Facebook-Alternativen: Social Networks für jeden Geschmack

(Foto: mkhmarketing – Flickr, CC-BY-2.0)
Gründe für eine Facebook-Alternative
Facebook ist ohne Zweifel der Platzhirsch unter den sozialen Netzwerken. Auch wenn es in anderen Teilen der Erde ebenfalls große Player gibt – etwa vkontakte und Odnoklassniki in Russland, Qzone und Weibo in China oder Orkut in Südamerika und Indien – gilt hierzulande immer noch: Wer sich mit Freunden, Bekannten oder Kollegen vernetzen möchte, wird bei Facebook am ehesten fündig.
Trotzdem ist Facebook längst nicht für alle Nutzer die richtige Wahl. Immer wieder gibt es Empörung über die Einstellung des Netzwerks zu Privatsphäre und Datensicherheit. Viele Nutzer stören sich an bestimmten Funktionen, etwa dem Newsfeed-Algorithmus, der darüber entscheidet, was in der eigenen Timeline angezeigt wird und was nicht. Und in der jüngsten Vergangenheit hat Marc Zuckerbergs soziales Netzwerk sich heftige Kritik für seinen Umgang mit „Hatespeech“, also beleidigenden, fremdenfeindlichen oder rassistischen Äußerungen auf der Plattform, anhören müssen.
Zum Glück gibt es in den Weiten des Internets eine ganze Menge an Alternativen für Wechselwillige. Dabei sollte jedem klar sein, dass keine der vorgestellten Plattformen ein „zweites Facebook“ ist: Die meisten von ihnen weisen im direkten Vergleich thematische oder funktionale Einschränkungen auf – worin auch ein Vorteil liegen kann – oder haben bislang nur eine kleine Nutzerbasis, was das Erlebnis trübt. Doch Ausprobieren schadet bekanntlich nicht.
Deswegen stellen wir euch die größten und spannendsten Facebook-Alternativen vor. Falls ihr direkt zu einem bestimmten Netzwerk springen wollt, hier unsere Übersicht:
- Google+, LinkedIn, XING, Ello und Tsu
- Facebook-Alternativen mit visuellem Anspruch (Instagram, Pinterest und mehr)
- Kurz und knapp? Microblogging-Dienste wie Twitter und Tumblr
- Location-Based Networks (nebenan.de, wirnachbarn.com)
- Diaspora und Friendica als dezentrale Facebook-Alternativen
- Messenger statt Facebook (Snapchat, Peach und mehr)
Haben wir ein wichtiges Netzwerk vergessen? Dann ab damit in die Kommentare!
Große Netzwerke für Berufliches und Privates
„Groß“ heißt in diesem Fall nicht unbedingt „mit massenhaft Nutzern“. Was das angeht, kann sich niemand mit Facebook messen. Dennoch sind diese Dienste wohl den meisten Nutzern geläufig.
Vom Facebook-Killer zum Nischen-Netzwerk: Google+

Seit November 2015 in neuem Design: die Facebook-Alternative Google+. (Screenshot: Google+)
Beim Start 2011 ist Google+ als Facebook-Killer gehandelt worden, mittlerweile ist dieser Anspruch allerdings Geschichte. Das Konkurrenzprodukt aus Mountain View durchlebt einen kontinuierlichen Veränderungsprozess.
Insgesamt haben etwa 2,5 Milliarden Menschen einen Account bei Google+, was aber vor allem daran liegt, das ein solcher Account bis vor Kurzem notwendig war, um andere Google-Dienste nutzen und etwa Youtube-Kommentare abgeben zu können. Der Anteil aktiver Nutzer ist dementsprechend nur ein Bruchteil der auf den ersten Blick stattlichen Zahl. Den „Account-Zwang“ hat Google im Sommer 2015 aufgegeben – und damit die Vision, Google+ zum „unsichtbaren Layer“ zu machen, der alle Dienste über einen persönlichen Account verbindet.
Mittlerweile ist Google+ eines von mehreren Produkten im Google-Portfolio „Photos, Communications and Streams“. Zur Weiterentwicklung des Netzwerks konzentriert sich der Konzern auf die Förderung fachlicher und thematisch orientierter Nutzergruppen, denn bezogen auf bestimmte Themengebiete haben sich von Anfang an lebendige Communities herausgebildet. Auf diese Entwicklung hat Google im November 2015 mit einem Redesign reagiert, das neben den „Communities“ auch „Sammlungen“ („Collections“) hervorhebt, also thematisch sortierte Posts von Nutzern. Diese werden nach dem Login direkt im Newsfeed angezeigt.
Die Möglichkeit, Kontakte in selbst konfigurierte „Kreise“ einzuteilen und genau zu steuern, wer welchen Post sehen darf, besteht auch weiterhin, ebenso wie das beliebte Feature „Hangouts“: Über das Tool lassen sich kostenlose Videokonferenzen mit bis zu zehn Teilnehmern abwickeln, mit Hangouts-on-Air können Gespräche oder Aufnahmen sogar live via YouTube ins Netz gespielt werden.
Für Karrieristen: LinkedIn und XING

