,00 Euro und wurde später auf 2,50 Euro angehoben. Der PDF Converter muss sich offenbar massiv verteuert haben, sodass Eventim gezwungen war, die Kosten an die Kunden weiterzugeben. ;-(

Antworten
Martina

Es gibt auch Alternativen wie z.B. Keyvent. Viele Event Manager trauen sich aber leider nicht etwas neues auszuprobieren oder stecken in Knebelverträgen.

Antworten
Karl

Hier (https://www.shoppingvorteil.de/eventim-gutschein/) gibt es immerhin einen 5€ Eventim Gutschein.

Da spart man sich wenigstens die 2,50€ Gebühren und bekommt nochmal 2,50€ Rabatt. Finanziert wird der Gutschein von Eventim, die dadurch wohl keinen Gewinn mehr machen ;)

Antworten
Sabine Schuster

Liebes t3n-Team,

ihr schreibt:

„Und bis das schriftliche Urteil vorliegt, macht Eventim sogar mit der alten Gebühr von 2,50 Euro weiter.“

Und das ist einfach nicht wahr. Ich habe erst am Samstag Karten per ticketdirect bestellt und die „Versandgebühr“ betrug dafür 0 €. Und nachdem ich eben euren Artikel gelesen habe, habe ich das spaßeshalber nochmals ausprobiert – mit gleichem Ergebnis.

Man kann ja von diesen ominösen „Versandgebühren“ für das print-at-home Ticket halten, was man will (ich fand es auch schon immer nicht nachvollziehbar, warum ich etwas dafür bezahlen muss, dass ich das Ticket selbst ausdrucke), aber hier habt ihr entweder schlecht recherchiert oder betreibt bewusst Clickbait, bzw. verbreitet „Fake News“, wie man das neudeutsch nennt. Das entspricht nicht der Definition von seriösem Journalismus. Ich hoffe, ihr korrigiert euren Artikel entsprechend. Dass Eventim weiterhin Gebühren für das Ticketdirect nimmt, ist namlich schlichtweg nicht wahr.

Antworten
Stephan Dörner

Hallo Sabine. Eventim teilte in einer Pressemitteilung mit, dass das Unternehmen „bis zu einer Entscheidung“ das schriftliche Urteil des BGH abwarten wolle. Das habe ich so verstanden, dass bis dahin alles beim Alten bleibt. Umso besser, wenn das nicht stimmt – ich habe den Satz gelöscht.

Antworten
Konrad von Brück

Hallo, ich habe am 29.8. Tickets bestellt und konnte sie auch kostenlos ausdrucken. Kein Extrapreis von 2,50 €…

Stephan Dörner

Der Kommentar ist vom 27.08. Inzwischen scheint Eventim die Praxis endlich eingestellt zu haben.

andi berg

Das steht doch nirgends?
Nur, dass eventabzockim auch weiterhin, soweit es das Urteil zulässt, versuchen wird Servicegebühren zu erheben, ohne wirklich Service zu bieten.

Antworten
Goebel Ulrike

Noch unverschämter finde ich die VIP-Tickets, die es bei Eventim gibt.
Dort werden auch Versandgebühren berechnet, obwohl man das Ticket ja erst kurz vor dem Konzert persönlich abholt!?

Habe das in München letztens ausprobiert (VIP-Gold) und es war der totale Reinfall (keine vorgezogener Einlass, kein separater Bereich FOS) dafür mal eben 70 EUR mehr als alle Anderen zu zahlen eine absolute Frechheit. Noch unverschämter, auf Beschwerden diesbezüglich noch nicht einmal zu reagieren…auch der Veranstalter (Semmel Concerts)I hat bis heute nicht reagiert. Was kann man dagegen noch tun, wenn es schon keine Ausweichmöglichkeit gibt?

Antworten
Emerson

Am besten auf diese ganze Pop-Kacke verzichten. Ist eh nur Geldmaschine, statt Kunst.
Rock`n`Roll!

Antworten
Peter Gruender

Hallo liebe t3n und Leser. Warum glaubt ihr ist das alles so? Warum kratzt ihr immer an der Oberfläche von Problemen? Hier nur ein kleiner Denkanstoss. Sollte ein guter Jornalist aber wissen. UND bevor wieder jemand sich aufregt.. Die Besitzt von der Marek Lieberberg Konzertagentur GmbH & Co. KG ist nur ein winzig kleiner Teil der CTS……. >>>>>>>>>>Marek Lieberberg verlässt Eventim
Europas größter Tickethändler CTS Eventim muss auf den deutschen Veranstalter Marek Lieberberg verzichten. Lieberberg, der 15 Jahre für Eventim Konzerte organisierte, wechselt zum amerikanischen Rivalen Live Nation.Marek Lieberberg verlässt Eventim
Europas größter Tickethändler CTS Eventim muss auf den deutschen Veranstalter Marek Lieberberg verzichten. Lieberberg, der 15 Jahre für Eventim Konzerte organisierte, wechselt zum amerikanischen Rivalen Live Nation.>>>>>>>>Die Marek Lieberberg Konzertagentur (MLK) gehöre aber weiter zu Eventim und damit auch die beiden Festivals „Rock am Ring“ und „Rock im Park“ mit jährlich zusammen mehr als 150.000 Besuchern.

