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Facebooks neue Gewinnspiel-Richtlinien: Wo lauern die Gefahren?

Facebook hat die „Promotion-Guidelines” für Gewinnspiele geändert und erlaubt nun auch die Durchführung von Verlosungen direkt auf der Pinnwand. Das war bisher nur über eine App realisierbar – sofern man keine negativen Konsequenzen fürchten wollte. Was auf den ersten Blick wie eine große Erleichterung scheint, ist bei genauerem Hinsehen mit Vorsicht zu genießen. Was es in Zukunft zu beachten gibt, erklärt Facebook-Spezialist Björn Tantau im folgenden Artikel.

Von Björn Tantau
5 Min. Lesezeit
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„Neu” ist nicht immer „gut”

Eigentlich war alles klar: Gewinnspiele auf Facebook sind erlaubt, müssen aber mit einer App realisiert werden. Grundsätzlich kein Problem, lediglich die technischen und finanziellen Hürden für die Erstellung einer Gewinnspiel-App führten dazu, dass auch mal davon abgesehen wurde, eine Verlosung anzubieten.

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Insgesamt gesehen klappte das aber ganz gut. Und obwohl es immer wieder schwarze Schafe gab, die Gewinnspiele trotz Verbot ohne App und auf der eigenen Pinnwand ausgerichtet hatten, war das Thema eigentlich vom Tisch.

Im Facebook-Ökosystem entwickelten sich Anbieter, die Gewinnspiel-Apps gratis oder gegen Gebühr zur Verfügung stellten. Berater und Seminare erklärten gebetsmühlenartig, dass man für Gewinnspiele eine App braucht und das nicht auf der Pinnwand machen darf. Und auch Facebook selbst reagierte gelegentlich mit unterschiedlichen Maßnahmen, wenn jemand gegen die Ausrichtungspflicht per App verstieß.

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Gewinnspiele auf der Pinnwand haben durchaus Vorteile

Klingt also, als hätte es keinen Bedarf zum Handeln gegeben. Bei Facebook war man offensichtlich anderer Meinung und gab die Pinnwand für Gewinnspiele frei. Und wenn man sich das so auf der Zunge zergehen lässt, ist es doch eigentlich eine tolle Sache.

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Ab sofort kann man auf Facebook Gewinnspiele ausrichten, bei denen Nutzer teilnehmen, wenn sie einen Beitrag kommentieren oder liken. Auch Gewinnspiele, bei denen man als Teilnehmer eine Nachricht an den Anbieter schreiben muss, sind nun erlaubt. Und man kann auch Gewinnspiele anbieten, bei denen zum Beispiel der Kommentar mit den meisten Likes gewinnt.

facebook_like

Ab sofort ist die Teilnahme bei Gewinnspielen auch mit einem einfachen „Like” eines Beitrags möglich. (Bild: Thomas Angermann / Flickr Lizenz: CC BY-SA 2.0)

Das alles sind Dinge, die auch vorher schon gern illegal gemacht wurden. Wie bereits erwähnt: Facebook sanktionierte solche Gewinnspiele gelegentlich und dabei flog auch schon mal eine ganze Seite komplett raus – eben weil sie gegen die Richtlinien verstoßen hatte.

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Auch jetzt ist aber nicht alles möglich

Was auch in Zukunft nicht erlaubt sein wird? Das „Taggen” als Grundlage eines Gewinnspiels auf Facebook. Man darf also keine Verlosung starten, wenn man will, dass Nutzer sich in einem Bild markieren oder einen eigenen Post oder ein Bild veröffentlichen, in dem der Ausrichter markiert wird.

Das bedeutet, dass auch das „Teilen” von Beiträgen weiterhin nicht sinnvoll ist. Aus Facebooks Sicht gehen diese Mechanismen zu sehr in den privaten Bereich und man hat wohl Angst, dass darunter die Qualität der Inhalte leiden könnte.