Mit „Pulse“ bietet LinkedIn seinen Nutzern die Möglichkeit, eigene Blogbeiträge auf der Plattform zu erstellen und zu teilen. (Screenshot: LinkedIn)
Mit Xing und LinkedIn gibt es gleich zwei beliebte Portale, die sich auf das berufliche Netzwerken spezialisiert haben. Mit mehr als 400 Millionen Mitgliedern aus mehr als 200 Ländern beansprucht LinkedIn den Titel des „weltweit größten Karrierenetzwerks“ für sich. Doch auch Xing weist eine beachtliche Entwicklung auf: Das auf Deutschland, Österreich und die Schweiz spezialisierte Netzwerk kommt in seinem Kerngebiet auf fast 10 Millionen Nutzer – und ist damit in unseren Breitengraden weiterhin erfolgreicher als sein Konkurrent aus Übersee.
Bei LinkedIn können Nutzer sich und ihren Lebenslauf auf Deutsch und Englisch präsentieren, sich mit beruflichen Kontakten verknüpfen und in Fachgruppen zu bestimmten Themen austauschen. Ihre Fachkompetenzen können sie durch andere Mitglieder bestätigen lassen oder diese um eine frei formulierte Empfehlung bitten. Wer eine Person kennenlernen möchte, die sich noch nicht im eigenen Netzwerk befindet, hat die Möglichkeit, sich über einen gemeinsamen Kontakt vorstellen zu lassen.
LinkedIn bietet einen umfangreichen Stellenmarkt sowie Profilseiten für Unternehmen und Agenturen. Auch t3n ist dort vertreten. Über die kürzlich auch in Deutschland gestartete Autorenplattform „LinkedIn Pulse“ können Nutzer sich als Blogger betätigen und ihren Expertenstatus durch eigene Artikel untermauern.

Auch bei XING können Nutzer neben beruflichen Kontakten ausgewählten Publishern folgen. (Screenshot: XING)
Auch das deutschsprachige Netzwerk XING setzt verstärkt auf Inhalte, um seine Stellung am Markt zu festigen. Seit kurzer Zeit können Nutzer des ähnlich wie LinkedIn aufgebauten Karriere-Portals zum Beispiel den Newsfeeds ausgewählter Medien folgen, mit XING Spielraum gibt es ein redaktionelles Portal rund um das Thema „New Work“ und mit XING Klartext ein eigenes Debattenformat innerhalb des Netzwerks.
Ansonsten sind Struktur und Funktionsumfang bei Xing sehr ähnlich wie bei LinkedIn. Insgesamt wirkt Xing etwas aufgeräumter und übersichtlicher als LinkedIn, durch weniger Eigenwerbung in den Gruppen und weniger Kontaktanfragen von Unbekannten mitunter auch verbindlicher, um nicht zu sagen seriöser. Diese Wahrnehmung mag subjektiv sein – das Tor zur Welt bietet in jedem Fall eher das englischsprachige Netzwerk. Fazit: Karrieristen sollten wohl keines der beiden Netzwerke ignorieren.
Netzwerk-Newcomer: Ello und Tsu
„Du bist kein Produkt“: Mit diesem Schlachtruf rechtfertigten die Macher von Ello 2014 ihren Gegenentwurf zum werbefinanzierten Facebook. Kostenlose Accounts, keine Werbung und ein minimalistisches Design sollten Ello zum nächsten großen Ding unter den Social Networks machen. Viele Details hat Ello gut durchdacht und wirklich anders gemacht, etwa individuelle Newsfeeds, umfassende Opt-Out-Möglichkeiten für Datenschutz-Fans oder das einfache Löschen des Accounts. Trotzdem haben die Hoffnungen sich nicht erfüllt: Im Verlauf von 2015 ist Ello eher wieder vom Radar verschwunden als sich zum Mainstream aufzuschwingen. Mittlerweile positioniert Ello sich als Netzwerk für die kreative Klasse und versucht damit, seine Nische zu besetzen.