Antworten
Peter Gruender

….kleiner Nachtrag: Der Geschäftsführer der Marek Lieberberg Konzertagentur GmbH & Co. KG>>>>Dr.Frithjof Pils Angestellt: Director NEW Business, CTS EVENTIM AG & Co KGaA

Antworten
Sebastian Pahlke

Liebes t3n-Team und liebe Leserschaft,

die Gebühren von CTS Eventim sind sicher kritisch zu sehen. Festzuhalten ist aber auch, dass der Pionier des elektronischen Vorverkaufs bis heute ein funktionierendes Produkt für die Veranstalter und ein gutes Buchungssystem für die Ticketkäufer bereitstellt.

Die Veranstalter und Agenturen tragen hier eine Mitschuld am Status Quo. Viele stören sich nicht ausreichend an zusätzlichen Gebühren um echten Wechselwillen zu wecken. Es wird sogar regelmäßig gewünscht einen Teil oder die gesamten Gebühren auf die Ticketkäufer „abzuwälzen“.

Unser Unternehmen tivents lehnt jegliche Zusatzgebühren für die Käufer ab (einzige Ausnahme ist das optionale Hardticket mit postalischem Versand für 1,90 Euro). Denn unsere Dienstleistungen erbringen wir für die Veranstalter. Hier sollte prinzipiell der Grundsatz des Maklergeschäftes gelten. Wer eine Dienstleistung beauftragt, der sollte diese bezahlen… und uns hat noch kein Ticketkäufer beauftragt.

Mit besten Grüßen
Euer tivents-Team

Antworten
Sabine Schuster

Hallo Sebastian,

das finde ich sehr interessant. Vielen Dank für diesen Denkanstoß.

Eine Frage habe ich als Kundin noch dazu: Wenn ihr eure Dienstleistungen ausschließlich für die Veranstalter erbringt, an wen wende ich mich als Kundin dann, wenn mein Ticket nicht angekommen ist oder geklaut wurde, wenn mein Konzert abgesagt wurde oder ich eine Frage zu meiner Bestellung habe?

Danke

Antworten
Sebastian Pahlke

Hallo Sabine,

das gehört selbstverständlich zum Service den tivents gern erbringt. Dieser gehört zum Gesamtleistungsumfang den der Veranstalter beauftragt.

Mit besten Grüßen
Euer tivents-Team

Roland

Es gibt genug Alternativen…

Antworten
Max Damage

Nicht für die Lethargische Masse. Man bekommt es auch leider nicht hin eine entsprechende Übersicht zu schaffen und Schnittstellen(APIs) um einen besseren Wettbewerb gestalten zu können. Dazu ist sind viele der anderen auch nicht bereit. Das ist alles immer viel zu lokal. Deswegen laufen auch Dienste wie Uber oder AirBNB weil man sowas selbst nie auf die Kette bekommen würde. Wobei es z.B. ein leichtes wäre die Taxiunternehmen mal entsprechend zusammen zu raffen.
Man braucht keine Konkurrenz, es ist schon alles da..die Übersicht und Zusammenarbeit fehlt.

Antworten
Johannes Wrubel

Liebes t3n-Team,

danke für den kritischen Artikel.
Wenn ihr noch ein ebenso dreistes Beispiel von Verbrauchertäuschung und Dark UX beleuchten wollt,
schaut euch mal das Tripplanner-Feature von ShareNow an. An sämtlichen Schritten im Buchungsprozess wird da ein Fixpreis suggeriert und offen damit geworben, „keine zusätzlichen Gebühren“ für die Zeitmiete zu erheben. Erst ganz am Schluss steht einmal klein daneben, dass die gefahrenen Kilometer nochmal mit 19ct zu Buche schlagen. Wer das dann nicht mehr sieht und denkt, er fährt gut informiert ins Wochenende, erlebt bei der Rechnung eine böse Überraschung. Scheinbar ist das aber genau so gewollt. Denn beim Kundenservice gibt es weder ein Einsehen noch Änderungsbereitschaft.

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