Die gute alte Gewinnspiel-App ist damit vom Tisch, oder? Nein. Auch jetzt kann man natürlich noch via App Gewinnspiele anbieten. Und wenn man sich die Möglichkeiten eines Gewinnspiels direkt auf der Pinnwand anschaut, dann sollte man auch in Zukunft zur App greifen – wenn man den Leuten etwas bieten und auch rechtlich auf der sicheren Seite sein will.

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Probleme bei Informationspflichten

Was Facebook nämlich bei seiner Änderung überhaupt nicht bedacht hat, ist das deutsche Recht. Zusätzlich beißen sich die Anpassungen mit anderen Richtlinien von Facebook. Dazu wird aber nicht wirklich Stellung bezogen und so hinterlassen die aktuellen Möglichkeiten mehr Fragen als Antworten.

So braucht man auch in Zukunft Teilnahmebedingungen – die auch von Leuten, die teilnehmen, bestätigt werden müssen. Wie aber soll man das auf der Pinnwand lösen? Es müsste schon ein sehr langer Post sein, der dann ganz sicher nicht mehr zu einer möglichst schnellen Verbreitung beitragen würde.

Gleiches gilt für den obligatorischen Hinweis, dass ein Gewinnspiel nicht in Verbindung mit Facebook steht. Auch das muss irgendwo deutlich sichtbar und verständlich kommuniziert werden. Und auch wie bisher gilt, dass man die Namen von Gewinnern nicht einfach so veröffentlichen darf. An all diesen Dingen ändert sich also nichts und es ist fraglich, wie man vor allem die eigenen Aufklärungs- und Informationspflichten bezüglich der Teilnahmebedingungen sinnvoll einarbeiten kann.

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Facebook agiert in Sachen Qualität nicht schlüssig

Von der zu erwartenden Qualität ganz zu schweigen. Es mutet schon seltsam an, dass Facebook versucht, den hauseigenen Algorithmus, der gern auch als EdgeRank bezeichnet wird, signifikant zu verbessern, indem man neue Rankingfaktoren einführt und entsprechend berücksichtigt.

Ziel dieser Änderungen soll die Verbesserung der Qualität sein. Der aktuelle Schritt mit den geänderten Richtlinien für Gewinnspiele auf Facebook steht aber im krassen Gegensatz dazu. Schon heute ist bekannt, dass Gewinnspiele in vielen Fällen nicht den gewünschten Effekt erzielen und oft die berühmt-berüchtigten „Gewinnspiel-Touristen” anlocken.

In jüngster Vergangenheit haben vielen Anbieter dazugelernt und richten ihre Verlosungen viel themenrelevanter aus, denn dann bekommt man mit höherer Wahrscheinlichkeit die besseren User – also solche, die auch später mit der Seite auf Facebook interagieren. Trotzdem werden Gewinnspiele auf der Pinnwand, die ohne großen Aufwand „mal eben” gestartet werden, ganz sicher nicht dafür sorgen, dass Facebook qualitativ hochwertiger wird.

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Fokus auf mobile Endgeräte?

Ein Vorteil der Änderung ist, dass Gewinnspiele ab sofort auch mobil funktionieren. Das leuchtet ein, denn die Inhalte der Pinnwand sind auch auf mobilen Endgeräten zugänglich. Und weil Facebook bekanntlich extrem viel Energie in den Ausbau des mobilen Bereichs steckt, ist der Schritt aus diesem Blickwinkel sinnvoll.

Gewinnspiel- und andere Apps funktionieren auf mobilen Endgeräten auch heute noch nicht. Wer bisher Verlosungen angeboten hat, musste sich mit einem Work-Around behelfen und so dafür sorgen, dass auch mobile Nutzer in den Genuss der Aktion kamen.

Neben der zu erwartenden deutlich ansteigenden Interaktionen sind die Vorteile für mobile User also wahrscheinlich ein weiterer Grundfür den Schritt durch Facebook.

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Rechtliche Fragen nicht eindeutig geklärt

Das Thema „deutsches Recht” bleibt problematisch, wie oben bereits angeschnitten. So muss bei einem Gewinnspiel zum Beispiel klar geregelt werden, wer überhaupt teilnehmen darf, wann das Gewinnspiel startet und endet, was genau es zu gewinnen gibt, ob Zusatzkosten wie Versand hinzukommen. Angaben, wie die Preise verlost werden, dürfen auch nicht fehlen.