Tsu gehört zu den Facebook-Alternativen, die den Nutzern Mehrwert bieten wollen – in diesem Fall durch Beteiligung an den Werbeeinnahmen. (Screenshot: Tsu.co)
Ein weiterer Shooting-Star unter den sozialen Netzwerken des letzten Jahres ist Tsu: Das Netzwerk verspricht, seine Werbeeinnahmen mit den Nutzern zu teilen. Seit dem furiosen Start im Oktober 2014 haben sich die Wogen wieder geglättet, still und heimlich ist Tsu aber auf mehr als fünf Millionen Accounts gewachsen, die Nutzer rekrutieren sich aus allen Teilen der Welt. Generiert die Werbung, die im Umfeld eines Tsu-Postings angezeigt wird, Einnahmen, werden der Urheber des Posts und die Kontakte, die ihn geworben haben, an diesen beteiligt. Vor allem für Künstler und Musiker ein attraktives Konzept.
Als Facebook im Herbst 2015 flächendeckend Verlinkungen auf Tsu blockte und auch rückwirkend löschte, reichten die Erklärungsversuche von fehlerhafter API und Ablehnung des Schneeball-artigen Entlohnungssystems von Tsu bis hin zur Vermutung, Facebook habe Angst vor seinem Rivalen. Mittlerweile lassen sich Links auf Inhalte bei Tsu auch wieder bei Facebook teilen. The8App verfolgt einen ähnlichen Ansatz wie Tsu, befindet sich aber noch in der geschlossenen Beta-Phase. Die von Hamburg aus betriebene Community quack site belohnt Nutzer für Freundschaftswerbung und ist darüber hinaus komplett werbefrei, lässt sich aber nur als Premium-Mitglied in vollem Funktionsumfang nutzen.
Facebook-Alternativen mit visuellem Anspruch
Bei Facebook wimmelt es von privaten Fotos und mobil gemachten Schnappschüssen. Wer dabei den optischen Anspruch vermisst, wird glücklicherweise an anderer Stelle fündig: Foto- und Video-Communities, bei denen es auch um die Qualität der Bilder geht, erfreuen sich größter Beliebtheit.
Instagram: Vom Foodie-Friedhof zum boomenden Inspirations-Netzwerk

Visuelle Inspiration: t3n bei Instagram. (Screenshot: Instagram)
Streng genommen ist Instagram keine Facebook-Alternative: Die Foto-Community gehört seit der Übernahme 2012 immerhin selbst zum Zuckerberg-Konzern. Trotzdem legt sie einen anderen Schwerpunkt als ihr großer, blauer Bruder und ist für immer mehr Nutzer – 400 Millionen waren im September 2015 auf der Plattform aktiv, in Deutschland sind es mehr als neun Millionen – die wichtigere Anlaufstelle.
Bei Instagram dreht sich alles um Fotos, die Nutzer dank zahlreicher Filter und Bearbeitungswerkzeuge aufhübschen und ihrem Stream hinzufügen können. Das Netzwerk, beziehungsweise die Abonnenten des Streams, können das Foto liken und kommentieren. Lange Zeit vor allem als Verwahrstelle für auf retro frisierte Essensbildchen verrufen, ist Instagram heute für Millionen von Nutzern der Ort, an dem sie große Teile ihres privaten Lebens in Bildern dokumentieren. Und auch für Marken wird das Netzwerk immer wichtiger.
Pinterest gibt es seit 2010. Seinen Hype in Deutschland hat das Netzwerk 2012 erlebt, seitdem ist es eine feste Größe in der Social-Media-Landschaft. Das Prinzip: Nutzer sammeln Bilder und GIFs an digitalen Pinnwänden, den sogenannten Boards. Die einzelnen „Pins“ können durch andere Nutzer geherzt, kommentiert und an ihren eigenen Pinnwänden weiter geteilt werden. Man kann sowohl anderen Nutzern als auch einzelnen Boards folgen. eigenen Shop anbieten.
Weitere Social Networks finden Foto- und Video-Liebhaber zum Beispiel in EyeEm, YouTube oder Vimeo.
Auf Seite 2 haben wir weitere Facebook-Alternativen für euch gesammelt, unter anderem Microblogging-Dienste wie Twitter und Tumblr, aber auch neue Nachbarschafts-Netzwerke und dezentrale Facebook-Alternativen wie Diaspora und Friendica.