All das sind Dinge, die deutlich und sichtbar kommuniziert werden müssen, so dass die erklärenden Texte sehr lang werden können. Alternativ kann man auf eine Seite verlinken, wo diese Inhalte entsprechend auftauchen. Das ist eine mögliche Lösung, die aber vermutlich von vielen Usern nicht frequentiert wird.

Wer also ein Gewinnspiel auf der Pinnwand veranstaltet und sich nicht zu hundert Prozent konform verhält, der kann unter Umständen ein Problem bekommen. Sofern die eigenen Inhalte öffentlich sind, kann eine unsachgemäße Handhabung eines Gewinnspiels Abmahnanwälten Tür und Tor öffnen. Wer sicher sein will,  sollte weiterhin mit einer Gewinnspiel-App arbeiten.

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Fazit

Gewinnspiele auf Facebook können dank der aktuellen Änderung auf jeden Fall einfacher veranstaltet werden. Das bedeutet aber nicht, dass auch die Handhabung einfacher wird. Es gibt viele Risiken, die man vorher abwägen sollte, bevor man sich für eine Durchführungsweise entscheidet.

Was anspruchsvolle Gewinnspiele angeht, bei denen man als Teilnehmer mehr tun muss, als einfach nur ein paar Daten anzugeben, ist eine Gewinnspiel-App unumgänglich. Wer seinen Usern und zukünftigen Fans also ein echtes Erlebnis bei der Teilnahme bieten will, der muss auch in Zukunft mir einer App arbeiten.

Auch das Thema „Fan-Gate” lässt sich nur mit einer App realisieren. Wer ein Gewinnspiel auf seiner Pinnwand ausrichtet, wird also höchstwahrscheinlich viel Reichweite und Aufsehen erregen. Es bleibt aber fraglich, ob sich die User, die an dem Gewinnspiel teilnehmen, auch zu Fans machen lassen, mit denen man später eine echte Community aufbauen kann.

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8 Kommentare
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Dein t3n-Team

Benjamin

Hallo Björn, schön aufgeschlüsselt die Thematik. Es gibt noch weitere entscheidende Unterschiede zwischen Pinnwand und App-Gewinnspielen, insbesondere aus sich der Marketer. Ich habe in meinem Blog die wichtigsten Vor- und Nachteile gegenübergestellt. Grüße Benjamin Pinnwand versus App Gewinnspiele

Antworten
HappyContests

Ein sehr empfehlenswerter Beitrag, der ausführlich auf die vielen Stolperfallen von Pinnwandgewinnspielen im Vergleich zur Austragung von Gewinnspielen über entsprechende Apps eingeht. Wer auf Nummer sicher gehen will, kann sich gerne diese facebook konforme Gewinnspiel App anschauen: http://www.happy-contests.de

Antworten
alex.metzger73

Man ist sich im Internet nie wirklich sicher, grade wenn es darum geht eigene Daten rauszugeben oderso. Bei Gewinnspielen über Facebook, finde ich, ist das noch einmal extremer, weil meistens wird ja nur nach dem Zugriff auf die Profildaten gefragt, um das Formular abzuschicken. Und alles was man da auf Facebook steht sollte ja nicht unbedingt für Unbefugte sichtbar sein. Deshalb bin ich mir da auch immer sehr unsicher, ob ich nun an dem Gewinnspiel teilnehmen soll, oder auch nicht, weil ich nicht weiß, in wie weit das nun auch rechtens ist. Trotzdem sind es immer wieder tolle Preise, die locken, deshalb habe ich mich mal ein bisschen im Internet informiert und bin dabei auf einen Blog eines Rechtsanwaltes gestoßen, der einen wirklich guten Artikel zu dem Thema verfasst hat. https://www.aid24.de/rechtsblog/gewinnspiele-bei-facebook-wettbewerbswidrig Das ist mal der Link dazu, wenn ihr das auch mal nachlesen wollte, und immer so unsicher seid, wie ich.

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